Nikos Favoriten

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  • #5223031  | PERMALINK

    melodynelson
    L'Homme à tête de chou

    Registriert seit: 01.03.2004

    Beiträge: 6,004

    Ein schöner Text, nikodemus, der der verstimmten Schönheit dieses Albums gerecht wird. Schade nur, dass der Anlass ein so trauriger sein muss…

    Insbesondere das abschließende Zitat bringt „Forever Changes“ auf den Punkt; er hat sich selbst und einer ganzen Epoche den Nachruf geschrieben: „for the time that I’ve been given’s such a little while“ drückt eine gewisse Endzeiterwartung aus, aber keine Trostlosigkeit: der Wandel setzt das Sterben zwingend voraus. Wie hieß es bereits im Vorjahr? „Columnated ruins domino […] the child is the father of the man.“

    Neben „Forever Changes“, das dieser Tage vollkommen zu Recht als Höhepunkt Lees schaffen herbeizitiert wird, seien von mir zur Ergänzung auch noch die Alben „Da Capo“ und „Four Sail“ empfohlen.

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    #5223033  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Bob Dylan – “Time Out Of Mind”
    (Columbia – 1997)

    Es war das Ende meiner Abi Zeit. Ich war 18, 19 Jahre alt, unglücklich verliebt und kurz davor ein altes Leben hinter mir zu lassen, um ein Neues zu beginnen. Von Dylan kannte ich nicht viel, vor kurzem hatte ich mir eine „ultimative“ Collection im öffentlichen Kaufhaus gekauft, weil mir ein Cover von „Don’t Think Twice“ gefiel und ich auf das Original gespannt war. Dylan war mir kein sonderlicher Begriff, im elterlichen Haus gab es ja nicht mal „Blowing In The Wind“. Das Booklet war eine reine Lobhudelei auf Bob… Bruce Springsteen wurde zitiert („Bob hat unseren Geist befreit, so wie Elvis unseren Körper befreit hat“), der Einfluss auf Dutzende Rock- und Folkmusiker wurde herbeigeführt. Was zum Teufel interessierte es mich, ob Dylan einen Neil Young, Van Morrison, Waits oder sonst wen beeinflusst hat, ich kannte diese Typen alle nicht. Überraschenderweise kannte ich mehr von Dylan, als mir beim Kauf bewusst war – „Don’t Think Twice“, „Mr. Tambourine Man“, „Like A Rolling Stone“, „Quinn The Eskimo“, natürlich „Knockin’ On Heaven’s Door“. Gefallen fand ich hauptsächlich an seinem spartanischen Frühwerk, die vielen restlichen Songs überforderten mich. Ein paar unbekanntere Songs blieben jedoch hängen, darunter auch „Not Dark Yet“.
    Eine Mischung aus allgemeiner Unzufriedenheit und postpubertären Hormonschwankungen brachten mich kurz darauf dazu, mein sauer verdientes Geld in Musik zu investieren. Meine Wahl fiel irgendwann auf „Time Out Of Mind“, immerhin mochte ich “Not Dark Yet” und hoffte einfach mal auf weitere Perlen dieser Art. Was hätte ich auch sonst kaufen sollen, Musikmagazine kannte ich nicht und das Internet war mir noch ein Buch mit mindestens sieben Siegeln.

    Auf der Zugfahrt nach Hause wurde „Time Out Of Mind“ gleich in den portablen CD Player eingelegt. Der Opener, das unheimliche „Love Sick“ erzeugt heimatliche Gefühle. Hier war endlich mal einer genauso schlecht drauf wie ich. ”My feet are so tired, my brain is so wired – And the clouds are weeping”. Es begann zu regnen und es schien, als wäre ich nicht mehr ganz allein mit meinem Schicksal. „Dirty Road Blues“ war eine völlig neue, ungehörte Erfahrung für mich. Doch welche Zeilen konnten meine Situation besser beschreiben als ”Rolling through the rain and hail, looking for the sunny side of love”. Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich mein Bad aus Lethargie und Phlegma kurzzeitig verließ und mit dem Fuß mitwippte. Das war nicht meine eigentliche Intention, gute Laune konnte ich nicht gebrauchen.

    Dementsprechend kam „Standing In The Doorway“ wie gerufen. Dylan schien Zeilen aus meinem (gedanklichen) Tagebuch zu singen. ”Yesterday everything was going too fast – Today, it’s moving too slow // All the laughter is just making me sad // I know I can’t win – But my heart just won’t give in// You left me standing in the doorway crying – Blues wrapped around my head”.
    Die ersten Zeilen von “Million Miles” schlugen in dieselbe Kerbe… ”You took a part of me that I really miss; I keep asking myself how long it can go on like this”.
    “Tryin’ To Get To Heaven schlug dann erstmals hoffnungsvolle Töne an. Zumindest kam es mir so vor. Dylans Worte waren recht einfach gewählt und so war es ein leichtes für mich, jede einzelne Zeile auf mein eigenes scheinbar verkorkstes Leben zu übertragen. ”When you think that you lost everything – You find out you can always lose a little more”… wie Recht er doch hatte. Alles war ok bevor ich mich in dich verliebt habe. Ok, nicht alles, aber ich hätte das schon irgendwie hinbekommen. Den Glauben, den Dylan in Gott zu setzen schien (“But I know God is my shield and he won’t lead me astray“), hatte ich zwar längst verloren, aber an was klammert man sich nicht alles, wenn man verzweifelt ist.

    Der Regen wurde stärker und meine Hoffnungslosigkeit sollte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht haben. ”It’s not dark yet, but it’s getting there” prophezeite Dylan. Aber wenigstens war hier einer, der mein Schicksal teilte. “I’ve still got the scars that the sun didn’t heal“…ok, mir war schon bewusst, dass Dylan hier nicht über meine Hautunreinheiten und diese verdammten Pickel (warum hatte ich die eigentlich noch?) sang, aber auch hier schien er mich irgendwie zu verstehen. Wir hatten beiden irgendwie schon mit der Menschheit abgeschlossen, vielleicht im unterschiedlichen Sinn, aber vormachen konnte man uns nichts mehr… “Behind every beautiful thing there’s been some kind of pain”

    “Cold Irons Bound” riss mich etwas aus meiner Larmoyanz heraus und meine Enttäuschung über diese unglückliche Liebe wich zu kleinen Teilen der Wut. ”There’s too many people, too many to recall
    I thought some of ‚m were friends of mine; I was wrong about ‚m all”
    . Als hätte ich euch nicht schon längst durchschaut. Dylan dehnte und zog die Wörter in diesem wüsten Rocker, spuckte und krächzte. So schnell kriegt ihr uns nicht klein. „To Make You Feel My Love“ machte leider da nicht weiter, wo Dylan mich zurückgelassen hatte. Ein Wechselbad der Gefühle. Diese bezückende Ballade, Dylans schlichtes Pianospiel und dieser rührselige Text konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Bittere Wahrheiten. ”I could make you happy, make your dreams come true”

    Wie Dylan wollte und konnte auch nicht warten, bis sich was änderte. Genauso rhythmisch wie „Can’t Wait“ vorüberzieht, saß ich ungeduldig in meinem Zug und wusste nicht, was ich tun sollte. ”I’m doomed to love you, I’ve been rolling through stormy weather – I’m thinking of you and all the places we could roam together”
    Zum Abschluss “Highlands”, die Reise an einen Ort inneren Friedens und Zufriedenheit. Die monotone, nie enden wollende Suche nach Heimat, die letzte Reise zu einer „time out of mind“. Well, my heart’s in the Highlands at the break of day – Over the hills and far away – There’s a way to get there, and I’ll figure it out somehow – But I’m already there in my mind – And that’s good enough for now

    Angekommen sind wir beide nicht.
    Seltsam, wenn ein alter Mann von alten Zeiten und zukünftigen Zeiten singt und einem jungen Mann damit aus dem Herzen zu sprechen scheint. Wie eine Stimme, die (wie Greil Marcus schrieb) mit 50 Staaten und 400 Jahren auf dem Buckel beladen ist, die gleichen Gefühle von Bitterkeit und Enttäuschung evozieren kann, die mir damals im Zug durch den Kopf gegangen sind. „Time Out Of Mind“ stellt für mich den Soundtrack dieser Zeit dar, diese Zeit des Aufbruchs, der unbefriedigenden Vergangenheit und ungewissen Zukunft. So wurde Bob Dylan für mich zu dem, was Kurt Cobain für die Generation X wurde und „Time Out Of Mind“ wurde zu meinem „Nevermind“. Später fand ich an den kryptischen Texten und den geliebten sprachlichen Manierismen Gefallen, die Bedeutsamkeit meines ersten Dylan Albums konnte indes kein Anderes mehr erreichen…

    Irgendwann bin ich aus dem Zug ausgestiegen. Der Regen hatte nachgelassen, aber der konnte mir sowieso nichts mehr anhaben. „Time Out Of Mind“ war der Aufbruch in eine neue Zeit – Modern Times

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    and now we rise and we are everywhere
    #5223035  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    edit…

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    #5223037  | PERMALINK

    belle

    Registriert seit: 01.02.2006

    Beiträge: 1,048

    schöner text niko. ich hab dylan auch mit gebrochenem herz endeckt. bei mir wars „I Want You“

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    Und ich liege im Bett und ich muss gestehen ich habe große Lust mich noch mal umzudrehn
    #5223039  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Ist halt ein klassischer Herz-Schmerz Barde, der Dylan..;-)

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    and now we rise and we are everywhere
    #5223041  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Das neue Ranking

    01. Nick Drake – „Five Leaves Left“
    02. Bob Dylan – “Time Out Of Mind”
    03. Elliott Smith – „XO“
    04. Elvis Costello – „Blood And Chocolate“
    05. Love – “Forever Changes”
    06. Nick Cave And The Bad Seeds – “The Good Son”
    07. Neil Young – „Time Fades Away“
    08. Curtis Mayfield – „Curtis“
    09. Kate & Anna McGarrigle – „Kate & Anna McGarrigle“
    10. Donny Hathaway – “Everything Is Everything”

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    #5223043  | PERMALINK

    wischmop

    Registriert seit: 26.11.2004

    Beiträge: 6,459

    Sehr schön, auf die erste durchwachsene Platte warte ich immer noch. Ein auch nur in Ansätzen mittelmäßiges review wird’s ohnehin nicht geben, zumindest nicht in den nächsten 3 Monaten (oder sind in Hessen die Semesterferien kürzer?). Bisher würde ich keinem der vorgestellten Alben weniger als **** geben (Hathaway kenne ich nicht), ein persönlicher *****er war allerdings auch noch nicht dabei, kommt aber sicher noch ;-)

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    Es gibt 2 Arten von Menschen: Die einen haben geladene Revolver, die anderen buddeln.
    #5223045  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    Niko, Respekt für die detailgenaue Beschreibung von „Forever Changes“. Ich bin begeistert.

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #5223047  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Merci Wischmop/Norbert. Bisschen Feedback tut immer gut.

    @norbert
    „Forever Changes“ ist ja auch ein grandioses Album, das fällt einem jedes Mal wieder auf, wenn man es auflegt. Zumal man immer kleine Details entdeckt, die einem vorher immer entgangen sind.

    @wischmop
    Nein, die Semesterferien dauern auch in Hessen rund drei Monate, ich habe zwar ein Blockseminar, aber richtig los gehts erst wieder Mitte Oktober. Wann die ersten mittelmäßigen Platten kommen, weiß ich eigentlich auch nicht. Ich weiß ja nicht mal,welches Album ich als nächstes unter die Lupe nehme, das geschieht immer spontan. Zu den Reviews, je mehr man schreibt, desto schwieriger wird es ja auch, so gesehen ist die Chance recht groß, dass das Niveau irgendwann sinkt. Wenn ich Otis und Mikkos 7″ Thread betrachte, dann ziehe ich schon meinen Hut, dass die beiden über Dutzende Singles schreiben können und immer ihren Qualitätsstandard einhalten. Und ein Fünfer wird sicherlich auch noch kommen (ich werf mal einen Blick auf deine Top 50 ;-))

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    and now we rise and we are everywhere
    #5223049  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    nikodemusIst halt ein klassischer Herz-Schmerz Barde, der Dylan..;-)

    Wobei Du mich mit Dylan ja schon überrascht hast… . Wenn ich mir Deine Playlist so ansehe warte ich mal auf „Grievous Angel“… ;-)

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #5223051  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Ja, sind beides Alben, die ich schon aufgelegt hatte und anfangen wollte zu schreiben, hab mich dann aber immer umentschieden… ich sollte mal ne Liste machen mit Alben, die ich beinahe schon besprochen hätte ;-)

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    #5223053  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    @nikodemus: Wieder ein sehr schöner Text! Gestern habe ich mir in einen 2nd hand shop die „Donny Hathaway – Live“ gekauft und bin sehr angetan. Freue mich schon aufs Debüt. Allein für diesen Tipp ist dein thread Gold wert… :-)

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #5223055  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Hab ich schon gelesen im LP Thread, dass du dir die Donny Hathaway – Live besorgt hast. Die ist ebenfalls großartig… Freut mich sehr…

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    #5223057  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Belle & Sebastian – „If You’re Feeling Sinister“
    (Matador Rec – 1996)

    Rein in die wunderbare Welt des Mädchen- und Twee Pop. Stuart Murdoch liest mittlerweile heimlich Kafka und verteilt seine idiosynkratischen Geschichten über die Liebe, Romantik, Frustration und Glaube auch außerhalb des eingeweihten inner circles. Nachdem die famose erste LP „Tigermilk“ auf eine Stückzahl von 1000 Kopien sehr begrenzt war (und recht schnell sehr teuer), sollte „If You’re Feeling Sinister“ das eigentlich Debüt von B&S werden, mit denen sie auch außerhalb von Glasgow erstmals Aufmerksamkeit errangen. Übermäßig groß war diese Aufmerksamkeit jedoch nicht, „Sinister“ hatte keine Singleauskopplungen (geschweige denn Hits), es existierten keine Bandfotos, Belle & Sebastian waren ein wohl gehütetes Geheimnis.

    Ein paar Jahre später entdeckte ich etwas verspätet Belle & Sebastian. Der Name schreckte mich schon etwas ab, mein Phobie vor weiblichen Gesangsstimmen hatte ich noch nicht abgelegt und „Belle“ ließ auf nichts gutes hoffen. Frei nach dem Motto „you can’t judge an album by looking at its cover/name” landete nach einigen zögern “Sinister” in meinem Einkaufskorb. Gleich der Opener „The Stars Of Track And Field“ sollte mir aber die Angst nehmen. Dieser leise Auftritt von Stuart, diese träge, fast teilnahmslose Stimme, einen Hauch Akustik Gitarre und gaaaanz langsam addieren sich Bass und eine E-Gitarre hinzu, ein Cello, Klavier und die Spur einer Orgel bis der Song plötzlich Fahrt aufnimmt, sich zuspitzt, um sich dann wieder zu beruhigen, ein Trompete bläst und am Ende kumuliert alles in einem fast spectoresken Klang Wirr Warr. Das fing schon mal gut an und sollte so fortgesetzt werden… zarte Pianoläufe in „Seeing Other People“, die Harmonica in „Me And The Major“, dieses Wasauchimmer (Klarinette auf Speed?) im Solo von „Mayfly“.
    Irgendwas war bei Belle & Sebastian anders. Klar war das Popmusik, aber anders als ich Pop bis dato wahrgenommen hatte. Einerseits tanzbar („Major“ „Get Me Away From Here I’m Dying“), aber ohne jede Pose, Manierismus oder Selbstdarstellungen und dennoch so clever, tricky und nachdenklich. Musste ich noch schmunzeln bei den ersten Zeilen von „Get Me Away I’m Dying“ ooh! Get me away from here I’m Dying / play me a song to set me free / nobody writes them like they used to / so it may as well be me), bekam ich am Ende des Song doch einen Klos in den Hals, wenn Stuart völlig lethargisch singt: „Said the hero in the story/“It is mightier than swords/I could kill you sure/But I could only make you cry with these words“.

    Eine Popperle reihte sich an die nächste, der paranoiden Hommage „Like Dylan In The Movies“ folgt das süffige, traurige “Fox In The Snow”; der Titelsong mit seinem traurigen Konglomerat aus religiösen Identitätskrisen, Zweifeln, Langeweile und Sex und diesen hingehauchten Earcatcher „but if you are feeling sinister / go off and see a minister / he’ll try in vain to take away the pain of being a hopeless unbeliever“

    Und als ich fast schon mit der Welt meinen Frieden schließen wollte, kam „The Boy Done Wrong Again“ an. „the boy done wrong again / hang your head in shame and cry your life away… all I wanted was to sing the saddest songs / if somebody sings along I will be happy now. Beklemmende Gefühle steigen auf und fast ist einem Stuarts Seelenschau unangenehm. Im abschließenden „Judy And The Dream Of Horses“ kokettiert der Protagonist, diesen ‚saddest song’ zu schreiben, passenderweise ist „Judy“ ein klassischer Gute Laune Popsong mit einer spielerischer Trompete und einer B&S typischen tragisch witzigen Story.

    REM sollten in den 90ern ähnlich rührende Herzensbrecher schreiben, klebten diese aber so mit Pathos voll, als würden sie die ganze Welt alleine retten wollen. Belle & Sebastian verpackten ihre poetischen Tearjerker hinter flotten Melodien, kleinen Hymnen voller Witz, Tragik und Verletzlichkeit, Spontanität und Unschuld. Stuart selbst sagte mal, dass die Songs auf „Sinister“ die besten sind, die er je geschrieben hat, sie aber ärmlich aufgenommen worden wären, welches zu einer Live Neueinspielung führte („If You’re Feeling Sinister: Live at the Barbican“ war über iTunes downloadbar). Was auch immer Stuart im Nachhinein missfiel, „Sinister“ war ein Glücksfall und machte aus B&S die coolest band in indiedom. Heute sind B&S this year’s model und suchen nur noch verzweifelt nach dem naiven Charme des Frühwerks.

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    and now we rise and we are everywhere
    #5223059  | PERMALINK

    meloy

    Registriert seit: 07.01.2006

    Beiträge: 1,378

    Sehr, sehr schöne Texte.
    Elliott Smith, Nick Cave, Curtis Mayfield, Belle & Sebastian… tolle Auswahl.

    Ich hab mir jetzt auch mal Donny Hathaway – Live zugelegt.
    Läuft hier grade zum ersten Mal und gefällt.

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