Nikos Favoriten

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  • #5222881  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    Sonic JuiceBei dieser Vorlage muss ich einfach auf die Riesencoverversion von „Music Arcade“ von GIANT SAND aufmerksam machen, auf der Howe aufs lieblichst-düster-betrübteste mit Evan Dando duettiert (findet sich auf der Best Of No. 3 namens „Selections Circa 1990-2000“ sowie dem Official Bootleg No. 2).

    Das klingt ja wirklich interessant!

    @niko: Danke für die Erläuterung, ich werde mir dann erstmal „Time Fades Away“ anschaffen, dann bei Zeiten sicher auch die anderen. Wobei ich bzgl. der 80er- Alben wirklich glaube, sie nicht unbedingt zu brauchen. Ich bin aber eigentlich ohnehin kein Komplettist (nicht mal RA und Oasis habe ich komplett)…

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    #5222883  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Elliott Smith – “XO”
    (Dreamworks – 1998)

    Wie wohl viele andere auch, entdeckte auch ich Elliott Smith durch Gus Van Sants Film “Good Will Hunting”. Songs von Elliott Smith haben oftmals ähnliche Charakteristika, beim ersten Hören verwundern noch die ungewöhnlichen Melodien und Akkordwechsel, beim mehrmaligen Hören kommen sie einem vertraut vor und irgendwann glaubt man, jede Melodie mitpfeifen zu können.
    Zu der Zeit als Elliott „XO“ aufgenommen hat, hatte er schon einiges in seinem knapp 30jährigem Leben hinter sich. Seine Eltern trennten sich kurz nach seiner Geburt und Elliott zog zusammen mit seiner Mutter nach Duncanville, Texas. Als Jugendlicher entschied er sich bei seinem Vater in Portland, Oregon zu leben. Zu dieser Zeit benannte er sich auch in Elliott um (sein Geburtsname ist Steven Paul Smith). Auf dem College gründete er zusammen mit einem Freund die Band Heatmiser, die aber Punk und Rock spielt, was auch der Grund war, dass Elliott sich von ihnen trennte und von nun an Solo weiter machte. Elliott kam schon als Jugendlicher mit Marihuana in Berührung, später kamen weitere Drogen, Alkohol, Schlägereien und psychische Probleme hinzu. Im Grunde waren Elliott Songs die perfekte Untermalung für „Good Will Hunting“, spiegelte es doch in Ansätzen sein eigenes unzufriedenes Dasein wider. Durch den Erfolg des Film und eine Oscarnominierung des Songs „Miss Misery“ bekam Elliott einen Plattenvertrag bei Dreamworks. Das Resultat davon wurde „XO“, das vielleicht größte und schönste Popmeisterwerk der 90er Jahre.

    Der Opener „Sweet Adeline“ beginnt mit Elliotts vertracktem Gitarrenspiel und ein einer Geschichte von dem Ende einer Beziehung… was für ein passender Auftakt. Beim Refrain addieren sich Drums, Piano und ein Chor hinzu (den Elliott über verschiedene Gesangsspuren immer selbst aufnahm). Am Ende des Songs wünscht sich Elliott nur noch ein Beruhigungsmittel, um den Kopf mal abzustellen und freizukriegen und genau diesen sedativen Effekt strahlt auch seine Musik aus.
    „Tomorrow Tomorrow“ erzeugt eine sehr warme Atmosphäre, Elliotts elegantes Fingerpicking in Kombination mit straightem Strumming, verschiedene Gesangsspuren begleiten seine Stimme und lassen so die Texte noch kryptischer und beängstigender wirken.
    Der Titelsong („Waltz #2“) ist eine Liebesgeschichte über das Verlassenwerden. Eigentlich hat sie ihn gar nicht verdient, sie, die keine Gefühle zeigen kann und irgendwie ist er froh, dass sein Name schon längst aus ihrem Gedächtnis gestrichen wurde… und dennoch, obwohl er das Gefühl hat, „sie“ nie richtig gekannt zu haben, irgendwas hat sie, dass er sie immer lieben wird. „XO“ steht hierbei für „hugs & kisses“, die er sich wohl von seiner Mutter zur Aufmunterung wünschte.
    Das folgende „Baby Britain“ ist eine Hommage an die Beatles, eröffnet durch ein wundervolles Piano erzählt er Elliott die Geschichte einer Trinkerin, die ihr Leben wegschmeißt, weil sie sich nicht helfen lassen will oder kann. Ein toller Popsong, zu dem man tanzen möchte, wenn er nicht so tragisch wäre.
    In „Pitseleh“ erzählt er über eine unglücklichen Liebe zweier Menschen, zu einer einsamen Gitarre fügt sich im Mittelteil ein wunderbares Klavier hinzu und Elliott säuselt

    “they say that god makes problems, just to see what you can stand
    before you do as the devil pleases and give up the thing you love”

    Und so reiht sich eine unglückliche Liebe an die Nächste, ein Popjuwel an das Andere und jeder Song besitzt winzigkleine Details, die jeden Song zu einem kleinen Highlight machen. Im wunderbaren „Waltz #1“(man kann dazu wirklich Walzer tanzen, ich hab’s probiert) raubt mir das Ende immer der Atem, wenn die Streicher einsetzen, das pulsierende, leise Klopfen der Bass-drum wie ein Herzschlag aufhört zu schlagen und Elliott immer wieder „I wish I’d never seen your face“ wiederholt, als würde er um Luft schnappen.
    Wen das immer noch nicht überzeugt hat, sollte sich „Oh Well, Okay“ anhören. Auch hier addieren sich zu Elliotts ruhiger, relativ tiefer Stimme im Mittelteil sehr schöne Streicher bis der Song über geht in die Bridge, die Tonart wird vertieft, wobei Elliott seine Stimme um fast eine ganze Oktave erhöht und die Spannung in ungeahnte Höhen treibt. „Bottle Up And Explode“ ist auch wieder ein perfekter Popsong, wie ihn nur Elliott schreiben konnte, unterschiedliche Tempowechsel, Streicher, Gitarre, Drums bauen einen Spannungsbogen auf, ebben wieder ab und dazu diese dringliche Stimme. Abschließend sei noch das wundervolle „I Didn’t Understand“ erwähnt, wo Elliott Smith sich selbst a cappella in feinster Brian Wilson Manier begleitet mit Harmonien, die einen die Tränen in die Augen treiben.

    „XO“ bleibt mich das Opus Magnum in Elliott Smiths Karriere, auch wenn „Either/Or“ für seinen musikalischen Werdegang vermutlich wichtiger war. Das Rudiment früherer Songs, die komplexen Songstrukturen und Harmonien, werden auf „XO“ weiter mit verschiedenen Farbtupfern wie Piano und Streichern ausgefüllt und führen so dazu, dass „XO“ niemals eintönig klingt. Leider nahm das Schicksal nun mal seinen Lauf und es sollten nur noch zwei wunderbare Alben folgen. Mit „XO“ bleibt er aber zumindest für mich unvergessen.

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5222885  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Keine Angst, ich mache nicht in dem Tempo weiter, Elliott wollte ich aber noch dazu kriegen.
    Bisheriges Ranking

    1. Nick Drake – „Five Leaves Left“
    2. Elliott Smith – „XO“
    3. Neil Young – „Time Fades Away“
    4. Curtis Mayfield – „Curtis“

    --

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    #5222887  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 92,220

    nikodemusDas folgende „Move On Up“ ist wohl der Mayfield Klassiker schlechthin und einer der stärksten Soulsongs aller Zeiten. Eine fantastische Bläserabteilung, Henry Gibson tolle Percussions und dieser grandiose Rhythmus. Acht Minuten reinstes Dynamit…

    Ja, ja und nochmals ja!!!

    --

    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #5222889  | PERMALINK

    wischmop

    Registriert seit: 26.11.2004

    Beiträge: 6,459

    Elliott Smiths Opus Magnum ist zwar m.E. Either/Or und der atemberaubendste Song der Platte „Waltz #2“, ansonsten aber wieder mal eine sehr schöne Auswahl und Beschreibung!

    P.S. Bei mir wäre von den 4 bisher vorgestellten Platten Curtis vorne (vor Five Leaves Left, XO und Time Fades Away).

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    Es gibt 2 Arten von Menschen: Die einen haben geladene Revolver, die anderen buddeln.
    #5222891  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    WischmopElliott Smiths Opus Magnum ist zwar m.E. Either/Or

    Ah oui! Trotzdem schönes Album und schöner Text.

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    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #5222893  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Schon klar, dass ich da in der Minderheit bin, EITHER/OR ist natürlich auch grandios und fast so gut wiei XO ;-)

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5222895  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    Meine Wertung:

    1. Nick Drake – Five leaves left *****
    2. Elliott Smith – XO ****1/2
    3. Curtis Mayfield – Curtis ****1/2
    4. Neil Young – Time fades away ***1/2

    Für mich also eine sehr schöne Auswahl! Nur die „Neil Young Platte“ finde ich nicht ganz so großartig .
    Bin schon gespannt welche Platten noch kommen…. :-)

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #5222897  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    thx Vega.. finde immer interessant, wie andere die Platten sehen. Aber bisher kannst du dich ja nicht beschweren :-)

    Bin schon gespannt welche Platten noch kommen…

    soll ich mal an meinem VAn Morrisson Regal vorbeischauen?? ;-)

    --

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    #5222899  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    @nikodemus: Ja, bitte!! Eine schöne Van Morrison Besprechung lese ich immer besonders gerne…. ;-)

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #5222901  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Da muss ich aber erstmal enttäuschen, VM steht zwar auf der to-review Liste, aber erstmal kommen eine ganze Reihe anderer dran…aber früher oder später kommt auch Van…

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5222903  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,679

    Vega4[…Nur die „Neil Young Platte“ finde ich nicht ganz so großartig .
    […]

    Das wird bestimmt noch… aber wieso in Anführungsstrichen? Ich kann bestätigen, dass das eine richtige Platte ist.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #5222905  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Kate & Anna McGarrigle – „Kate & Anna McGarrigle“
    (Warner Bros./Hannibal – 1975)

    Auf Kate & Anna McGarrigle wurde ich vor ein paar Jahren aufmerksam, als ich mich zunehmend mit der Musik von Kates Sohn Rufus Wainwright beschäftigte.
    Kate und Anna sind kanadische Schwestern aus Quebec, die in jungen Jahren in den Genuss von Klavier- und Musikunterricht durch Nonnen gekommen sind. Als Annas Song „Heart Like A Wheel“ von Linda Ronstadt gecovert und ein Hit wurde, wurden sie alsbald von Joe Boyd (Produzent von Pink Floyd, Nick Drake s.o.), der zu dieser Zeit das Debütalbum von Maria Muldaur aufnahm, auf dem Anna die Background Vocals singen sollte, entdeckt. Aus dieser Zusammenarbeit mit Joe Boyd entstand das viel gelobte Debüt „Kate & Anna McGarrigle“, welches ähnliche Jubelarien und Aufmerksamkeit ernten sollte wie in der jüngsten Vergangenheit die Veröffentlichungen von Rufus.

    Wie es sich herausstellen sollte, besteht das Debüt aus weit mehr als aus einfachen zur Gitarre vorgetragenen Folksongs, die ich nach ein paar Recherchen erwartet hatte. Unterstützt von geschätzten Studiomusikern wie Tony Levin (Bass), Stephen Gadd (Drums) oder Lowell George (Guitar) beginnt das Album mit Kates „Kiss And Say Goodbye“, eine stimmungsvolle Geschichte über die Rückkehr eines Mannes zu seiner Geliebten, um mit ihr eine Nacht zu verbringen und wieder abzuhauen. Unterstützt durch einen tolle Bläsersektion und verwebten sich hier zum ersten Mal die Stimmen der beiden Schwestern zu einer Art Folksoul.
    „My Town“ ist eine Liebeskummerballade die durch das Zusammenspiel von Harmonica und Mandoline brilliert. Im jazzigen „Blues in D“ wird Kate unterstützt durch Joel Tepps sehr spielerische Klarinette.
    Das folgende „Heart Like A Wheel“ ist vielleicht der Klassiker im Oeuvre der McGarrigles. Die ruhig Ballade besticht vor allem in Annas zartem Banjospiel und diesen hohen, feingestrickten Harmonien zwischen Kate und Anna.


    Some say a heart is just like a wheel, when you bend it, you can’t mend it
    And my love for you is like a sinking ship and my heart is on that ship out in midocean

    „Talk To Me Of Mendocino“ ist eine Elegie über das Abschiednehmen, ein leises Orchesterarrangement unterstreicht diese entrückten Stimmen und das schlichte Pianospiel von Kate. „Complainte Pour Ste-Catherine“, eine art französischer Reggaechanson mit imposantem Gesang, Geigen und Bläsern heitert die Stimmung des Albums deutlich auf. Der metaphernreiche „Swimming Song“ stammt im Original von Kates Ex-Mann Loudon, ein optimistischer, trotziger Song in dem Kates markantes Bangospiel besonders gut zur Geltung kommt.

    This summer I went swimming, this summer I might have drowned
    but I held my breath, kicked my feet and I moved my arms around

    “Go Leave” ist ein trauriges Abschiedslied von Kate an die Adresse ihres Ex-Mannes Loudon, sparsam umgesetzt nur mit einer Gitarre sinniert Kate über vergangene Zeiten, als man zusammen lachen und reden konnte bis einem die Wörter aus den Ohren gelaufen sind.
    Der Abschluss bildet „Travellin’ On For Jesus“, ein (wie sollte es anders sein) Gospel mit reichlicher stimmlicher Unterstützung der Band der das Album mit einer optimistischen Note beendet.
    Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Debüt, musikalisch zwar deutlich vom Folk beeinflusst, was aber durch die schiere Anzahl von folkuntypischen Instrumenten deutlich darüber hinausgeht. Ob Hörner, Klarinetten, Streicher oder das markante Akkordeon- bzw. Banjospiel von Kate und Anna, jedes Lied trägt eine eigene Stimmung, wenngleich immer diese einzigartigen hohen Stimmen der beiden Schwestern im Mittelpunkt stehen. Auch wenn oftmals schwermütige Texte besungen werden, schimmern doch in allen Songs Optimismus und eigensinniger Humor durch.

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5222907  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Ranking:

    1. Nick Drake – „Five Leaves Left“
    2. Elliott Smith – „XO“
    3. Neil Young – „Time Fades Away“
    4. Curtis Mayfield – „Curtis“
    5. Kate & Anna McGarrigle – „Kate & Anna McGarrigle“

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    #5222909  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    nikodemusUnterstützt von geschätzten Studiomusikern wie Tony Levin (Bass), Stephen Gadd (Drums) oder Lowell George (Guitar) beginnt das Album mit Kates „Kiss And Say Goodbye“, eine stimmungsvolle Geschichte über die Rückkehr eines Mannes zu seiner Geliebten, um mit ihr eine Nacht zu verbringen und wieder abzuhauen.

    Sie gehen auch ins Kino. Meine Lieblingszeilen: „I know you like to think you’ve got taste / so I let you choose the time and place“.

    Ein großartiges Album, das Du da vorstellst. Danke, Niko.

    --

    To Hell with Poverty
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