Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › Nikos Favoriten
-
AutorBeiträge
-
Vielen Dank für deine Worte, BryterLayter.
Zur Namensgebung (die ja wie so vieles bei ihr nicht genau geklärt ist) hab ich auch schon gelesen, dass sie von dem dt. Filmemacher/Lyriker Nico Denefleh ihren Namen hat.--
and now we rise and we are everywhereHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Legendäre Konzerte: The Concert For Bangladesh 1971
„Kevin allein zu Haus“: Ein Familienfilm ohne Familie
The Beatles: Wie die Aufnahmen zu „Let It Be“ zum Fiasko wurden
Taylor Swift: Alle 274 Songs im Ranking
Stephen King: Die besten Bücher – Plätze 10-01
WerbungSIMON & GARFUNKEL – Sounds Of Silence
Columbia 1966Mitte der 60er Jahre, Paul Simon, ein junger und noch recht unbekannter Singer/Songwriter kehrt nach längerem Aufenthalt in England zurück nach New York, um mit seinem Partner Art Garfunkel den zweiten musikalischen Anlauf zu nehmen, nach dem ihr Debüt, „Wednesday Morning 3 A.M.“ kommerziell wenig Aufsehen erregte. Tom Wilson derweil, Produzent der des Debüts sowie der frühen Dylan Alben bis einschließlich „Like A Rolling Stone“ erkannte die Zeichen der Zeit und elektrifizierte die frühe Folknummer „The Sound Of Silence“ des Erstlings in eine byrdsche Folk-rock Hymne. „The Sound Of Silence“, ein molltrunkenes Lamento über die Unfähigkeit zur Kommunikation, dunkel und trist, getragen von traumhaften harmony vocals unserer beiden Helden, stürmt Anfang 1966 die Charts bis auf #1 und führt zu einer windeseiligen Aufnahme eines neuen, seriösen Albums, eingespielt in lediglich drei Wochen. „Sounds of Silence“ verabschiedete den kargen, allein auf Simons Akustikgitarre basierenden Sound des Debüts und war prall gefüllt mit neuen Songs, die Simon in seiner Zeit in England geschrieben hatte (und auf einem obskuren Solo-Album teilweise bereits veröffentlicht hatte).
Das zentrale Thema von „The Sound of Silence“, welches Simon als „a societal view of the lack of communication“ bezeichnete, strotze aus allen Poren des gleichnamiges Albums, dessen Titel aufgrund der teilweise überladenen Instrumentierung nicht unironisch rüberkommt. So fröhlich die akustischen Fassaden auch klangen, so traurig, deprimierend oder nachdenklich waren doch Simons poetische Verse: „the leaves that are green turn to brown, they wither with the wind and they crumble in your hand”, dichtete Simon während im Hintergrund das Cembalo trillerte. Die Geräusche der Stille und der Mangel an zwischenmenschlicher Kommunikation ziehen sich durch das ganze Album, von den Erzähler im sehnsüchtigen „Kathy’s Song“, der im Plätschern des Regens seiner Liebsten gedenkt, den Dieb in „Somewhere They Can’t Find Me“, der das Mädchen was er liebt verlassen muss bevor sie ihn schnappen, über den Selbstmörder in „A Most Peculiar Man“, dem selbst nach seinem Freitod niemand Beachtung schenkt, bis zu Richard Cory, der hoch angesehene Industrielle, der sich eines Tages einfach eine Kugel durch den Kopf jagt. Im wunderbar lyrischen „April Come She Will“ porträtiert Simon eine junge Liebe vom Aufblühen bis hin in den grauen Herbst. Selbst der schönste Singalong, wie in „We’ve Got A Groovy Thing Going“ ist nichts als die Hymne eines Verlassenen, der nicht verstehen kann, warum Sie gegangen ist. Den misanthropischen Mount Everest besteigt Simon dann im neurotischen „I Am The Rock“, welches Simon in späteren Jahren selbst etwas unangenehm war. Selten war ein dermaßen bissiger Text mit einer schöneren Wohlfühl-Melodie verbunden.
Später wurde die Hastigkeit kritisiert, in der das Album entstand und die uncharakteristische Umsetzung mit den E-Gitarren, dem Bass und den gelegentlichen Bläsern. Dabei hatten die Songs von S&G bis dahin nie mehr Swing und nie gingen die Balladen mehr ans Herz als bei „April“ oder „Kathy’s Song“. Und waren auch die Songs zusammengewürfelt, so hing doch ein Konzept über ihnen, welches die Zeit ihrer Entstehung perfekt widerspiegelte. Schöner als auf „Sounds of Silence“ konnte der byrdsche Sound nicht adaptiert werden, schönere Geschichten als Simon konnten auch die Kinks nicht erzählen, dazu höre ich auch Strukturen raus, die später Love so großartig machten (z.B. in „Somewhere They Can’t Find Me“) und doch war das immer der vintage sound von Simon & Garfunkel.
--
and now we rise and we are everywhereIch besitze inzwischen die LP „Desertshore“ von Nico auch und habe sie bisher 2x gehört. Ich fürchte jedoch, ich kann mich Deinem Urteil nicht anschließen, Nikodemus. Mir geht die Platte, zumindest am Stück gehört, ziemlich auf die Nerven. Einzelne Tracks sind gar nicht mal schlecht und können in einem anderen Kontext vielleicht sogar schön wirken. „My Only Child“ etwa oder auch „Afraid“ und „Janitor Of Lunacy“. Ich glaube jedoch, die Platte wird nicht lange in meiner Sammlung bleiben.
Mein Favorit unter den Nico LPs ist und bleibt „Chelsea Girl“. Und ich bin mir fast sicher, diese LP sowie ihre erste Single auf Immediate „I’m Not Saying“ sind alles, was ich von ihr brauche.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Nun gut, trotzdem danke für die Rückmeldung, vielleicht hörst du sie ja noch mal oder sie wächst noch. Chelsea Girl oder die tolle erste Single ist natürlich eine ganz andere Richtung, die ich ebenfalls sehr schätze.
--
and now we rise and we are everywhereDesertshore ist ein Meisterwerk, so vielfältig wie in sich geschlossen und absolut eigen; es gibt wenig Vergleichbares. Es zieht mich jedesmal in seine eigene dunkle Gefühlswelt hinein und ich bin immer fasziniert und ergriffen. Freut mich sehr, dass Du es hier vorgestellt hast, Niko! Ich habe Deine kenntnisreiche Besprechung erst jetzt gesehen – dabei ist Dein Thread doch einer der wenigen Lichtblicke in diesem Forum! Ich bin auch der Meinung, dass Desertshore noch besser ist als The Marble Index. Das wunderschöne „Afraid“, das ergreifende, bedrohliche, intensive „Mütterlein“ und der Closer „All that is my own“ sind meine Lieblingstracks. (In dem Zitat aus „Afraid“ oben fehlt jeweils das r in „your“, aber das nur nebenbei.)
cease to know or to tell or to see or to be your own
cease to know or to tell or to see or to be your own
have someone else’s will as your own
have someone else’s will as your own
you are beautiful and you are alone
you are beautiful and you are aloneSterne:
Chelsea Girls * * * 1/2
The Marble Index * * * * 1/2
Desertshore * * * * *
Camera Obscura * * *An The End habe ich mich noch nicht herangewagt („Lied der Deutschen“ und so) und Drama of Exile hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht auf dem Schirm.
--
To Hell with PovertyMein Lieblingsthread. Ich liebe es deine Favoriten zu hören und dabei die tollen Texte zu lesen. Großes Kompliment
--
Well I'm going where the water tastes like wine We can jump in the water, stay drunk all the time.BONNIE ‚PRINCE‘ BILLY: I See A Darkness
Domino 1999Der Reiz, das Dunkle der Welt durch die Augen von Will Oldham sehen zu wollen, die seelische Leiter hinabzuklettern und in tiefenlose Abgründe zu schauen, ist leicht zu erklären: Weil er eigene Empfindungszustände, die man selbst nicht in Worte fassen kann oder will, transportiert, Grenzen überschreitet, die man sich selbst nicht traut zu überschreiten, Mauern einreißt oder Gedanken aufruft, die man sich selbst nicht ein- oder zugesteht und so Emotionen durch Melodien und Wörtern katalysiert.
Oldham erschuf für die Reise in die Dunkelheit ein eigenes Augenpaar und inthronisierte sich als Bonnie ‚Prince‘ Billy, angelehnt an einen englischen Königssohn, der aus dem römischen Exil heraus kläglich mit einer versuchten Invasion Englands scheiterte. I See A Darkness greift dieses Motiv auf und beschreibt in elf Poemen das Scheitern der menschlichen Existenz und seiner Beziehungen, der Suche nach Tiefe, Hoffnung und dem Streben nach kleinen Momenten des Glücks.
Und so erzählt Bonnie Billy seine schwer fassbaren und selten greifbaren Geschichten in Moll und Dur über die Ängste, alleine durch’s Leben gehen zu müssen, der Sinnlosigkeit der täglichen Arbeit, fehlenden Mut, Freundschaft, Tod oder Sex und schwankt zwischen Zynismus, Ironie und Witz. Musikalisch schlingert der Prinz durch minimale Arrangements, oftmals reichen dezent gesetzte Pianoakkorde aus, um den Hörer in Wallung zu bringen, während im Hintergrund zarte elektronische Gitarren und streichelnde Besen die sepiengefärbten Bilder umspielen. Stimme und Stimmung sind gedämpft, ein Hauch von Verzweiflung und Fatalismus liegt in der Luft und Billy sucht mit seiner verlorenen Stimme nach Liebe, wo keine Liebe ist, nach Hoffnung in der Aussichtslosigkeit und Licht im Dunkeln.
So verzweifelt und niederdrückend sich das lesen mag und auch stellenweise durchklingt, I See A Darkness ist kein depressives, selbstmitleidiges Evangelium sondern birgt in all seiner scheinbaren Trostlosigkeit eine reichhaltige Schönheit, welcher man sich nicht entziehen kann. Die kataplektischen Momente am Ende von „Normadic Revery“, wenn sich die brüchige Stimme des Prinzen im Dreiklang mit dem Harmoniegesang und einer umherirrenden E-Gitarre überschlägt, in der unglaublichen Langsamkeit und auflösenden Spannung des Titelsongs oder der bedrohlich-traurigen Coda von „Another Day Full Of Dread“: „dread and fear should no be confused, by dread i’m inspired, by fear i’m amused.”. Es schnürt mir immer wieder die Kehle zu.
I See A Darkness gibt keine Antworten auf die universellen Fragen, die Bonnie Billy anspricht, gibt keine Ratschläge, sondern stellt nur fest. Am Ende durch Bonnie ‚Prince‘ Billys Welt kehren wir zurück aus der Dunkelheit und tragen den gleichen emotionalen Rucksack wie zuvor, nur fühlt er sich nun etwas leichter an.
Das Einzige was uns Oldham für den Weg aufwärts der Seelenleiter mitgibt, sind die sonnigen Worte am Ende des hoffnungsvollen „Raining In Darling“: „oh it don’t rain anymore, i go outdoors, where it’s fun to be“. Vielleicht ist die Antwort ja auch so einfach.
--
and now we rise and we are everywhereZum Glück geht es hier weiter. Und dann mit einem Album, dass ich für mich jetzt erst entdeckt habe. Dein Text ist wohl der Auslöse, dass es bei mir klick macht.
Von dem Titelsong kannte ich vorher nur Cash`s Fassung, die ist wohl gewollt noch düsterer ausgefallen.
Das Original find ich dagegen schon fast subtil. Doch, und damit hast du ganz recht, bleibt immer ein Stück Schönheit erhalten.
Sehr interessantes Album. Raining In Darling ist mein Favorit.Wie schätzt du eigentlich Oldham’s (Billy Prince) neues Album im Vergleich zu seinen älteren Alben?
--
Well I'm going where the water tastes like wine We can jump in the water, stay drunk all the time.nikodemusSo verzweifelt und niederdrückend sich das lesen mag und auch stellenweise durchklingt, I See A Darkness ist kein depressives, selbstmitleidiges Evangelium sondern birgt in all seiner scheinbaren Trostlosigkeit eine reichhaltige Schönheit, welcher man sich nicht entziehen kann.
Volle Zustimmung. Ich habe das Album erst vor gut einem Jahr für mich entdeckt und es ist wirklich ein wunderbares Kleinod. Sicherlich nicht Jedermanns Sache, habe vor einigen Wochen einen Missionierungsversuch gestartet und bin gescheitert, aber das macht es vielleicht sogar noch schöner, ein Album zu schätzen, das nicht die ganze Welt mag.
Und allgemein freue ich mich, wieder was von Dir zu lesen, Nikodemus. Wir haben ja durchaus eine Schnittmenge in unserem Geschmack und vielleicht krieg ich noch die ein oder andere Anregung. Soweit. :wave:
--
If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]Danke euch beiden.
@fletcher
Die Arbeiten von Oldham in den Noughties lassen sich kaum vergleichen mit den frühen Palace Sachen und auch nur schwer mit „I See A Darkness“. „Darkness“ ist so ein Karrierehighlight, wie es Oldham nicht mehr schaffen kann, daran messe ich ihn auch nicht, zumal alles was danach kam richtig richtig gut war. Meistens ein bisschen heller, optimistischer, ja vielleicht auch reifer. Das neue Album „Beware“ kann nicht ganz mithalten mit den früheren Großtaten, auch wenn es lyrisch „Darkness“ nicht ganz unähnlich ist. Der Prinz verpackt seine Botschaften aber mittlerweile komplexer, was ihm gut zu Gesicht steht.@moontear
Missionieren habe ich aufgegeben (sieht man von diesem Thread mal ab ;-)), aber wer ein Ohr für Popmusik hat und wer nicht sofort bei Oldhams Stimme wegläuft, für den müsste „Darkness“ doch was sein.--
and now we rise and we are everywhereWieder schön geschrieben, Niko. Nachdem BPB und ich jetzt Buddies sind, befinden sich einige seiner früheren Werke auf dem Weg zu mir, darunter auch dieses. Mal sehen, was sich daraus ergibt.
--
Das freut mich für euch zwei, dass ihr euch annähert. Da dir „Beware“ gefällt, sollte „Darkness“ auch deinen Nerv treffen. Dann halt mich mal auf dem laufenden, wenn es eintrifft. Welche Sachen sind denn noch unterwegs?
--
and now we rise and we are everywherenikodemusDa dir „Beware“ gefällt, sollte „Darkness“ auch deinen Nerv treffen.
Keine zwingende Tatsache!
--
If you try acting sad, you'll only make me glad.@niko: Da Ashitaka sie gestern offerierte: Master And Everyone / Ease Down The Road / I See A Darkness.
--
Großartig! Mögen sie Dir gefallen, Rossi!
--
If you try acting sad, you'll only make me glad. -
Schlagwörter: Faves, Musik-Blog, User Reviews
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.