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Manchmal dauert es nur ein paar Sekunden oder wenige Minuten, in dem eine Stimme, ein einzelner Akkord oder ein Streichereinsatz einem das Leben bedeuten, eine Zeit, die alle Sinne anspricht und vereinnahmt, neue Synapsen verknüpft und man hofft, dass für einen kurzen Moment die Zeit stehen bleiben könnte. Wie einst Bernd Gockel im Special zu den besten Songs aller Zeiten schrieb, kann ein Song, die kleinste sinnvollste Einheit der Popmusik, einem oft mehr bedeuten als ein ganzes Album.
In diesem Thread möchte ich ähnlich den 7’’ Fave Threads Tracks und Songs vorstellen, die mich geprägt und beeinflusst haben und ohne die das Leben für mich ein ganzes Stück ärmer wäre. Da viele dieser Songs nie als Singles erschienen sind und meine Singles Sammlung (noch) zu klein für solch einen Thread ist, werde ich Songs/Tracks aufführen, die entweder als Single, als Album Track oder auf einer Compilation erschienen sind.
Übersicht:
#1: The Smiths – There Is A light That Never Goes Out
Neil Young – Philadelphia
Buzzcocks – I don’t mind
#2: The Beatles – A Hard Day’s Night
Petula Clark – Down Town
The Byrds – Turn Turn Turn
The Beach Boys – God Only Knows
#3: Bob Dylan – ‚Cross The Green Mountain
#4: Rufus Wainwright – Dinner At Eight--
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THE SMITHS – There Is A Light That Never Goes Out
Album: The Queen Is Dead 1986, als Single 1992
Meine erste Begegnung mit THE SMITHS war “The Queen Is Dead”, ein Album welches als Klassiker verschrien ist und dessen Bedeutung ich mir hart erarbeiten musste. Ein rauer aber melodischer Sound, ungewohnte Akkordfolgen und der weiche, feminine Sound von Morrissey empfand ich zwar als ungewöhnlich, besonders berühren konnte es mich aber nicht. Welch Narr ich war erschloss sich erst mit der Zeit. Gerade weil frühe Ablehnung nur selten auf späte Liebe trifft, traf mich der Schock von „There Is Light That Never Goes Out“ umso härter, als ich die Größe dieses Songs erkannte. Wie Johnny Marrs künstliches Streicherarrangement die Worte des verletzten Morriseys umspielt, diese Sehnsucht nach der einen Liebe, die Dramatik im Refrain und die Fantasie des gemeinsamen Sterbens. Eine schönere Hymne über Teenager Ängste muss erst noch geschrieben werden.
NEIL YOUNG – Philadelphia
OST: Philadelphia 1994, Single 1994
Meine erste Bekanntschaft mit Neil Young war eine unbekannte und spielte sich irgendwann Mitte der 90er ab. Ich saß gebannt vor meinem Fernseher und hatte Tränen in den Augen, weil Andy nach jahrelangem Kampf gegen AIDS und seine Arbeitgeber den Kampf um sein Leben verlor. Auf der anschließenden Trauerfeier traf sich seine Familie und schaute sich alte Videoaufnahmen von Andy als Kind an, während im Hintergrund eine hohe, zittrige Stimme eine einsame Hymne über die Schuld von Liebe sang. Wie und warum sollte gegenseitige Liebe schlecht sein, fragten sich der ominöse Sänger während dessen ich – immer noch mit Tränen in den Augen – näher an mein TV Gerät rückte um die Melodie und Neil Youngs Stimme auf meinem alten Kassettenrekorder aufzunehmen. Philadelphia hörte ich immer wieder und erst Jahre später, als ich Neil längst erlegen war und den Mitschnitt von einem Neil Young Konzert auf 3sat sah, erkannte ich, dass es Young selbst war, der vor vielen Jahren direkt mein Herz berührte und vielleicht schon den Grundstein für meine spätere Liebe legte.
BUZZCOCKS – I Don’t Mind
Another Music In A Different Kitchen 1978, Singles Going Steady 1979, Single 1978
Eine noch recht frische Liebe verdanke ich den Buzzcocks und indirekt diesem Forum, welches mich mit „Ever Fallen In Love“ auf die Buzzcocks aufmerksam gemacht hat. Nach Erwerb der Singles-Compilation „Singles Going Steady“ hoffte ich auf mehr Punk-Pop Meilensteine und wurde mit „I Don’t Mind“ mehr als fündig. Nach einem kurzem Schlagzeugeinsatz stürzen sich Buzzcocks auf ein glückmachendes, melodisches Etwas über Augenwischerei und Täuschungen in einer Beziehung, Realitätsverluste, Unsicherheiten und verletzten Stolz. Alles prall gefüllt mit verzerrten Gitarren, langen Uuuhs und Aaahs und meinem persönlichen Synapsenknipser beim sensationellsten einfachem Gitarrensolo, was man sich vorstellen kann. Mehr Pop im Punk geht beim einem der schönsten mir bekannten Singalongs nicht.
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and now we rise and we are everywhereSchöne Idee, niko!
Zu „There Is a Light…“: Den Track habe ich nie als „Hymne über Teenager Ängste“ verstanden, sondern vielmehr als eine überaus ätzende Parodie darauf. Was du als „die Worte des verletzten Morriseys […], diese Sehnsucht nach der einen Liebe, die Dramatik im Refrain und die Fantasie des gemeinsamen Sterbens“ bezeichnest, fand ich immer hochgradig komisch. Gerade deshalb ein grandioser Track!
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]Ja, der Text ist natürlich überzogen, vielleicht parodiert Morrisey die ganze Gefühlsduselei, er bringt das aber mit purem Ernst rüber, ich glaube ihm da jedes Wort, nehme ihn aber nicht unbedingt wörtlich.
PS. Ich hab das Buzzcocks Bild ja schon verkleinert, sieht aber immer noch dämlich aus mit dem Ausrufezeichen und dem Vorsicht Resized Schild. Wie groß dürfen Grafiken denn neuerdings sein?
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and now we rise and we are everywherenikodemusich glaube ihm da jedes Wort, nehme ihn aber nicht unbedingt wörtlich.
Das musst du mir erklären. Gleichzeitig Parodie und purer Ernst – wie geht das zusammen?
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]Erstmal eine klasse Idee, dieser Thread, nikodemus!
Auch bei mir haben die Smiths einige Monate gebraucht, dann aer voll gezündet – vor allem auch dieser Track. Deine Empfindungen kann ich komplett unterschreiben.
Die Ansicht Declan MacManus‘ kann ich ebenfalls nachvollziehen, schöner – und vor allem ergreifender – ist der Track aber, wenn man ihn so wie nikodemus interpretiert, finde ich.--
Declan MacManusDas musst du mir erklären. Gleichzeitig Parodie und purer Ernst – wie geht das zusammen?
Ich weiß es nicht, wie du schon geschrieben hast, ist Morrisey nie zu fassen, vielleicht ist es als überdrehte Parodie gemeint, da der Text schon ziemlich extrem ist. Allerdings trägt es Morrisey mit einer derartigen Ernsthaftigkeit vor, dass ich ihm glaube, was er singt und ich denke mal, dass sich tausende Teenager (und vielleicht auch ältere) gut in diese Person reinversetzen können. Wer von uns noch nie so verliebt war und blöde Dinge getan oder gedacht hat, werfe den ersten Stein (von einem Doppeldeckerbus überfahren zu werden ist natürlich schon recht extrem).
Mehr gerne später, leider muss ich nochmal weg.
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and now we rise and we are everywhereSehr schöner Thread. Weiterpflegen, niko!
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Schöne Idee! Und ein wirklich guter Anfang!
nikodemusLos geht’s:
…“The Queen Is Dead”, ein Album welches als Klassiker verschrien ist und dessen Bedeutung ich mir hart erarbeiten musste. Ein rauer aber melodischer Sound, ungewohnte Akkordfolgen und der weiche, feminine Sound von Morrisey empfand ich zwar als ungewöhnlich, besonders berühren konnte es mich (?). Welch Narr ich war …Fehlt da eventuell ein „nicht“?
Systematic DrummerDie Ansicht Declan MacManus‘ kann ich ebenfalls nachvollziehen, schöner – und vor allem ergreifender – ist der Track aber, wenn man ihn so wie nikodemus interpretiert, finde ich.
nikodemusIch weiß es nicht, wie du schon geschrieben hast, ist Morrisey nie zu fassen, vielleicht ist es als überdrehte Parodie gemeint, da der Text schon ziemlich extrem ist. Allerdings trägt es Morrisey mit einer derartigen Ernsthaftigkeit vor, dass ich ihm glaube, was er singt und ich denke mal, dass sich tausende Teenager (und vielleicht auch ältere) gut in diese Person reinversetzen können. Wer von uns noch nie so verliebt war und blöde Dinge getan oder gedacht hat, werfe den ersten Stein (von einem Doppeldeckerbus überfahren zu werden ist natürlich schon recht extrem).
„There is a Light that never goes out“ war der erste Smiths-Song, den ich wirklich geliebt habe (und da war ich noch Teenager). Ich habe ihn niemals als Parodie verstanden, NIE, nicht einmal ansatzweise (und ich denke auch, dass Morrisseys Vortrag nicht darauf hinweist). „To die by your side is such a heavenly way to die“ – das kam mir absolut verständlich vor, romantisch halt. Konnte ich mich da reinversetzen? Aber sicher doch! (Ich habe mir natürlich nicht ernsthaft vorgestellt, von einem Bus überfahren zu werden.)
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To Hell with PovertySchöne Idee, Niko! Und drei wunderbare Songs zum Einstieg. Ich verstehe „There’s A Light …“ auch nicht ironisch.
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Vielen Dank für’s Feedback, das erste Ranking:
01. THE SMITHS – There Is A Light That Never Goes Out
02. BUZZCOCKS – I Don’t Mind
03. NEIL YOUNG – Philadelphia--
and now we rise and we are everywhereTHE BEATLES – A Hard Day’s Night
Album: A Hard Day’s Night 1964; Single 1964
Neben Simon & Garfunkel waren die Beatles die einzigste Band in der Plattensammlung meiner Eltern, die mich als Kind interessiert hat und ich sozusagen schon mit der Muttermilch aufgesogen habe. Meine ersten musikalischen Erinnerungen fallen zurück auf einen grauen Wintertag in dem ich in meinem Zimmer Bücher las und auf einer Kassette immer wieder Aufnahmen der frühen Beatles lauschte. Auch wenn ich kaum ein Wort verstand, konnte ich doch beinahe jedes Lied mitsangen was aus dem Rekorder klang. Im Nachhinein sind das meine liebsten Erinnerungen an die Beatles und gerade bei Tracks wie „A Hard Day’s Night“ sprang der Funke über. Schon die Dynamik des Eröffnungsakkordes, der schnelle, hektische Gesang, flüssige der Übergang in die Bridge, der laute Schrei des Sängers. Das war Ernst aber auch Spaß und der Beginn meiner Revolution im Kinderzimmer.
PETULA CLARK – Down Town
Single 1964
Meine erste weibliche musikalische Liebe traf mich lange bevor ich so etwas wie Sixties Girls Pop oder Blue Eyed Soul kannte. Es muss Ende der 80er gewesen sein, als meine Schwester eine Musikkassette mit nach Hause brachte und ich zum ersten Mal das entdeckte, was später wohl zu meiner Liebe zu Dusty Springfield, den Ronettes oder den Supremes führte. Das zarte Piano Intro, das Glockenspiel und die dramatischen Streicher nahm ich zuerst höchstens unterbewusst war, vor allen Dingen war da dieser Beat, diese klare Stimme und immer wieder lalala Downtown, tralala Downtown… Für einen Knirps wie mich war das ziemlich beeindruckend und logischerweise völlig anders als das, was ansonsten zu der Zeit im Radio oder auf den Kassetten meiner Schwester lief. Noch heute höre ich Petula Clark gerne und versetze mich zurück in meine Kindheit und höre sie singen…„you can forget all your troubles, forget all my cares…down town“
THE BYRDS – Turn, Turn, Turn
Album: Turn Turn Turn 1965, Single 1965
Das erste Mal verliebt in ein Nachbarsmädchen, auf dem Sofa sitzend und vorsichtig Blicke austauschend, während im Hintergrund die Byrds liefen. Es war Anfang der 90er und die goldenen 60er bereits lange vorbei, als die Byrds zu einer der Bands meiner frühen Pubertät wurden. In Songs wie „Mr. Tambourine Man“, „I’ll Feel A Whole Lot Better” und vor allem “Turn Turn Turn” läuteten die Byrds buchstäblich eine neue Zeit für mich ein. Zwar tanzten wir nicht dazu, aber dieser jingle-jangle Morning und diese Zeiten die McGuinn besang, a time of love, a time of hate, a time to laugh, a time to weep, weckte auch in uns neue Gefühle, ein neuer Beginn des Erwachsenwerdens mit allen Problemen und Freuden die diese Zeit so mit sich bringt.
THE BEACH BOYS – God Only Knows
Album: Pet Sounds 1966; Single 1966
Die Beach Boys sind wohl eine dieser Bands, wie es sie nur eine Hand voll gibt, die fast jeder (Nachgeborener) in seiner Kindheit bewusst und unbewusst mitbekommt. „Fun Fun Fun“, „California Girls“ oder „Good Vibrations“ habe ich wohl dutzende Male im Radio, Fernsehen oder woanders gehört. Auf „Pet Sounds“, meinem ersten eigenen Beach Boys Album stachen mir aber nicht die allseits bekannten „Wouldn’t it Be Nice“ und „Sloop John B“ ins Auge, sondern das Rasseln und die Hörnereinsätze in „God Only Knows“, diesem wundervoll verzweifelten Liebeslied mit Carl Wilson unschuldigem Tenor, dem schüchternden Bass, der wie ein Herz zu pochen scheint, gepaart mit den unvergleichen Harmonies der Beach Boys und dieser unglaublichen Harmonie- und Akkordfolge (wie lange saß ich am Klavier um „God Only Knows“ auch nur halbwegs nachspielen zu können?). Auch wenn immer eine mittelschwere Melancholie mitschwimmt, gibt es kaum einen anderen Track, der mich immer so glücklich und zufrieden zurück lässt wie „God Only Knows“ nach diesen knappen drei Minuten.
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and now we rise and we are everywhereHerrlich plastisch geschildert. Das ist eine Herangehensweise an Musik, die mir sehr symphatisch ist. Und die genannten Songs sind natürlich Paradebeispiele für die Faszination der 60er auf eine Generation, die noch gar nicht auf der Welt war. So oder ähnlich gings mir auch.
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?Gratulation zu diesem Thread, Niko.
Vor allem Deine persönlichen Schilderungen machen die Sache für mich interessant. Weiter so!
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Dank an wa und foka:
Hier ein aktuelles Ranking
01. THE SMITHS – There Is A Light That Never Goes Out
02. THE BEACH BOYS – God Only Knows
03. BUZZCOCKS – I Don’t Mind
04. THE BEATLES – A Hard Day’s Night
05. NEIL YOUNG – Philadelphia
06. PETULA CLARK – Down Town
07. THE BYRDS – Turn, Turn, Turn--
and now we rise and we are everywhere -
Schlagwörter: Faves, User Reviews
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