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28.11. 1969. letzte studioaufnahmen in diesem jahr. „trevere“, „the big green serpent“, zwei versionen von „the little blue frog“. komische tiere also. das ist dann tatsächlich „bloß zwischendurch“, ein offener jam, kaum motive, nichts durchgearbeitetes. die workingband ist wieder zusammen, ohne shorter allerdings (grossman darf sogar ein ersatz-solo spielen). die auffächerungen sind brooks am e-bass, cobham an der triangel, hancock am zweiten e-piano, larry young an orgel und celesta, maupin natürlich – und sitar, tabla, cuica. es geht alles wunderbar zusammen aber führt nirgendwo hin.
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Werbungvorgartenja, so war das wohl gedacht und hat sich zu grandiosen collagen gefügt. aber ich höre das rohmaterial mittlerweile als kostbare happenings, in deren sound für mich ganze welten gespeichert sind. aus der sitar-phase mag ich sowieso keinen ton missen. die complete bitches brew sessions empfehlen sich aber außerdem wegen ihres klangs, der bei diesem gebräu möglichst transparent sein muss, um spaß zu bereiten.
noch dazu finde ich es gerade unfassbar, wie das quintet live in ganz europa die hütte abbrennt und dann ein paar tage später plötzlich mit sitar und cuica wieder ganz woanders sein kann, obwohl die welt noch drei schritte hinterher hinkt…Es gibt ja so eine Anekdote oder sowas, wo ein Hörer, Kritiker oder sowas zu Miles sagt „Miles, ich kann Dir nicht folgen.“ und Miles zurückfragt „Soll ich etwa auf Dich warten?“
Kann Miles natürlich nicht. Ich denke, eine von Miles am meisten herausragenden Fähigkeiten war, den Mut zu haben, auf nicht kartografiertes Gebiet vorzustoßen und dort bislang unerwartetes und -erhörtes zu entdecken. Oder zu erfinden.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
vorgarten
28.11. 1969. letzte studioaufnahmen in diesem jahr. „trevere“, „the big green serpent“, zwei versionen von „the little blue frog“. komische tiere also. das ist dann tatsächlich „bloß zwischendurch“, ein offener jam, kaum motive, nichts durchgearbeitetes. die workingband ist wieder zusammen, ohne shorter allerdings (grossman darf sogar ein ersatz-solo spielen). die auffächerungen sind brooks am e-bass, cobham an der triangel, hancock am zweiten e-piano, larry young an orgel und celesta, maupin natürlich – und sitar, tabla, cuica. es geht alles wunderbar zusammen aber führt nirgendwo hin.
Macht auch die Güte einer Zeit bewusst in welcher nicht jeder eingeschlagene Weg zu einem vordergründigen bzw vorgefassten Ergebnis führen musste ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy tail windUnd es ist nur die Phrase „Güte einer Zeit“, die mir etwas aufstiess, sonst keine Einwände. „Güte einer Zeit“ suggeriert halt (wenn auch nur unterschwellig) einen darauf folgenden Niedergang oder wenigstens, dass diese gemeinte Zeit besser sei als die jetzige – und dagegen dann mein oben formulierter Gedanke, denn „besser“ ist eine Meinung, „anders“ ein Fakt, und letzteres kann man dann auch trefflich analysieren, auch ersteres mag man sich einig sein, aber es führt nirgendwohin (ausser in eine Bubble, wo alle glücklich weil einig sind, aka Internet/Social Media).
soulpope meinte vielleicht eher, dass damals teure ressourcen, studios, personal, zeit, dafür aufgewendet wurden, etwas zu produzieren, dessen bestimmung sich erst später hat ergeben können. während man sich heute eher bei den impulsen des individuellen bedroom producing erst dann bedient und sie groß macht, wenn sie bereits ihre verwertbare bestimmung gefunden haben. aber kulutrkritisch mag ich das auch nicht bewerten – viele andere hatten 1969 die möglichkeiten eines miles davis nicht.
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
gypsy tail windBei „Güte“ schwingt mir doch eine Prise zuviel Kulturpessimismus mit … Jazz (oder auch Pop, Rock, you name it) ist ein kurzes historisches Ereignis, wir mögen diesen Zeiten nachtrauern, besser waren sie nicht, anders schon. Dass zu anderen Zeiten andere Kunst gemacht wird, ist eine Binsenweisheit, und in der Tat mag man manche Erscheinungsformen der Gegenwart müde belächeln (das tue ich ja auch fast ohne Unterlass), aber bei den Begriffen sollte man dennoch vorsichtig sein, finde ich.
Kulturpessimusimus ? Weis ich nicht, (bei mir) einfach ein lebendiges Betrachten ohne in nachsichtiger Ehrfurcht zu erstarren …. Und der Auslöser? „vorgartens“ fast schon lakonischer Schlußsatz „es geht alles wunderbar zusammen aber führt nirgendwo hin“ …. der mich zum Nachdenken anregte ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Und es ist nur die Phrase „Güte einer Zeit“, die mir etwas aufstiess, sonst keine Einwände. „Güte einer Zeit“ suggeriert halt (wenn auch nur unterschwellig) einen darauf folgenden Niedergang oder wenigstens, dass diese gemeinte Zeit besser sei als die jetzige – und dagegen dann mein oben formulierter Gedanke, denn „besser“ ist eine Meinung, „anders“ ein Fakt, und letzteres kann man dann auch trefflich analysieren, auch ersteres mag man sich einig sein, aber es führt nirgendwohin (ausser in eine Bubble, wo alle glücklich weil einig sind, aka Internet/Social Media).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadas vienna concert kenne ich gar nicht, aber am avatar kann ich natürlich anschließen (und müsste vielleicht ohnehin in den entsprechenden thread umziehen?).
27./28. januar 1970. erste studioaufnahmen im neuen jahrzehnt, nachdem es im dezember noch ein paar mehrtätige live-engagements der nunmehr zum sextett angewachsenen band (plus moreira, shorter ist wieder mit dabei) gab, toronto, new york, washington, philadelphia. der gitarrist sonny greenwich soll eingestigen sein, den kenne ich trotz blue note aufnahmen gar nicht, aber klar, miles wollte einen gitarristen, wenn er schon mal auf dem hendrix-trip ist, und mclaughlin macht krach mit lifetime und steht nicht zur verfügung (komisch: shorter hatte gerade mit sonny sharrock aufgenommen, der wäre doch was gewesen…).
am 27. zwei albumseitenlange ungeschnittene grooves, „lonely fire“ und das wunderbare „guinnevere“, mit crosby, stills & nash teilte man sich ja jetzt ab und zu die bühnen. das sextet schwebt über der sitar- und tampura-drone, den extra-raum kriegen zawinul, maupin, cobham und mclaughlin. es kommen andere sounds hinzu: corea setzt jetzt verstärkt ring-modulator ein und miles spielt (meines wissens) auf „guinnevere“ zum ersten mal mit einem elektrisch modifizierten trompetenton, der einen dämpfer simuliert. instrumente, die ins geräusch führen oder aus dem geräusch zum ton. und das auf der grundlage einer polyphonen ballade, die überhaupt nur akustische gitarrenarrangements aufbietet, um möglichst zärtlich zu formulieren. miles setzt auf trance, unendlich vor sich hin groovende, fast stillstehende bass-vamps, schwebesounds, die sich verhaken und wieder lösen, mitschnarrende saiten indischer oder brasilianischer herkunft, verzerrungen. aufgeladene atmosphären, in den transparenten pausen knistert es.
in „feio“ vom nächsten tag fehlt die sitar, dafür gibt es noch mehr gestörtes keyboard und gitarre. „double image“ ist dann ein ziemlich fett eingemachter, aber an keiner stelle dramatisierter rockgroove, zu dem shorters solo keine wirkliche geschichte einfällt. das machen sie in der nächsten session nochmal neu.
Macero: „Come on, more, more.“
Davis: „Ring, ring, ring, ring, ring…“
Macero: „Sock it to me!“
Davis: „Teo, please don’t say that…“--
ich meinte natürlich, dass sharrock ein tolles festes mitglied der davis-live-band gewesen wäre, zu den studio sessions wird er ja demnächst mal dazustoßen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
gypsy tail windUnd es ist nur die Phrase „Güte einer Zeit“, die mir etwas aufstiess, sonst keine Einwände. „Güte einer Zeit“ suggeriert halt (wenn auch nur unterschwellig) einen darauf folgenden Niedergang oder wenigstens, dass diese gemeinte Zeit besser sei als die jetzige – und dagegen dann mein oben formulierter Gedanke, denn „besser“ ist eine Meinung, „anders“ ein Fakt, und letzteres kann man dann auch trefflich analysieren, auch ersteres mag man sich einig sein, aber es führt nirgendwohin (ausser in eine Bubble, wo alle glücklich weil einig sind, aka Internet/Social Media).
Hab nach einer opulenten „Götterdämmerung“ in Erl gestern abends Deine Replik (weil auch hierher verschoben) erst jetzt gesehen – Romantisieren war meine Intention nicht …. auch wenn mir diese Patina durch zu geringe Produktionsankaeufe nach 1990 mglw anhängt
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Miles Davis Bootleg Series Vol. 5
http://www.plosin.com/milesahead/mdNews.html
from Sony:
„To continue with the year of Miles Davis we have another installment of the successful Bootleg Series set for release on October 14th. Miles Davis Quintet: Freedom Jazz Dance: The Bootleg Series, Vol 5 focuses on the music recorded by the 2nd Great Quintet of Miles Davis from 1965 to 1968. The 3CD set features studio sessions of key tracks from the albums recorded in that time frame and includes dialogue between Miles and the rest of the quintet. Fans will get to experience the evolution of these songs and then hear the master take as well. This year is also the 50th Anniversary of Miles Smiles which makes up a big portion of this release.“
2nd Great Quintet of Miles Davis:
Miles Davis – Trumpet
Ron Carter – Bass
Herbie Hancock – Piano
Wayne Shorter – Saxophone
Tony Williams – DrumsTRACK LIST
Disc 1:
1. Freedom Jazz Dance (session reel) 23:15
2. Freedom Jazz Dance (master take) 7:14
3. Circle (session reel) 11:45
4. Circle (take 5 – closing theme used on master take) 5:23
5. Circle (take 6 – released master take excluding closing theme) 5:48
6. Dolores (session reel) 5:17
7. Dolores (master take) 6:23Disc 2:
1. Orbits (session reel) 14:44
2. Orbits (master take) 4:41
3. Footprints (session reel) 5:48
4. Footprints (master take) 9:52
5. Gingerbread Boy (session reel) 3:44
6. Gingerbread Boy (master take) 7:45
7. Nefertiti (session reel) 11:05
8. Nefertiti (master take) 8:04Disc 3:
1. Fall (session reel) 19:44
2. Fall (master take) 6:40
3. Water Babies (session reel) 8:33
4. Water Babies (master take) 5:09
5. Masqualero (alternate take/take 3) 7:59
6. Country Son (rhythm section rehearsal) 7:43
7. Blues In F (My Ding) 7:29
8. Your Eight (Miles Speaks) 0:06
** All session tracks are previously unreleased**</div>--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbawas für ein quatsch. oder?
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Na ja, „fly on the wall“ spielen bei den Aufnahmen für „Circle“ und andere Klassiker finde ich nicht ganz ohne Reiz.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaalso wenn ich dann endlich mal verstehe, wie tony williams auf den freedom-jazz-dance-beat gekommen ist, meinetwegen.
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6. februar 1970. „recollections“, „take it or leave it“, nochmal „double image“. noch mal studio, noch mehr zawinul-material: einfache, rührendschöne melodien, auf der grundlage eines akkords. fast 20 minuten trance über „recollections“, jeder trägt nur höchstsparsam zu dieser fußspitzenmusik bei, die unisono-melodie diesmal nur miles und shorter, mclaughlin garniert etwas, corea und zawinul schicken sounds from outer space, cobham und dejohnette und moreira macxhen minimal percussion. eine sitar ist zu hören, obwohl sie nirgends (losin, booklet) verzeichnet ist. holland langweilt sich auf einem ton. unfassbar schöne aufnahme. danach noch ein ähnlich gelagerter sketch und das aggressiv richtung hendrix von mclaughlin exekutierte „double image“. beides tatsächlich ohne sitar. merkwürdig.
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18. februar 1970. „willie nelson“, 2 takes, 2 inserts. ganze 14 mal geht miles in der ersten jahreshälfte ins studio. die zawinul-schwebemotive weichen dabei nach und nach veritablen rock-vamps. die band selbst wird kleiner und knackiger. das scharfkantige „willie nelson“ ist ein erster vorgeschmack – holland fetter bass-vamp, in den lücken spielt mclaughlin ein verzerrtes riff, miles und benny maupin steuern ein kürzelmotiv dazu, das nichts mehr mit zawinuls melodien zu tun hat. corea und sonny sharrock sind für die psychedelischen geräusch-interventionen zuständig. dejohnette reduziert seinen hyperaktiven live-stil auf einen abstrakten funk (den er hier noch nicht an cobham abgibt). großartig sind die subtilen intensitäts-shifts und überhaupt die verbindung von funk und geräuschabstraktion. was macero aus sowas am ende machen wird (JACK JOHNSON, „go ahead john“) erzählt nochmal eine ganz andere geschichte, die hier noch nicht interessiert.
großartig, wie sharrock diese musik bereichert, mit seinen splitter-sounds, die eine komplementäre, intellektuelle dreckigkeit zu mclaughlins lässiger fuzzyness entwickeln. auf dem „insert 2“, das ein anderes mclaughlin&holland-riff zur grundlage hat, spielt er dann das solo, das sein einziger großer auftritt auf JACK JOHNSON ist.
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