Antwort auf: Miles Davis

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vorgarten

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das vienna concert kenne ich gar nicht, aber am avatar kann ich natürlich anschließen (und müsste vielleicht ohnehin in den entsprechenden thread umziehen?).

27./28. januar 1970. erste studioaufnahmen im neuen jahrzehnt, nachdem es im dezember noch ein paar mehrtätige live-engagements der nunmehr zum sextett angewachsenen band (plus moreira, shorter ist wieder mit dabei) gab, toronto, new york, washington, philadelphia. der gitarrist sonny greenwich soll eingestigen sein, den kenne ich trotz blue note aufnahmen gar nicht, aber klar, miles wollte einen gitarristen, wenn er schon mal auf dem hendrix-trip ist, und mclaughlin macht krach mit lifetime und steht nicht zur verfügung (komisch: shorter hatte gerade mit sonny sharrock aufgenommen, der wäre doch was gewesen…).

am 27. zwei albumseitenlange ungeschnittene grooves, „lonely fire“ und das wunderbare „guinnevere“, mit crosby, stills & nash teilte man sich ja jetzt ab und zu die bühnen. das sextet schwebt über der sitar- und tampura-drone, den extra-raum kriegen zawinul, maupin, cobham und mclaughlin. es kommen andere sounds hinzu: corea setzt jetzt verstärkt ring-modulator ein und miles spielt (meines wissens) auf „guinnevere“ zum ersten mal mit einem elektrisch modifizierten trompetenton, der einen dämpfer simuliert. instrumente, die ins geräusch führen oder aus dem geräusch zum ton. und das auf der grundlage einer polyphonen ballade, die überhaupt nur akustische gitarrenarrangements aufbietet, um möglichst zärtlich zu formulieren. miles setzt auf trance, unendlich vor sich hin groovende, fast stillstehende bass-vamps, schwebesounds, die sich verhaken und wieder lösen, mitschnarrende saiten indischer oder brasilianischer herkunft, verzerrungen. aufgeladene atmosphären, in den transparenten pausen knistert es.

in „feio“ vom nächsten tag fehlt die sitar, dafür gibt es noch mehr gestörtes keyboard und gitarre. „double image“ ist dann ein ziemlich fett eingemachter, aber an keiner stelle dramatisierter rockgroove, zu dem shorters solo keine wirkliche geschichte einfällt. das machen sie in der nächsten session nochmal neu.

Macero: „Come on, more, more.“
Davis: „Ring, ring, ring, ring, ring…“
Macero: „Sock it to me!“
Davis: „Teo, please don’t say that…“

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