Miles Davis

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  • #352573  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,061

    pink-niceEr hatte also gute Gründe Rassist zu sein.

    In Wirklichkeit ist die Frage weitaus komplizierter und dreht sich um folgende Probleme:

    1. Der europäische und amerikanische Rassismus ist in seiner Entstehung logischerweise ein von Weißen erdachtes Konzept. Wenn man Vorbehalte bis hin zum Hass (theoretisch gesprochen) von Schwarzen gegenüber Weißen als Rassismus bezeichnet, wirft man da nicht zwei verschiedene Dinge in einen Topf? [Ich meine: Nein, denn beide Gruppen sind vom herrschenden Diskurs geprägt]

    2. Wenn Rassismus als Ausdruck eines gesellschaftlichen Machtverhältnisses dazu dient, die Vorherrschaft einer Rasse über eine andere ideologisch zu rechtfertigen, dann kann man zumindest die Frage stellen, ob die Unterdrückten (auch kein ganz einfaches Konzept) überhaupt Rassisten im Sinn der Unterdrücker sein können, denn sie unterdrücken ja niemanden. Oder anders gesagt: Trennt man sinnvollerweise Rassismus als Ausdruck von Macht von Rassismus als Ausdruck von Machtlosigkeit?

    Es gibt gute Gründe, das anders zu sehen, aber man sollte das zumindest bedenken. Im Grunde sitzt man beiderseits im Dreck: Einerseits läuft man Gefahr, Phänomene zusammenzuwerfen, die man besser trennen würde, andererseits läuft man Gefahr, den Eindruck zu erwecken, das rassistische Verhalten (in diesem Fall) von Schwarzen entschuldigen zu wollen.

    Es geht mir eigentlich vor allem darum, dass man die damalige Gesellschaft mitdenkt, wenn man Miles Davis „Hass auf Weiße“ oder „Rassismus“ vorwirft. Seine Äußerungen waren eine Reaktion auf die Gesellschaft, wie er sie wahrnahm. „Seht her, ich bin Miles Davis, ich habe keine Angst, ich verstecke mich nicht!“

    --

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    #352575  | PERMALINK

    sonny

    Registriert seit: 09.04.2003

    Beiträge: 1,919

    pink-niceEr hatte also gute Gründe Rassist zu sein.

    Nichts anderes hatte ich oben, allerdings ohne gleich weit auszuholen, auch geschrieben. Ob das „gute“ Gründe sind, nun ja.

    Miles Autobiographie halte ich übrigens für die denkbar schlechteste Lektüre, um sich ein auch nur einigermaßen ausgewogenes Bild seiner Wesenszüge zu machen. Und, nein, sein Rassismus steht keineswegs im Widerspruch zu der Tatsache, dass er auch weiße Musiker in seiner Band hatte. Schon allein aufgrund der Art und Weise, wie er mit seinen Musikern umging.

    --

    #352577  | PERMALINK

    pink-nice

    Registriert seit: 29.10.2004

    Beiträge: 27,368

    BgigliPink, bei allem Respekt. Gibt es einen GUTEN Grund, Rassist zu sein?

    Es gab „gute“ Grüde für ihn Rassist zu werden…Ja…das heißt nicht das ich das gut finde.

    --

    Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“
    #352579  | PERMALINK

    cassavetes

    Registriert seit: 09.03.2006

    Beiträge: 5,771

    nail75Man kann sein Verhalten relativ leicht verständlich machen, wenn man bedenkt, dass er Jack Johnson verehrt hat, den ersten schwarzen Schwergewichtsweltmeister im Boxen.

    Wer tut das nicht?

    #352581  | PERMALINK

    padam

    Registriert seit: 03.02.2006

    Beiträge: 2,077

    Es gibt gar keine unterschiedlichen Rassen von Menschen…

    Im U2-Artikel waren ja unzählige Fehler. Vielleicht stimmt ja die Beatles-Liste auch nicht und „A Day In The Life“ ist gar nicht der beste Song?

    Kann man solche Listen (wenn es denn überhaupt unbedingt sein muss, ich könnte darauf verzichten!) nicht auch einmal ohne eine Reihenfolge und Durchnummerierung bringen? Ist doch eh beliebig.

    Blödes Heft. Mängelrüge. Will mein Geld zurück.

    --

    Ich bin eine Turniermannschaft![/FONT][/I]
    #352583  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,466

    @ nail:
    Danke für Deine ausführlichen Ausführungen, die mir das Bild von Miles Davis diesbezüglich etwas ausfüllten. Die Frage inwieweit Rassismus aus Reaktion/Opfer-Perspektive als solcher bezeichnet werden sollte, ist natürlich legitim.

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #352585  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Dann hätten wir das ja auch noch nebenbei erklärt. Und wie nennt man jetzt diejenigen, die sich rasieren?

    Und nun umblättern. Heft geht weiter.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #352587  | PERMALINK

    castile

    Registriert seit: 12.12.2007

    Beiträge: 80

    Clau
    2. Die letzten beiden Sätze zu Platz 53 („Things We Said Today“) sind ein Witz, oder?

    Habe das Heft noch nicht, bin aber dennoch neugierig… Könntest du aushelfen, Clau? ;-)

    --

    #352589  | PERMALINK

    beetlejuice

    Registriert seit: 15.01.2008

    Beiträge: 7,606

    Heute habe ich mich unendlich über den Tex-Rubinowitz-Artikel gefreut. Sehr schön zu lesen, dass es ihn noch gibt. Des Weiteren über den Windmill-Track auf der Heft-CD – ich freue mich schon sehr auf das neue Album. :-) [Thanx for that.]

    --

    [/SIZE][/FONT]A Supposedly Fun Thing I'll Never Do Again.[/B]
    #352591  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,275

    Hatte am Bahnhofskiosk alle 4 Beatles zur Auswahl: Kinderreim: John!
    Nail: Respekt für Deine klugen Gedanken zu einem schwierigen Thema!
    Hatte gestern ein Faksimile einer Zeitung aus dem Jahr 1957 in der Hand, wo ein „Negeranwalt“ dagegen protestierte, dass der Gouverneur von Massachusetts die Nationalgarde vor einer Schule aufziehen liess, weil „Negerkinder“ da den (verfassungsmässig verbrieften) Einlass begehrten. Au weia! Wäre ich Miles (Cassius,Malcom, James….), wäre ich auch „Rassist“.
    No PC!

    --

    Contre la guerre ...and everybody’s shouting “Which Side Are You On?”
    #352593  | PERMALINK

    pink-nice

    Registriert seit: 29.10.2004

    Beiträge: 27,368

    Stormy Monday Au weia! Wäre ich Miles (Cassius,Malcom, James….), wäre ich auch „Rassist“.
    No PC!

    Na, so schnell geht das bei dir.

    --

    Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“
    #352595  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,948

    was wir noch nicht erwähnt haben ist diese miles davis anekdote von 1959… wer von polizisten aus heiterem himmel vermöbelt wird darf mE auch mal grimmige sachen sagen (und, braucht man wohl nicht betonen, das war natürlich nicht die erste oder einzige solche geschichte in seinem leben…)

    „Trumpet player Miles Davis, at this point a big name in the music industry for over a decade, stepped outside the Birdland Club in Manhattan on a night his band was booked for numerous sets. Having just helped a white woman friend of his hail down a cab, he was simply smoking a cigarette on the sidewalk when an NYPD officer came by and started giving him trouble. Davis was hit hard on the head with the cop’s nightstick, and then arrested for disorderly conduct and assaulting an officer. In the end, Davis won a lawsuit against the city of New York, and a major symbolic victory in the war against oppression.“

    find grad keine vernünftigere quelle, es geht mir nicht so sehr um die astrologische seite :-)
    http://milesdavisonline.com/culture/miles-davis-birdland-venus-retrograde/
    edit: hier gibts die passage aus seiner autobiografie dazu http://www.bigozine2.com/archive/ARrarities07/ARmdbirdland.html

    --

    .
    #352597  | PERMALINK

    cassavetes

    Registriert seit: 09.03.2006

    Beiträge: 5,771

    PadamIm U2-Artikel waren ja unzählige Fehler. Vielleicht stimmt ja die Beatles-Liste auch nicht und „A Day In The Life“ ist gar nicht der beste Song?

    Der Gedanke überkam mich zeitweise auch schon. Zum Beispiel immer dann, wenn ich die ersten fünf Alben höre (das sind „Please Please Me“ bis „Help!“ – nur mal so als kleine Gedankenstütze für die Rolling Stones-Fans…). Da finde ich auf jeder Plattenseite mindestens drei bis vier bessere Songs als „A Day In The Life“.

    Stormy MondayWäre ich Miles (Cassius,Malcom, James….), wäre ich auch „Rassist“.

    Mir wurde mal von einigen jungen Frauen übel mitgespielt. Darf ich jetzt auch Sexist sein? Wenigstens fürs Wochenende?
    Und ein Freund von mir wurde mal von zwei Arabern verprügelt. Soll der nun nächsten Monat NPD wählen?
    Woher die Empörung über WDs flapsige Bemerkung? Was habt ihr eigentlich davon, Miles reinwaschen zu wollen? Gibt euch das irgendwas? Macht das seine Musik besser/ohne Gewissensbisse beim Hören genießbarer? (Und schwupps… sind wir wieder im „Moral und Musik“-Thread.)
    Nur mal so als Beispiel, um zu verdeutlichen, worum es mir geht: „Lie“ von Charles Manson ist eins meiner ungefähr 150 persönlichen Lieblingsalben aller Zeiten überhaupt. Der Typ an sich bleibt trotzdem ein Wichser. Das macht aber seine Musik weder besser noch schlechter. Und nein, ich vergleiche Miles nicht mit Manson. Wenn schon windschief vergleichen, dann bitte mit Nazis. Hab‘ ich so bei Eva Herman in der Volksküche gelernt.

    #352599  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,158

    Cassavetes
    Woher die Empörung über WDs flapsige Bemerkung? Was habt ihr eigentlich davon, Miles reinwaschen zu wollen? Gibt euch das irgendwas? Macht das seine Musik besser/ohne Gewissensbisse beim Hören genießbarer? (Und schwupps… sind wir wieder im „Moral und Musik“-Thread.)

    Da sind verschiedene Positionen mit im Spiel. Nail75 hat schon den passenden Ansatz gefunden und zur Vorsicht gemahnt, sich mit der Thematik beschäftigt, WD hat sich ebenfalls damit auseinandergesetzt und andere sind gehörig ins Fettnäpfchen getreten. Die Diskussion ist ja auch nicht neu.

    --

    #352601  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,948

    nie wieder georgische oder usbekische mitbewohner für mich, die erfahrung war so beeindruckend, die sollen jetzt erstmal andere machen, ich leb auch nur einmal; npd wähl ich deshalb nicht, aber ich find cdu wählen schon 20% weniger krass als vorher… hab mir schon gedacht dass ich ein schlechter mensch bin…

    apropos sexismus: ich glaub ja auf der schiene kann man miles davis viel eher moralisch an den kragen gehen… klar ist es auch immer bequem mit den standards von heute 50 jahre zurückzugucken, aber zuhälter waren auch in den 50er jahren nicht alle…

    hier kann man die autobigrafie lesen
    http://yanko.lib.ru/books/bio/miles.htm
    (sieht mir legal aus: http://en.wikipedia.org/wiki/Lib.ru)

    --

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