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Ok, machen wir also einen eigenen Thread für den grossen Tastenlöwen McCoy Tyner!
Ich möchte dennoch auf die Tyner-Diskussionen hinweisen, die schon in den Piano Jazz und Blue Note Threads stattgefunden haben.
Weiteres zu Tyner findet sich naturgemäss auch im Chronological Coltrane Thread.
Tyner wurde auch andernorts im Jazz-Forum schon erwähnt[, der früher hier vorhandene Link ist im neuen Forum für die Katz].Überdies gibt’s natürlich einen Sterne-Thread, den ich nach getanem Genuss der Alben dann auch pflichtgemäss heimsuchen werde.
- Dieses Thema wurde geändert vor 4 Jahre, 9 Monate von gypsy-tail-wind.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
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WerbungHabe beschlossen, nachdem ich mit Coletrain durch bin, mich mal endlich dem grösseren Stapel Tyner CDs zu widmen, von denen mir manche noch kaum vertraut sind…
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Inception ***
Tyners Debut vom Januar 1962 präsentiert ihn mit der Art Davis und Elvin Jones. Tyner klingt gar nicht so anders wie auf den Coltrane Sessions vom Oktober 1960, nur dünkt mich einiges verhaltener…
Der Zeitrahmen: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?p=2192654#post2192654
Ende 1961 ist Tyner mit dem Coltrane Quintett (mit Dolphy, Workman und Jones) auf einer längeren Europa-Tournee gewesen, im Juni entstanden dann die Sessions zum Album Coltrane, aber im Quartett spielt Tyner auch in den lyrischen Stücken mit mehr Attacke, lebendiger, zupackender, als auf seinem Trio-Album. Die Stücke sind ein Mix aus Blues und modalen Eigenkompositionen sowie zwei Standards, „There Is No Greater Love“ und Kurt Weills „Speak Low“.
Am besten gefällt mir das Original „Effendi“, ein einigermassen ungewöhnlich strukturiertes Stück aus dreimal acht Takten, die ersten und letzten in D-moll, die mittleren in Fis-moll. Hier gelingt es Tyner, eine eigenartige, schwebende Stimmung herzustellen. „Blues for Gwen“ ist sehr eingängig und macht Spass, fast schon ein Vorbote von „Blues on the Corner“. Eher enttäuschend dann, wie er am Ende über „Speak Low“ hinweg… rast? Schwebt? Jedenfalls vergibt er die Chance, das spannende Stück tiefer zu erforschen.
Erwähnenswert ist überdies auch Elvin Jones – er klingt leicht, fast wie auf seinen frühen Aufnahmen in den Fünfzigern, aber er swingt auch wunderbar, teilweise mit Besen.Since this is the first album by McCoy Tyner as a leader, I asked John Coltrane, for whom McCoy has played for the past two years, to provide an introduction which would clarify the disctinctive elements in McCoy’s style. „First,“ Coltrane began, „there is his melodic inventiveness, and along with that, the clarity of his ideas. He also gets a very personal sound from his instrument; and because of the clusters he uses and the way he voices them, that sound is brighter than what would normally be expected from most of the chord patterns he plays. In addition, McCoy has an exceptionally well developed sense of form, both as a soloist and an accompanist. Invariably, in our group, he will take a tune andd build his own structure for it. He is always, in short, looking for the most personal way of expressing himself. He doesn’t fall into conventional grooves. And finally, McCoy has taste. He can take anything, no matter how weird, adn make it sound beautiful.“
McCoy Tyner was born in Philadelphia on December 11, 1938. His mother played piano at home and in church, but until McCoy, there were no professional musicians in the family. He started studying piano at thirteen, and after an initial period of lack of interest in music, he suddenly found himself so absorbed in the possibilities of the instrument that he spent most of his time practicing, forgoing the street games of his friends. Bud Powell was an early influence, and a further stimulus came from Thelonious Monk. Revealingly, McCoy admires Monk primarily because „he plays so spontaneously. All of us have individuality – in some field or other – and it’s a shame not to cultivate what’s inside of you. If you don’t, you wind up not knowing yourself and playing somebody else. Monk has never done that.“
~ aus Nat Hentoffs Liner Notes zu „Inception“, Impulse AS-18
Tyner hat privaten Unterricht genossen, aber auch an Schulen in Philadelphia Theorie-Lektionen besucht. Statt ans Konservatorium zu gehen hat er u.a. mit Calvin Massey gearbeitet und auch als Hauspianist für reisende Solisten gearbeitet. Schon früh hat er mit Coltrane gespielt, wenn dieser mal wieder in Philadelhpia war. Sein erster grosser Job war mit dem Jazztet von Art Farmer und Benny Golson, das er dann verliess, als Coltrane seine eigene Band gründete.
Reaching Fourth ****
Sein zweites Album nahm Tyner im November 1962 mit Henry Grimes und Roy Haynes auf. Das Trio klingt merklich anders, Haynes trockener Sound passt hervorragend zu Tyner und Grimes. In der Zwischenzeit waren mit Coltrane Sessions für die Alben Coltrane und Ballads entstanden. Die Stimmung von letzterem scheint Tyner in Gordon Jenkins‘ „Goodbye“ zu reproduzieren – man merkt aber auch, wie er denkt, wie seine Voicings anders sind, als man sie erwarten würde, wie er dem Stück neue Aspekte abgewinnen kann. Sehr schön auch hier wieder der Blues (wieder, weil das Titelstück von „Inception“ schon ein schöner Blues war), ohne allzu klischiert zu spielen schafft Tyner eine tolle Stimmung, von Grimes und Haynes wunderbar unterstützt.
Nights of Ballads & Blues ***
Tyners drittes Album entstand im März 1963 mit Steve Davis und Lex Humphries. Die Rhythmusgruppe ist wohl die am wenigsten bemerkenswerteste von Tyners Impulse Trio-Sessions, aber das passt schon, denn das Album ist eine Art „mood piece“, was schon mit dem Cover beginnt. Zum Auftakt gibt’s eine beschwingte Version von Ellingtons Klassiker „Satin Doll“, dann taucht die Musik wieder in die Balladen-Stimmung, die auch auf den beiden vorangehenden Alben immer wieder anzutreffen war. Tyner spielt dabei seine perlenden Läufe und hat immer diesen frischen Touch, und sein Ton klingt sanft und irgendwie leicht säuerlich (das mein ich keineswegs negativ… ringe nur um Worte, das zu beschreiben, was ich höre). Humphries erwacht auf „Groove Waltz“ aus der balladesken Lethargie und belebt mit seinem tollen Besenspiel streckenweise auch Tyner ein wenig, sonst bleibt die Stimmung aber sehr gedämpft und wenig aufregend. (Ich war versucht, nur **1/2 zu geben… aber das Album ist ja eigentlich schon ganz hübsch, also bin ich mal nachsichtig.)
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katharsisEs zeichnet sich ab, dass die einzelnen Postings doch recht länger werden könnten…:sonne:
Daher fände ich einen eigenen Thread (gibt es tatsächlich keinen Tyner-Thread) durchaus ratsam.
Den Thread begrüße ich sehr.
Von den genannten Sessions fehlt mir die mittlere, während mir die letzte am vertrautesten ist. *** halte ich für absolut angemessen, da das Album ja nicht mehr und nicht weniger will, als der Titel vermuten lässt…nail75Ich bin total dafür, einen McCoy Tyner Thread zu starten! Das findet man später in diesem Thread nie wieder.
Ich finde die Bewertungen zu niedrig, Inception und Nights of Ballads and Blues sind schon etwas gelungener, beiden würde ich **** geben, bei letzterem allerdings knapp. Reaching Forth kenne ich leider nicht, die Besetzung klingt aber interessant.
Und nein, ich hab jetzt schon das Gefühl, diesen frühen Alben zuviele Sterne zuzugestehen… ich brauch ja noch Spielraum nach oben!
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Irgendwie putzig/gut, dass ausgerechnet der Konzertbesuch von Krautahaus der Auslöser für die Diskussion war
und nachfolgend dieser Thread entsteht.--
Na ja, der Auslöser war genauso, dass ich mit Coltrane nun durch bin und dachte, Tyner böte sich als nächstes grösseres Hörprojekt an… werde versuchen, weiter zu den Alben kurz was zu schreiben, habe sie bis 1980 fast komplett (bis und mit „13th House“), danach noch ein paar vereinzelte… das jüngere Live-Album „McCoy Tyner Quartet“ auf dem kleinen Halt Note Album (rec. @ Yoshi’s, Oakland, 2006-12-30/31) hab ich kürzlich auch angehört, das fand ich toll, Lovano klingt da richtig „fleischig“ für seine Verhältniss, er greift in die vollen, und genau das tut Tyner auch. Unterstützt werden die beiden von Christian McBride und Jeff „Tain“ Watts, sie spielen eine ganze Reihe Tyner-Klassiker: „Walk Spirit, Talk Spirit“, „Sama Layuca“, dann „Blues on the Corner“, „Passion Dance“ und „Search for Peace“ (alle drei von „The Real McCoy), „Mellow Minor“, und zum Abschluss das traditionelle Solo über „For All We Know“ (das hab ich schon aus den 90ern aus Bern, von einem ähnlich tollen Quartett-Konzert mit George Coleman, Avery Sharpe und Aaron Scott).
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Tyner spielte in Montréal mit Coltranes Quartett und reiste vorzeitig ab, um in einer für den Anlass zusammengestellten Gruppe unter seinem eigenen Namen am Jazzfestival von Newport, RI zu spielen (zwei Tage später spielte er auch mit dem Coltrane Quartett dort, der fantastische Auftritt mit Roy Haynes wurde auch für Impulse mitgeschnitten und liegt in diversen Ausgaben vor).
Mehr dazu: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?p=2194199#post2194199
[Das mit den kaputtmigrierten Links ist schon eine Pest! Vermutlich ging es hierhin:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/chronological-coltrane/page/15/#post-7658617 ]If you want to be sensible about it, the whole thing shouldn’t even have happened. McCoy Tyner was tired, Clark Terry’s flügelhorn was driven off with in somebody’s car, and Charlie Mariano was supposed to be in Japan.
„Record?“ McCoy said,. „I’m beat! We played Montreal till early this morning. I only got about three hours sleep. What’s supposed to happen? A quintet? Who’s in it?“~ aus Willis Connovers Liner Notes zu „Live at Newport“, Impulse AS-48
An diesem Nachmittag schien buchstäblich nichts zu passen. Zudem hatte Tyner nie zuvor mit Mariano gespielt, ebensowenig mit dem Bassisten Bob Cranshaw. Terry konnte sich eine Trompete von Bill Berry leihen… und siehe da: die spontan zusammengeschusterte Gruppe verschmolz zu einer funktionierenden Band – und nahm mein liebstes von Tyners Impulse-Alben auf. Natürlich wurden Standards gespielt, die lingua franca des Jazz… ein Blues-Jam „Newport Romp“, eröffnet das Konzert, es folgen „My Funny Valentine“ und eine mid-tempo Version von „All of You“ im Trio. Das Trio spielt dann auch noch „Monk’s Blues“, ein weiteres Tyner Original mit etwas mehr Kanten. Zum Abschluss folgt wieder mit Terry und Mariano Gillespies Bop-Klassiker „Woody’n You“. Die Musik fliesst leichter dahin als Tyners vorsichtiger produzierte Studio-Alben, aber gerade in diesem Fluss liegt für mich der Reiz. Ich schliesse mich in diesem Sinn Connovers abschliessendem Urteil aus seinen Liner Notes gerne an: „These performances aren’t anything like McCoy’s hypnotic passages to the Coltrane East. There’s less sulfur and incense here and more bay breeze. But these too are a few of my favorite things.“ Aber nicht nur Tyners entspanntes Spiel, auch Terrys fröhliche Spielfreude, Marianos herber, quecksilbriger Sound und die sichere Rhythmusgruppe machen dieses Album zum einem Genuss, von Anfang bis Ende.
Today and Tomorrow ****
Dieses Album setzt sich aus zwei Sessions zusammen, der einzigen Studio-Session mit Bläsern, sowie einer weiteren Trio-Session. Das Sextett spielte im Februar 1964 etwas über die Hälfte der Platte ein, mit Thad Jones und Frank Strozier und John Gilmore sind drei tolle Bläser dabei, Elvin Jones sitzt am Schlagzeug und Butch Warren spielt Bass. Die Trio-Stücke entstanden im Juni 1963 mit Jimmy Garrison und Albert „Tootie“ Heath. Von der Trio-Session erschienen drei weitere Stücke, je eins auf The Definitive Jazz Scene Vol. 1, Vol. 2 und Vol. 3.
Das Album beginnt mit dem Sextett und „Contemporary Focus“, einem klagenden modalen Tyner-Original. Elvin macht seine Anwesenheit vom ersten Takt an spürbar und treibt die Musik an und soliert am Ende bis zum Fade-Out. Es folgt das Trio mit „Night in Tunisia“, Heaths viel luftigerer Stil wird deutlich spürbar, Tyner konstruiert ein tolles lineares Solo und Heath spielt ein knuspriges, leichtes Solo. Die erste Seite endet mit dem Sextett und Jones‘ „T ’n A Blues“, dessen Highlight ein tolles Gilmore Tenorsolo darstellt. Die zweite Seite beginnt mit „Autumn Leaves“ im Trio. Garrison macht sich übrigens ausgezeichnet in diesem Setting – ich kenne ihn sonst kaum als Trio-Bassist. Die Hälfte der zweiten Seite nimmt dann „Three Flowers“ ein, ein Walzer von Tyner. Über zehn Minuten haben Tyner und die Bläser Zeit, sorgfältige Soli zu konstruierten, getragen von Tyner linken Hand und Garrison, sowie einem dichten rhythmischen Netz, das Elvin Jones spinnt. Thad Jones bläst wie immer, wenn er richtig spielen darf, spannende, harmonisch ungewöhnlich konstruierte und von grossen Sprüngen geprägte Linien; er tut dies mit dem klaren Ton der Gillespie-Schule. Es folgt Strozier mit seinem satten, stimmlichen Sound – einer der grossen verlorenen… Gilmore klingt hier allerdings etwas unsicher. Die abschliessende Ballade „When Sunny Gets Blue“ zeigt, wie weit Tyner seit 1962 (oder 1960!) gekommen ist – eine reife, entspannte Interpretation.
Die drei Bonustracks (die der CD von 1991 beigefügt sind, aber auf der neuen „Verve Originals“ natürlich wieder fehlen) sind allesamt eher kurz, swingende Trio-Nummern, ohne die man nicht sehr viel verpasst. Da ist zuerst der Cole Porter Klassiker „You’d Be So Nice to Come Home To“, Benny Golsons „Five Spot After Dark“ ist ein sehr hübsches Stück und auch der abschliessende zweiminütige „Flapstick Blues“ von Tyner tut niemandem weh. Tyner gelingt es sogar in dieser kurzen Zeit einige schöne Blues-Chorusse zu spielen, das Stop-and-Go-Thema hätte sich durchaus angeboten, in einer ausführlichen Version, vielleicht auch mit Bläsern, gespielt zu werden.McCoy Tyner Plays Ellington **1/2
Das sechste und letzte Album Tyners für Impulse entstand im Dezember 1964 und ist eine Studie über Ellington mit Latin Perkussion, auf vier der sieben kurzen Stücke (auf der CD folgen noch drei Bonustracks ohne Perkussion). Für mich ein ziemlicher Absacker, auch wenn durchaus schöne Momente vorhanden sind. Elvin Jones muss sich allerdings sehr zurücknehmen, um sich nicht mit den Perkussionisten (Willie Rodirguez und Johnny Pacheco) in die Haare zu kommen. Jimmy Garrison ist für das Fundament und den Zusammenhalt der Musik zuständig – diese swingt einigermassen – na ja, so gut das eben geht mit nervigen Perkussionisten… das ist ja etwas, was ich nie verstand, nervt mich auch bei Lou Donaldson, obwohls dort meist verhältnismässig problemlos gelingt. Tyner perlt zwischendurch nur knapp am Cocktailpiano vorbei, dabei wären doch Ellingtons Stücke durchaus wert, ernsthaft interpretiert zu werden… aber da hätte man vielleicht ein wenig weiter suchen müssen als nur bis „Duke’s Place“, „Satin Doll“, „Solitude“ (das zudem noch im medium-up allzu relaxt durchgestresst wird), „Caravan“ etc. Die ungewöhnlicheren Stücke sind „Searchin'“, ein damals noch nicht aufgenommenes 1959er Stück, das lange „Mr. Gentle and Mr. Cool“, das viel Platz für Garrison bietet, sowie der Closer „Gypsy Without a Song“, von dem noch ein Alternate Take unter den Bonustracks zu hören ist. Die beiden anderen Bonustracks sind dann wieder altbekannte Ellington-Schlachtrösser: „It Don’t Mean a Thing“ und „I Got It Bad“. Letzten Endes ist das Album wohl ähnlich wie „Nights of Ballads and Blues“ eine Art Konzeptalbum… und ist wohl insgesamt auch ähnlich gut, aber ich mag’s doch eine Spur weniger.
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In der Zwischenzeit hier mal der Link zur NPR Jazz Profile Sendung über Tyner.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaEine sehr gute Idee, einen Tyner Thread zu starten (auch wenn ich manche Bewertung anders sehe, dazu vielleicht im weiteren Verlauf des Threads mehr).
gypsy tail windDas sechsten und letzte Album Tyners für Impulse […]
Kleine Ergänzung: Tyner nahm 30 Jahre nach seinen letzten Aufnahmen für Impulse! drei weitere Alben (im Quintett und 2x im Trio) für das Label auf: „Infinity“, „What The World Needs Now“ und „McCoy Tyner Plays John Coltrane“ sowie bereits 1987 eine Art Supersession zu Coltranes 20. Todestag. Das Album erschien 1988 unter dem Namen „Blues For Coltrane“.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...atomEine sehr gute Idee, einen Tyner Thread zu starten (auch wenn ich manche Bewertung anders sehe, dazu vielleicht im weiteren Verlauf des Threads mehr).
Gerne, ja!
atomKleine Ergänzung: Tyner nahm 30 Jahre nach seinen letzten Aufnahmen für Impulse! drei weitere Alben (im Quintett und 2x im Trio) für das Label auf: „Infinity“, „What The World Needs Now“ und „McCoy Tyner Plays John Coltrane“ sowie bereits 1987 eine Art Supersession zu Coltranes 20. Todestag. Das Album erschien 1988 unter dem Namen „Blues For Coltrane“.
Ja, aber da ist nur noch den Name „Impulse“… das Label ging von GRP zu MCA zu Universal (und ich lass wohl noch ein paar Stationen aus). Ich kenne diese Alben alle nicht – Tyner hat ja so viel aufgenommen…
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Es war nicht mehr das Label sondern nur noch die Marke. Auch wenn ich Tribute-Alben nur selten etwas abgewinnen kann halte ich „Blues For Coltrane“ für ein sehr gut Album. Neben Tyner spielen dort noch Cecil McBee, Roy Haynes, David Murray und Pharoah Sanders.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...The Real McCoy *****
Tyner hatte 1965 mit Coltrane unglaublich intensive Musik aufgenommen. Dann, nachdem er Coltrane Ende 1965 verlassen hatte, nahm er 1966 für Blue Note an einer ganze Reihe völlig anderer Session mit Hank Mobley, Lee Morgan, Donald Byrd, Lou Donaldson und Stanley Turrentine teil. Einzig Bobby Hutchersons starkes „Stick Up“ sticht aus dem Schema des simplifizierten Hardbop heraus.
Nach fast zweieinhalb Jahren nahm Tyner dann im April 1967 wieder ein Album unter eigenem Namen auf, im Quartett mit Elvin Jones (der Coltrane um dieselbe Zeit verliess wie Tyner) – der Referenzpunkt ist klar: das klassische Coltrane Quartett. Joe Henderson spielt Tenor, Ron Carter ist am Bass. Diese erstklassig Gruppe nimmt fünf Stücke auf, die allesamt zu Klassikern wurden (ausser „Blues on the Corner“ sind sie glaub ich auch alle im „Real Book“ gelandet). Die Titel sind einigermassen sprechend: „Passion Dance“ eröffnet das Album intensiv und fröhlich, „Contemplation“ bietet eine lyrische Innenschau. „Four By Five“ ist ein Spiel mit Vierer- und Fünfertakt (soliert wird aber nur über den schnellen 4/4), „Search for Peace“ ist eine weitere lyrische Exploration, und „Blues on the Corner“ schliesslich ist eine catchy Blues-Linie, eine Kindheitserinnerung Tyners an Philadelphia, als sie eben „on the corner“ rumhingen.
Henderson spielt resolut und stark, seine Soli loten die Grenzen des Tonalen aus, sprengen aber nie den Rahmen. Tyner spielt seine klassischen Call-and-Response Patterns, sein Stil ist mittlerweile gefestigt. Seine Kompositionen sind stark und sanft, komplex und einfach. Rhythmisch wechseln sie zwischen 3/4, 4/4 und 4/5, harmonisch sind sie einfach und reduziert, melodisch verwinkelt und kantig, und die schnellen Tempi kreieren eine Art Trance, die auch die zunehmende Bedeutung afrikanischer Elemente in Tyners Musik verdeutlichen. In 37 Minuten liefert Tyner ein erstes definitives Statement ab.In den Liner Notes zum Album „Cosmos“ (wiedergegeben im Booklet zu Tyners „Mosaic Select“ 3CD Set, S. 12-14, hier 12f.) schreibt Billy Taylor folgendes:
When Trane explored new melodic resources such as modes and other types of scales, McCoy began to explore new harmonic resources such as chords built in fourths and chords with altered intervals which were not considered as restrictive to the soloist as traditionally voiced chords. The drone-like pedal point patterns which he favored at this time gave rise to a new sense of sonority and McCoy Tyner began to seriously define his musical vocabulary.
Elvin Jones and Jimmy Garrison were players who insisted on maintaining high energy for long periods during a performance, so McCoy developed a personal approach to rhythmic playing which was much more robust than his earlier, more subtle efforts.
When at last he formed his own groups, his musical concepts were well defined. He could return to some of his early influences like Bud Powell and Thelonious Monk and re-examine those aspects of his playing and put them into the proper perspective and though he wished to retain the spontaneity which characterized so much of his work he could now concentrate o nother aspects as well; beauty, African roots, form, structure in a more traditional sense and above all, his music as a reflection of life around him as well as a medium of personal expression.
McCoy Tyner is a deeply religious man and in his music one finds peadefulness, love of God, concern for unity and discipline, clarity of ideas and a sincere, natural approach to sharing, rarely found in music today. In his view, his music accurately reflects who he is and what he stands for, so in addition to the aforementioned qualities, one also finds power, anger, frustration and all of the other emotional qualities that a sensitive, passionate man must express to maintain his emotional balance as he tells his story musically.Tender Moments ****1/2
Für sein zweites Blue Note Album bekam Tyner im Dezember 1967 die Chance, für sechs Bläser zu arrangieren: Lee Morgan (t), Juliann Priester (tb), James Spaulding (as,fl), Bennie Maupin (ts), Bob Northern (frh), Howard Johnson (tuba). Neben Tyner bestand die Rhythmusgruppe aus Joe Chambers und dem Bassisten Herbie Lewis, der auf den meisten Blue Note Sessions dabei sein würde. Vom Blech soliert vornehmlich Lee Morgan, den Starsolisten der Band. Priester, Northern und Johnson werden vornehmlich in den Ensembles eingesetzt. Maupin gehörte von 1968 bis 1970 zur Gruppe von Morgan, danach spielte er ebenso wie Priester in Herbie Hancocks Mwandishi Sextett. Spaulding und Chambers gehörten in jenen Jahren zum Blue Note Stammpersonal.
Die Arrangements sind spannend, eigenartig, schrullig, es gibt Tempowechsel, unerwartete Modulation etc. Tyner arbeitet mit Texturen, Klanggeweben… die Besetzung ist übrigens ziemlich nahe mit der „Birth of the Cool“ Band verwandt: man bräuchte nur die Flöte wegzulassen und Maupin ein Barisax in die Hand zu drücken und voilà.
Im ersten Stück steuern Morgan, Spaulding (as) und Maupin gute Soli bei, richtig spannend wird’s aber im zweiten, „Man from Tanganyika“, das zwischen 4/4 und 6/8 wechselt. Spaulding soliert auf der Flöte, Priester bläst sein einziges Solo des Album, dann gelingt es Lee Morgan sogar für den ersten Teil seines Solos auf die üblichen virtuosen Läufe zu verzichten (was Priester sowieso macht, auch deshalb ist er ja gross!) – ein ganz wunderbares Stück, auch mit starkem Ensemblespiel, vor allem Howard Johnson ist immer stark zu spüren. Im Monk gewidmeten „The High Priest“ spielt Maupin ein kraftvolles, kantiges und ausgespartes Solo, das monkiger daherkommt als Tyners eigenes Solo. „Utopia“ ist dann wieder ein Highlight, ein äusserst stimmungsvolles Stück, das Lewis mit einem einfachen Lick am Bass eröffnet, bis nach einer Weile das ganze Ensemble dabei ist. Das Tempo wechselt, im Thema plötzlich. Dann bläst Spaulding, der im Ensemble Flöte blies, ein erstes Solo auf dem Alt. Morgan folgt mit einem tollen Solo, u.a. mit motivischen Variationen. Dann Maupin, einfach, muskulös – er schien in dieser Zeit überall reinzupassen, von Marion Brown zu Horace Silver und Lee Morgan – und bis heute ist er leider nicht als der grosse Musiker anerkannt, der er ist. Dann folgt mit „All My Yesterdays“ der einzige „zärtliche Moment“ des Albums – sehr schön, wie das Thema präsentiert wird, der Anfang erinnert mich entfernt an Herbie Hancocks „Speak Like a Child“. Tyners Solo ist ein Meisterstück, Sparsamkeit, Auslassung… wunderbar! Zum Abschluss folgt „Lee Plus Three“, wie der Name sagt ein Feature für Morgan mit der Rhythmusgruppe. Da fällt auch das nuancierte und offene Spiel Joe Chambers‘ richtig auf, toll, wie er zusieht, dass der funky Groove, den Lewis legt, nie klischiert wird, wie er Morgan und Tyner für ihre Soli Raum schafft.Time for Tyner ****
Das dritte Blue Note Album enstand im Mai 1968 – laut Berendt war Tyner in der Zwischenzeit, vielleicht auch zwischen „Real McCoy“ und „Tender Moments“ [edit: Ja, laut Liner Notes zu „Expansion“ im Oktober 1967!], auf einer „Art Wallfahrt [in] Japan“ (Fenster aus Jazz, S. 79), da er sich sehr für Meditation interessiere, sich „von den Gedanken an physische, materielle Dinge“ (so zitiert Berendt Tyner) befreien wolle. Ich will nicht behaupten, dass man das diesem Album anhören würde, war man ihm aber anhört ist der zunehmende Einfluss afrikanischer Rhythmen auf die Musik. Das erste, 12 Minuten lange Stück heisst „African Village“ und entwickelt einen trägen, groovenden Sog, der sich langsam in eine Art Trance steigert. Herbie Lewis‘ kraftvolles Bass-Ostinato zum Eingang, dann seine Flageolett-Töne, die mit den Rhythmen von Freddie Waits (der auch Hausschlagzeuger von Motown war) zusammenfliessen, bevor er wieder zum Ostinato zurückkehrt und Tyner und Bobby Hutcherson, der das Quartett komplettiert, mit dem Thema einsteigen… wunderbar! Und von da an steigert sich die Musik fast unmerklich über mehr als zehn Minuten. Das zweite Stück heisst „Little Madimba“ und erhielt seinen Namen von einem Mallets-Instrument aus dem Kongo (Ed Williams schreibt in seinen Liner Notes: „McCoy has recorded on the Madimba.“ – davon weiss ich nichts, weiss jemand mehr?). Das dritte Tyner-Original trägt den Titel „May Street“, es beginnt mit einem kurzen Piano-Intro, dann folgt ein Groove, der fast von Hasaan stammen könnte… nur nicht ganz so scheppernd wie auf dessen Atlantic Album. Die Soli werden dann aber über einem swingendenn 4/4 gespielt, nur manchmal scheint Waits für Momente den Puls umzudrehen… er spielt dann auch im Wechsel mit dem Thema ein tolles Solo. Zum Schluss folgen drei kürzere Standards, „I Didn’t Know What Time It Was“, „Surry With the Fringe On Top“, sowie „I’ve Grown Accustomed to Your Face“. Ersteres wird im Thema streckenweise von einer Bass-Begleitung, wie sie mir sonst nur von Mingus aus den späten 50ern vertraut ist, geprägt. Tyner eignet sich diese Standards völlig an, baut sie um – wunderbar! Das Stück aus „My Fair Lady“ spielt Tyner zum Ende unbegleitet (eine Angewohnheit, die er bis heute pflegt, am Ende ein Solo zu spielen).
Die folgenden sechs Sessions für Blue Note (aus den Jahren 1968-1970) wurden von Mosaic in einem Select gesammelt, das noch immer greifbar ist. Sie erschienen als „Expansions“, „Extensions“ und „Asante“, sowie auf dem Doppel-Album „Cosmos“ (ein Teil davon war auch als Bonus Tracks auf dem CD-Reissue von „Asante“ zu finden). Dazu komme ich wohl morgen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaExpansions *****
Auch in Tyners nächstem Album für Blue Note, im August 1968 aufgenommen, werden Einflüsse aus afrikanischer Musik sofort hörbar. Dabei sind wieder Herbie Lewis und Freddie Waits, dazu stösst Ron Carter, der am Cello schon im ersten Stück „Visions“ ein tolles Solo spielt, sowie die Bläser Woody Shaw (t), Gary Bartz (as,wooden fl) und Wayne Shorter (ts,cl). Shorter bläst suchende, impulsive Soli, mit seinem schmalen, leicht verhangenen und durchdringenden Ton. Bartz und Shaw sind extrovertierter, beide mit einem satten, fetten Ton. Waits arbeitet streckenweise hart an der Grenze zu freien Metren, Lewis erdet die Musik aber stets mit seinem fetten Sound.
Im zweiten Stück, „Song of Happiness“, spielt Carter ein Cello-Ostinato, das sich mit Lewis, Waits und Tyners Piano-Girlanden zu einem Geflecht verdichtet, das eine schwüle Stimmung schafft. Darüber legen die Holzläser (mit Holzflöte und Klarinette) freie, mäandrierende Linien, bevor nach über vier Minuten das Thema präsentiert wird (von Trompete, Alt und Tenor). Nach einem einfach gehaltenen Piano-Solo brilliert erneut Shorter mit einem behutsam konstruierten, nachdenklichen Solo. Das dritte Stück, „Smitty“s Place“ enthält fast Stride-artige kurze Piano-Passagen und besteht neben einem nervösen Thema aus kurzen Phrasen aus einer Reihe von Duetten: Tyner und Shorter solieren gemeinsam, dann Shaw und Bartz, Lewis und Carter, sowie zum Ende Tyner und Waits. Eine tolle Idee! Es folgt „Peresina“, ein nachdenkliches Stück im 3/4 – toll, wie Carter das Thema ausschmückt! Tyner und Shorter steuern beide tolle, lange Soli bei. Zum Abschluss folgt eine Ballade von Tyners Jugendfreund Cal Massey, „I Thought I’d Let You Know“. Tyner und Carter stehen im Mittelpunkt, schon im Thema – ein nachdenklicher und sehr schöner Ausklang eines hervorragenden Albums.Cosmos / Mosaic Select ***
Wie schon erwähnt, sind diese Alben alle im „Mosaic Select“ von Tyner gesammelt. Dort sind auch die Sessions drin, die auf dem Doppel-Album „Cosmos“ erschienen.
Ein einzelnes Stück, „Planet X“, entstand im November 1968 im Trio mit Lewis/Waits. Sofort wird klar, wie eingespielt dieses Trio mittlerweile ist!
Im April 1969 enstanden die nächsten Aufnahmen, darunter noch ein Stück desselben Trios, „Vibration Blues“. Toll, wie Waits sein Ride fast singen lässt und federleicht die Musik antreibt! Die Strukturen der Musik lösen sich zunehmend auf, Tyner spielt Cluster und Ostinati, Waits lässt zwar stets einen fühlbaren Puls durchlaufen, aber die feste Form verschwindet streckenweise. Die weiteren drei Stücke dieser Session entstanden dann mit Harold Vick am Sopransax, Al Gibbons an diversen Reeds und Flöte, sowie einem Streichquartett. Die Musik hat einen ganz anderen Charakter, das Sopransax von Vick bringt einen neuen Klang, ebenso die Streicher, die nur im Thema zu hören sind, dort aber ein zusätzliches Element der Wärme einbringen. „Cosmos“ ist dann ein schnelles Stück mit einem typischen Tyner-Solo und einem tollen Schlagzeugsolo von Waits. Das letzte Stück der Session, „Shaken, But Not Forsaken“, dauert fast zwölf Minuten und beginnt mit Flöte und Streichern sowie Vicks Sopransax. Endlich ist das thematische Material etwas weniger dürftig. Auch während Tyners Solo bleibt die Begleitung (ohne Streicher) spannend und abwechslungsreich.
Insgesamt keine ausgereifte Musik, mehr ein unfertiges Projekt.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbainteressant zu sehen, das Tyners Streicherprojekt bis auf ein paar Wochen mit Andrew Hills Streicherprojekt (sowie mit Hills Chor-Sessions und Passing Ships) zeitgleich war – die Idee scheint damals durch die Köpfe der BN-Verantwortlichen gespukt zu sein, werd gleich mal in die Diskografie gucken…
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.redbeansandriceinteressant zu sehen, das Tyners Streicherprojekt bis auf ein paar Wochen mit Andrew Hills Streicherprojekt (sowie mit Hills Chor-Sessions und Passing Ships) zeitgleich war – die Idee scheint damals durch die Köpfe der BN-Verantwortlichen gespukt zu sein, werd gleich mal in die Diskografie gucken…
Hab Hill noch nicht gehört und nicht präsent, aber diese Tyner Sessions hat alle Duke Pearson produziert. Schön jedenfalls, dass er einen so breiten Horizont hatte (hatte er ja als Musiker selber nicht).
Berendt erwähnt in seinem kurzen Tyner-Aufsatz im „Fenster aus Jazz“, dass Blue Note erst jetzt (also zum Zeitpunkt, als er schrieb) begriffe, was sie von Tyner für Schätze besässen… „Cosmos“ war ja eine Art Restverwertung – das beste davon ist bestimmt die Session, die als Bonus auf der „Asante“-CD zu hören ist.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHab zur Einstimmung noch einmal die drei Stücke mit Streichern gehört. Ich glaub sie sind eine Spur besser als ich sie letztes Mal hörte – liegt wohl daran, dass ich dieses Mal nicht die vorangegangenen, exzellenten Blue Note Alben im Ohr hatte. Ein herausragendes, streckenweise sehr ruhiges, Schlagzeugsolo von Waits, sowie das dritte Stück, in dem Streicher und Bläser einen dichten Teppich weben und Tyner erst nach mehreren Minuten zu seinem Solo ansetzt gehören zu den Höhepunkten.
Extensions *****
Nach dem (abgebrochenen? verunglückten?) Projekt mit den Streichern namt Tyner in seinem letzten Jahr bei Blue Note noch drei weitere Sessions auf. Die erste erschien als „Extensions“ und knüpft in etwa dort an, wo „Expansions“ aufhörte. Wieder sind Gary Bartz (as) und Wayne Shorter (ts,ss) dabei, Ron Carter spielt diesmal Bass, dazu kommen Elvin Jones am Schlagzeug und Alice Coltrane an der Harfe. Sie prägt gleich das erste Stück, „Message from the Nile“. Wie die Streicher und Carters Cello in den vorangegangenen Sessions schafft sie einen Teppich aus Klängen (das war ja auch bei Coltrane schon ihre grösste Fähigkeit) und wird von Tyner geschickt eingesetzt, um die Musik atmosphärisch zu erweitern. Shorter und Bartz steuern starke Soli bei, Tyner selbst ist wieselflink und doch klingt er nie nach leerem Virtuosentum, er ist leicht und schwebend aber zugleich geerdet. Nach seinem tollen Solo in „The Wanderer“ spielt Elvin Jones ein sehr eindrückliches Schlagzeugsolo, das stark auf die Trommeln abstützt und streckenweise mit einfachen, eingängigen Rhythmen spielt. Das dritte Stück, „Survival Blues“, wird von einem fantastischen Solo Wayne Shorters geprägt, die Rhythmusgruppe (inkl. Coltranes Harfe) unterstützt ihn in seinem stimmhaften, suchenden Solo, sein Ton ist voller Flexionen und kleinen Eigenheiten (Mut zur Hässlichkeit? Im „Mainstream-Jazz“ im weitesten Sinne wohl kaum irgendwo dermassen ausgeprägt wie bei Wayne Shorter!). Coltrane begleitet auch Tyner während seines Solos, das eng mit der einfachen Motivik des Themas verbunden bleibt. Dieses Hin und Her zwischen Vamps und Licks und einfachen Akkordstrukturen einerseits und die fliegenden, flimmernden Linien, die er darüberlegt, dieser Dialog innerhalb seines Spiels, zeichnet Tyner aus. Die Session endet mit „His Blessings“, einer Rubato-Hymne im Stile von Coltranes „Welcome“, mit dichten Harfen- und Piano-Arpeggi, gestrichenem Bass und freiem Getrommel von Jones. Dann beginnen Shorter am Sopran freie Linien einzustreuen.
Cosmos / Asante ****
Im Juli entstand die letzte Session, die zuerst auf dem Doppel-Album „Cosmos“ erschienen ist. Später wurde sie der CD-Ausgabe von „Asante“ beigegeben. Gary Bartz übernimmt diesmal neben dem Alt- auch das Sopransax, Hubert Laws spielt Flöte und Altflöte, Andrew White Oboe, und als Rhythmiker sind wieder die beiden alten Vertrauten Herbie Lewis und Freddie Waits dabei. Der Groove ist schon im ersten Stück, „Forbidden Land“, merklich ein anderer als mit Elvin Jones, flüssiger, ebenmässiger, aber auch dieses Gefühl von schwüler Hitze wird schnell wieder spürbar, das schon „Time for Tyner“ und auch „Expansions“ auszeichnete. White soliert auf der Oboe, nach wie vor ein wenig verwendetes Instrument im Jazz (am liebsten höre ich es bei Yusef Lateef), Bartz‘ Alt klingt übersättigt, als würde es jeden Moment aus der Form platzen, während Waits streckenweise das feste Metrum beinahe auflöst, aber doch weitergroovt.
„Asian Lullaby“ arbeitet mit geschickten rhythmischen Verschiebungen und Akzenten und auch wieder mit einer reduzierten harmonischen Basis. Bartz überzeugt mit einem sorgfältig konstruierten Altsolo.
Das dritte und letzte Stück der Session, „Hope“, beginnt mit tiefen Trommelwirbeln und freiem Piano, dann folgt eine einfache, hypnotische Flötenlinie, kontrastiert vom gestrichenen Bass und als Echo die Oboe und darunter ein trillerndes Sax… eine höchst faszinierende Klangtextur, die Tyner aufbaut! Dann übernimmt das Altsax, während das Piano dichter, die Drums lauter werden. Schiesslich wird das Tempo fest und Tyner spielt ein langes Solo, gefolgt von Bartz. Nach einem Bass-Solo werden die Bläser eingesetzt, dass sie fast nach Streichern klingen, das Metrum löst sich wieder auf, die Trommelwirbel, Piano-Arpeggi und der gestrichene Bass kehren zurück. Ein sehr schönes Stück!Asante ****1/2
Tyners letztes Album für Blue Note, „Asante“, ist auch eins der besten, das in diesen vier Jahren entstande. Schon das Foto auf dem Cover suggeriert Afrikanische Einflüsse, und diese sind von Beginn an in „Malika“ zu hören. Tyner bläst eine Holzflöte, einfach, mäandrierend, hypnotisch, langsam schält sich ein repetitiver Groover heraus, getragen von den Billy Harts (Schlagzeug und African Drums) und dem zusätzlichen Perkussionisten Mtume. Neu im Mix ist zudem auch die Stimme von Songai Sandra Smith und die Gitarre Ted Dunbars (die allerdings erst später zu hören sein wird). Buster Williams (Hart’s Kollege im auch afrikanisch angehauchten Mwandishi Sextet von Herbie Hancock) spielt Bass und der einzige verbliebene Bläser ist Andrew White, diesmal am Altsax. Er übernimmt Bartz‘ Job gekonnt und klingt auch streckenweise recht ähnlich, mit sattem, grossem Ton. Er setzt über den repetitiven Rhythmus und teilweise auch in die Begleitung eingewobenen Gesang zu einem intensiven Solo an. Nach einem längeren Intermezzo in freierem Rhythmus (Tyner spielt Flöte über Congas und spärlichen Cymbals) folgt Tyner mit seinem Solo über dem satten Groove, den Williams mit einem einfachen Bass-Ostinato prägt. Dann kehrt wieder das Thema zurück und es schleichen sich auch noch zwei, drei Akkorde der elektrischen Gitarre ein.
„Asanta“ („Danke“ auf Suaheli) ist wieder ein Coltrane’scher Hymnus, beginnt mit den „strings“: Williams am Bass und Dunbar an der Gitarre, ganz ähnlich eingesetzt, wie Miles dies auf den ersten Sessions mit Gitarre machte (Ende 1967/Anfang 1968 mit Joe Beck). Zwischen den gesungenen Teilen folgt White mit einem hymnischen Solo, während der Beat sich verfestigt und Dunbar aktiver wird. Dann löst sich das Metrum wieder auf, Williams greift zum Bogen und Smith bringt das Stück zu Ende. Weiter geht’s – ab jetzt ohne Gesang – mit „Goin‘ Home“, ein erdig-funkiges Stück mit einem Bass-Lick und eingestreuten rhythmisierten Gitarren-Akkorden, dazu Tyners Piano-Kaskaden und darüber White mit dem singenden Thema. Williams soliert als erster – leider beginnt hier schon die üble Zeit, was die Aufnahme des Basses betrifft… übersteuert, dumpf und schwammig… aber Williams‘ Solo macht doch Spass. Der rhythmische Teppich verdichtet sich wieder für Whites kurzes Solo, Tyner gesellt sich vorübergehend auch zu den Perkussionisten.
Zum Abschluss folgt – nun auch ohne Mtume – wieder ein langes Stück (das erste ist auch lang, dann folgen zwei kürzere), das Tempo ist schneller, Whites Linie auf dem Altsax ist hektisch, fast boppig, wären da nicht die zickigen Repetitionen. Tyner spielt stark, zweihändig, schnelle Linien lösen sich immer wieder aus dem dichten Spiel und finde wieder zusammen mit den Akkorden… sehr eindrücklich, über einer rasend walkenden Begleitung von Williams und Harts leicht-schwebenden Drums. Der Rhythmus beruhigt sich für Ted Dunbars einziges Solo, es fügt sich erstaunlich gut in den Klang der ganzen Gruppe ein. Dann folgt White mit einem weiteren intensiven Altsax-Solo. Sein Ton klingt in diesem rasanten Tempo streckenweise etwas dünn, was aber sehr gut passt zum Wechsel von gehetzten Läufen und ruhigeren, repetitiven Pasagen. Schliesslich übernimmt Williams mit einem eindrücklichen Solo. Dann folgt ein zunächst von Piano und Bass dann nur vom Bass begleitetes Schlagzeugsolo (Roach hat das auch ab und zu gemacht, schade, dass man das nicht öfter hört!), vor Tyner nochmal soliert und das Thema wiederkehrt und ein weiteres sehr schönes Album sein Ende nimmt.Damit endet Tyners Blue Note Zeit, erst 1972 folgte das nächste Album, mit ihm begann eine lange und aktive Phase bei Milestone.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
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