Klassik: Fragen und Empfehlungen

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  • #4068347  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy tail windDie vier Brahms-Symphonien sind in der Toscanini-Box natürlich auch drin, vergass ich oben zu erwähnen.

    Was Brahms’sche Sinfonien angeht ist das ohnehin die Referenz!

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    #4068349  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    pinchWas Brahms’sche Sinfonien angeht ist das ohnehin die Referenz!

    Walter scheint aber auch ganz weit oben zu sein?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #4068351  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy tail windWalter scheint aber auch ganz weit oben zu sein?

    Gut möglich. Manchen gilt auch Günter Wand bei Brahms als das Nonplusultra, was ich nur teilweise nachvollziehen kann. Für mich ist diesbezüglich Toscanini ungeschlagen. Und bei der 4. natürlich C. Kleiber.

    Frage meinerseits: Mozarts da Ponte Opern unter Sir Colin Davis, ja oder nein?

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    #4068353  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    pinchGut möglich. Manchen gilt auch Günter Wand bei Brahms als das Nonplusultra, was ich nur teilweise nachvollziehen kann. Für mich ist diesbezüglich Toscanini ungeschlagen. Und bei der 4. natürlich C. Kleiber.

    Die Kleiber DG-Box ist unterwegs :sonne:

    Die grosse Box von Wand ist schon verlockend:
    http://www.amazon.de/The-Great-Recordings-Günter-Wand/dp/B0069EOZT8

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #4068355  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy tail windBEETHOVEN – Streichquartette, Quatuor Hongrois (10 LP, Plaisir musical)

    Das Quatuor Hongrois kenne ich nur mit Brahms – rauschendes, weit ausgreifendes Spiel, aber insgesamt etwas zu flächig, wobei das bei den Brahms-Sachen, darunter auch das Klarinettenquintett, gar nicht so sehr abwegig ist. Mit Beethoven habe ich sie noch nie gehört, aber reizvoll ist das schon.

    BEETHOVEN – Klaviersonaten, Gulda (Ex Libris – kennt jemand diese CH-Pressungen, sind sie okay? Es gäbe auch mehrere Exemplare der MOZART Klavierkonzerte mit Anda von Ex Libris)

    „Ex Libris“ kenne ich nicht, ich habe das alles nur auf CD; die Klaviersonaten mit Gulda brauchst Du aber jedenfalls. Anda, sind das Gesamtaufnahmen? Wenn es einzelne LPs sind, dann würde ich schon etwas von den 20er-Konzerten mitnehmen, ist gleich, was, aber dann hast Du eine vielleicht etwas gediegene, aber doch sehr in sich geschlossene Aufnahme des Konzerts, das Du wählst, oder eben der Konzerte.

    BEETHOVEN – Die Sinfonien, Berliner/Karajan (davon sind diverse Ausgaben dort, kosten wohl alle gleich wenig, 9 LP glaub ich, also 18 CHF … welche müsste ich nehmen?)

    Kann ich nichts zu sagen, mit Karajans Beethoven kenne ich mich nicht aus, habe da nur ein paar Filmdokumente gesehen. Danach zu gehen, würde ich auch zu früheren Einspielungen tendieren. – Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, aber falls die Einspielung der Symphonien von René Leibowitz dort steht, würde ich sofort zugreifen.

    BRAHMS – Sinfonien, Columbia/Walter (3 LP, CBS)
    BRAHMS – Sinfonien, Violinkonzert (Ferras), Haydn-Variationen, Requiem (Waechter, Janowitz), Berliner/Karajan (7 LP, DG)
    BRAHMS / SCHUMANN – Sämtliche Streichquartette, Quartetto Italiano (3 LP, Philips (die Brahms-Quartette wären auch in der Philips Kammermusik-Box gewesen)

    Walter mit den Symphonien ist sicher kein Fehlgriff! Und den großen Toscanini damit hast Du ja bereits; neben Kleiber mit der IV. würde ich, wenn es sie dort gibt, auf jeden Fall auch Furtwänglers IV. mitnehmen. Ferras, nach dem Berg-Konzert mit ihm zu urteilen, würde ich auch nicht liegen lassen (Du siehst schon, worauf das bei den günstigen Preisen in Deinem Antiquariat hier hinausläuft …). Also das wäre eine Einspielung, die mich noch interessieren würde, obwohl ich nach denen mit Ginette Neveu und vor allem Johanna Martzy da nicht mehr suche. – Das Requiem kenne ich in dieser Einspielung mit Karajan nicht, es ist aber ohnehin nicht „mein“ Requiem. Janowitz für den Sopranpart ist allerdings interessant!

    DVORAK – Die Sinfonien, Berliner/Kubelik (9 LP, DG „Jubiläums-Edition“)
    DVORAK – Die Sinfonien, Tschech./Neumann (8 LP, Supraphon, bzw. auch die beiden Einzelboxen, in denen noch zusätzlich einzelne LPs von Talich und noch jemandem drinliegen, ohne Cover, auch Supraphon)
    DVORAK – Romantische Kammermusik, Vlach & Dvorak Quartette, Suk Trio (7 LP, Supraphon)

    Kubelik … mit ihm kenne ich mich nicht gut aus, aber ich vermute, dass er für dieses Repertoire keine schlechte Wahl wäre. Neumann – das ist Václav Neumann, ja? Von ihm habe ich tatsächlich auch nur eine CD, Mahlers Fünfte, die großartig, kristallin ist. Sein Mozart-Messen allerdings haben mich nicht sehr gepackt, ist aber lange her, vielleicht würde ich das heute anders sehen. – Die 9. Symphonie hast Du ja in der Toscanini-Box, die ist ganz oben; von denen, die ich kenne, mir die liebste Aufnahme, hat er noch weitere eingespielt? Auf die Schnelle fällt mir für Dvorák noch Kyrill Kondrashin ein, falls er auch dort steht. – Die Kammermusik von Dvorák, was ist das? Die Streichquartette mit dem Vlach-Quartett? Das sollte etwas sein. Dass ich das Suk-Trio gerade bei den Dvorák-Trios ganz oben, vor allem auch wegen des Klaviers, ganz weit oben sehe, weißt Du ja.

    HAYDN – 12 Londoner Symphonien, LPO/Jochum (DG „Jubiläums-Edition“)

    Hier muss ich wieder passen, aber die Symphonien werden Dir Spaß machen! Ich hatte sie mal mit Christopher Hogwood, der kommt eher aus der historischen Aufführungspraxis, aber das machte bei Haydn gar nichts. Vielleicht hat sie auch Szell eingespielt, da bin ich nicht mehr sicher. Aber leider, zu Jochum kann ich keine Auskunft geben.

    MAHLER – Sinfonie III, Chicago/Solti

    Nachdem der altersweise Solti die „Vier letzten Lieder“ von Strauss in den Sand gesetzt hat, bin ich immer skeptisch. Besonders aber auch, weil seine Mahler I weit hinter anderen Einspielungen zurückbleibt, nicht „ernst“ genug – womit ich nicht meine, dass man bei Mahler keinen Humor brauche. Die Dritte mit ihm kenne ich aber nicht, kann sein, dass er da etwas anders gemacht hat.

    MENDELSSOHN – Sinfonien, Berliner/Karajan (4 LP, DG)
    MENDELSSOHN – Elias, Sawallisch, Ameling, Adam etc (3 LP, Philips)

    Karajan, das ist mir aber erst in letzter Zeit aufgefallen, kann immer interessant sein … Aber wahrscheinlich würde ich Toscanini da vorziehen, ansonsten kenne ich nur den früheren Abbado – hier sage ich mal: zum ersten Kennenlernen sollten diese 8 Franken nicht vergeudet sein. – Den „Elias“ mit Sawallisch kenne ich auch nicht, aber wenn ich Elly Ameling lese, wird’s warm um’s Herz.

    MOZART – Violinkonzerte + Sinfonia concertante, Szeryng/New Philharmonia/Gibson (hier tendiere ich allenfalls aber eher zum neuen CD-Set:
    http://www.prestoclassical.co.uk/r/Decca/4784271)

    Unbedingt! Das ist für mich neben Grumiaux die zweite Gesamteinspielung, die geradewegs nach oben führt. Die Box habe ich auch auf Vinyl und der Klang ist unglaublich transparent, warm ohne Schleier. Bei dem CD-Set sehe ich die Sinfonia Concertante mit Szeryng nicht, das wäre ein Verlust. Dort sind aber Holliger und Nicolet natürlich interessant und verlockend.

    SCHUBERT – Sinfonien, Berliner/Böhm (5 LP, DG)

    SCHUMANN – Arrau Edition (10 LP, Philips)

    Bei Böhm geht’s mir mit den Sachen, die ich von ihm kenne, oft so: „Das ist schon sehr gut, aber was fehlt mir denn noch da?“ Aber das betrifft Mozart vor allem; wirklich, das ist schon alles prächtig, aber mir oft auch ein wenig „zu dick“. Bei Schubert kenne ich allerdings nicht alle Symphonien, Kleiber trifft ja jedenfalls bald ein! – Arrau und Schumann, da bin ich gerade überfragt, das könnte schon eine neue Facette sein, die Sachen aus der ICON-Box müsste ich noch einmal nachhören gegenüber meinem neuen Schumann-Hausgott Joseph Hofmann. – Von den beiden hier würde ich aber wohl doch Arrau nehmen, dann hast Du auch die wunderbaren Sonaten, bei Schubert tendiere ich halt eher zu Einzeleinspielungen.

    MOZART – 46 Sinfonien, Böhm/Berliner (16 LP, DG)
    MOZART – 46 Sinfonien, Marriner/Academy (16 LP, Philips)

    Von Böhm kenne ich nur die späten Symphonien, also die letzten sechs, ich wundere mich gerade über die Zahl „46“, wie kommt’s zu den weiteren fünf? Das ist aber wenigstens Gelegenheit, noch einmal Walter zu nennen, falls die da stehen … – Marriner ist mir nie sonderlich aufgefallen, weder schlecht noch zur Vorliebe hier taugend. Ich kenne von den Symphonien aber auch längst nicht alle, Joseph Krips sollte ein Griff wert sein, außerdem noch Ton Kopmann für die frühen.

    CHOPIN – Harasziewicz (14 LP, Philips)

    Den lass nur. Genau diese Box habe ich auch einmal aus einem Antiquariat mitgenommen, eine Gesamteinspielung, die das Konzept „Gesamt“ nicht attraktiv macht; klanglich völlig in Ordnung, aber eben kein spitzes Spiel. Eingeebnet, solide, aber an keine der Einspielungen, die Du bereits hast, kommt er heran. Die „Préludes“ sind wie hinter vorgehaltener Hand gespielt, kein Wagnis, in den Brunnen zu springen, er fällt nur hinein.

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    #4068357  | PERMALINK

    Anonym
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    clasjazIch halte es zwar für unwahrscheinlich, aber falls die Einspielung der Symphonien von René Leibowitz dort steht, würde ich sofort zugreifen.

    Bei den Beethoven-Symphonien ist Leibowitz absolute Referenz. Halte es aber auch für eher unwahrscheinlich, dass man der Box plötzlich in irgendeinem Antiquariat begegnet. Falls doch: hit and run!

    Von Rene Leibowitz gibts außerdem eine Einspielung von Schönbergs „Gurre-Lieder“, die ich sehr empfehlen kann!

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    #4068359  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Vielen Dank!

    An weiteren Meinungen in Sachen Mozart-Symphonien wäre ich nach wie vor sehr interessiert … muss mich im Netz auch mal ein wenig umschauen.

    Die Mozart-Konzerte mit Anda gibt’s nur als Box, glaube ich. Die einzelnen LPs durchzuwühlen ist Arbeit für 2 Stunden, ich hab das vor ein paar Wochen mal gemacht, aber natürlich das meiste längst wieder vergessen.

    Von Krips meinte ich, etwas gesehen zu haben – entweder war das heute nicht mehr da, oder ich hab eine Ecke vergessen (oder es war eine einzelne oder ein Doppel-LP die nicht bei den Boxen stand).

    Leibowitz ist mir ein ganz neuer Name – will ich mir mal notieren.

    Jedenfalls muss ich Motag wohl mit einer Schubkarre vorbeigehen …

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    #4068361  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Zu Dvorak:

    clasjazDie 9. Symphonie hast Du ja in der Toscanini-Box, die ist ganz oben; von denen, die ich kenne, mir die liebste Aufnahme, hat er noch weitere eingespielt?

    Nein, nur die neunte und die symphonischen Variationen op. 78, aber das sind Filmaufnahmen, die nicht in der Box enthalten sind.

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    #4068363  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hab mich brav beschränkt – die Dinger brauchen ja immens viel Platz … es gab also:

    – Brahms: The Symphonies (CSO/Walter) (CBS Masterworks)
    – Brahms/Schumann: Sämtliche Streichquartette (Quartetto Italiano) (Philips)
    – Mozart: Sämtliche Violinkozerte, Concertone KV 190, Sinfonia Concertante KV 364 (Szeryng/New Philharmonia/Gibson) (Ex Libris/Philips)
    – Claudio Arrau: Schumann (Philips)

    In der Brahms/Schumann-Box liegt noch eine LP, die da nicht reingehört, Philis 835 395 mit Ravels Klaviertrio a-moll und Schumanns Klaviertrio Nr. 2 F-dur op. 80, gespielt vom Beaux Arts Quartet.

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    #4068365  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Frage zu Callas: Ich mache mich derzeit grad hinter die grosse Studio-Box (die von 2007 mit 70 CDs), da sind die Opern und auch alle Studio-Recitals drin (die sind grad einzeln wieder aufgelegt worden – das 13CD-Set hier). Braucht man die Live-Recitals, die auch im August neu augelegt worden sind (das 10CD-Set hier) dazu, oder ist das eher verzichtbar?

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    #4068367  | PERMALINK

    hat-and-beard
    dial 45-41-000

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    Kann mir bitte jemand ein paar gute Einspielungen von „Schwanensee“ empfehlen und auch jeweils eine kurze Charakterisierung abgeben? Verfügbarkeit auf Vinyl wäre gut.

    --

    God told me to do it.
    #4068369  | PERMALINK

    Anonym
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    Ich habe gestern Abend „Der Leiermann“ von Franz Schubert in einer Interpretation von Andreas Schmidt in „Brügge sehen…und sterben?“ gehört.

    Ist das ein typisches Lied für Schubert? Hat er noch andere Lieder/Kompositionen geschrieben, die in diese Richtung gehen?

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    #4068371  | PERMALINK

    Anonym
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    Ob der „Leiermann“ typisch für Schubert sei, das fällt mir schwer zu sagen. Es ist kein Lied, das Schubert isoliert geschrieben hat – und das hätte er wohl auch nicht -, sondern ist der Abschluss aus der „Winterreise“, der Abschluss eines Zyklus von Liedern, einer Zusammenfassung eines Lebens. Es steht also nicht für sich allein, jedenfalls nicht zu Schuberts Zeiten, heute könnte man auch diese sehr streng reduzierten Töne als einzelnes Lied veröffentlichen. Wovon die Bearbeitungen für Violine und Orchester zeugen. Da wird aus den knappen drei Minuten gleich eine Viertelstunde.

    Aber das wolltest Du nicht wissen. Für den späten Schubert – so früh er gestorben ist – ist der „Leiermann“ eher charakteristisch. Er hat eine große Zahl an Liedern geschrieben, die meisten außerhalb von Zyklen (neben der „Winterreise“ noch „Die Schöne Müllerin“, beim „Schwanengesang“ streitet man sich, so weit ich weiß), sehr unterschiedlich, so verschieden die Gedichtvorlagen, so verschieden die Musik Schuberts. Es gibt viele andere Lieder von Schubert, die sich anders ausnehmen und doch oft zueinanderzugehören scheinen: selbst das „Heidenröslein“ und der „Erlkönig“. Der „Leiermann“ ist eine Art Zusammenfassung dieser Spannungen. Und es gibt viele gute Aufnahmen der „Winterreise“ für ein paar Groschen.

    Und auch, ob es andere Kompositionen in der Art des „Leiermanns“ gibt, ist nicht so leicht zu sagen. Schubert ist den klassischen Formen, wenn auch verzweifelt, verpflichtet. Das heißt, er sagt nicht alles auf einmal oder vielmehr, er braucht in Streichquartetten oder Klaviersonaten, geschweige den späteren Symphonien, Zeit. Und genau darin findest Du auch die Entsprechungen zu diesem vorwärtsdrängenden Zögern des „Leiermanns“. Oft brüsk und gedrängt in den Kopfsätzen, manisch zugespitzt in den Scherzi oder Trio-Passagen, vermeintlich idyllisch in den langsamen Sätzen, sich überschlagend in den Schlusssätzen. Bei den Werken ohne Stimme. In der „Winterreise“ ist das anders, weil die Form ihm mehr Raum lässt oder er ihn darin eher gefundet hat. Also probiere es doch einmal mit der vollständigen „Winterreise“. Oder mit „Nacht und Träume“. Oder „Du bist die Ruh'“.

    Was hat Dich denn an dem „Leiermann“ aufmerksam werden lassen?

    --

    #4068373  | PERMALINK

    Anonym
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    Vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort. :-)
    Ich kenne mich im Bereich der klassischen Musik überhaupt nicht aus, wenn man mal von den wenigen Stücken absieht, die durch Funk und Fernsehen breitgetreten wurden.

    „Der Leiermann“ hat mich nicht nur aufgrund des Einsatzes in einer bestimmten Szene von „Brügge sehen…und sterben?“ ergriffen, mir hat sofort die etwas spröde, repetitive Form des Liedes zugesagt, die eine tiefe Traurigkeit, vielleicht sogar Hoffnungslosigkeit ausstrahlt, dabei aber eine Schönheit zeigt, die ich selten gehört habe.
    Vermittelt die „Winterreise“ im Grunde eine ähnliche Stimmung? Oder ist das die Ausnahme in diesem Liederzyklus?

    --

    #4068375  | PERMALINK

    Anonym
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    @harry Rag: Diese Interpretation vom „Leiermann“ hat es ebenfalls in sich.

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