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So, habe das Album jetzt endlich vollständig gehört und komme zu einem interessanten Ergebnis: Mein Eingangspost, in dem ich geschrieben hatte, dass die Stücke „was haben“ und nur der „Gesang“ stört, hat sich voll und ganz bestätigt. Eine derartige Ambivalenz habe ich selten erlebt: streckenweise wunderschöne, interessante, intelligente und sehr abwechslungsreiche Kompositionen und Melodien, aber kaum erträgliche Interpretation durch die „Sängerin“. Ich denke, dass man das in diesem Fall wirklich trennen muss.
Ich hätte mich gar nicht in die Diskussionen hier eingemischt, wenn ich nicht aufgrund der Beschreibungen angenommen hätte, dass diese Musik für mich was wäre. Videos und andere Aufnahmen bestätigten das: Fantasievolle Melodieläufe waren da zu hören, nur der „Gesang“ schreckte eher ab.
Blieb also die Hoffnung, dass sich das Album tatsächlich ganz anders anhören würde als die Aufnahmen, die ich vorher gehört hatte. Irgendwas musste ja dran sein, wenn das Album im neuen RS-Heft bei den Kritikern auf Platz 1 gelandet ist.
Aber die Zwiespältigkeit – sehr schöne Musik auf der einen, scheußlicher „Gesang“ auf der anderen Seite – hat sich jetzt beim Hören des Albums bestätigt, ja noch gesteigert: Joanna Newsom singt tatsächlich nicht besser als in den Aufnahmen, die ich vorher gehört hatte. Die Musik jedoch – gemeint ist die Komposition, die Idee – ist in der Tat sehr schön, schöner als ich beim ersten Hören vermutet hätte, etwas langatmig, zuweilen versponnen und etwas wunderlich, sehr abwechslungsreich (an einer Stelle sogar mit leicht ostasiatischen Einflüssen, in „Only Skin“, etwa ab 6:00), fantasiereich und intelligent.
Aber diese Frau kann einfach nicht singen. Dass das Album so hoch bewertet wurde, kann ich mir nur so erklären, dass sich die Hörer von den einzelnen Kompositionen, Melodien und Arrangements haben korrumpieren lassen. Sie sehen dieser Frau ihren gesanglichen Dilettantismus nach, weil sie sich in die Musik verliebt haben. Nur so kann ich die euphorischen Bewertungen mancher Kritiker nachvolllziehen J. Wigger versteigt sich im „Spiegel“ ja gar zu der Äußerung: „Sprechen wir es gelassen aus: Ein Leben ohne diese Platte ist keins“ ( http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,455238,00.html ) – ja geht’s noch?
Wenn ich lese, dass sie auf dem älteren Album noch schlimmer „gesungen“ hat, wird einiges klarer: die „Verbesserung“ kommt wohl daher, dass die Produzenten hier auf dem neuen Album Schlimmeres zu verhindern versucht haben, bestrebt waren, die gröbsten Scheußlichkeiten zu glätten. An einer Stelle wird das besonders deutlich: Gegen Ende von „Only Skin“, wo ihr „Gesang“ in die Höhe strebt, musste man sie schlicht wegblenden und andere Stimmen drüberlegen (Vielen Dank!) – ansonsten wäre es wohl vollends unerträglich geworden. Aber auch so ist es schon schlimm genug. Sehr ärgerlich, wenn dann noch künstlich was reininterpretiert wird. Man erzähle mir nicht, sie singe mit „Absicht“ so, da gäbe es noch irgendwelche „tiefere Bedeutungen“. Nein, sie kann gar nicht anders, und es steckt überhaupt nichts dahinter (soviel zum Thema „Prätention“, „Anspruch“ usw.) Hier ist also Entzauberung angesagt.
„Ys“ klingt in meinen Ohren so, als sei es bei einem Karaoke-Wettbewerb mitgeschnitten worden, ja, es ist Karaoke: wunderbare Musik im Background, aber krächzende Laiensänger auf der Bühne, die zwar spürbar ihr „Bestes“ geben, durchaus mit Engagement und Hingabe bei der Sache sind, aber eben nicht anders können als am Ende das Ganze zu verunstalten.
Beim Hören des Albums kam mir durchgängig der Gedanke, dass man, um diese Musik, z. B. die an sich sehr schönen Kompositionen „Emily“ oder “Sawdust and Diamonds“, zu retten, einmal wirklich Ton- und Gesangsspur vollständig voneinander trennen müsste. Das Ganze könnte dann eingesungen werden von einer anderen, professionelleren Interpretin, die weiß, wie man komplexe Innerlichkeiten gesanglich zum Ausdruck bringt, ohne dass es penetrant und peinlich wird.
Die Bewertung ihres Harfespiels übrigens ist keineswegs leicht, denn man hört auf der Platte ja kaum ihr Solo-Spiel, das wird in der Produktion völlig zurückgenommen. Aber hier wollen wir einmal nicht so streng sein und gehen davon aus, dass sie wenigstens das beherrscht ;)
Mein Fazit also: extrem ambivalent, daher auch ärgerlich. Für die Musik allein, Ideen, Komposition (d. h. eben auch für die Melodieläufe, die von ihr gesungen werden) und die Arrangements würde ich gar vier Sterne vergeben, für den Gesang jedoch gar keinen oder allenfalls einen Stern. Eine Bewertung ist so kaum möglich, es sei denn, man nimmt den Durchschnitt, das wären dann **1/2 – schade.
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Aber diese Frau kann einfach nicht singen.
…Genau wie Bob Dylan!
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Bauer EwaldGenau wie Bob Dylan!
…oder Sandy Dillon…
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoEin Grauen würde die Platte von einer x-beliebigen „professionellen“ Sängerin eingesungen. Sind wir hier bei DSDS?
Überhaupt Gesang und Instrumentierung trennen zu wollen. Jetzt wo ich die Platte kenne möchte ich sie auch nicht mehr hergeben. Für mich eine Bereicherung.--
Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
FruchtfliegeFür mich eine Bereicherung.
das liegt sicher nur an diesem peinlichen Goldrandimitat…
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SantanderAber diese Frau kann einfach nicht singen. Dass das Album so hoch bewertet wurde, kann ich mir nur so erklären, dass sich die Hörer von den einzelnen Kompositionen, Melodien und Arrangements haben korrumpieren lassen. Sie sehen dieser Frau ihren gesanglichen Dilettantismus nach, weil sie sich in die Musik verliebt haben.
Ich kann mir die hohe Bewertung des Albums eher so erklären, dass die geneigten Hörer Kompositionen, Melodien, Arrangements und Gesang als gelungene und außergewöhnliche Symbiose wahrnehmen.
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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.@ beatlebum:
Ich befürworte zugleich einen Blick in die Wirklichkeit: So wie die meisten Menschen keine Minute den Takt halten können, merken Leute ohne geübtes Gehör nicht, wenn jemand falsch singt.
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„Weniger, aber besser.“ D. RamsKai Bargmann@ beatlebum:
Ich befürworte zugleich einen Blick in die Wirklichkeit: So wie die meisten Menschen keine Minute den Takt halten können, merken Leute ohne geübtes Gehör nicht, wenn jemand falsch singt.
hmmm mag ja sein, aber auch dazu müsste man wieder vorraussetzen, dass der geneigte Hörer weiß wie das besagte Lied denn nun „richtig“ hätte klingen sollen. Wie schon mal erwähnt, das ist hier ja kein Popstars oder ähnliches, wo man sagen könnte; Ok so klingt das Lied eigentlich und das ist nun die verhunzte Version. Insofern find ich den Ansatz müßig
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Und kann mal endlich jemand meine Abstimmung von ****1/2 auf ***** hochsetzen (das ist nachträglich nicht mehr änderbar, right? )
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Kai BargmannSo wie die meisten Menschen keine Minute den Takt halten können, merken Leute ohne geübtes Gehör nicht, wenn jemand falsch singt.
aber auch bei Folk-Musik kann man prima mitklatschen, wenn man den Gesang ignoriert…
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beatlebumIch kann mir die hohe Bewertung des Albums eher so erklären, dass die geneigten Hörer Kompositionen, Melodien, Arrangements und Gesang als gelungene und außergewöhnliche Symbiose wahrnehmen.
Ach gottchen. Naja.
Ich nehme das als aussergewöhnlichen Unfug an. Die Melodien gehen grad noch..ne 3 bis 4, aber DER Gesang? oder was sich dafür hält. Forchtbar.
Und: was der RS empfiehlt: ist noch lange nicht das Non Plus Ultra--
TheMagneticFieldUnd kann mal endlich jemand meine Abstimmung von ****1/2 auf ***** hochsetzen (das ist nachträglich nicht mehr änderbar, right? )
Meine würde ich gerne von ***** auf ****1/2 verringern, gleicht sich also aus.
Ich finde das Album immernoch sehr gut, aber die ***** vergebe ich eigentlich immer nur im Rahmen der allerersten Euphorie. Mittelfristig sehe ich es eher auf ****1/2.
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Love will pay the billsNesAch gottchen. Naja.
Ich nehme das als aussergewöhnlichen Unfug an. Die Melodien gehen grad noch..ne 3 bis 4, aber DER Gesang? oder was sich dafür hält. Forchtbar.
Und: was der RS empfiehlt: ist noch lange nicht das Non Plus UltraWas der RS empfiehlt hat mich noch nie interessiert…
Man kann diese wunderbaren Kompositionen auch ohne Kritikerlob geniessen, believe me
Aber das können wir ja morgen ausdiskutieren (genauso wie, das man alles von Chris de Burgh über einen Kamm als Schrott schert und gleichzeitig Christopher Cross gutfindet uhhh )--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Phoenixdie ***** vergebe ich eigentlich immer nur im Rahmen der allerersten Euphorie
stimmt natürlich nicht so ganz, aber in dem Fall wars so. Mit der vollen Punktzahl sollte man eigentlich ein bisschen warten, also ich zumindest.
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Love will pay the billsFruchtfliegeEin Grauen würde die Platte von einer x-beliebigen „professionellen“ Sängerin eingesungen. Sind wir hier bei DSDS?
Überhaupt Gesang und Instrumentierung trennen zu wollen. Jetzt wo ich die Platte kenne möchte ich sie auch nicht mehr hergeben. Für mich eine Bereicherung.Will ich Dir auch nicht nehmen, Fruchtfliege, ist nur meine bescheidene Meinung.
Was die Trennung angeht: Ich höre eigentlich ungern so „abstrakt“, so als hätte ich ein Notenblatt vor mir, sondern überlasse mich gern der „Symbiose“ (beatlebum), aber hier gings eben nicht anders.
Es ging mir übrigens nicht um eine Glättung a la Dieter Bohlen, der das bei seinen DSDS-Girlies so machen muss, damit die Platte verkauft werden kann. Der Gesang durch die neue Interpretin könnte ja ruhig sperrig sein, aber halt gekonnt-sperrig. Ich sprach von einer Sängerin, „die weiß, wie man komplexe Innerlichkeiten gesanglich zum Ausdruck bringt, ohne dass es penetrant und peinlich wird.“ Joanna kann das meines Erachtens überhaupt nicht, sie wirkt auf mich halt penetrant und streckenweise auch peinlich. Komplexe Innerlichkeiten haben wir alle, aber nicht jeder von uns kann sie künstlerisch (gut) ausdrücken, so ist das Leben.
Vielleicht steckt Joanna auch noch zu sehr in den Konflikten, die sie ja mit dem Album verarbeiten wollte. Sie hält ihren Gesang sicher irgendwie schon für Kunst, aber es ist in meinen Augen überhaupt keine. Die Kompositionen hingegen gefallen mir schon eher, da scheint sie Talent zu haben.
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Schlagwörter: Joanna Newsom, Van Dyke Parks
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