Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Tracks › Irrlichts Introducing
-
AutorBeiträge
-
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Klasse, Daniel!
Finde es immer schön, wie du an die Songzeilen heranschleichst und sie interpretierst. Werde mich mal um das Album kümmern, vielleicht an dieser Stelle dann mehr dazu!--
Highlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
So klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
WerbungGrievousAngelKlasse, Daniel!
Finde es immer schön, wie du an die Songzeilen heranschleichst und sie interpretierst. Werde mich mal um das Album kümmern, vielleicht an dieser Stelle dann mehr dazu!Oder wir treffen uns im Albumthread, werde mich da in Bälde auch zurückmelden. Und natürlich Mercí fürs Lesen.
--
Hold on Magnolia to that great highway moonJan LustigerDas könnte als Relativierung der Legitimität schwarzer Kritik an weißer rassistischer Gewalt gesehen werden.
So nun auch geschehen auf zeit.de.
--
Jan LustigerSo nun auch geschehen auf zeit.de.
Sorry, Jan, ich hatte das total übersehen.
Aber ehrlich gesagt: Mich ärgern solche Texte meist mehr, als dass sie mich weiterbringen. Ich finde er zählt noch zu den Besseren, aber so richtig tiefgehend finde ich das alles nicht. Dazu ist die Darstellung auch zu einseitig.
Ich höre weder etwas im „Bürgerlichen verharrendes“, noch entspannten Jazz, der wie „Wohlfühlmusik wirkt“, noch nehme ich Lamar als beifallhaschenden Generationsprecher wahr. „Präsidentenanrufer“? Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt – Obama hat vermutlich wahnsinnig vielen Menschen, die ihre Unterdrückung täglich spürten und noch heute spüren, Hoffnung gegeben, ich erinnere mich noch daran, wie damals sein Gesicht mit Krone oder Heiligenschein erschien. Einem Musiker wie Lamar, der nicht zwischen Capuccino in Düsseldorf und Tennis mit Brigritte aufgewachsen ist, einen Strick aus diesem Treffen zu drehen, ist nun schon selten doofe, zynische und ja bildungsbürgerliche Polemik (und oh, auch noch der Bono Vergleich, wie originell). Ansonsten höre ich viel schnöde Argumente: So wird ein erwarteter Friedensnobelpreis zum KO Kriterium, Moral und Werte zu fahlen Empfindngen, Gottesfürchtigkeit zu lächerlichem, zynischen Optimismus.
Ich habe seine Äußerungen nicht als Moral verstanden und ihn nicht als Sprachrohr, gerade das kann man doch aus „Mortal man“ oder „The blacker the berry“ lernen: Die Aufarbeitung von Rassismus kann nicht in einer Drehung der Verhältnisse bestehen, es geht um keinen Machtwechsel, keinen Vergeltungsschlag. Und das Zitat, das er aus dem Interview herauspickt, finde ich viel zu umfassend, als dass man es mit ein paar plumpen Worten ins Lächerliche ziehen könnte. Ich kann mir vorstellen, dass Lamar hier bewusst auf eine Hinnahme der „Opferrolle“ anspielt, bewusst an die Stärkung der eigenen Identität appelliert, auch in seinen Lyrics feststellt, dass schwarzer Rassismus und Hass gegen die eigenen Leute fürchterlich ist. Man kann das als nichtssagenden Pazifismus (oder Relativierung) abtun, der keine Lösungen anbietet. Das mag sein. Ich vermute, die gibt es bei diesem Thema aber auch nicht.
--
Hold on Magnolia to that great highway moonEs gibt zugänglichere Songs auf „Empire builder“ und es ist verständlich, dass sich die meisten Hörer auf den nicht minder imposanten Titeltrack stürzen, mittlerweile tendiere ich aber dazu, dass „Five and thirty“, in dem Gibson sich kopfüber in ihren tiefsten Schmerz begibt, der größte Tracks dieses ohnehin wunderbaren Albums ist.
„Five and thirty“ ist ein vergleichsweise reduziert arrangierter Track – Klavier, ein wenig Glockenpercussion und Schlagzeug, das zum Takt mitschwingt, an wenigen Stellen fahren Streicher auf – in den Momenten blutet der Track regelrecht aus. Gibson singt dazu selbst auf verstörend ehrliche Weise: Man hat beim Hören das Gefühl, hier sticht sich jemand das Messer direkt ins Herz, ungeschönt.
Als Erinnerung springt der Track durch die Zeit. An den Punkt, an dem das Winken am Ufer noch Abschied oder Ankommen bedeuten und man die Last der Zukunft nicht bewältigen konnte – an die Momente danach, als man das Gewässer gewechselt hat, aber immernoch den gleichen Schatten der Vergangenheit folgt; schlussendlich an die Zeiten, in denen man fleht, dass es ein zurück gibt. Gibson durchläuft hier sämtliche Stadien, die gescheiterte Liebe mit sich bringt, von Schamgefühl, über vergebliche Versuche das Erloschene zu entzünden, sich neu zu entdecken, wieder voneinander zu weichen und die Erkenntnis, dass alle die Jahre längst vergangen sind (vermutlich sind „Five and thirty“ ein Hinweis auf die Länge der Beziehung). Letztlich komprimiert sich alles auf das Wort „charity box“: Aus dem gemeinsamen Leben sind unlängst Almosen geworden, von denen man nun zehrt. Der große Moment folgt darauf: Gibson singt beschwörend langsam und schwermütig, aber entschieden die Zeilen „Seems you loved me the most when I said ‚Love is impossible'“ – Streicher und Gitarre bilden dabei einen dynamischen Strom, ein flirrendes Ambiente, die intensivsten Sekunden des Albums. Mehr geht einfach nicht.
Der Abspann klingt wie ein letzter Versuch vor dem „nach dir“: Vernichte mich oder komm zurück. „Ill burn all of my shame for fuel“
--
Hold on Magnolia to that great highway moonIch muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich immer wieder über die (längeren) Texte von dir freue, alleine schon, weil ich das selbst nie so pointiert hinbekäme. Wirklich ein ganz großes Kompliment!
--
Coral RoomIch muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich immer wieder über die (längeren) Texte von dir freue, alleine schon, weil ich das selbst nie so pointiert hinbekäme. Wirklich ein ganz großes Kompliment!
Danke, das freut mich. Ich dachte, nach bald schon wieder einem Jahr kann man mal wieder den Stift spitzen und Tracks auf die Schliche kommen. Macht einfach zu viel Spaß, auch wenn aktuell im Forum nicht so viel los ist.
Props back übrigens, ich lese Deine Beiträge, speziell im Album des Tages Thread, auch sehr gerne. Deine Gedanken zu Spektors „Songs“ etwa haben mich sehr neugierig gemacht. Ich kenne ihr Werk in allen Phasen auszugsweise (abgesehen von „Soviet kitsch“, das steht hier), aber da sollte ich nochmal nachgreifen.
--
Hold on Magnolia to that great highway moonJa, mir macht es auch immer viel Freude, über Tracks nachzudenken :)
Danke für das Kompliment, freut mich natürlich immer, wenn ich Neugier wecken kann! Werde dann vielleicht mal öfter einen kleinen Text zu meinen Alben/Songs des Tages hinzufügen.
--
Coral RoomJa, mir macht es auch immer viel Freude, über Tracks nachzudenken Danke für das Kompliment, freut mich natürlich immer, wenn ich Neugier wecken kann! Werde dann vielleicht mal öfter einen kleinen Text zu meinen Alben/Songs des Tages hinzufügen.
Ja, mach mal, bitte. Ich würde sowas auch gerne öfter lesen.
@Coral Room: Unbedingt, mach das gerne :)
--
Hold on Magnolia to that great highway moonI say, “She thinks you love the beach, you’re such a liar”. What the fuck, she thinks you like the beach?! You don’t like the beach! It’s those little stupid things. It sounds so happy and then the lyrics are so intense obviously. And I realized I was like, “how come this thing is coming out so joyous sounding?” And I realized this is that drunk girl at the party dancing around crying about her ex-boyfriend who everyone thinks is a mess. That’s her tonight and tomorrow she starts to rebuild. And that’s the song for me.
In Zeiten von Videoclips ist es ein Leichtes sich die Bilder direkt mitgeben zu lassen, aber die Stärke von großen Pop Songs ist für mich dennoch, dass sie die Gefühle musikalisch derart transportieren, dass man die Lyrics eigentlich nicht kennen muss und dennoch jede Zeile fühlt, versteht. „Green light“ ist gestern erschienen und packt mich von der ersten Sekunde an. Es ist ein makelloses Beispiel für das eigenartige Nachbeben einer Trennung – Schmerz, Wahnsinn, Wut, förmlich fremdbestimmtes Taumeln. Und irgendwann dann, an einem schönen Märzmorgen, leuchtet das grüne Männchen an der Ampel und der Spuk ist eine verkrustete Narbe.
Ich bewundere die Art, wie Lorde Ihren inneren Prozess aufbaut. Obwohl der Text nicht komplex oder ausgefallen ist, hat er einen cleveren Kniff. Ich mag schon die ersten Zeilen mit Ihren Ortsangaben – beide bestellen sie die gleichen Drinks (wie damals), aber die Welt hat sich um ein paar lange Tage gedreht und das ehemals Gemeinsame lebt jetzt in fremden Autos, neuen Betten, anderen Menschen weiter. Ich mag auch den Zorn, wenn Lorde Sätze wie „I know about what you did and I wanna scream the truth/She thinks you love the beach, you’re such a damn liar“ zu Papier bringt, nur um Ihrem unehrlichen Ex danach Haifischzähne ins Fleisch zu jagen – kleine Eigenarten einer Beziehung, die nur die ganz Vertrauten kennen und die sofort wissen, wenn neues Glück auf Lügen geerdet wird. Ich mag noch mehr die Unentschlossenheit des Tracks: Das Nachhallen der Erinnerung, das bis in die neue Beziehung hinein ragt – ein paar schlichte Worte, die zeigen, dass man Menschen nie einfach vergessen und aus dem Leben ausradieren kann. Letztlich lebt die Aufnahme vom Kontrast des Pre-Chorus: „But I hear sounds in my mind/Brand new sounds in my mind/But honey I’ll be seein‘ you‘ ever I go/But honey I’ll be seein‘ you down every road“.
Obwohl die Gefühlsebene teilweise vergleichsweise nüchtern erzählt ist, das Soundbild ist es nicht. Ich hatte in einem anderen Thread zuletzt davon geschrieben, dass Lorde hier gleich mehrere Songs zu einem verschmilzt – das ist vorallem dahingehend passend, da die Gegensätzlichkeit auch musikalisch dargestellt wird. Das Intro – entkräftete Klaviertöne zu ihrem eindringlichen, innerlich aufgebrachten Gesang, das nachhallende „liar“, dann der Beat, der zaghaft durch den Song schlingert, Selbstermächtigung in Fragen wie „Did it frighten you, how we kissed when we danced on the light up floor?“ – und dann beginnt der Tanz. Neue Farben schillern in der Discokugel, das Klavier wärmt den Song an, Handclaps säumen das neue Selbstbewusstsein – für mich der berührendste Moment des Tracks. Dieses kurze, einmalige Zeitfenster, in dem es kaum Konturen gibt, nur Überschwang und Aufbruchsstimmung, letztlich ein Schluck des seltsamen Gefühlscocktails, der wieder nach erster Verliebtheit schmeckt. Und in dem immer auch eine Prise Ungewissheit und Wahn steckt. Das folgende „Sometimes I wake up in a different bedroom/I whisper things, the city sings‘ em back to you“ ist das verschmierte Makeup der ersten Zeile – die Nacht mit den süßen Stimmungen und Verheißungen ist vorüber, in jeder Scheibe spiegelt sich der gleiche Gesichtsumriss.
Ja, das ist alles nicht neu, das wurde in Tausenden von Pop Songs schon ähnlich verhandelt, so wie alle Songs letztlich die gleichen drei, vier Themen streichen – wenn es so fantastisch gemacht ist, lasse ich mir dieses Märchen aber auch noch in der 1001 Nacht erzählen.
--
Hold on Magnolia to that great highway moonVielen Dank für Deine ausgezeichnete Rezension, die mich de facto zwingt, Green Light etwas Zeit zu widmen. Meine Frau war seinerzeit von Royals schwer begeistert, was für mich nicht unbedingt nachzuvollziehen war. Und mehr kenne ich von Lorde nicht. Bin sehr gespannt!
--
"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)Ja, vielen Dank für die – wie immer – äußerst gelungene Rezension, die für mich das Gefühl, dass durch Green Light vermittelt wird, perfekt beschreibt.
--
coral-roomJa, vielen Dank für die – wie immer – äußerst gelungene Rezension, die für mich das Gefühl, dass durch Green Light vermittelt wird, perfekt beschreibt.
Dir auch vielen Dank für den Countdown. Hätte das sonst gar nicht mitbekommen
gipettoVielen Dank für Deine ausgezeichnete Rezension, die mich de facto zwingt, Green Light etwas Zeit zu widmen. Meine Frau war seinerzeit von Royals schwer begeistert, was für mich nicht unbedingt nachzuvollziehen war. Und mehr kenne ich von Lorde nicht. Bin sehr gespannt!
Ich muss gestehen: Ich kenne von Lorde bislang auch nur ein paar der Singles. „Pure heroine“ wollte ich damals kaufen, habe es aber wieder Mal verschlafen. „Tennis court“ fand ich fantastisch, ansonsten hat mich aber vermutlich keiner der Tracks so unmittelbar eingewickelt, wie „Green light“.
--
Hold on Magnolia to that great highway moonTennis Court – muss ich hören! Zusammen mit dem Album von Hooton Tennis Club. Musik und Tennis – meine Idee von Freizeit.
--
"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop) -
Schlagwörter: Musik-Blog
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.