Ich höre gerade … Jazz!

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  • #12435421  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    dieses Harry Carney Album sieht ja wild aus – also: eine ziemlich verrückte Idee, mit einem Koffer voll Kompositionen von britischen Komponisten nach Amerika zu fahren, um sie dort von Ellington Sidemen aufnehmen zu lassen… und dann packt man noch mit Rollins Griffith als Ellington-Ersatz jemanden aus, der sonst eigentlich nur auf ein paar Charlie Parker Bootlegs aus Boston zu hören ist… (Carney war ja auch aus Boston, Gonsalves kam aus der Bostoner Szene – für die Musiker mag das eine naheliegende Wahl gewesen sein).

    Wegen Lyttleton und „Go Home Dirty Bopper!“, BillF, verstorbener Poster auf .org, war an dem Abend dabei und hat dort gelegentlich davon erzählt… die Ironie ist ja, dass die traditionellen Jazzfans irgendwie recht hatten… ein paar Jahre später gab es in Lyttletons Band eine Saxophonsection an Stelle der Klarinette, und die Musik ist vielleicht nicht gerade Bop – aber auch sicherlich kein Dixieland mehr… ich hab zB dieses Album von 1964, auf dem eine Lyttleton Band mit zwei Saxophonen (Joe Temperley und Tony Coe, no less) Buck Clayton begleitet…


    The Gerry Mulligan Songbook Volume 1

    eine Nummer 1, von der es keine Nummer 2 gibt… aber ansonsten bin ich mit meiner neuen Platte extrem zufrieden – find es sowieso toll, dass ich auch nach all den Jahren noch in einem Laden Platten finden kann, die genau mein Ding sein müssten, aber die ich noch nie gesehen hab… dieses Album von 1958 war wohl eigentlich an der Westküste mit einem Saxophonsatz aus Lee Konitz, Art Pepper, Bob Cooper, Bill Holman und Gerry Mulligan geplant worden, arrangiert hat Holman… aber dann musste es aus logistischen Gründen in New York aufgenommen werden, Konitz war scheinbar wichtig und ist trotzdem dabei: Konitz/Mulligan waren ja die beiden Saxophonisten von Miles‘ Birth of the Cool Band, die hier schon irgendwie Vorbild ist, trotz der anderen Besetzung, sie spielen auch unter anderem Venus de Milo, eine von Mulligans Kompositionen für Birth of the Cool… die anderen drei Saxophonisten sind aus der New Yorker Szene, Allen Eager, Zoot Sims und Al Cohn… im Vergleich hat man jetzt also quasi auf den ersten Blick einen Tenoristen zu viel, bräuchte eigentlich zwei Tenor und ein Alt… auf den zweiten Blick ist das alles aus irgendeinem Grund noch viel komplizerter, weswegen Eager und Sims auch Alt spielen und Cohn teilweise auch Bariton… Vielleicht ist die Idee, dass man so von einem Four Brothers Sound mit drei Tenoristen auf einen tenorfreien Birth of the Cool Sound umschalten kann und zurück… es gibt jedenfalls viel sehr gutes Saxophonspiel zu hören, was ja bei der Besetzung auch kein Wunder ist… in der Rhythmusgruppe hat es zunächst eine pianofreie Section aus Henry Grimes und Dave Bailey, nicht unerwartet ausser dass Dezember 57 natürlich früh für Grimes ist… wie Mulligan in den Liner Notes allerdings anmerkt, seien diese pianolosen Settings für die Intonation des Bassisten eine Herausforderung… weswegen man sich für die Ergänzung von Freddie Green als Rhythmusgitarristen entschieden habe… da wüsst ich mal gerne, ob die Rolle in den ursprünglichen Arrangements von Holman für die Westküste auch schon angelegt war… Green ist hier komplett unauffällig – aber gerade das macht ihn natürlich irgendwie einzigartig…

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    #12435439  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,180

    Bei „Le Vrai Buck Clayton“ merkt man, dass da was natürlich gewachsen war. Die Sessions gefielen mir sehr gut als ich das gestern/vorgestern hörte. Noch mehr Liebe zum Detail war für mich vielleicht nur beim Tate/Lyttelton Album zu entdecken.

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    #12435471  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,619

    hier in den letzten stunden mal wieder mixed pickles…..

    schlippenbach & takase gefallen mir mit ihrem mingus mix-stück ganz hervorragend, die tolliver live at the captain’s cabin ist was für die besten live-scheiben-ever und die barry guy(ebenfalls live) ist eine scheibe für die freunde des gepflegten bass-solo-spiels, klasse! außerdem läuft nun eine, wie auch nicht anders zu erwarten, sehr bass-lastige scheibe die schon im ersten anlauf freude bereitete

     

     

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12435493  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    redbeansandrice
    dieses Harry Carney Album sieht ja wild aus – also: eine ziemlich verrückte Idee, mit einem Koffer voll Kompositionen von britischen Komponisten nach Amerika zu fahren, um sie dort von Ellington Sidemen aufnehmen zu lassen… und dann packt man noch mit Rollins Griffith als Ellington-Ersatz jemanden aus, der sonst eigentlich nur auf ein paar Charlie Parker Bootlegs aus Boston zu hören ist… (Carney war ja auch aus Boston, Gonsalves kam aus der Bostoner Szene – für die Musiker mag das eine naheliegende Wahl gewesen sein).

    Diese Ellingtonian-Alben waren ja um 1960/61 herum geradezu ein eigenes Genre … Gonsalves und Clark Terry machten mehrere (und tourten durch Europa), das von Carney gab’s auch bei Dutton/Vocalion auf einem CD-Twofer wieder, zusammen mit „Two from Duke“ von Harold Ashby/Paul Gonsalves (wobei Ashby erst 1968 zur Band Ellingtons stiess, als Nachfolger von Jimmy Hamilton), das Duo nahm 1961 noch ein Album für die UK-Columbia auf, „Tenor Stuff“ (mit Sir Charles Thompson und Jo Jones).

    Ein französisches Gonsalves/Hodges-Album mit Oliver Jackson ist für @thelonica auch noch dabei („Ellingtonia, Moods & Blues“, RCA 1960), da spielen wie auf dem Carney-Album Ray Nance und Booty Wood mit).

    redbeansandrice
    Wegen Lyttleton und „Go Home Dirty Bopper!“, BillF, verstorbener Poster auf .org, war an dem Abend dabei und hat dort gelegentlich davon erzählt… die Ironie ist ja, dass die traditionellen Jazzfans irgendwie recht hatten… ein paar Jahre später gab es in Lyttletons Band eine Saxophonsection an Stelle der Klarinette, und die Musik ist vielleicht nicht gerade Bop – aber auch sicherlich kein Dixieland mehr… ich hab zB dieses Album von 1964, auf dem eine Lyttleton Band mit zwei Saxophonen (Joe Temperley und Tony Coe, no less) Buck Clayton begleitet…

    Stimmt, dass Lyttleton recht früh Saxophone in der Band hatte, las ich auch – darüber hatten wir uns ja neulich schon mal kurz unterhalten … der erste Saxer, der den Schmähruf abbekam, war ja Bruce Turner, den ich erst seit kurzem dank dem Reissue von Fingers von Jazz in Britain kenne, „The Complete Fingers Remember Mingus“ – da ist turner neben Coxhill zu hören, und es ist echt beeindruckend, wie ein halber Trad-Jazzer mit Jahrgang 1922 sich in der Band schlägt, das war ein Quintett voller Querköpfe. Coxhill war ja auch älter (Jahrgang 1932), aber der kam wohl direkt in die Swing/Tanz-Szene (dieselbe wie Derek Bailey, nehm‘ ich an, der war Jahrgang 1930) … und wo @thelonica vorhin auch mal Kenny Graham erwähnt hatte: dessen Band hab ich erst letztes oder vorletztes Jahr entdeckt, als ich mir mal die Esquire-Reissue-Reihe von Solid aus Japan vorgenommen habe. Definitiv lohnenswert, auch weil da auf nochmal anderem Weg (Kolonialmacht halt) Einflüsse aus der Karibik zum Jazz finden (schon in den frühen Fünfziger, die zwei CDs, die ich kenne, enthalten Aufnahmen von 1951-53 und da sind ein paar später bekannter als Graham gewordene Leute dabei: Derek Humble, Pete King, Joe Temperley, Phil Seamen … und auch Ginger Johnson, 1916 in Nigeria geboren).

    Hier vor dem Kino:

    Ed Thigpen Rhythm – The Element of Swing | Ein Live-Mitschnitt aus Kopenhagen von 2001 … und eine der besten Aufnahmen von/mit Joe Lovano, für meine Ohren.

    Nach dem Kino:

    Jess Stacy and the Famous Sidemen – Tribute to Benny Goodman | Mal wieder Zeit dafür, brauchte was zum Runterkommen … hat nur so halb geklappt, aber das ist schon ein schönes Album, obwohl irgendwie für sich genommen kaum etwas erinnerungswürdig ist: Material, Arrangements, Bandmitglieder/Soli … das ganze ist hier definitiv mehr als die Summe der Einzelteile.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12435709  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    Das mit Turner in diesem Mingus Tribute hatte mich auch neugierig gemacht… Aber ich bin dem noch nicht nachgegangen…

    Gerry Mulligan – The Age of Steam

    Der Herr, der mir im Zug gegenüber sitzt, liest ein Buch über Ästhetik… Was legt man sich da auf die Kopfhörer… Vielleicht ein Album, auf dem Gerry Mulligan begleitet von Epianos und Congas an die Wunder ser industriellen Revolution erinnert…

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    #12435745  | PERMALINK

    thesidewinder

    Registriert seit: 17.03.2019

    Beiträge: 11,777


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    #12435815  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,878

    atom
    JOHN ZORN – Mount Analogue (Tzadik, 2012)
    Bei mir geht es weiter mit Tzadik, einem Teil der Mystic Series: Musikalisch vereint Mount Analogue Einflüsse aus Neuer Klassik, jüdischer Folklore, Jazz und Filmmusik der 1950er Jahre – ein spannendes, facettenreiches und dynamisches Hörerlebnis voller überraschender Wendungen.

    Läuft mal wieder, eine absolutes Highlight. Das Quintett besteht aus Shanir Ezra Blumenkranz, Tim Keiper, Cyro Baptista, Brian Marsella und Kenny Wollesen.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #12435841  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    atom

    atom JOHN ZORN – Mount Analogue (Tzadik, 2012) Bei mir geht es weiter mit Tzadik, einem Teil der Mystic Series: Musikalisch vereint Mount Analogue Einflüsse aus Neuer Klassik, jüdischer Folklore, Jazz und Filmmusik der 1950er Jahre – ein spannendes, facettenreiches und dynamisches Hörerlebnis voller überraschender Wendungen.

    Läuft mal wieder, eine absolutes Highlight. Das Quintett besteht aus Shanir Ezra Blumenkranz, Tim Keiper, Cyro Baptista, Brian Marsella und Kenny Wollesen.

     
    Ist auch eins meiner liebsten Zorn Alben

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