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AutorBeiträge
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Gestern war ich beim Sheen Trio in einem Tonstudio, also ein Konzert im Studio. Gitarre, Bassklarinette, Drums und Tonstudio waren Gründe da hinzugehen, hat sich auch gelohnt. Dann hörte ich mir nachmittags den Bft mit Colemen Hawkins von 1946 an: Die Ellington Band bekam 3 Sterne für ein sehr gutes Stück, Lester Young nur 1 Stern. Seine Begründungen waren interessant zu lesen, auch sein Verhältnis zum modernen Jazz und zur Klassik. Er war diesen progressiven Sachen durchaus aufgeschlossener, seinen Part bei Fletcher Henderson fand er sogar ganz schrecklich. Ich höre bei Earl Hines per se nicht den „altmodischen“ Stil in den 60ern wie z.B. Friedrich.
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WerbungMIKE SOPKO, BILL LASWELL, TYSHAWN SOREY – On Common Ground (M.O.D. Reloaded, 2020)
Wildes Gitarren-Trio-Album auf Laswells eigenem Label. Das ist mir neulich zum ersten Mal bei der Aufarbeitung von einigen Laswell-Releases der letzten Jahre begegnet. Mike Sopko ist mir vorher noch nie aufgefallen.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...vorgartenja, der jazzbereich des forums ist dieses jahr mehr in die richtung gegangen, die sich jüngere menschen so vorstellen, wenn sie „jazzforum“ hören
ich hoffe, du, friedrich und thelonica habt nicht auch noch das pfeiferauchen angefangen?
Hahaha!
Nein, mit dem Pfeiferauchen habe ich noch nicht angefangen. Aber ich habe einen Bart und trage eine Gleitsichtbrille.
(schreibt der, der gestern z.b. den ganzen tag billie holiday gehört hat…)
Das ist nie verkehrt!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)Kann man mit Pfeife, Bart (Achtung, nicht versengen) und Gleitsichtbrille (oder alternativ einer sich ans rechte Bein klammernden Tochter) denn Foxtrot tanzen? Heute ist nämlich Fletcher Hendersons Geburtstag und hier ein schönes Stück mit dem jungen Coleman Hawkins, als er schon übers Flatterzungenzirkuspferdchenstadium hinaus war:
Oder hier die Version mit Ben Webster, sechs Monate später (Herbst 1934, Decca – die oben ist von Frühling 1934 und auf Bluebird erschienen):
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Pete Christlieb Quartetfür mich ist ein typisches Jazzforum ein Ort, wo den ganzen Tag Strata East oder so gehört wird, oder so wie hier in meinen frühen Jahren, Arthur Doyle rauf und runter… Christlieb ist quasi das Gegenteil eines Verve Albums – wenn Christlieb’s Vater Norman Granz nicht als Kommunisten verpfiffen hätte, wäre der wohl beim Film geblieben…
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.redbeansandrice
für mich ist ein typisches Jazzforum ein Ort, wo den ganzen Tag Strata East oder so gehört wird, oder so wie hier in meinen frühen Jahren, Arthur Doyle rauf und runter…Das sehe ich ähnlich … da sind wir von Organissimo geprägt
Christlieb ist quasi das Gegenteil eines Verve Albums – wenn Christlieb’s Vater Norman Granz nicht als Kommunisten verpfiffen hätte, wäre der wohl beim Film geblieben…
Huch, die Geschichte hab ich glaub ich noch gar nie gehört? Oder mal wieder längst vergessen … mein Verve-Thread ist ja auch einer der frühzeitig abgebrochenen hier
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind
redbeansandrice
für mich ist ein typisches Jazzforum ein Ort, wo den ganzen Tag Strata East oder so gehört wird, oder so wie hier in meinen frühen Jahren, Arthur Doyle rauf und runter…Das sehe ich ähnlich … da sind wir von Organissimo geprägt
Christlieb ist quasi das Gegenteil eines Verve Albums – wenn Christlieb’s Vater Norman Granz nicht als Kommunisten verpfiffen hätte, wäre der wohl beim Film geblieben…
Huch, die Geschichte hab ich glaub ich noch gar nie gehört? Oder mal wieder längst vergessen … mein Verve-Thread ist ja auch einer der frühzeitig abgebrochenen hier
Die Geschichte mit Don Christlieb stimmt so auch nicht ganz… Also: dass der Granz und andere verpfiffen hat, da sind inzwischen die Interviewprotokolle online… Aber die Konsequenzen für Granz waren andere, er hatte schon lange JATP als das rauskam etc man findet was zu einem eingezogenen Pass etc schnell online (was für Granz ja extrem unpraktisch gewesen sein muss)
Edit: hier steht mehr
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.redbeansandrice
Pete Christlieb Quartet
für mich ist ein typisches Jazzforum ein Ort, wo den ganzen Tag Strata East oder so gehört wird, oder so wie hier in meinen frühen Jahren, Arthur Doyle rauf und runter…das passt zu organissimo aber auch nicht mehr, oder? in meinen arbeitskreisen sind beyoncé und james baldwin held*innen, der weg von da aus zum jazz aber eigenartigerweise total verbaut. irgendwann werden die leute wohl, jenseits der 30 und mit kindern, zu swingpartys gehen und fletcher henderson besser kennen als ich…
das pete-christlieb-album steht hier jedenfalls auch und wird nicht selten aufgelegt, das kenne ich hier aus dem forum, allein wäre ich da nie drauf gekommen.
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blankfor.ms/jason moran/marcus gilmore, refract (2023)
zwei musiker mit einzigartigen harmonischen respektive rhythmischen konzepten spielen hier mit elektronischen schattenfiguren, die sie selbst angefüttert haben, dabei kommt was heraus, was ich so noch nie gehört habe, es braucht aber schon ein bisschen hifi, sonst kriegt man die ebenen nicht zusammen (im sommer, als das herauskam, konnte ich das nur auf bandcamp streamen, das hat nicht gut funktioniert).
und wie fast alle der bisherigen red-hook-veröffentlichungen (mit ausnahme von chisholm/downes, die für mich eine kleine entgleisung ist), kann ich das jederzeit hören, es trifft sofort eine stimmung und verbreitet wärme, macht sehr niederschwellige angebote, kommt nicht so kompliziert rüber, wie es eigentlich ist – wieder mal eine großartige produktion, hinter der eine ganz eigenwillige intelligenz steckt.
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thelonica(…) Dann hörte ich mir nachmittags den Bft mit Colemen Hawkins von 1946 an: Die Ellington Band bekam 3 Sterne für ein sehr gutes Stück, Lester Young nur 1 Stern. Seine Begründungen waren interessant zu lesen, auch sein Verhältnis zum modernen Jazz und zur Klassik. Er war diesen progressiven Sachen durchaus aufgeschlossener, seinen Part bei Fletcher Henderson fand er sogar ganz schrecklich. Ich höre bei Earl Hines per se nicht den „altmodischen“ Stil in den 60ern wie z.B. Friedrich.
Dieser BFT hier? Interessant!
„Altmodisch“ … grübel, grübel … Der Duden sagt: „nicht mehr der herrschenden Mode, dem Zeitgeschmack entsprechend; überholt, rückständig, gestrig, antiquiert, passé“. Ich würde den Begriff in diesem Zusammenhang vielleicht etwas anders definieren. „Nicht mehr der herrschenden Mode, dem Zeitgeschmack entsprechend“ würde ich stehen lassen. Aber das heißt nicht, dass Earl Hines (Ben Webster, Johnny Hodges, Don Byas …) rückständig, überholt und gestrig sind. Vielleicht wurden sie in den 60er / 70ern teilweise so wahrgenommen. Aus heutiger Perspektive ist das Hören ihrer Musik für mich ein Blick in eine andere Epoche, in eine andere Welt, in der andere Schönheitsideale galten, eine andere Wahrnehmung herrschte, die verschütt gegangen sind und die ich jetzt staunend entdecke.
So wie ich dieses Jahr in einem kleinen Museum an der Ostsee vor Landschaftsgemälden von der Wende vom 19. ins 20 Jhdt. stand und beim Betrachten das Rascheln des Grases hörte, den Wind auf der Haut spürte und das Meer roch. Und befürchtete, dass Kuhfladen an meinen Schuhen kleben bleiben.
Sowas wird heute nicht mehr gemalt, es gilt als „altmodisch“. Aber in dem Moment, als ich es sah, war es sehr lebendig und belebend und hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Nix mit rückständig oder passé!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)friedrich
@thelonica
JOHNNY HODGES, EARL „FATHA“ HINES – Stride Right
Von diesem Album hatte mir mal ein Fori (aus diesem oder einem anderen Forum) eine Kopie geschenkt. Dankedankedanke! Inzwischen habe ich auch ein billiges Re-Issue auf Schallplatte davon. Eins der schönen, irgendwie altmodischen aber nichtsdestotrotz frischen und quicklebendigen Alben alter Swing-Helden, die Verve in den 50er/60ern aufgenommen hat. Mit Johnny Hodges rennt man bei mir sowieso offene Türen ein. Auch so eine höchst individuelle Stimme wie Ben Webster oder Don Byas, hier aber nicht Tenor- sondern Alt-Sax. Die Kombination des Lyrikers Johnny Hodges mit dem Wonneproppen Earl Hines finde ich sehr reizvoll. Das gibt eine schön fein prickelnde Mischung.
Okay, hast Du hier anders formuliert, nur in der Formulierung widersprichst Du dir schon selber (frisch, quicklebendig, feine prickelnde Mischung) fast…lassen wir das (lieber auf dieses Wort verzichten.) Das Comeback von Earl Hines war echt keine kleine Sache.
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Es ist einfach krass, was für eine breite Bewegung der Jazz um die 30er Jahren war, was für unfassbare Talente er anzog… So dass es schnell passieren kann, dass Künstler wie Hines oder Eldridge heute fast vergessen sind, obwohl sie 50 Alben aufgenommen haben, die bis heute fast alles zum Frühstück verputzen… Und so viel älter oder altmodischer als Cecil Taylor oder was ist das Zeug ja auch nicht… Wobei es da diesen interessanten Übergang gibt: Granz/Verve konnte erstklassigen Mainstream Jazz so aufnehmen, dass die Musik bis heute niemanden stört… Labels wie Vanguard haben wahrscheinlich vergleichbar guten Mainstream Jazz aufgenommen, damals in den 50ern, aber dort muss man schon auch mal Sinn für Dixie oder Bop haben, um genießen zu können (glaub ich)
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.thelonica
friedrich
@thelonica
JOHNNY HODGES, EARL „FATHA“ HINES – Stride Right
Von diesem Album hatte mir mal ein Fori (aus diesem oder einem anderen Forum) eine Kopie geschenkt. Dankedankedanke! Inzwischen habe ich auch ein billiges Re-Issue auf Schallplatte davon. Eins der schönen, irgendwie altmodischen aber nichtsdestotrotz frischen und quicklebendigen Alben alter Swing-Helden, die Verve in den 50er/60ern aufgenommen hat. Mit Johnny Hodges rennt man bei mir sowieso offene Türen ein. Auch so eine höchst individuelle Stimme wie Ben Webster oder Don Byas, hier aber nicht Tenor- sondern Alt-Sax. Die Kombination des Lyrikers Johnny Hodges mit dem Wonneproppen Earl Hines finde ich sehr reizvoll. Das gibt eine schön fein prickelnde Mischung.
Okay, hast Du hier anders formuliert, nur in der Formulierung widersprichst Du dir schon selber (frisch, quicklebendig, feine prickelnde Mischung) fast…lassen wir das (lieber auf dieses Wort verzichten.) Das Comeback von Earl Hines war echt keine kleine Sache.
Hm…? Mag sein, dass ich das da anders formuliert habe. Da hatte ich aber auch nicht erst groß nachgedacht. Vielleicht sollte es besser heißen: „Eins dieser schönen, irgendwie altmodischen und frischen und quicklebendigen Alben.“ Aber das wird dann auch irgendwann Wortklauberei. Der Begriff „altmodisch“ ist für mich jedenfalls nicht per se abwertend.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)redbeansandriceEs ist einfach krass, was für eine breite Bewegung der Jazz um die 30er Jahren war, was für unfassbare Talente er anzog… So dass es schnell passieren kann, dass Künstler wie Hines oder Eldridge heute fast vergessen sind, obwohl sie 50 Alben aufgenommen haben, die bis heute fast alles zum Frühstück verputzen… Und so viel älter oder altmodischer als Cecil Taylor oder was ist das Zeug ja auch nicht… Wobei es da diesen interessanten Übergang gibt: Granz/Verve konnte erstklassigen Mainstream Jazz so aufnehmen, dass die Musik bis heute niemanden stört… Labels wie Vanguard haben wahrscheinlich vergleichbar guten Mainstream Jazz aufgenommen, damals in den 50ern, aber dort muss man schon auch mal Sinn für Dixie oder Bop haben, um genießen zu können (glaub ich)
Genau!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)redbeansandriceEs ist einfach krass, was für eine breite Bewegung der Jazz um die 30er Jahren war, was für unfassbare Talente er anzog… So dass es schnell passieren kann, dass Künstler wie Hines oder Eldridge heute fast vergessen sind, obwohl sie 50 Alben aufgenommen haben, die bis heute fast alles zum Frühstück verputzen… Und so viel älter oder altmodischer als Cecil Taylor oder was ist das Zeug ja auch nicht… Wobei es da diesen interessanten Übergang gibt: Granz/Verve konnte erstklassigen Mainstream Jazz so aufnehmen, dass die Musik bis heute niemanden stört… Labels wie Vanguard haben wahrscheinlich vergleichbar guten Mainstream Jazz aufgenommen, damals in den 50ern, aber dort muss man schon auch mal Sinn für Dixie oder Bop haben, um genießen zu können (glaub ich)
Neulich habe ich mir Gene Krupa mit Eddie Shu auf Verve angehört, dachte mir dabei: „Klingt ja teilweise fast nach der Band von Mingus“. Theoretisch hätte Krupa mit Miles oder Cecil Taylor aufnehmen können, zu der Musik hätte er vielleicht gepasst, vielleicht hätte er nur seinen Stil etwas anpassen müssen, mit ein paar Abstrichen beim Swing. Der Harmon-Dämpfer von Roy Eldridge war ja schon bei Verve oft durchgehend zu hören, natürlich klingt das bei Miles noch etwas anders und bei Dizzy.
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Schlagwörter: Ich höre gerade... Jazz
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