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thelonica(…) Dann hörte ich mir nachmittags den Bft mit Colemen Hawkins von 1946 an: Die Ellington Band bekam 3 Sterne für ein sehr gutes Stück, Lester Young nur 1 Stern. Seine Begründungen waren interessant zu lesen, auch sein Verhältnis zum modernen Jazz und zur Klassik. Er war diesen progressiven Sachen durchaus aufgeschlossener, seinen Part bei Fletcher Henderson fand er sogar ganz schrecklich. Ich höre bei Earl Hines per se nicht den „altmodischen“ Stil in den 60ern wie z.B. Friedrich.
Dieser BFT hier? Interessant!
„Altmodisch“ … grübel, grübel … Der Duden sagt: „nicht mehr der herrschenden Mode, dem Zeitgeschmack entsprechend; überholt, rückständig, gestrig, antiquiert, passé“. Ich würde den Begriff in diesem Zusammenhang vielleicht etwas anders definieren. „Nicht mehr der herrschenden Mode, dem Zeitgeschmack entsprechend“ würde ich stehen lassen. Aber das heißt nicht, dass Earl Hines (Ben Webster, Johnny Hodges, Don Byas …) rückständig, überholt und gestrig sind. Vielleicht wurden sie in den 60er / 70ern teilweise so wahrgenommen. Aus heutiger Perspektive ist das Hören ihrer Musik für mich ein Blick in eine andere Epoche, in eine andere Welt, in der andere Schönheitsideale galten, eine andere Wahrnehmung herrschte, die verschütt gegangen sind und die ich jetzt staunend entdecke.
So wie ich dieses Jahr in einem kleinen Museum an der Ostsee vor Landschaftsgemälden von der Wende vom 19. ins 20 Jhdt. stand und beim Betrachten das Rascheln des Grases hörte, den Wind auf der Haut spürte und das Meer roch. Und befürchtete, dass Kuhfladen an meinen Schuhen kleben bleiben. Sowas wird heute nicht mehr gemalt, es gilt als „altmodisch“. Aber in dem Moment, als ich es sah, war es sehr lebendig und belebend und hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Nix mit rückständig oder passé!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)