Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Horace Silver
-
AutorBeiträge
-
alexischickeDann gibt noch eine spätere Aufnahme mit Stanley Turrentine,das spielt mehr Funkjazz aber nicht schlecht.
Dann habe ich noch von ihm „Grandpop“ von 1996,die ich auch noch solide finde.Schade,dass er wohl jetzt endgültig an Alzheimer erkrankt ist.
Oh, das ist traurig, wusste ich gar nicht!
Turrentine taucht auf „Serenade to a Soul Sister“ von 1968 im Quintett mit Charles Tolliver auf. Der Rest des Albums ist mit der Band, mit der er auf Tour war (siehe oben) enstanden.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Legendäre Konzerte: The Concert For Bangladesh 1971
„Kevin allein zu Haus“: Ein Familienfilm ohne Familie
The Beatles: Wie die Aufnahmen zu „Let It Be“ zum Fiasko wurden
Taylor Swift: Alle 274 Songs im Ranking
Stephen King: Die besten Bücher – Plätze 10-01
WerbungJa die finde ich recht gut Gypsy.Die geht aber schon in den Funk rein.
Silver Kompostion sind mittlerweise Jazzstandards!! Sogar Bing Crosby nahm eine Stück von ihm auf.
Alex
--
Was ich übrigens sehr, sehr gerne mal hören würde sind die beiden Emeral LPs von 1964. Die dritte habe ich als 32 Jazz CD unter dem Titel „Re-Entry“, da sind auch noch zwei Stücke von 1966 drauf, als die Band aus Woody Shaw (t), Joe Henderson (ts), Larry Ridley (b) und Roger Humphries (d) bestand. Der Rest (von 1965) ist mit derselben Band wie die 1964er Aufahmen: Carmell Jones (t), Henderson (ts), Teddy Smith (b), Humphries (d).
Da ich Carmell Jones sehr schätze, stelle ich mir das toll vor… muss mich da mal auf die Suche machen.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaBing who? Jetzt sag bloss nicht, Silver habe „White Christmas“ komponiert!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba„The Preacher“ Bing und Satchmo:-)
--
redbeansandriceerstes Quintet hätt es natürlich heißen sollen… hmmm, der Ton reisst es bei Jordan schon irgendwie raus, aber ich find die Phrasen haben doch eine leichte Tendenz Richtung wohlüberlegt/clever/ziseliert/statisch (Coltrane als der ultimative Kontrast hierzu, George Coleman als jemand über den ich ähnliches sagen würde)… hat Jordan in späteren Jahren ein bißchen wegbekommen, find ich auch nicht nur schlecht, passt ja auch zu Silver wie die Faust aufs Auge, aber…
Das hör ich ganz anders!
Jordan und Coleman sind für mich zwei ziemlich unterschiedliche Tenoristen!Ach, und was findest Du denn zu den Silver-Alben mit Junior Cook? Cook ist irgendwie eine Mischung aus Mobley und Coltrane, solider, harter als Mobley und geerdet wie Coltrane, mit robustem Sound und einem Spiel, bei dem ich nie denke: „Wow, das war jetzt aber raffiniert“ oder so, sondern wo alles einfach scheint und Sinn ergibt. (Eben soweit, dass er nicht der aufregendste Spieler ist…)
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaUm die Jahreswende 1961/62 verbrachte das Horace Silver Quintet zwei Wochen auf Tour in Japan. Mit diesem Album verarbeitete Silver das Erlebte – eine lyrische Grundstimmung zieht sich durch die fünf Stücke, besonders das zwölfminütige „Sayonara Blues“, das durchgängig über einen reduzierten Latin-Beat mit Bass-Ostinato gespielt wird. Mitchell und Cook liefern tolle Soli ab.
Auf diesem Album gefällt mir die verhalten-lyrische Grundstimmung enorm gut – von den Alben mit Roy Brooks ist es mein liebstes (wobei ich „Doin‘ the Thing“ noch nicht lange kenne). Die repetitiven Grooves erzeugen streckenweise eine fast hypnotische Stimmung, auf „The Tokyoe Blues“ steigert sich Mitchell über einen solchen Ostinato-Groove in eine Solo, das mit rauhen „cries“ einen intensiven Höhepunkt ansteuert, wie man es sich von ihm nicht gewohnt ist.
Roy Brooks wurde für diese Aufnahmen wie es in den Liner Notes steht krankheitshalber von Joe Harris (als John Harris Jr. aufgeführt) vertreten.2002 erschien ein weiterer zuvor unveröffentlichter Mitschnitt, aufgenommen in Paris im Herbst 1962 wohl im Rahmen einer Norman Granz Tournee. Die Band spielt je zwei Stücke von „Toyko Serenade“ („Tokyo Blues“ und „Sayonara Blues“) und „Doin‘ the Thing“ (das Titelstück und „Filthy McNasty“) sowie eins von Horace-Scope („Where You At?“). Ich mag natürlich die beiden Toyko-Stücke sehr gerne, sie dauern hier beinahe 13 respektive über 16 Minuten… der hypnotische Groove kommt auch live schnell auf und es macht Freude, das zu hören! Roy Brooks spielt eine Spur harter, zupackender als Joe Harris, dünkt mich (dabei war Harris ja bei Dizzy in den 40ern einer dieser unsubtilen Hämmerer).
Eine lustige kleine Episode, erzählt von Babs Gonzales, gibt Bob Bernotas in seinen Liner Notes wieder:In his wonderfully bizarre, eccentrically punctuated autobiography, I, Paid My Dues, jazz singer-gadfly Babs Gonzales recalled how he „ran into a genius named Horace Silver“ during a gig in Stamford, Connecticut sometime in the late 1940s. „He walked up to me and said ‚Babs, I play piano. May I sit in?‘ I said ’sure, c’mon whale [I]sic some.‘ He not only astounded us but broke up the audience too. Later on he asked ‚Big Nick‘ [Nicholas] if he could borrow his tenor. He also blew the keys off the tenor. I just said, ‚Man, you better come to New York.'“ Silver was not even 21 years old at the time.
Das letzte Album, das ganz mit dem Mitchell/Cook/Taylor/Brooks-Quintett entstand, wurde im Mai 1963 aufgenommen. Das eröffnende Titelstück ist von der Atmosphäre her sehr ähnlich wie das „Tokyo Blues“-Album, ein 16-taktiger Blues im walking-Tempo mit lyrischen Soli der beiden Bläser und von Silver selbst, sorgfältig konstruiert und doch nie übermässig kontrolliert wirkend. Es folgen dann die beiden Soul-Nummern des Albums, „Let’s Get to the Nitty Gritty“ und „Sweet Sweetie Dee“ – auf beiden ist wieder die perfekt geölte Rhythmusgruppe zu bewundern. Brooks – ich hab das oben angetönt – überzeugt mich zwar weniger als Hayes, er spielt viel weniger nuanciert und raffiniert, aber er hat Power und kann Druck machen, ohne alles zu übertönen.
„The Dragon Lady“ ist wieder ein lyrisches Stück mit typischen Stoptime-Rhythmen und sehr schönen Soli.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaEtwas allgemeineres, was mir beim Wiederhören der Musik von Silver immer wieder aufgefallen ist: sein „comping“ ist äusserst eigenwillig und stark, es gibt der Musik auch während der Soli eine Struktur. Besonders auffällig ist etwa, dass Silver immer wieder auf alle vier Schläge spielt, das gibt zusammen mit der Rhythmusgruppe einen guten Effekt, irgendwie stotternd aber auch sehr swingend, und die Musik erhält einen fetten Boden, was ja auch mit Solisten wie Mitchell und Cook gut ist (da sie ja beide nicht gerade vor Charakter und Persönlichkeit strotzen). Dieses „comping“ mag bei weniger genauem Hinhören auch zur Gleichartigkeit vieler Silver-Alben beitragen, aber mir gefällt es beim genaun Hinhören sehr gut! Es zeigt einmal mehr Silvers Bewusstsein für musikalische Organisation, die ja im Hardbop sonst sehr oft viel zu kurz gekommen ist.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windDas hör ich ganz anders!
Jordan und Coleman sind für mich zwei ziemlich unterschiedliche Tenoristen!Ach, und was findest Du denn zu den Silver-Alben mit Junior Cook? Cook ist irgendwie eine Mischung aus Mobley und Coltrane, solider, harter als Mobley und geerdet wie Coltrane, mit robustem Sound und einem Spiel, bei dem ich nie denke: „Wow, das war jetzt aber raffiniert“ oder so, sondern wo alles einfach scheint und Sinn ergibt. (Eben soweit, dass er nicht der aufregendste Spieler ist…)
meinen Eindruck von Cook muss ich nochmal auffrischen, hab ihn vor allem von diesen Kenny Burrell Sessions präsent, wo er neben Tina Brooks steht und eine ganz passable und ziemlich ähnliche Figur macht (wobei Brooks anderswo viel toller ist…)
was nun Jordan betrifft, so bin ich definitiv ein großer Fan, aber wenn ich mir das Solo auf The Outlaw anhöre, dann find ich schon, dass das ein tolles Solo ist, aber eben auch, dass das durchaus auskomponiert sein könnte – was durchaus in Silvers Sinne gewesen sein mag, aber nicht ganz so sehr in meinem… wenn ich jetzt Cooks Solo über das gleiche Stück von der Newport 58 danebenhalte, dann spricht mich das schon mehr an, auch wenn es weniger clever ist… spätere Aufnahmen von Jordan find ich toller, da hat er sich mehr frei gespielt (zB) [vielleicht kann man die Entwicklung von Jordan durchaus parallel zu der von JR Monterose sehen – bei allen Unterschieden?]
wo ich grad dabei bin, Louis Smith auf der Newport Version von The Outlaw find ich große Klasse, sehr guter Fit, für mich genau die richtige Balance von allem, schade, dass der nicht blieb, das ist ziemlich die Mitte zwischen Farmer und Mitchell, irgendwie…
--
.Ja, Smith ist super!
Ich hab seine beiden Blue Notes auf dem Stapel der demnächst zu hörenden CDs…Ich finde eben gerade das strukturierte, komponierte, arrangierte einen grossen Pluspunkt. Das spricht mich beispielsweise auch beim Jazztet oder bei den Small Groups von J.J. Johnson sehr an, dieser Sinn für Form.
Und es ist ja nicht so bei Silver, dass die ganze Musik so ist – das gefiele mir dann auch nicht mehr, aber zwischendurch als Abwechslung finde ich das super!--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind
Und es ist ja nicht so bei Silver, dass die ganze Musik so ist – das gefiele mir dann auch nicht mehr, aber zwischendurch als Abwechslung finde ich das super!was mich immer irritiert hat, war diese Sache, dass Silver diesen großartigem Bläsersatz um Woody Shaw angeblich weggeschickt hat, weil die ihm zu „wild“ waren – weiß nicht genau, wieviel da dran ist… mit Silver geht es mir letztlich ähnlich wie mit den Beatles, während die Musik läuft ist sie super, aber so schlecht ich das erklären kann, hält der Nachgeschmack mich davon ab, die Musik öfter zu hören…
wo wir von „Silver Covers“ in der populären Musik reden, darf natürlich auch Rikki don’t Lose that Number nicht fehlen… (also, natürlich nicht das Stück als ganzes, aber trotzdem)
--
.mal gespannt, was du zu Capeverdean Blues schreibst, die läuft hier grad wieder, mittlerweile neben Song For My Father mein liebstes Silver-Album, klar sind auch hier die Silver-Klischees zu spüren, aber insgesamt sind die grooves ein gutes Stück, nun, abgehangener, als auf den Alben aus den frühen 60er Jahren, und die Solisten sind unvergleichbar souveräner und mutiger, Henderson (der übrigens mächtig stolz war, als erstes Bandmitglied Kompositionen zum Bandbook beitragen zu dürfen) passt prima, traut sich was, er ist auch clever, aber er benutzt seine Cleverness, um nicht aufzufallen/so zu spielen als würd er ablesen… und Woody Shaw war selten besser als hier, da hat man ausnahmsweise das Gefühl in einer Silverband mal verschiedene unabhängige Stimmen zu hören – ohne dass die Silver-Identität verloren ginge…
und weils so schön ist, hier ein Blind Fold Test der Silver Band zwischen Capeverdean Blues und Jody Grind (Quintet mit Woody Shaw und Tyrone Washington)… grad Washington, Silver und Shaw schlagen sich so gut, wie ich es selten gelesen hab…
--
.Ich hab auch keine Ahnung über die Geschichte mit dem Bläsersatz um Shaw und dessen Abgang, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die in eine andere Richtung zogen als Silver das wünschte – also sie mehr in so eine Blue Note Free/Avant-Richtung (Wayne Shorter oder so?) und er halt mehr in so eine Soul/Black Music/Spiritual Jazz Richtung? Da passten dann Stanley Turrentine und später die Breckers eine Spur besser rein, und danach kamen ja die Alben mit Gesang etc.
Bin auch gespannt auf die späteren Alben, zu denen ich in den nächsten Tagen komme. Ich kenne sie allesamt (inkl. „Song for My Father“) schlechter als die Alben bis ca. 1961 (und „Tokyo Blues“ kenn ich auch schon lange).
„The Jody Grind“ hatte ich kürzlich mal angehört als ich die paar Tyrone Washington Aufnahmen ausgrub, die ich habe, aber das hat mich damals beim unaufmerksamen Hinhören nicht grad umgehauen.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaAch ja, und ich finde auch J.R. Monterose einen schlechten Vergleich. Mit seiner Stotter-Phrasierung und dem stark rhythmisierten Spiel finde ich ihn von Beginn an einen der eigenständigsten Solisten! Ich glaub für mich büsst er mit der Zeit eher etwas an Individualität ein – das ist aber etwas ins Blaue geschrieben, muss mich mal mit seinen späteren Sachen beschäftigen.
All diese Tenorsaxer, die neben/zwischen/trotz Coltrane und Rollins in jener Zeit eine eigenständige Spielweise entwickelt haben, wurden schon ganz früh in meiner Zeit als Jazzhörer zu einem Hauptbeschäftigungsfeld (also etwa: Shorter, Lateef, Heath, Golson, Mobley, Jordan, Monterose und diverse andere). Da bin ich wohl noch stärker als bei anderen Sachen gewillt, endlos zu differenzieren
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaNun denn also, das opus magnum: „Song for My Father“! Schon das Cover eine grosse Überraschung: John Tavares Silver, der Vater von Horace, mit Hut und Zigarre in herbstlicher Parklandschaft. Ein wohl einzigartiges Cover in der Geschichte von Blue Note. Der „Song for My Father“ eröffnet das Album, und selten wird man derart unvermittelt reingezogen, eingesogen… der Groove ist unglaublich infectious – mitreissend wäre falsch, er ist verführerisch, sexy, sophisticated und suave… Die neue Bläserfrontline, bestehend aus Carmell Jones und Joe Henderson, präsentiert das Thema, dann übernimmt Silver mit einem tollen Solo. Die Begleitung ist ein Mix aus stop and go und flüssigem Latin-Beat, der (was ja relativ selten, bei Silver hingegen häufig ist) auch während der Soli weiterläuft. Der Bass von Teddy Smith ist auf einfachste Halfbeat-Latin-Muster beschränkt und liefert das Fundament, der neue Drummer Roger Humphries spielt reduziert, dreht aber mit Fills und Auschmückungen mit der Zeit auf und als Joe Henderson sein absolut umwerfendes Tenorsolo bläst kocht die Musik!
Vielleicht DIE grösste Aufnahme von Silver, und nach all den Jahren ein mehr als würdiger Nachfolger von „Señor Blues“!
Aus Leonard Feathers Liner Notes:Of the title number, Horace says: „This tune in an original of mine, but it has a flavor to it that makes me think of my childhood days. Some of the family, including my father and my uncle, used to have musical parties with three or four stringed instruments; my father played violin and guitar. Those were happy, informal sessions.
„Then of course last February I was in Brazil and I was very much impressed by the authentic bossa nova beat. Not just the monotonous tick-tick-tick, tick-tick, the way it’s usually done, but the real bossa nova feeling, which I’ve tried to incorporate into this number.“
The theme has an even, placid quality. It is in F minor and its mood is plaintive rather than mournful. Horace’s piano solo is restrained, with a touch of the blues in the chordal work, and Joe’s solo swings effortlessly.Das zweite Stück, „The Natives Are Restless Tonight“, stellt dann auch das flüssige Spiel Carmell Jones vor, der mit einem satten, vollen Ton spielt und viel Drive hat – er erinnert (von den anderen Silver Quintet Trompetern) am ehesten an Louis Smith. Auf dem nächsten Stück, „Calcutta Cutie“, einem weiteren herausragenden Silver-Original, spielt die vorhergehende Besetzung mit Blue Mitchell, Junior Cook, Gene Taylor und Roy Brooks. Die Bläser sind alelrdings nur in der Präsentation des Themas zu hören, Silver steht voll und ganz im Zentrum und spielt über einem repetitiven Groove, unterbrochen von der Bridge in Swing mit Walking Bass, eine sehr stimmungsvolles Solo. Die Rhythmusgruppe des alten Quintetts ist auch auf dem letzten Stück des originalen Albums zu hören, Silvers „Lonely Woman“ – wie so oft zum Abschluss eine Ballade und zwar eine der schönsten von Silver. Dazwischen gibt’s nochmal zwei Nummern mit Jones/Henderson: „Que Pasa?“, ein weiteres sehr stimmungsvolles Stück, das u.a. von der Spannung lebt, die erzeugt wird dadurch, dass der Bass nur zwei Skalen spielt, während die Akkorde des Stückes sich stärker bewegen. Der Latin-Rhythmus hier hat etwas rollendes (ich finde rollend irgendwie sowieso eine sehr passende Beschreibung für Silvers Spiel und Kompositions-Stil). Silver und Henderson spielen wieder sanfte und zugleich starke, verhaltene aber doch emotional reiche Soli.
Dann folgt „The Kicker“ von Joe Henderson, das redbeans oben schon erwähnt hat. Ein nervöses Stück mit einem Thema, das Jones und Henderson gewissermassen hektisch ausspucken… und Jones setzt dann zu einem weiteren tollen Solo an. Schade, dass man ihn nicht etwas ausgiebiger hören kann! Andererseits ist auch das wieder ein schöner arranger’s touch, dass eben nicht jeder auf jedem Stück solieren muss.Als Bonus auf der RVG Edition des Albums gibt’s „Sanctimonious Sam“ von Musa Kaleem und eine Trio-Version von „Que Pasa“, die an derselben Session am 31. Oktober 1963 aufgenommen wurden wie „Calcutta Cutie“ und „Lonely Woman“. Sie waren beide ursprünglich für das Album vorgesehen. Das „alte“ Quintett besuchte zum allerletzten Mal am 28. Januar 1964 das Studio von Rudy Van Gelder und nahm „Sighin‘ and Cryin'“ und „Silver Treads Among My Soul“ auf, zwei weitere Silver-Originals. Diese Session war nicht besonders erfolgreich, es enstand nur noch ein drittes Stück, „Revlis“, das im Kasten blieb. Anscheinend – so Bob Blumenthal in seinen Notes zur RVG CD – habe Lion da die Bemerkung gemacht, dass es an der Zeit sei für Silver, sich neue Leute zu suchen… das warf dann den ganzen Plan über den Haufen und liess das klassische und grossartige Album entstehen.
Die Bonus-Tracks der CD sind aber dennoch schön zu haben, auch wenn man Mitchell und Cook auch auf ihnen nicht solistisch hören kann. Kaleems Stück, ein Walzer, ist zwar wieder ein Silver-Feature, in dem die Bläser nur im Thema spielen. Ein sehr hübsches, grooviges Stück mit Gene Taylors riesigem Sound als Anker. „Que Pasa“ funktioniert auch im Trio ganz gut, aber Hendersons tolles Solo macht die Quintett-Aufnahme dann doch überlegen. „Sighin‘ and Cryin'“ ist von einem träge-schleppenden Beat geprägt, über den Silver sehr laid back improvisiert. Auch hier ist Taylor am Bass enorm stark zu spüren… sein Sound ist umwerfend gut aufgenommen und seine Präsenz ist stets zu spüren. Für Silvers Musik war er wohl der ideale Bassist! „Silver Treads…“ ist ein weiteres kurzes Stück zum Abschluss.Weiter geht’s mit Live-Aufnahmen vom Half Note – Mitschnitte von Alan Grants „Portraits in Jazz“. Die drei Stücke mit Jones/Henderson sind zwar nicht der ganze Rest, aber alles, was sonst noch auf CD greifbar scheint – es gab zudem eine oder zwei LPs mit Aufnahmen von 1964 – siehe oben, allerdings ist mir unklar ob’s wirklich zwei Alben gab oder doch nur eins? Kennt sie jemand hier? Jedenfalls ist auf Emerald eine Session vom 6. Juni 1964 erschienen und eine Blue Note Live-Aufnahme im August blieb dann leider im Kasten (und wird wohl auch nicht erscheinen, da Silver das anscheinend nicht will).
Aufgenommen am 16. April 1965 spielt das Quintett drei Stücke von „Song for My Father“: das Titelstück, „The Natives Are Restless Tonight“ und „Que Pasa“. Die Stücke sind live einiges länger als auf dem Album, zusammen dauern sie fast 37 Minuten. Hendersons Solo auf dem 10:32 langen „Song for My Father“ ist vielleicht nicht ganz so zwingend, aber die atmosphärische Live-Aufnahme (über die leichten Mängel der Tonqualität ist man – bin ich – nach höchstens einer Minute hinweg, alles halb so schlimm!) trägt das ihre bei… ach ja, und Henderson spielt streckenweise sehr frei, fast oder ganz atonal während kurzer Passagen, auch schon auf den Studio-Aufnahmen (dort v.a. auf „The Natives…“). Und trotz der Länge gibt’s kein Solo von Jones – Silver und Henderson nehmen sich einfach mehr Zeit, was keineswegs zu bedauern ist, auch wenn die Aufnahme nicht die Geschlossenheit der Studio-Version erreicht. „The Natives“ dauert noch eine Minute länger und hier hat Jones auch live das erste Solo. Sein Ton kommt nicht so satt rüber, aber es bereitet dennoch grosses Vergnügen, ihm zuzuhören! Henderson stiehlt aber auch hier wieder die Show! Dann folgen Silver und zuletzt Smith mit einem Walking-Bass-Solo – man wünscht sich sofort den solistisch scheuen Gene Taylor zurück, der unenglich viel mehr Soul hatte als Smith… nach dem intensiven Stück ist „Que Pasa“ eine Wohltat – diesen sanften Bossa-Groove bringen Smith/Humphries perfekt, auch wenn sie sonst nicht meine erste Wahl sind. Das Stück dauert fast eine Viertelstunde und Henderson ist wieder der beeindruckendste Solist – kein Wunder, dass er sich in diesen Jahren bei Blue Note so schnell als zentraler Musiker durchsetzen konnte!Woody Shaw löste dann 1965 Jones an der Trompete ab. Der Platz des Bassisten was zum Zeitpunkt der nächsten Aufnahmen im Oktober 1966 noch vakant – Bob Cranshaw sprang ein. Was dieses Album auszeichnet ist nicht bloss die tolle Frontline von Shaw/Henderson oder das groovende Titelstück (wohl wieder dem Vater gewidmet, der von den Kapverden stammte), sondern die Tatsache, dass für die zweite Hälfte des Albums mit J.J. Johnson ein weiterer Bläser zur Gruppe stiess. Johnson ist ja seinerseits ein Bandleader mit enormem Talent als Arrangeur – passt also perfekt zu Silver!
Das Titelstück mit seinem schnellen Latin-Beat, der durch das ganze Stück gehalten wird, stellt wieder Joe Henderson ins Zentrum – und der liefert ein weiteres Kleinod ab! Humphries spielt stärker und wirkt sicherer auf seinem zweiten Album – er war erst 21! Silver prägt das Stück stark mit seiner Belgeitung.
„The African Queen“ ist ein Stück mit swingendem Bass-Ostinato, einem sanften Latin-Beat und darüber einer komplett graden – und grad deswegen zickigen! – absteigenden Bläserlinie… ein weiterer Klassiker aus Silvers Feder! Und das Solo-Highlight stammt hier eindeutig von Woody Shaw! Auch Leonard Feather (anscheinend der grösste Förderer von Silver? Er hat viele der Liner Notes beigesteuert, stets mit viel Enthusiasmus) ist angetan: „Woody Shaw’s solo offers strong justificaction of Horace’s enthusiasm. You feel almost immediately that it will not be long before Shaw’s solos on records will be immediately recognizable, so potent is the evidence here of the maturing of a new personality.“
„Pretty Eyes“ ist ein Walzer – der erste von Silver selbst geschriebene, den er je aufnahm, laut Feather. Auch hier spielt Shaw ein wunderbares Solo – mit blechigem Ton aber doch enorm lyrisch, schnell aber nie übermässig virtuos, mit Trillern und schon mit einigen Eigenheiten, die seinen reifen Stil auszeichnen sollten.
Es folgen die drei Stücke mit Johnson – er gibt schon dem Ensemble in „Nutville“, einer weiteren schnellen Latin-Nummer, ein Gewicht, wie sie sonst bisher kein Silver-Ensemble je hatte. Das erste Solo gehört ihm und er beweist, dass er auch 1965 noch einer der allerbesten Posaunisten war – kaum einer hat je diesen Fluss erreicht und bei Johnson werden die überragenden technischen Fähigkeiten nie zum Selbstzweck. Johnson glänzt in der Folge auch auf „Bonita“, dem längsten der drei Sextett-Stücke, und auf dem Henderson-Stück „Mo‘ Joe“ löste er diese hübsche Betrachtung Leonard Feathers aus – mit einem nahezu pefekten Solo.
Mit dem Stück endet eins von Silvers speziellsten Alben – mit Shaw und Henderson hielt hier ein frischer Wind Einzug. Man merkt dem Album an, dass sich zwischen 1956 und 1965 – Silver konnte kurz danach sein zehnjähriges Jubiläum als Bandleader feiern! – einiges getan hatte, Shaw und Henderson verkörpern eine neu Generation, die zwar noch deutlich im Bop und Hardbop verwurzelt, mit der Tradition vertraut war (siehe auch der Blindfold-Test, den redbeans oben verlinkt hat – zwar mit Tyrone Washington, aber ein gutes Indiz für die Vertrautheit zumindest mit der jüngeren Jazzgeschichte), die aber auch nach vorne schauten, eine, nennen wir es neue Sensibilität entwickelten, die Musik offener gestalten wollten – so advanced klang Silver jedenfalls bisher noch nie!Weiter geht’s mit den beiden letzten Stücken von „Re-Entry“ – zwei Takes von „The African Queen“, nun mit dem neuen Bassisten, Larry Ridley, aufgenommen in zwei weiteren Alan Grant Sendungen im Februar 1966 (11. und 18., um genau zu sein). Das Stück gefällt mir ausserordentlich gut und es macht auch Spass, ein letztes Mal Joe Henderson in Silvers Band zu hören!
Auf dem nächsten Album, aufgenommen im November 1966, hat sich Silvers Band bereits wieder verändert: Shaw, Ridley und Humphrey sind weiterhin dabei, aber Tenor spielt Tyrone Washington und erneut entsand die Hälfte es Albums im Sextett: James Spaulding spielt auf drei Stücken Altsax und Flöte. Die Musik klingt trotz der drei Bläser weniger offen und frei, weniger nach dieser speziellen lyrischen Blue Note Avantgarde, die oft etwas so bezauberndes hat. Nein, das Titelstück „The Jody Grind“, mit dem das Album beginnt, ist beinahe eine Bogaloo-Nummer. Ridley am Bass ist grossartig, wie Taylor hat er einen riesigen Sound, der die Musik trägt und erdet und perfekt zum rollenden Groove von Silver passt. Auf dem zweiten Stück taucht Spaulding unerwartet nach dem Thema als erster Solist an der Flöte auf – ein sehr schöner Effekt! Das Stück ist im 3/4-Takt und hat eine 15-taktige Form, es wirkt aber nie bemüht. Feather zitiert Silver in seinen Liner Notes wie folgt: „I was just playing this record back […] and I noticed that the theme is 15 bars long.“ – Ein schöner Zufall!
Washington spielt konventioneller als Henderson, näher an Coltrane und auch an Rollins, muskulöser und härter. Das ergibt einen stärkeren Kontrast zu Shaw, der auch hier wieder mit seinen Soli zu glänzen vermag.
„Mexican Hip Dance“ ist in der Art vom Titelstück der letzten beiden Bue Note Alben, aber weniger eingängig geraten. Die Soli von Shaw und Washington allerdings sind sehr schön! Es folgt „Blue Silver“, eine sehr melodiöses Stück, das zugleich von der Rhythmisierung des Themas und der Begleitung lebt. Es ist wohl eine Art Update der „walking ballads“ aus den fünfzigern, ohne jedoch deren für mich so starken Zauber zu entwickeln. Spaulding ist im Thema als Lead-Stimme zu hören, sonst aber gehört das Stück ganz Silver. Dessen Soli habe ich schon beim letzten Album viel zu wenig erwähnt, weil durch die Neuzugänge in der Band plötzlich so viel aufregendes zu hören ist – aber Silver bleibt die starke Präsenz, der stets spürbare, lenkende Leader, und er steuert auch stets hervorragende Soli bei!
„Grease Piece“ ist dann die letzte Sextett-Nummer, eine schnelles Stück, in dem Humphries glänzt. Shaw bläst ein erstes nervöses Solo, es folgt Washington, muskulös, geerdet, das Highlight kommt dann aber von Spaulding, der ein tolles Altsax-Solo beisteuert. Zum Ende folgt mit „Dimples“ nochmal eine – fas!t – typische mittelschnelle Silver-Nummer: typisch, ausser dass es sich nochmal um einen 3/4-Takt handelt, aber das ist mittlerweilse wohl auch schon fast typisch. Shaw erinnert anfangs fast eine wenig an Blue Mitchell, auch Washingtons Solo hat in seiner erdigen Simplizität etwas von Cook – bevor er dann in schnellere Linien ausbricht, die an Coltrane erinnern. Mit einem schönen Solo von Silver sowie einem Bass-Solo von Ridley endet dann dieses Album und mit ihm wohl die „klassische“ Ära des Horace Silver Quintetts.Erst im Frühjahr 1968 nahm Silver sein nächstes Blue Note Album auf, „Serenade to a Soul Sister“, zwar noch ein letztes Mal von Alfred Lion produziert, aber doch schon anders… was schon beim Cover anfängt: das Foto stammt vom Drummer der zweiten Seite des Albums, Billy Cobham. Von da an, so kann man wohl mit Fug und Recht sagen, ging’s mit Silver’s Musik bergab, oder im besten Fall noch gradaus… ich will hier nicht übermässig voreingenommen klingen, aber nach Charles Tolliver, Bennie Maupin und Stanley Turrentine (die auf „Serenade“ zu hören sind), nimmt die Qualität der Silver-Bands ein klein wenig ab. Bis zum 27. Mann (also inkl. „United States of Mind“) werde ich in den nächsten Tagen noch weiterhören, ob ich mich danach überwinden kann, die „Silver ’n…“ Alben auch noch zu hören, weiss ich noch nicht… on verra.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Hard Bop, Horace Silver, Jazz, The Jazz Messengers
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.