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AutorBeiträge
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mary halvorson, michael formanek, tomas fujiwara [thumbscrew], multicolored midnight (2021)
auch im 10. jahr bleibt alles originell, obwohl sich nichts am konzept und den sounds der band ändert. ich wüsste gar nicht, welche alben der band ich empfehlen bzw. herausstellen würde, abgesehen von THEIRS, das völlig anders funktioniert. klar, seit den letzten beiden alben spielt fujiwara auch manchmal vibrafon, aber sonst… mag das alles wieder sehr, ohne dahinzuschmelzen, aber so ist diese musik ja auch nicht gemeint.
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WerbungUh, das hab ich noch gar nie gesehen – und es ist schon über ein Jahr draussen…
Von Brandon Seabrock hab ich das erste Album da, muss ich nach Deinen Zeilen über die beiden mal wieder anhören!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaasdfjkloeWo wir gerade beim Jacob sind, da gibt es doch auch entsprechende Alben vom ECM-Musiker JAKOB BRO
guter hinweis, mit bro wollte ich mich längst mal beschäftigt haben, und ausgerechnet hier ist er mir durchgerutscht. er scheint, wie muthspiel und rosenwinkel auch, im trioformat als grundsätzlicher ausgangsformation zu arbeiten, bei ecm fängt das hiermit an:
jakob bro, thomas morgan, jon christensen, gefion (2013/15)
dass sich tatsächlich mal ein gitarrist darum bemüht, sich möglichst viele sounds und effekte von bill frisell draufzuschaffen, hätte ich jetzt auch nicht mehr erwartet, aber das passt hier natürlich zum bassisten und auch dazu, dass bro zu dieser zeit gerade in der band von paul motian aktiv war. folkloristisch-verlorene motive, ins offene hingetupft, mit dezent geloopten schattenreflexionen, eine langsam sich entfaltende dramaturgie, der wind im coverbild kommt aus mindestens zwei richtungen. ein intimes date, mit einem ungewohnt dominanten thomas morgan, das idiosynkratisch-störrische schlagzeug darunter ist nicht weit weg vom späten motian, christensen schlägt, wie ein foto im booklet zeigt, das ride-becken gerne mal mit der flachen hand an, drischt aber dann plötzlich unerwartet einen akzent, all das also sehr gleichwertig und ausbalanciert, gefällt mir ziemlich gut.
intergenerationale verständigung, morgan ist aber tatsächlich nur drei jahre jünger als der gitarrist:
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jakob bro, thomas morgan, joey baron, streams (2015)
das wabert anfang etwas süßlich und schläft gleich wieder ein. gleiches konzept eigentlich, aber baron (noch näher an frisell) ist ein voraussehbarerer dazuspieler, und bro sucht nach einer eigenen stimme und weniger nach frisellsounds. auf seite zwei dann nehmen sie endlich fahrt auf, baron kann spielen, was christensen oder motian zu diesem zeitpunkt nicht mehr spielen mögen, und das wabern bekommt ein paar toxische dämpfe. sehr gut gefällt mir wieder morgan, der einfach die führung übernimmt. ansonsten höre ich hier sackgasse und bin gespannt auf das new yorker livealbum der band.
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jakob bro, thomas morgan, joey baron, bay of rainbows (2017)
erstaunlich, wie 1:1 sie ihren nachdenklichen klangnebel auch in die new yorker sommernacht entlassen, das publikum wird eingelullt, aus einfachen folkliedhaften motiven entstehen fangschlinge, die nie so richtig zugezogen werden. ich höre da immer „sometimes i feel like a motherless child“ heraus, aber bro baut sich das aus verschiedenen loops und sounds skandinavisch zusammen, so dass morgan und baron eigentlich dazu machen können, was sie wollen, sofern es keinen drift bekommt. ich kann mir das live gar nicht vorstellen, aber ich bewundere sehr, wie man vor publikum die eigene kapsel mit innerere konsequenz zum leuchten bringen kann. mit frisell hat das interessanterweise im verlauf der drei alben immer weniger zu tun, der ist kommunikativer. ich verstehe aber auch die schönheit darin. in einem stück übernehmen dann bass und schlagzeug und wagen einen swing, und bro legt eine distanzierte klage drüber. a long way from home.
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und wieder der sprung in die unmittelbare gegenwart, der aber nicht allzu groß scheint, hatte ich die tage schon gehört:
wolfgang muthspiel, scott colley, brian blade, dance of the elders (2022)
wirkt fast wie eine historische ecm-produktion, als geister spuken abercrombie und vor allem towner im studio herum, sie werden mit den fingerspitzen berührt. der opener ist fantastisch, minutenlanges freies assoziieren, das zirkulär immer wieder zu einem kleinen motive zurückkehrt, dann trennen sich zwei gitarrenspuren über ein paar festgelegten akkorden und die band wagt sich ans epos. das hat einen langen atem, entfaltet sich ungehetzt, nicht großspurig, und wird zum trip. danach wechselt muthspiel auf die akustische gitarre, spielt ein intro zum bach-choral „o haupt voll blut und winden“ und ähnlich schwer geht es auch in den titelgebenden tanz der ältesten. auf seite zwei verliert mich das album, das bleibt schön und feinnervig, auch originell in den referenzen (brecht/weills liebeslied, joni mitchells amelia), versteckt sich aber auch hinter angenehmen folkharmonien, die mit jarrett, aber eben: auch mit alten ecm-produktionen flirten. die grooves werden angetupft. und ich höre immer noch keine eigene stimme von muthspiel.
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george freeman, christian mcbride, carl allen, [joey de francesco, lewis nash,] the good life (2022)
dieses album war auf den seiten 9 und 10 schon mal thema, zwei sessions, eine im orgeltrio, eine im format g/b/dm. freeman war immer schon minimalist, hier, mit 95 jahren, natürlich nicht weniger, zu den einfachen blues- und funk-stücken passt das auch, aber ein bisschen magie entfaltet sich am ende, im titelstück, das nach dem thema in double time losprescht, und man denkt, freeman bleibt bei seinen begleitenden akkorden, aber dann kommt doch noch ein solo, schließlich eine coda im diskant, die nicht mehr zu flirren aufhört, der stuhl knarzt mit, die begleitung moderiert ab, doch die gitarre bleibt stehen.
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john scofield, vicente archer, bill stewart, uncle john’s band (2022)
an scofield bei ecm kann ich mich immer noch nicht richtig gewöhnen, das sind ja z.b. keine kompositionen, die 4 sekunden auratische stille am anfang brauchen. außerdem gibt es launige track-by-track-beschreibungen des leaders im booklet, sowas kenne ich bei ecm auch sonst nicht. rein musikalisch geht das aber auf – das trio scheint eine verjüngungskur bei scofield zu bewirken, so frisch habe ich ihn lange nicht mehr gehört. archer spielt einen modern schlanken, souveränen bass, der nicht in die exkursionen hineindröhnt, die natürlich wieder aus licks, blues-rauheiten, halbtonansteuerungen und sanft vibrierenden „girlfriend chords“ (so eine komposition) bestehen. das programm wechselt zwischen bebop („budo“, „ray’s idea“) und folkloristischen sachen, bei einigen totgespielten pophits wagen sie sich nach dem thema einfach in harmonisch freies territorium vor, das funktioniert sehr gut, fast ein bisschen harmolodisch. bill stewart, für den ich hier den begriff „akademischen swing“ gefunden habe, spielt sich hier ein bisschen als souveräner alleskönner auf, er swingt, groovt, rockt, hat dazwischen messerscharfe akzente zu verteilen, aber ich finde wieder, dass sein spiel deutliche grenzen hat: es atmet nicht, wird exekutiert, ich würde es nicht maschinell nennen, aber es hat so recht keine geheimnisse.
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marcelo dos reis, luís filipe silva, miguel falcão, flora (2023)
das letzte album hier ist gerade mal vor 6 monaten aufgenommen worden und etwas schwer zu beschreiben. der sound kommt aus der rockistischen ecke, das konzept behauptet vor allem durch viele stilistische brüche experiment und punkigen aufruhr, ich höre aber tatsächlich ein ziemliches skalengedudel. der bass verschwindet dabei im sound, so dass man oft nicht heraushören kann, ob (oder wann) er akustisch oder elektrisch ist. die drums dagegen suchen den punch und verzichten auf tiefe und eine ähnlich ausdifferenzierte klangpalette, wie sie die gitarre ganz selbstverständlich für sich in anspruch nimmt. so recht lässt sich von hier aus kein weg zurück zu den pollwinners schlagen, deren egalitäres verständnis von drei unterschiedlichen, einander ergänzenden instrumentensounds hier als erster höhepunkt der formatgeschichte standen.
soweit. im eingangspost habe ich shortcuts zu den einzelnen albenbeschreibungen angelegt.
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vorgarten … soweit. im eingangspost habe ich shortcuts zu den einzelnen albenbeschreibungen angelegt.
Das ist ja phantastisch! Vielen Dank von mir.
Krass! Besten Dank! Aber was mich interessiert:
wie hast Du die Liste vorab zusammengestellt?
Die meisten Sachen kenne ich (bisher) gar nicht.
Mit Hilfe von Streaming-Diensten? Oder vielleicht
auf Festplatten über die Jahre eine Abteilung
„Guitar Trio“ angelegt?Irgendwo steht, dass „Eastside Romp“ vom
Jeff Parker Trio der Auslöser gewesen wäre
(wenn ich das richtig erinnere). Das werde
ich gleich mal wieder auflegen.--
Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)genau, bei EASTSIDE ROMP habe ich mich gefragt, warum ich den sound dieser instrumentierung so gerne mag. auch so fragen: wo ist die gitarre was eigenes, wo verzahnt die sich mit dem bass etc.
dann habe ich mit der liste angefangen und sie parallel weitergeführt, weil immer was dazu kam. ich wurde ja auf viele lücken hingewiesen, weshalb die angedachte chronologie nie so richtig aufging… in der liste im eingangspost stimmt sie jetzt aber so halbwegs. ich hab aber oft nur so rumrecherchiert: welche gitarrist*innen fallen mir ein, haben die auch mal im g/b/dm-format aufgenommen etc. wer mir vorhin noch einfiel, war olaf rupp, der hat auch mit tony buck und joe williamson gespielt, auch mit pliakas/wertmüller, aber davon gibt es oft nur dokumente, keine guten aufnahmen… also eher ein chaotisches verfahren. und am ende zog es sich, weil ich eigentlich forumspause machen möchte. kann ich ja jetzt.
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Olaf Rupp ist halt auch ziemlich speziell. Dann fallen mir von
von den „Freistilringern“ noch Hans Reichel und Helmut Sachse ein.
Weiß nicht, ob es da Trios gibt. Aber wie auch immer: man wird nie
alle erwischen in einem solchen Projekt wie hier.--
Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)icculus66 Olaf Rupp ist halt auch ziemlich speziell. Dann fallen mir von von den „Freistilringern“ noch Hans Reichel und Helmut Sachse ein. Weiß nicht, ob es da Trios gibt. Aber wie auch immer: man wird nie alle erwischen in einem solchen Projekt wie hier.
Olaf Rupp habe ich zweimal im Konzert erlebt. Da letzte Mal hat er Solo gespielt.
Mich hat sein Spiel beeindruckt. Habe auch einige CDs von ihm.vorgarten
soweit. im eingangspost habe ich shortcuts zu den einzelnen albenbeschreibungen angelegt.Vielen herzlichen Dank!
Bin grad mit Mary-Halvorson-Komplettflash heimgekommen (Myra Melford’s Fire and Water Quintet – schon das zweite Unerhört-Set – von bisher dreien – mit dem höchstens Ambarchi beim Jazzfest mithalten kann, kann irgendwie kaum so super weitergehen, aber ich hoffe es natürlich trotzdem ) – und das passt, weil mein eines prägendes Halvorson-Erlebnis auch eins im Trio war (16.12.2009 – kurz bevor ich hier im Forum aufgetaucht bin also – in der Roten Fabrik hier in Zürich mit John Hébert und Ches Smith).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Gitarre, guitar jazz, Jazzgitarre
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