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zu den dingen, die ich am rolling-stone-forum nie verstehen werde, gehört, dass sich nie mindestens zwei menschen über die gleichen dinge unterhalten aber auch dieses à-propos ist interessant, weil ich jetzt erst wieder verstehe, dass sean levitt der junge von WE ARE THE LEVITTS ist… und sean ist mir hier arg blöd durchgerutscht, obwohl ich vol. 3 (mit rossy & eduardo) auf meiner liste hatte, aber mit falschem datum, das ist ja von 1985, ich hatte es in den nullern verortet… und jetzt sehe ich, dass von vol. 1 (von 2002) auch mindestens die ersten fünf stücke (mit naturel &
eduardobetsch) relevant gewesen wären. könnte man nachschieben, aber da ich jetzt auch nicht so an absoluter vollständigkeit interessiert bin, sondern mich eher über die musik austauschen möchte, bleibe ich da eher ratlos (ähnliches passiert im gitarren-klassik-thread, aber da bin ich selbst schuld, wenn ich eine liste poste), weil: wenn ich hier jetzt was zu sean levitt schreiben würde, wärt ihr wahrscheinlich schon wieder woanders--
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Werbungein bisschen was zu Levitt im Trio hatte ich schon unten auf S. 7 geschrieben, aber echt nicht viel…
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.na doch, ich hatte es nur schlampig notiert, weil das da noch zukunftsmusik war… aber die 2002er aufnahmen passen hier ja noch.
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vor dem abstecher zu levitt in paris noch das hier:
scott fields, sebastian gramss, joão lobo [scott fields freetet], bitter love songs (2007)
zweiter versuch mit fields, der hier ziemlich loslässt, was der musik gut bekommt, aber vielleicht passiert das alles auch aus den falschen gründen – sein motto ist eine selbstmitleidige abrechnung mit der ihn verlassenden partnerschaftlichen person, es gibt titel wie: „go ahead, take the furniture, at least you helped pick it out“, „my love is love, your love is hate“, usw. in den liner notes wird das ausgeweitet auf all die musiker*innen, die auch mal gemein zu ihm waren, es fällt mir schwer, mich unvoreingenommen dieser recht schönen musik zu widmen.
gramss, den ich ja sehr mag, spielt hier wahnsinnig aufwendig, fields und lobo kommen nur einigermaßen hinterher, gleichzeitig können sie auch nicht mehr viel falsch machen, man hört die kommunikation, alle kennen sich mit ihren instrumenten aus… mir fehlt da ein wenig die abwechslung, aber das mag mag an der gleichförmigen emotionalen geste liegen, die zugrunde liegt. wichtig zu hören jedenfalls, dass es auch zu dieser zeit freie jazzgitarrentrios gab.
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Ich bin halt hörend nirgendwo die Tage (bzw. eigentlich Monate) und von den Sachen, die Du hier besprichst, kenne ich nur so 10-20 Prozent und davon viele nicht gut, drum bleibt mir ausser einer kleinen Nebenbemerkung oder einem Nachgedanken wenig zu tun.
Und der Levit-Post, an den ich mich nicht mehr erinnerte, ist ja direkt unter meiner Diorio-Empfehlung, schöner Zufall
Ergänzung (hab heute den Kopf gar nicht bei der Sache, seit gestern Migräne): lesen tu ich hier alles, manchmal ein paar Tage hinterher, aber immer mit Genuss … und auf einige Sachen kriege ich mächtig Lust (konkret kaufen konnte ich bisher bloss „The Influence“ von Jimmy Raney und „Live in Tokyo“ von Jim Hall – beide toll).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaredbeansandrice
Sean Levitt – Vol 1. Alone Together
ewige Lieblingsaufnahmen… Levitt (1955-2002) hat nicht viel aufgenommen, aber… Er hat immerhin so lange gelebt, dass es neben den Trioaufnahmen aus den 80ern (die vor allem auf Vol. 3 zu finden sind), auf denen der Bass grausig klingt, auch eine schöne Triosession von 2002 gibt, die ich gerade höre… Ich greife also in gewisser Weise weit vor – andererseits ist Levitt, Ziehsohn von Al Levitt und Jugendfreund von John Raneys Sohn Doug ein echter Bebopper der zweiten Generation (in dem Sinne, dass bereits die Eltern Bebopper waren)… Und dadurch, dass es 2002 ist, klingt die Band prima, Gilles Naturel und John Betsch ist, wen man zu der Zeit in Paris hatte, beides Topleute… Das Programm sind Standards, bestimmt nicht viel geprobt… Wovon das alles lebt, ist, dass Levitt ein fantastischer Gitarrist ist, und das Trioformat eine wendige Besetzung, in der Interaktion sofort funktioniert…
Kann man streamen, die ersten 5 Tracks / 35 Minuten sind diese Session, dann kommen zwei Tracks aus den 80ern, einer im Quartett, der andere wieder im Trio (Ze Eduardo, b, und einer junger Jorge Rossy, gleiches Lineup wie auf Vol 3)diese ersten 5 tracks aus paris (2002) hier jetzt auch, die in der tat sehr hübsch sind. anders als bei doug raney höre ich das weiterspinnen der alten fäden hier quasi ungebrochen, auch wenn zwischendurch „beatrice“ von sam rivers auf dem programm steht. tatsächlich hätte ich sowas um 2002 herum wohl bernstein oder rosenwinkel oder so jemandem zugeordnet, aber es ist cooler, muss sich nichts mehr beweisen, hat eine große selbstverständlichkeit.
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peter bernstein, doug weiss, bill stewart, monk (2008)
bernstein ist der missing link zwischen jim hall und gilad hekselman, an der new school, an der sich musiker ja gegenseitig unterrichten, traf man aufeinander, und der weg ins small’s, wo auch ein teil dieser aufnahmen entstanden, ist kurz (mit dem rad 3 minuten).
ich finde die exekution des klaren programms ziemlich brillant, vor allem in der art und weise, wie bernstein die monkschen dissonanzen aus den akkorden organisch herausarbeitet, fast so, als wäre das alles für gitarre geschrieben. aber die reduktion ist hier der trick, nur weniges geht über 5 minuten, nichts ist übertrieben arrangiert, weiss und stewart (dem das intime setting scheinbar liegt) spielen kristallin und transparent… ich bin kein ausgesprochener fan der kompositionen und auch nicht der beteiligten musiker, aber trotzdem gefällt mir hier alles sehr.
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Kann’s erst morgen hören aber das Monk Album von Bobby Broom hab ich damals neben dem von Bernstein gehört (und fand Bernstein deutlich besser)
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.gypsy-tail-windSean Levitt wär auch noch (hier ein längerer Post von redbeans, schätzungsweise ca. Nr. 5 in der weltweiten Sean-Levitt-Forschung nach vier Spaniern, von denen ich aber nur einen kenne ) – eigentlich schon seit den 80ern, aber dessen Zeug ist echt nicht leicht zu finden. Und was so in der Tube steht grenzt vom Sound her an unhörbar:
https://youtu.be/cgpoc7b1SOU
Kriege das seltsamerweise nicht eingebettet.apropos in der tube, es gibt inzwischen eine Dokumentation über Levitt, Spanisch aber Untertitel kann man sich auf youtube zuschalten
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.vorgartendanke, das ist vor allem druch die beschreibungen (wie das klingen sollte!) sehr aufschlussreich. new yorker hipstertum in der frühen blütephase, handwerk, alte medien, rehabilitierung des modrigen und uncoolen, aber vor allem: die euphorie darin! auf foursquare (hier) kam das smalls 2019 noch auf platz 10 der besten hipster-orte, aber das fat cat (der interimsclub, als das smalls mal kurz schließen musste, dort ist das hekselman-album aufgenommen worden) kommt auf 5: „basically hipster disney land in a basement“, „a parallel time space you thought that didn’t exist anymore“ usw.
ich meine das alles nicht despektierlich, ich glaube halt, dass das zum verständnis der traditionalistischen gitarrentrios hilft, um die ich gerade mitte der nuller kreise.Was ich bin ich doch für eine coole Sau!
Meine Gefährtin und ich gerieten – zugegeben erst Mai 2022 – ins Smalls, ohne die geringste Ahnung zu haben, wie hip das ist. Sah auch tatsächlich eher modrig und uncool aus. Enge Kellertreppe runter, Partykellerathmosphäre, wir quetschten uns auf gedrängt stehende Klappstühle, hatten einen schlecht gekühlten Drink und saßen den Musikern fast auf dem Schoß. Fassungsvermögen maximal 75 Gäste, wie ein Schild der Baupolizei oder Feuerwehr am Eingang verriet. Ich kann mich leider nicht mehr an den Namen der Band erinnern. Leader ein schlaksiger schwarzer E-Bassist älteren Semesters, dem ein paar Zähne fehlten und der sympathisch mit dem Publikum plauderte, und seine jüngeren Begleiter. Wohl eher eine lokale Größe. War ein sehr entspannter und unterhaltsamer Abend!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)ich meinte jetzt nicht unbedingt „cool sein“ oder „hippe jazz bar“, sondern mit dem new yorker hipstertum anfang der nuller ein mittlerweile relativ beschreibbares kulturphänomen (handwerk, „manufaktur“-rhetorik als abgrenzung zur digitalität usw.), das sich z.b. in den auf org zitierten aufnahmephilosophien ausdrückt („we fashioned the sound somewhat after the warm sound of a Rock-Ola jukebox playing your favorite 45s, with bigger-than-life bass and reverb“ usw.), natürlich auch in der euphorie über bestimmte mikrofontypen, was manchmal auch einfach nur heißt: hier hat bebop noch seinen platz. jedenfalls ist das small’s nicht der ort, wo graham haynes seine elektronik anschließt oder arto lindsay spielen würde, dafür gibt es andere orte (die knitting factory hatte eine andere philosophie, eine andere hipness und andere erzählungen des hineinstolperns). und auch da gibt es wieder distinktionsstrategien wie z.b. von @friedrich, denn es lag natürlich überhaupt nicht im sinne der erfinder, dass man sich anschließend nicht an den namen des bandleaders erinnern kann. meine offene frage ist/war, was das mit neuen sounds und protagonist*innen der gitarrentrioformats zu tun haben könnte, die in den nullerns auftauchen, als ihre vorbilder nicht mehr aufnehmen.
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tim miller, joshua davis, take toriyama, trio 2
tim miller beharrt auch auf seinem zweiten trioalbum auf gitarrensounds und -techniken, die nicht hinter die gesten der effekte, der befreiung vom akustischen, der multiplen verschaltungsmöglichkeiten zurückführen. wieder finde ich das sehr detailschön, aber auch das rockistische hat eigene kitsch-fallstricke, und die kommen hier ins spiel. anders als bei bernstein, hekselman usw. habe ich hier kein publikums vor augen, das ich mit meinen eigenen jazzerinnerungen in den nuller jahren in einklang bringen könnte. was aber ja nichts heißt.
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kurt rosenwinkel, eric revis, eric harland [kurt rosenwinkel standards trio], reflections (2009)
rosenwinkel hat sich einen noch nostalgischeren ton (den es gleichwohl nirgends gab) draufgeschafft als die old school kollegen, hat aber eine unakademisch (?, jedenfalls: unberechenbarer) swingende begleitung verpflichtet, spielt hier auch nicht nur standards, sondern zwei eigenwillige shorter-kompositionen, und auch eine eigene. dieses album wird geliebt, ist schwer zu bekommen, man kann ca. die hälfte streamen, wird daraus aber nur halb-schlau. rosenwinkel hat ein echo eingebaut, spielt zwischen sound und stimme, schluchzt ins nichts, harland spielt zu den irren harmonien von shorters „fall“ hiphop, ich weiß nicht, ob ich die haltung ernst nehmen kann, aber revis/harland fesseln mich in jedem moment, und rosenwinkel steht dadurch in einem anderen licht, das wird schon passen. wenn man nur auf die soli hört, kann man eine eins ins zeugnis schreiben, aber irgendwo liegt hier ein twist.
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bobby broom, dennis carroll, kobie watkins, bobby broom plays for monk (2009)
in der tat ein sehr spannender vergleich zum bernstein-album. broom, den ich nie als individuelle stimme wahrgenommen habe (auch hier nicht), bringt hier einen souligen, aber sehr schlanken, effektfreien ansatz ein, es dominiert der rhythmus, weniger die harmonik (wie bei bernstein), souljazz vs. cool jazz, mit einem super eingespielten (und sehr gut aufgenommenen) b/dm-gespann, bei dem watkins aber auch noch zeitgenössische spielarten der schwarzen populärmusik einbringen kann (kein wunder, dass später im trio makaya mccraven übernimmt, doch dazu später). ich find es auf andere weise super, die frage wäre, was monk besser gefallen hätte.
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james ‚blood‘ ulmer, mark peterson, aubrey dayle, in and out (2009)
letztes album hier aus den nullern, natürlich keine reine trio-angelegenheit (es gibt gesang und manchmal auch eine flöte, also fl/b/dm, kein overdub), aber das muss hier erlaubt sein, denn es gibt g/b/dm-stücke, die so klingen wie absolut nichts hier in diesem thread. alles ist anders: der gitarrenklang, die spielweise, die harmonien, die rhythmik, die interaktion, der gruppensound. man merkt das gar nicht, wenn man eine zeitlang nur ulmer hört, wie radikal sich das unterscheidet. ich kann es eigentlich auch nirgendwo herleiten, nicht vom blues, nicht vom souljazz, nicht von ornette. wenn ulmer altmodischen jazz spielt (und die großartige komposition ist ein original), klingt das halt so:
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Schlagwörter: Gitarre, guitar jazz, Jazzgitarre
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