Gottfried Benn

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  • #3776031  | PERMALINK

    anne-pohl

    Registriert seit: 12.07.2002

    Beiträge: 5,438

    :p

    BrunoMeierZeit für BENN, den grossen deutschen Lyriker!
    Aktuell wie nie!
    Wer mag, kennt ihn?

    Warum aktueller als sonst?

    Erinnert mich gerade an die Headline der SZ (glaube ich) „Jünger als Ernst“ zum 100. Geburtstag von Ernst Jünger. Mir hat sich oder wurde Benn immer verschlossen wegen seiner vermuteten oder tatsächlichen Nazinähe. Ich habe aber einige Briefwechsel von ihm gelesen aus der Zeit, als er in Hannover und Berlin war, die ich sehr mag.

    --

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    #3776033  | PERMALINK

    lucy-jordan
    Metalmama

    Registriert seit: 26.11.2004

    Beiträge: 34,503

    MongolomDas klingt aber nicht gerade verlockend…

    Nein, er schrieb nicht immer so, aber er war Gerichtsmediziner und in seiner frühexpressionistischen Zeit setzte er in den 20er Jahren auf Schock. Als die Nazis kamen, ging er in die „innere Emigration“ und begann, eher surrealistisch zu schreiben. Gerne werden von Deutschlehrern, um das zu dokumentieren, seine Gedichte „Kleine Aster“ (20er Jahre) und „Astern“ (um den 2. Weltkrieg) gegenübergestellt. – Hilfe, wo bin ich hier gelandet? Ist das ein literarisches Kolloqium :eek: ! Nein, wofür dieses Forum alles gut ist….

    --

    Say yes, at least say hello.
    #3776035  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    pinchdas ist richtig.

    Tristesse

    Die Schatten wandeln nicht nur in den Hainen,
    davor die Asphodelenwiese liegt,
    sie wandeln unter uns und schon in deinen
    Umarmungen, wenn noch der Traum dich wiegt.

    Was ist das Fleisch – aus Rosen und aus Dornen,
    was ist die Brust – aus Falten und aus Samt,
    und was das Haar, die Achseln, die verworrnen
    Vertiefungen, der Blick so heiß entflammt:

    Es trägt das Einst: die früheren Vertrauten
    und auch das Einst: wenn du es nicht mehr küßt,
    hör garnicht hin, die leisen und die lauten
    Beteuerungen haben ihre Frist.

    Und dann November, Einsamkeit, Tristesse,
    Grab oder Stock, der den Gelähmten trägt –
    die Himmel segnen nicht, nur die Zypresse,
    der Trauerbaum, steht groß und unbewegt.

    Gottfried Benn (1954)

    toll toll toll

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #3776037  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Anne PohlMir hat sich oder wurde Benn immer verschlossen wegen seiner vermuteten oder tatsächlichen Nazinähe.

    Vermutet ist das nicht, das ist durchaus in Texten von ihm zu erkennen. Benn setzte in der Tat gewisse Hoffnungen in die damals neue Regierung (diese Hoffnungen will ich nicht genauer erläutern, könnte sein, dass ich das nicht ganz korrekt wiedergebe), musste aber rasch feststellen, dass das eine Fehleinschätzung war. In seinem 1933 erschienenen Essay „Bekenntnis zum Expressionismus“ bezeichnete er die neue Führung Deutschlands gar als „artistisch produktive Typen“, die „zu viel von der Kunst“ wüssten (er war damals schon sehr auf Abwegen). Kurz darauf erkannte er wohl, dass dem gar nicht so war. Die Nazis selbst wollten mit dem „asozialen“ Verfasser der „Morgue“ sowieso nie etwas zu tun haben.

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    #3776039  | PERMALINK

    emma-bovary

    Registriert seit: 17.01.2007

    Beiträge: 2,724

    Auch ich möchte hier ein wunderbares Benn Gedicht anführen:

    Auf Deine Lider senk ich Schlummer

    Auf deine Lider senk ich Schlummer,
    auf deine Lippen send ich Kuß,
    indessen ich die Nacht, den Kummer,
    den Traum alleine tragen muß.

    Um deine Züge leg ich Trauer,
    um deine Züge leg ich Lust,
    indes die Nacht, die Todesschauer
    weben allein durch meine Brust.

    Du, die zu schwach, um tief zu geben,
    du, die nicht trüge, wie ich bin –
    drum muß ich abends mich erheben
    und sende Kuß und Schlummer hin.

    --

    Ich mag Hunde lieber als Menschen. Und Katzen lieber als Hunde. Und mich, besoffen in meiner Unterwäsche aus dem Fenster schauend, am liebsten von allen.
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