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fragment ist ein russisches netlabel, das seit 2005 existiert. es lebt vor allem von seinen heimischen künstlern, hält aber die tür für die welt offen. die veröffentlichungen konzentrieren sich vor allem auf deep-techno, minimal, ambient und deren spielarten. dass der osten in nichts nachsteht, was netlabelkultur und deren extrakte betrifft, den beweis tritt fragment allemal an. darüber hinaus findet sich vielleicht auch der eine oder andere neue ansatz. die themen sind definitiv noch nicht ausgereizt.
einige werke kurz vorgestellt.release / künstler / titel
[frag001] – Killahertz – Jack-Jack
das erste release gleich mit einer ganz feinen arbeit von killahertz. hinter dem pseudonym versteckt sich egor sukharev, ein in 1978 geborener russe. einen namen machte er sich vor allem durch seine tätigkeit als dj in diversen moskauer clubs. daneben feilte er fleißig an sounds, mixtapes etc. ursprünglich dem drum ’n bass verschrieben, gehen seine produktionen mittlerweile eher in richtung deep & minimal techno, dub.
auf „jack-jack“ dominieren stylische, zumeist recht weiche, rhythmisch außerordentlich variable beats, umsäumt von futuristischen sounds (space). auf beiwerk wird fast gänzlich verzichtet, so zeichnen sich die tracks dadurch aus, dass die einzelnen elemente eine organische dichte aufweisen, die lediglich in ihrer singularität gekreut wird, wenn geringfügige, zunächst vernachlässigbar erscheinende partikel für bindung sorgen. auch erwähnenswert ist manch durchtrieben auflockernder melodischer ansatz. „lamps“
[frag002] – Lazzich – Just Seen Nights
lazzich kann man wohl als nickname von sergey lazarev betrachten. er bewegte sich in seiner musikalischen karriere, deren ursprung in der arbeit mit den ersten sowjetischen sythesizern liegt, von chill-out musik in richtung deep-techno. irgendwo dazwischen ruht nun auch die vorliegende veröffentlichung.
warme klänge sorgen hier in jedem seiner tracks für eine gesundheitsfördernde atmosphäre. unterlegt sind diese klanggebilde durch einen zumeist mittelfrequentigen pulsschlag. zum chillen noch zu beweglich, zum tanzen zu statisch.
leider gibt es wie bei allen anderen releases auch hier keinen hinweis auf das entstehungsdatum. der künstler hat sich angeblich seit 2000 nicht mehr zu wort (ton) gemeldet. allerdings lässt er sich via http://profile.myspace.com/index.cfm?fuseaction=user.viewprofile&friendid=58700781„]myspace einfangen, wo er mit neuen tracks aufwartet. „after sensual“[frag004] – Leavemotte – Tripin Disco
ein sehr ausgewogenes und zugleich abwechslungsreiches, weil vielfach inspiriertes und inspirierendes werk stellt das duo leavemotte mit „tripin disco“ vor. sergey lazarev (lazzich) und matvey andreenko-skurihin (alias motte) inszenieren jedes stück auf neue weise und sorgen dennoch dafür, dass ein ergänzender flow die einheit des album erhält.
„hare timur“, der eingangstrack, ist im deep-techno verankert und werkelt konzentriert mittels verpflichtendem beat und ruhelosem begleitmaterial. „grimm“ folgt als flachatmer, der dem hörer das gefühl von sauerstoffknappheit vermittelt. daran anschließend „sun, sun“, das die düsternis aufnimmt und mit sachtem („bongo“-) beat und knarzen und rascheln und bedächtigem innehalten beängstigend die spannung hebt. „hey, joke“ wirkt gehetzt und erhöht die schlagzahl, zerfällt aber nicht in beliebigkeit. zum schluß darf man mit „frederick“ ein wenig chillen, wobei ihm die rhythmik der vorangegangenen tracks innewohnt.
eine weitere produktion von leavemotte ist übrigens auf sinergy networks unter dem namen „tablecloth“ erschienen. „frederick“[frag005] – SCSI-9 – Ich Kann Nicht Anders
mit scsi-9 treten wohl die ambitioniertesten künstler dieses netlabels an den start. neben einem fullsize werk „digital russian“ auf force tracks kann das duo anton kubikov and maxim milyutenko mit zwei weiteren veröffentlichten eps auf kompakt aufwarten. außerdem wussten sie mit livegigs in und außerhalb moskau sowie in london, berlin und warschau zu begeistern.
ihre musik kann sich durchaus als guter begleiter in den tiefen der stadt bewähren. sie ist abgeklärt und doch spielerisch und erbauend, sie ist narrativ, malerisch und dennoch abstrahiert sie, sucht nach dem wesentlichen. hier findet sich der ruhelose genauso wieder wie der, der seinen platz gefunden zu haben meint. die beats sind alles andere als dröge, im vordergrund steht jedoch die ausfärbung. “sound gestretcht“[frag007] – Ecoform – Ghost In The Shell
eine sehr lebendige produktion, der es zuweilen an schlüssigkeit, glaubhaftem, vielleicht auch an geschlossenheit zu fehlen scheint. geht in richtung dance, wabernde sounds, die sich melodiös zerfasert im raum bewegen. tiefe, dumpf hallende beats steuern das schlingernde schiff. nach etwas „einhören“ greift das konzept und man erkennt die eleganten linien, denen gefolgt wird. hinter ecoform steckt im übrigen theodor zox (http://www.oblik.net/), ein däne, der seine erste veröffentlichung auf textone, dem berliner netlabel, tätigte. weitere werke auf tic tac toe, thinner u.a. „hackers delight“
[frag011] – Motor – Mammoth
hier steht vor allem soundmalerei denn technoide musik im vorderground, wobei die grenzen zwischen minimal und ambienter struktur eher fließend sind. die durchgängigkeit eines tracks wird vielfach aufgehoben, einzelne elemente anderen konsequent entgegen gestellt („abstract machine“). das stolpert zunächst, irritiert, wirkt maß- und grenzenlos. doch innerhalb von mammoth ergeben sich folgemomente, die weniger auf attraktion denn abstraktion abzielen.
sehr stark „last summer day“, der mit gitarrensamples aufwartet, die nur wenig gedrechselt fliegen gelassen werden.[frag012] – ericDelay – Kindheitstraum
vertrackte, ruhelose, samplebestückte titel, die dem jungen mann hier durchaus gelungen sind. eric delay wurde 1986 in uljanovsk geboren. er orientiert sich an minimalen strukturen, weiß dabei aber den charakter eines stückes lebendig zu gestalten. myspace
es freut mich, dieses netlabel entdeckt zu haben. denn neben seiner geglückten veröffentlichungspolitik überzeugt es mich mit seiner angenehmen weboberfläche. das handling der seite ist einfach, die downloads sind sehr flott und bis auf das releasejahr lässt sich jegliche information nachschlagen, die man sucht: über den künstler, die einzelnen werke. die covergestaltung ist sicher ausbaubar, zeichnet sich aber durch einen erinnerbaren stil aus. das ist einen (weiteren) pluspunkt wert.
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WerbungFRAG 014 | KILLAHERTZ – Rush
sein mittlerweile drittes release auf fragment steuerte ende märz 2007 killahertz dem labelkatalog bei. nachdem es wohl einige zeit um ihn ruhiger wurde, brandet nun neuer stoff mit neuem elan und neuer attitüde an die gestade russischer heimat, denn empfohlen wird, sich das werk nicht allein in einem geschlossenen, dunklen raum anzuhören. ganz so aufregend gruselig kommt „rush“ aber nicht daher, doch es ist atmosphärisch dicht und gemahnt eher an einen soundtrack, zu dem sich manch unangenehme geschichte phantasieren ließe. es genügte ein blick auf das cover, um einen anfang zu finden. ein guter einstiegt gelingt mit „heresy„, man erahnt, in welche richtung sich das ganze entwickeln könnte, behält dabei aber die hoffnung auf einen glücklichen ausgang. -
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