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AutorBeiträge
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Freut mich. Ich werde dann wohl heute Abend die erste Besprechung abgeben, und habe auch schon eine passende Idee zu dem heutigen Geburtstag von Alex North. Aber mehr wird nicht verraten.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Endlich der lang erwartete Filmscore-Thread. Gut gemacht, scorechaser! Freue mich auch schon auf Beiträge.
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Film Music Review No. 1
Alex North: „A Streetcar named Desire“ 1951 *
1947 wurde Tenessee Williams´weltberühmtes Stück „A Streetcar named Desire“ in New York uraufgeführt. Der Autor erhielt für das Drama den Pulitzer Preis. Das sTück, das stark von Sgimund Freud inspiriert wurde zeigt die Abhängigkeit zwischen Menschen, was durch das Setting New Orleans noch verstärkt wird. Der Film, der 1951 in die Kinos kam, war die erste große Hauptrolle von einem jungen aufstrebenden Schauspieler namens Marlon Brando. An seiner Seite agierte die weltberühmte Vivien Leigh, die mit „Gone with the Wind“ einen der erfolgreichsten Filme aller Zeiten drehte. Regie führt Elia Kazan, der später mit Marlon Brando noch „On the Watefront“ drehen sollte.
Es wird häufig gestritten, welcher Score denn nun der erste Jazz-Score der Filmgeschichte sei. Ist es Elmer Bernstein´s „The Man with the golden Arm“? Oder etwa doch „A Streetcar named desire“ von Alex North? Der Streitpunkt ist dabei nicht so sehr das Erscheinungsjahr, als die Definition von Jazz an sich.
Alex North, geboren am 04 Dezember 1910, wurde geboren als Isadore Soifer, sein Eltern waren sowjetische Einwanderer. North, der eine sehr enge und kollegiale Freundschaft mit Jerry Goldsmith pflegte, war dessen Vorbild.
Sein erster großer Filmscore war auch gleich eines seiner Highlights in seiner an Highlights nicht armen Karriere. Weitere große Werke von Alex North sind „Cleopatra“, einer der modernsten Film Scores überhaupt, „The Sound and the Fury“, der grandiose „Spartacus“, sowie der Fantasy Score „Dragonslayer“ und die Arthur Miller Verfilmung zu „Death of a Salesman“. Außerdem schrieb North die abgelehnte Partitur zu Stanley Kubrick´s „2001: A Space Odyssey“. North erfuhr von der Ablehnung des Scores erst bei der Premiere des Filmes, als er merkte, das Kubrick den Film mit klassischen Stücken unterlegt hatte.
„A streetcar named Desire“ ist pulsierender Jazz pur. Schräg, unangepasst, buchstäblich unerhört zu der damaligen Zeit. Waren doch immer noch die schwelgerischen Ochester eines Max Steiners, Erich Wolfgang Korngold oder auch Alfred Newman vorreitig. Doch Alex North hielt das für diese Geshichte, und gerade für das Setting New Orleans unangebracht, und entwickelte so (so behaupten viele zumindest) den ersten Jazz Score überhaupt.
Es ist nicht einfach, der Musik zu lauschen, aber das war auch nie Norths Sinn, und wer sich auf dieses wunderbare Erlebenis einläßt, wird reich belohnt werden.Als ein Geschenk an seinen Freund hat Jerry Goldsmith im Jahre 1995 eine grandiose Neueinspielung durchgeführt, die ich nur jedem wärmstens ans Herz legen kann. Soweit ich weiß, ist das auch die einzige Möglichkeit, diesen Score auf CD zu erhalten.
*Dies ist meine allererste Kritik/Review überhaupt, so bitte habt Nachsicht…
“A Streetcar named Desire“ (Alex North, 1951)
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Sehr gelungen, scorechaser!
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BullittDas ist aber eine hübsche Tautologie.
Na ja, „score“ heißt ja auch Partitur. Aber ich mach mal eine Klammer um die Scores. Es soll halt klar werden, dass dies kein Thread für Film-Compilation-Soundtracks ist, sondern einer, der sich um eigens für einen Film komponierte Musik kümmert.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)MistadobalinaNa ja, „score“ heißt ja auch Partitur. Aber ich mach mal eine Klammer um die Scores. Es soll halt klar werden, dass dies kein Thread für Film-Compilation-Soundtracks ist, sondern einer, der sich um eigens für einen Film komponierte Musik kümmert.
Letzteres war mir schon bewusst aber stimmt, nur „Score“ wäre vermutlich genauso missverständlich gewesen wie nur „Filmmusik“. Die Klammern finde ich aber sinnvoller als den Bindestrich. (Komisch, so pedantisch bin ich normalerweise gar nicht ;-))
pinchSehr gelungen, scorechaser!
Dem schließe ich mich an! Interessant für mich die Sache mit 2001. Kann man die Partitur von North dazu irgendwo hören bzw. wurde sie veröffentlicht?
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pinchSehr gelungen, scorechaser!
Danke Dir! :bier:
Macht auch richtig Spaß. Frag mich wirklich, warum ich das nicht früher gemacht habe. Vielleicht schreibe ich heute Abend, falls erwünscht, noch eine weitere…
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraBullitt
Dem schließe ich mich an! Interessant für mich die Sache mit 2001. Kann man die Partitur von North dazu irgendwo hören bzw. wurde sie veröffentlicht?
Danke, Bullit!
Sogar zweimal! Jerry Goldsmith hat, ebenfalls 1995, die Partitur mit dem National Philharmonic Orchestra neu eingespielt, und Varese hat das ganze dann veröffentlicht. Außerdem hat das Label Intrada dieses Jahr eine sensationelle CD herausgebracht, mit der Originaleinspielung des Scores, bei dem man eigentlich dachte, das die Akzetate verschollen seien.
Hier die Links:
Die Varese:
http://www.amazon.de/2001-Space-Odyssey-Alex-North/dp/B000025H0WDie Intrada*:
http://shopping.netsuite.com/s.nl/c.ACCT67745/it.A/id.5228/.f*die ist allerdings in Mono, was die Sensation dieses Releases aber in keinster Weise schmälert…
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
scorechaserVielleicht schreibe ich heute Abend, falls erwünscht, noch eine weitere…
Na klar, nur zu! Filmscores sind doch Dein Fachgebiet.
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Danke für die Links! Werde ich mich mal drum kümmern. :bier:
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Eastern Promises (5:04)
Tatiana (5:11)
London Streets (1:56)
Sometimes Birth and Death Go Together (1:53)
Trafalgar Hospital (1:33)
Vory v Zakone (0:48)
Slavery and Suffering (2:00)
Nikolai (1:19)
Kirill (2:09)
Anna Kitrova (3:25)
Eagle and Star (1:25)
Nine Elms (6:15)
Like a Place in the Bible (1:22)
Trans-Siberian Diary (2:24)
Stars on the Knees (iTunes bonus track) (3:52)Film Music Review No. 2
Howard Shore: „Eastern Promises“ (2007)
David Cronenberg gilt als einer der exzentrischsten Filmemacher unserer Zeit.
Durch seine Horrorfilme wie DIE FLIEGE, SCANNERS, DIE BRUT bekannt geworden, fokussierte der Kanadier seine letzten beiden Filme ein wenig mehr auf den Mainstream, ohne sich selbst und seinem Stil untreu geworden zu sein. A HISTORY OF VIOLENCE ist eine Gangsterballade der alten klassischen Schule, in dem ein Normalbürger urplötzlich zum Helden eines ganzen Dorfes wird, nachdem er einen Überfall auf einen Diner verhindert hat. Aber ist der Mann wirklich der, für den alle ihn halten? Angeführt von einem grandiosen Viggo Mortensen agieren außerdem Maria Bello, John Hurt und der immer großartige Ed Harris.David Cronenberg´s neuester Film heißt „Eastern Promises: Tödliche Versprechen“. In der morbiden Ballade spielt wieder Viggo Mortensen die Hauptrolle, diesmal als Chauffeur eines Mafiabosses der Londoner Unterwert, gespielt von ArmiN Mueller Stahl.
Anna, eine Hebamme (dargestellt von Naomi Watts), nimmt sich dem Baby einer toten Frau an. Sie findet das Tagebuch der Toten, und stößt so auf die russische Mafiafamilie von Mueller-Stahl und Mortensen. Ein sehr feiner, eher ruhiger Film, der sicherlich zum Ende des Jahres zu einem der besten zählen wird.David Cronenberg, das bedeutet auch immer Howard Shore.
Der 61jährige Komponist, ebenfalls aus Kanada stammend, bildet eine unzertrennbare Symbiose mit dem Regisseur, und die beiden haben nun mittlerweile an die 20 Filme miteinander gemacht. Shore ist nun schon seit 1983 im Geschäft, doch einem breiteren Publikum wurde er erst anfang des Jahrzehnts bekannt, als er mit Peter Jackson an der LOTR-Trilogie arbeitete.
Howard Shore war übrigens auch Gründungsmitglied der Crew um Saturday Night Live, und jahrelang in deren Band vertreten.„Eastern Promises“ ist neben Alexandre Desplat´s LUST, CAUTION der beste Score des Jahres 2007. Über der Musik liegt eine bleierne Schwere, die einen nicht so schnell losläßt. Neben einem dumpfen Streicherorchester wird der Score auch von einer einzigen Violine getragen, die sich immer wieder durch den Klangapparat des Orchesters bricht. Natürlich wird auch der russischen Seite der Geschichte Rechnung getragen, und immer wieder typische russische Instrumente in die Partitur mit einbezogen. „Eastern Promises“ ist ein harter Brocken, der beim ersten Hören vielleicht noch nicht gleich entschliesst, der aber mit mehrmaligem Hören immer mehr ans Herz und vor allem ins Gedächtnis sich spielt, und dort auch lange noch hängen bleibt.
Ein großer Triumph für Howard Shore!--
"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraGanz großartig, scorechaser. Freue mich, dass du dich zu diesem Thread entschlossen hast!
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)ScorechaserDies ist meine allererste Kritik/Review überhaupt, so bitte habt Nachsicht…
Sehr gelungen, alle Achtung!
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MistadobalinaGanz großartig, scorechaser. Freue mich, dass du dich zu diesem Thread entschlossen hast!
Danke Dir! Ist nicht noch zu wenig über die Musik? Ich hab das Gefühl, darüber müsste ich mehr schreiben…
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraHerr RossiSehr gelungen, alle Achtung!
Danke, Rossi! :bier:
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra -
Schlagwörter: Faves, Film, Filmmusik, User Reviews
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