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AutorBeiträge
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Die Verbrechen der Deutschen sind wie gemacht für einen großen Unterhaltungsfilm, heimlicher Star von Schindlers Liste ist dann auch Amon Göth, der einfach super mit dem Hollywood-Schurkentum harmoniert. Jede Szene dieser Art (vor allem die Liquidierung der Judenstadt) inszeniert Spielberg auf hohem Niveau, doch die ganze Historie von Oskar Schindler drumherum ist ein leidlich interessantes Melodram, dazu noch relativ uninspiriert fotografiert. Die Geschichte vom Lebemann und Industriellen, einem Kriegsgewinnler, der zu Beginn nicht mal einen Emailletopf zum Reinpissen hat, kulminiert schließlich auch noch in diesem furchtbar rührseligen und verlogenen Finale (angekündigt durch ein rotes Mäntelchen), als er seinen weltlichen Tand gegen weitere Judenleben eintauschen möchte. Man könnte auch generell mal fragen: Wenn man einen Film über den Holocaust drehen möchte, braucht es da einen guten Deutschen, gar einen deutschen Helden? Und Spielberg geht ja noch einen Schritt weiter: Der sorgfältig vorbereitete Gag mit den Duschen in Auschwitz, aus denen Wasser anstatt Gas strömt, mag vielleicht im Umfeld eines Exploitationfilms Sinn ergeben, im „seriösen“ Hollywoodkino wirkt er jedoch absolut geschmacklos.
Was machst du dort als Spielbergismen aus? Mir würde z.B. die Szene einfallen, in der sich die Kinder ein Versteck suchen. Dort steckt mehr als ein Rest Abenteuerkino drin, wenn auch die Umstände deutlich bedrückender sind.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Highlights von Rolling-Stone.deNeu auf Disney+: Die Film- und Serien-Highlights im August
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WerbungWelcher Regisseur wäre eurer Einschätzung nach geeigneter als Spielberg, um so etwas zu verfilmen?
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Going down in KackbratzentownmozzaWelcher Regisseur wäre eurer Einschätzung nach geeigneter als Spielberg, um so etwas zu verfilmen?
Claude Lanzmann hat Shoah auf die Beine gestellt. Das ist der definitive Beitrag zum Thema. Aus den Erlösen von Schindlers Liste finanzierte Spielberg den Dokumentarfilm The Last Days. Auch ziemlich gut. Und wenn’s einfach Unterhaltung sein soll, dann bitte Zug des Lebens.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.pfingstluemmelDie Verbrechen der Deutschen sind wie gemacht für einen großen Unterhaltungsfilm, heimlicher Star von Schindlers Liste ist dann auch Amon Göth, der einfach super mit dem Hollywood-Schurkentum harmoniert. Jede Szene dieser Art (vor allem die Liquidierung der Judenstadt) inszeniert Spielberg auf hohem Niveau, doch die ganze Historie von Oskar Schindler drumherum ist ein leidlich interessantes Melodram, dazu noch relativ uninspiriert fotografiert. Die Geschichte vom Lebemann und Industriellen, einem Kriegsgewinnler, der zu Beginn nicht mal einen Emailletopf zum Reinpissen hat, kulminiert schließlich auch noch in diesem furchtbar rührseligen und verlogenen Finale (angekündigt durch ein rotes Mäntelchen), als er seinen weltlichen Tand gegen weitere Judenleben eintauschen möchte. Man könnte auch generell mal fragen: Wenn man einen Film über den Holocaust drehen möchte, braucht es da einen guten Deutschen, gar einen deutschen Helden? Und Spielberg geht ja noch einen Schritt weiter: Der sorgfältig vorbereitete Gag mit den Duschen in Auschwitz, aus denen Wasser anstatt Gas strömt, mag vielleicht im Umfeld eines Exploitationfilms Sinn ergeben, im „seriösen“ Hollywoodkino wirkt er jedoch absolut geschmacklos. Was machst du dort als Spielbergismen aus? Mir würde z.B. die Szene einfallen, in der sich die Kinder ein Versteck suchen. Dort steckt mehr als ein Rest Abenteuerkino drin, wenn auch die Umstände deutlich bedrückender sind.
Genau das zum Beispiel: Spannungskino-Elemente, die in manchen Situationen keine Berechtigung haben, ich hatte auch an die Gaskammerszene gedacht. Überhaupt die ganze Zugfahrt nach Auschwitz. Und die Läuterung des Helden, der zum Schluss das ja alles nur macht, um gut zu sein, wo der reale Schindler das wohl nicht war (schmälert seinen Verdienst ja nicht). Der rote Mantel dagegen hat mich nicht so gestört.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.pfingstluemmel
mozzaWelcher Regisseur wäre eurer Einschätzung nach geeigneter als Spielberg, um so etwas zu verfilmen?
Claude Lanzmann hat Shoah auf die Beine gestellt. Das ist der definitive Beitrag zum Thema. Aus den Erlösen von Schindlers Liste finanzierte Spielberg den Dokumentarfilm The Last Days. Auch ziemlich gut. Und wenn’s einfach Unterhaltung sein soll, dann bitte Zug des Lebens.
Shoah ist zu gut, das ist der einzige Film, den ich nicht bis zum Ende durchgesehen habe (Spoorloos oder Salò habe ich geschafft), es nicht geschafft habe. Ich weiß nicht, wer Schundlers Geschichte hätte verfilmen können – letzten Endes kenne ich ja nur das fertige Projekt und das ist schon sehr ein Spielberg-Film. Vielleicht ein Europäer, wüsste aber auch nicht wer?
Oder eben Elem Klimov. Idi y smotri ist zwar ähnlich unsubtil wie Schindler’s List, aber in a good way.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Nuit et brouillard habe ich vergessen, den kenne ich aber auch erst ein paar Monate.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Ihr wisst, dass Scorsese kurz davor war, den Film zu drehen, ihn aber wieder Spielberg „zurückgab“, quasi im Tausch mit „Cape Fear“?
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fevers-and-mirrorsIhr wisst, dass Scorsese kurz davor war, den Film zu drehen, ihn aber wieder Spielberg „zurückgab“, quasi im Tausch mit „Cape Fear“?
Oha. Das wäre ja mal was gewesen.
Oder Woody Allen.--
Going down in Kackbratzentownfevers-and-mirrorsIhr wisst, dass Scorsese kurz davor war, den Film zu drehen, ihn aber wieder Spielberg „zurückgab“, quasi im Tausch mit „Cape Fear“?
Schindler’s List von Scorcese? Ich glaube nicht, dass der so viel besser geworden wäre, kann mich natürlich täuschen.
Woody Allen wäre, denke ich, auch nicht der richtige gewesen. Er hätte aber die Schlitzohrigkeit Schindlers besser dargestellt.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Latho, das war doch sicherlich nicht ernstgemeint.
Scorsese hätte daraus eine Art Mafia-Film gemacht und Woody Allen – na ja, kommt drauf an… entweder Tragikomödie oder… nicht machbar.
Ich bin der Meinung, dass das nicht darstellbar ist in einem Film.
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Going down in KackbratzentownmozzaLatho, das war doch sicherlich nicht ernstgemeint.
Scorsese hätte daraus eine Art Mafia-Film gemacht und Woody Allen – na ja, kommt drauf an… entweder Tragikomödie oder… nicht machbar.
Ich bin der Meinung, dass das nicht darstellbar ist in einem Film.Wenn mit das der Holocaust gemeint ist, empfehle ich Die Ermittlung von RP Kahl (2024). Der Film inszeniert den Auschwitz-Prozess. Grundlage ist ein Theaterstück, und so sieht auch der Film aus. Ganz ohne Musik und Dramatisierung (soweit das innerhalb des Mediums möglich ist) ist der Film eine einzige, vierstündige Erschütterung.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameIch bin der Meinung, dass sich nicht alles ausdrücken lässt, zumindest nicht in adäquater Form.
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Going down in KackbratzentownmozzaWelcher Regisseur wäre eurer Einschätzung nach geeigneter als Spielberg, um so etwas zu verfilmen?
Keine Ahnung, ob geeigneter, aber die Behandlung des Themas aus der Sicht von Stanley Kubrick wäre wohl auch interessant gewesen. Oder von Godard, Oder Pasolini. Oder Eisenstein. Und gefühlt weniger Spielberg. Will das aber nicht klein reden. Wichtiger Film für die Massen. Wenn die denn das Gutgemeinte endlich annehmen würden. Schade drum.
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...but everybody wants you to be just like them Contre la guerre2025/07 (13 Filme)
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mozzaLatho, das war doch sicherlich nicht ernstgemeint. Scorsese hätte daraus eine Art Mafia-Film gemacht und Woody Allen – na ja, kommt drauf an… entweder Tragikomödie oder… nicht machbar. Ich bin der Meinung, dass das nicht darstellbar ist in einem Film.
Klar war das ernst gemeint, falls Du die Scorsese-Verfilmung meinst. Und natürlich hätte er daraus keinen Mafia-Film gemacht, aber der alte Katholik (beinahe wäre mir „ewige Katholik“ rausgerutscht, bevor mein Hirn sich dankenswerterweise doch noch einschaltete) hätte sich da prima austoben können mit seiner Obsession für Schuld, Vergebung, Sünde und (Rest-)“Menschlichkeit“. Wäre ja auch kurz nach seinem Herzensprojekt „The Last Temptation Of Christ“ gefolgt, das hätte auf eine schräge Art sogar gepasst.
Polanski wurde der Stoff auch angeboten, aber „The Pianist“ zeigte später, dass das wohl auch nicht Spielberg übertroffen hätte.
Woody Allen? Höchstens der frühe, bis max. „Love And Death“. Skurril und gebrochen. Da hätte ich dann sogar die Duschszene verziehen. Allerdings gab es zu der Zeit die Vorlage „Schindler’s Ark“ noch gar nicht. Abgesehen davon, dass Allen das nie im Leben, zu keiner Zeit, gemacht hätte.
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