Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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latho
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pfingstluemmelDie Verbrechen der Deutschen sind wie gemacht für einen großen Unterhaltungsfilm, heimlicher Star von Schindlers Liste ist dann auch Amon Göth, der einfach super mit dem Hollywood-Schurkentum harmoniert. Jede Szene dieser Art (vor allem die Liquidierung der Judenstadt) inszeniert Spielberg auf hohem Niveau, doch die ganze Historie von Oskar Schindler drumherum ist ein leidlich interessantes Melodram, dazu noch relativ uninspiriert fotografiert. Die Geschichte vom Lebemann und Industriellen, einem Kriegsgewinnler, der zu Beginn nicht mal einen Emailletopf zum Reinpissen hat, kulminiert schließlich auch noch in diesem furchtbar rührseligen und verlogenen Finale (angekündigt durch ein rotes Mäntelchen), als er seinen weltlichen Tand gegen weitere Judenleben eintauschen möchte. Man könnte auch generell mal fragen: Wenn man einen Film über den Holocaust drehen möchte, braucht es da einen guten Deutschen, gar einen deutschen Helden? Und Spielberg geht ja noch einen Schritt weiter: Der sorgfältig vorbereitete Gag mit den Duschen in Auschwitz, aus denen Wasser anstatt Gas strömt, mag vielleicht im Umfeld eines Exploitationfilms Sinn ergeben, im „seriösen“ Hollywoodkino wirkt er jedoch absolut geschmacklos. Was machst du dort als Spielbergismen aus? Mir würde z.B. die Szene einfallen, in der sich die Kinder ein Versteck suchen. Dort steckt mehr als ein Rest Abenteuerkino drin, wenn auch die Umstände deutlich bedrückender sind.

Genau das zum Beispiel: Spannungskino-Elemente, die in manchen Situationen keine Berechtigung haben, ich hatte auch an die Gaskammerszene gedacht. Überhaupt die ganze Zugfahrt nach Auschwitz. Und die Läuterung des Helden, der zum Schluss das ja alles nur macht, um gut zu sein, wo der reale Schindler das wohl nicht war (schmälert seinen Verdienst ja nicht). Der rote Mantel dagegen hat mich nicht so gestört.

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