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Nr. 1 vom 19.9.20
Zumindest ein Mal im Monat möchte ich hier künftig gebündelt über für mich interessante neue Sachen schreiben, vorzugsweise starke und sehnsüchtig erwartete Sachen, aber auch originellen oder problematischen Stoff. Einen Hang zum Augenzwinkern und Spotten werde ich dabei wie gewohnt nicht unterdrücken.
Drei neue Alben haben mich in der jungen Vergangenheit entzückt. An erster Stelle die ewige Wundertüte aus Trondheim MOTORPSYCHO. „The All is One“ ist der fast neunzigminütige finale Teil einer Triologie, die mit dem sehr schönen „The Tower“ 2017 begonnen hatte. Ich mochte die Band immer am liebsten, wenn sie filigran und melodisch vorgeht, die verstörenden Ausbrüche mit starkem Hang zur Improvisation waren stets etwas gewöhnungsbedürftig. Und hier haben sie ihre ausgefeilte Seite perfektioniert. Das Album ist Retro mit einem warmen klang und wird trotz der opulenten Spielzeit nie langweilig. Vor allem bauen sich die Songs auch nicht endlos auf, sondern kommen schnell auf Tempüeratur. Es gibt nämlich Sachen von den Norwegern, da fährt man nach Süden übers Kreuz Hannover-Ost, und wenn der Song sich entfaltet hat, ist man am Hattenbacher Dreieck. Also vorläufig sichere ****1/2.
Von Norwegen gleich rüber nach Schweden. Daniel Gildenlöw hatte mit PAIN OF SALVATION vor seiner schweren Erkrankung einige schwer verdaulich Alben abgeliefert. Nach seiner Genesung folgte vor zwri Jahren „The Passing Light of Day“ ein rohes, ungestümes, aber geiles Teil. „Panther“ ist nun eine großartige Fortsetzung mit anderen Mitteln. Elektronischer, dadurch strukturierter, und auf eine ganz andere Weise aggressiv, aber auch mit neuen organischen Zutaten. Dazu gemastert von Daniel Bergstrand. Das fantastische „Pain“ z.B. wird von einem klassisch gespieltem Grand Piano getragen und mit immer neuen Spuren aus Streichern, Gitarren und Drums ergänzt. Da sitzt jedes Rädchen. Das 13-minütige „Icon“ am Ende erinnert zwar an die famose Langrille auf dem Vorgänger, hat hier aber auch mehr Wohlklang mit noch mehr Tiefgang. Die elektronischen Elemente zünden nicht alle sofort. Die erste Single „Accelerator“ hatte mich erstmal verstört, und ist eigentlich auch als Opener eine merkwürdige Wahl. Aber schon „Unfutur“ und „Restless Boy“ zünden schneller und „Panther“ ist fast der dritte Fünfer auf der Platte. satte ****1/2
Ach ja, Bruce Soord, er hätte durchaus das Zeug zu einem ganz großen Werk wenn er nicht so ruhelos wäre. Vor allem seit Gavin Harrison bei THE PINEAPPLE THIEF trommelt, haben die starken Kompositionen noch mehr Tiefe. Aber auch diesmal reicht es nur für drei bis fünf Klassesongs, der Rest ist eben nur O.K. Auffällig der Opener (mit schönem Video) und der Schlusstrack „The Game“. „Versions of the Truth“ ist übrigens eine Art Themenpark zu unterschiedlichsten Betrachtungen einer Sache. Soord verdankt den Titel einer zerstörten engen Freundschaft. ***1/2 oder ****
Nach diesen drei Empfehlungen kommt was Blödes. NEAL MORSE nervt mal wieder. „Sola Grati“, seine neueste missionarische Arbeit sollte laut ihm selbst eigentlich bei „Sola Scriptura“ aus 2007 anknüpfen, eine seiner letzten wirklich starken Arbeiten. Aber wir bekommen hier mehr so polternden AOR mit Ablaufdatum. Klingt wie schon zigmal gehört und behandelt penetrante Lobhudeleien zum Apostel Paulus. Was habe ich den Mann vor 20 Jahren gefeiert. Aber der Tag nach dem „Snow“-Album, als Gott ihm mittelte, er habe etwas Anderes mit ihm vor, war unheilvoll. Zudem ist Neal ein Workoholic, der gefühlt neben seinen Solos immer in 4 Bands gleichzeitig spielt. (Das dritte Livealbum der Flying Colours ist auch grad gestern erschienen). Da leidet die Kreativität doch sehr. **1/2
Und bitte was ist das denn? Wie heißen die? THE PROGRESSIV SOULS COLLECTIVE? Ja, ich wurde aufmerksam weil mein Held Kevin Moore da mitmacht. Und da auch Conor Green von Haken zu dem Line-Up zählt, habe ich was Spannendes erwartet. Nach zweimaligem Hören rätsele ich, was Moore auf dieser Platte tut. Hat der sich nur ums Catering gekümmert? Der Sänger ist echt schlimm. Er macht auf Heavy Devi, kann das aber dar nicht. Weitere Kuriosität ist ein Percussionist, der Prog Metal mit südamerikanischen Rhythmen anzureichern versucht. Irgenwie paßt hier wenig zusammen. Aber nach einer Viertelstunde Kopfschütteln wird es besser. Kaum noch Metal, vermehrt schöne fließende Passagen, dann singt auch mal eine Frau. Violine, Trompete, über mangelnde Abwechslung wird niemand klagen. Das hat jetzt wirklich Züge von Devin-Verrücktheiten, wenn nur dieser Sänger nicht wäre. Bester Einstiegsversuch wären wohl die 15 Minuten „Destiny Inc.“.
Kurzabriss, Gazpacho kommt für diesen Text zu spät. Starker erster Eindruck. Niedecken auch stark, wenn das sonst keiner tut, eröffne ich noch einen Thread. Beste Zeile: „Und so dreist wie in der Parship-Werbung lügen sie dich an“.
Und das hir ist im Moment mein Lieblingsvideo:
Album kommt nächste Woche. Und im Oktober erscheint die 24 CD-Werkschau von Bob Mould Solo (oder aber drei Vinyl-Boxen mit je 8 LPs).
Zum Schluss ein Ratespiel. Ich habe dieses Jahr mal wieder eine *****er-Wertung, sage aber noch nicht welche. 3 Songs singt die Tochter des Bassisten, die nicht zur Band gehört. Dieser Bassist ist ein vielbeschäftigter Mann, der auch eine eigene Band hat, auf deren Debut eben diese Tochter ein tolles Duett mit Papa sang. Die Band meines voraussichtlichen Jahresalbums kommt aus einem Land, dass direkt an Deutschland grenzt.
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Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen.Highlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
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WerbungSehr schweres Ratespiel. Noch muss ich passen……………. Vielleicht bleibe ich aber im Spiel.
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Jokerman. Jetzt schon 70 Jahre Rock 'n' RollTatsächlich schwer. Deutschland grenzt immerhin an 9 Ländern an.
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"All I can do is be me, whoever that is." Bob DylanHmm. Mein aktuelles Album des Jahres kommt aus dem Nachbarland Niederlande. Aber … ?
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird@close-to-the-edge: Besten Dank für diesen interessanten neuen Thread. Liest sich gut.
Ich habe ihn mal vom Bereich „Fave Raves – Die definitiven Listen“ in den Bereich „aktuelle Platten“ verschoben. Passt meines Erachtens besser, da es ja nicht um Listen, sondern um Beschreibungen neuer Alben geht. Was meinst Du?
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there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Danke auch. Die Meinung zu Motorpsycho teile ich – wieder ein sehr gelungenes Werk.
Und ja, Neal Morse nervt leider schon eine ganze weile. Auch hier volle Zustimmung.
Was das Ratespiel angeht, habe ich derzeit auch noch keinen blassen Schimmer, tippe aber einfach mal auf Polen als Ursprungsland
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Unsere Schnittmenge ist ja fast nicht existent, aber ich begrüße diese neue Rubrik!
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@close-to-the-edge
Zu deinen Gedanken nun meine.The Progressive Souls Collective – Sonic Birth
Für mich völlig unbekannt ist der Initiator und Gitarrist Florian Zepf, der eine illustre Schar von Musikern für sein Album dabei hat. „Vladimir Lalic“ – Vocals, „Connor Green“ (Haken) – Bass, „Derek Sherinian“ (Sons Of Apollo, Dream Theater) – Keyboards, „Kevin Moore“ (Dream Theater) – Loops, Programming, „Aquiles Priester“ (Hangar, Midas Fate) – Drums.
Eine sehr ansprechende Progressive Rock/Metal Platte, die zwischen dramatischen Gitarren und Gesangspassagen und ruhigen Keyboardbetonten Stücken agiert. Melodie und Härte sind garantiert, der Sänger läßt etwas zu wünschen übrig, stört aber nicht, da viele spannende Instrumentalpassagen geboten werden.Motorpsycho – The All Is One
Motorpsycho: Tja, die Jungs hätten es bei einer Platte belassen sollen, die erste CD ist bärenstark, mit „The Magpie“ sogar ein Ohrwurm. Auch die 21 Minuten im ersten Teil von „N.O.X“ vergehen wie im Flug und man kann darin versinken. Die zweite CD beginnt mit dem zweiten Teil von „N.O.X., was leider ein Griff ins Klo ist, 21 MInuten gepflegte Langeweile, zum Vergessen. Die restlichen vier Stücke sind durchschnittlich nett.
Pain Of Salvation – Panther
Großartig, die Lobeshymnen in den meisten relevanten Magazinen waren nicht übertrieben. Sehr intensives Werk, muss man unter dem Kopfhörer genießen. Die drei besten Tracks verteilen sich am Anfang, in der Mitte und am Schluß, als da wären: „Accelerator“, „Wait“ und „Icon“. Die zweite CD kann man vergessen, besonders „Fifi Gruffi“, das so bescheuert ist wie sein Name. Ansonsten ist man bei „Pain Of Salvation“ nie vor Überraschungen gefeit. „Progmetal“ Bands mit Riffgewitter gibt es genug, mich überrascht die häufige elektronische Ausrichtung nicht, bei der letzten“Leprous“ war es ja so ähnlich. Bilde ich mir das ein, oder ist der Sound ziemlich verwaschen?
Neal Morse werde ich mir diesmal verkneifen und mit Pineapple Thief kann ich nichts anfangen.
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Savage bed foot-warmer of purest feline ancestrypipe-bowl@close-to-the-edge: Besten Dank für diesen interessanten neuen Thread. Liest sich gut. Ich habe ihn mal vom Bereich „Fave Raves – Die definitiven Listen“ in den Bereich „aktuelle Platten“ verschoben. Passt meines Erachtens besser, da es ja nicht um Listen, sondern um Beschreibungen neuer Alben geht. Was meinst Du?
Jau prima, Thanks.
Und die große Resonanz ist ja ein Traum, danke schön auch dafür.
Das Rätsel musste ja ein bisschen heftiger sein für den Anfang. Nach den dürftigen Infos hätte ich selbst auch auf Polen getippt, isses aber nicht.
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Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen.Wenn Polen jetzt wegfällt, tippe ich Frankreich.
Lazuli?--
"All I can do is be me, whoever that is." Bob DylanAuch ich bin sehr erfreut über deine neue Rubrik. Und mit Motorpsycho und Bob Mould gibt es schon im ersten Beitrag Neuigkeiten über zwei meiner Favoriten
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
punchlineWenn Polen jetzt wegfällt, tippe ich Frankreich. Lazuli?
An die dachte ich auch kurz, aber sie haben, so glaube ich, keine Sängerin.
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Ach ja, beim Rätsel tippe ich mal auf Daenemark.
close-to-the-edge Ach ja, Bruce Soord, er hätte durchaus das Zeug zu einem ganz großen Werk wenn er nicht so ruhelos wäre. Vor allem seit Gavin Harrison bei THE PINEAPPLE THIEF trommelt, haben die starken Kompositionen noch mehr Tiefe. Aber auch diesmal reicht es nur für drei bis fünf Klassesongs, der Rest ist eben nur O.K. Auffällig der Opener (mit schönem Video) und der Schlusstrack „The Game“. ***1/2 oder ****
Gerne würde ich eine Lobeshymne auf das neue Pineapple Thief-Album von mir geben, zumal ich das vorherige Album (immerhin Platz 5 in meinem Jahresranking 2018) als auch einige andere Alben der Band sehr gerne höre, aber ich komme leider nicht umhin zu schreiben, dass ich eine leichte fortschreitende Enttäuschung verspüre. Es ist ein sehr ruhiges Album geworden, dem es an Highlights mangelt. Für mich auch zu Electro-lastig. Bei mir eher ***1/2.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdIch denke, ich kenne des Rätsels Lösung:
Fish On Friday – Black Rain
Belgisch-englisch-amerikanische Band. Und Lula Beggs, die Tochter von Bassist Nick Beggs (u.a. bei Lifesigns, The Mute Gods, bei Steven Wilson) singt teilweise.
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