Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Charles Mingus
-
AutorBeiträge
-
Travis BickleDie Legacy-Vinylausgabe enthält die originalen Edits. Es gibt im Moment nur die MoV-Ausgabe mit den längeren Versionen, das ist zumindest mein Kenntnisstand. Keine echte Alternative, aber zu Deiner Information: „Nostalgia in Time Square“ enthält sowohl einige der längeren Versionen, als auch weitere Aufnahmen der beiden Mingus Ah Um-Sessions. Zur Qualität kann ich nichts sagen, da ich diese Ausgabe nicht besitze.
Besten Dank! Dann wäre die Legacy-LP wohl keine schlechte Wahl für mich Gelegenheits-Vinylhörer. Hätte dann immerhin einen etwas schöneren Touch, wenn ich die LP-Edits so hören könnte, statt auf der 80er-CD!
Aber generell reicht mir das 3CD-Set (eine dünne Papphülle mit den drei Legacy-CDs, die auch einzeln zu haben waren, also „Ah Um“, „Dynasty“ und „Alternate Takes“) bestens, ich brauche das wenigstens zum jetzigen Zeitpunkt nicht alles auf Vinyl.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
Lemmy Kilmister: Die letzten Tage im Leben des Motörhead-Sängers
Die schönsten Bilder aus „Nightmare Before Christmas“
Zum 60. Geburtstag von Eddie Vedder: Sänger für die Verlorenen
Christmas-Playlist: 10 großartige Songs zu Weihnachten
Oh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
WerbungAbschliessend, weil ich heute morgen merkte, dass mich die Diskussion von gestern immer noch ein wenig ärgerte (das war noch vor dem ersten Ristretto):
Der einzige relevante Punkt ist der, dass Mingus „Charles“ genannt werden wollte und nicht „Charlie“. Einem Menschen die Hoheit über seinen Namen zu nehmen ist ein starkes Stück (das werfe ich hier im Thread niemandem vor!), wenn das gegen seinen Willen geschieht.
Alles andere spielt da keine Rolle – und zuletzt spielt eine Rolle, was die Erteguns oder die Apparatschiks von RCA auf die Cover druckten. Zudem ist in Anbetracht von Mingus‘ Gestalt und Musik ein Diminutiv sowieso Unsinn. Der Gebrauch war allerdings endemisch … ich blättere gerade im Booklet der Debut-Box und sehe auf S. 12 einen Abdruck aus Metronome, in dem das noch junge Label vorgestellt wird: oben das Label von Debut M-101 (Charles Mingus Quintet, „Portrait“, Vocal by Jackie Paris), aber unten im Text wird er dann (von einem B.C.) wieder „Charlie“ genannt.
Auf den Covern des Massey Hall Konzertes (Quintett), dem Bley Trio-Album, dem zweiten Album der 4 Trombones (Winding, Johnson, Green, Dennis), em Thad Jones Album sowie der „Autobiographiy in Jazz“ steht „Charlie“, sonst überall Charles (nicht nur bei seinen Leader-Alben sondern auch beiHazel Scott und John Dennis), auf dem Bohemia-Album steht bereits nur „Mingus“, was ja später auch öfter vorkam (und das Problem elegant aus der Welt schaffte). Es ist also davon auszugehen, dass das Problem für Mingus erst später wirklich wichtig wurde …
Aber die Präferenz ist längst klar, denn schon auf den Labels all der 78er aus den Vierzigern steht fast nur „Charles“ (Charles Mingus Sextet/Sextette, Charles Mingus & His Orch., Lady Will Carr with Baron Mingus and his Octet, Baron Mingus and his Octet, Charles „Barron“ Mingus, Barron Mingus and His Rhythm, Baron Mingus and His Rhythm). Bloss au den Rex Hollywood Aufnahmen (The Story of Love b/w Don’t Blame Me von Roy Porter und Inspiration Pt. I & II) steht Charlie.
@redbeans: zur Debut-Single von Knepper steht übrigens: „This quintet date led by trombonist Jimmy Knepper is an exceedingly rare record that was first released in Denmark (as DL 101). Its U.S. counterpart, DEB 129, was planned but never issued.“
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMan sollte das alles nicht zu hoch hängen. Amerikaner sind sehr schnell damit, Vornamen an ihre Gewohnheiten anzupassen. Fast alle mehrsilbigen Namen, werden auf eine Silbe oder bestenfalls auf zwei runtergekürzt. Ungewöhnliche Vornamen haben im täglichen Umgang keine Chance. Viele Träger ausländischer Namen legen sich einen zweiten Vornamen zu, der dem täglichen Umgang dient.
Das zeigt das Mingus-Beispiel ja sehr schön. Wenige Leute in Amerika werden mit „Charles“ angeredet, „Charlie“ ist die gebräuchliche Anrede. Mingus wollte das nicht, aber ich bin mir sicher, er musste es Zeit seines Lebens immer und immer wieder betonen. Das ist auch keine Böswilligkeit anderer, so funktionieren Amerikaner einfach.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Du magst recht haben damit … ich könnte ja meinen Arbeitskollegen in Zukunft Walt nennen (oder gut Schwiiizerdüütsch Walti), mal schauen, wie er reagieren würde.
Bei Mingus finde ich das einen etwas komplexeren Fall. Klar meinten die meisten Leute das kaum böse oder verniedlichend, aber wenn man ein klein wenig über ihn weiss, leuchtet es sofort ein, dass das für ihn ein echtes Problem gewesen ist. Und wenn ich heute immer noch „Charlie“ lese, möchte ich das eben auch immer noch richtigstellen. Mingus ist ja nicht mehr da, der hätte das wohl mit der Faust getan, ein für alle Mal
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windDu magst recht haben damit … ich könnte ja meinen Arbeitskollegen in Zukunft Walt nennen (oder gut Schwiiizerdüütsch Walti), mal schauen, wie er reagieren würde.
Ideal wäre, wenn das alle machen würden.
Bei Mingus finde ich das einen etwas komplexeren Fall. Klar meinten die meisten Leute das kaum böse oder verniedlichend, aber wenn man ein klein wenig über ihn weiss, leuchtet es sofort ein, dass das für ihn ein echtes Problem gewesen ist. Und wenn ich heute immer noch „Charlie“ lese, möchte ich das eben auch immer noch richtigstellen. Mingus ist ja nicht mehr da, der hätte das wohl mit der Faust getan, ein für alle Mal
Klar!
Ich verstehe das auch durchaus, nur ist das gerade bei Amerikanern eine echte Aufgabe, weil es einfach automatisch gemacht wird und man dann theoretisch jeden einzelnen Fall korrigieren müsste. Darüber kann man schon mal wahnsinnig werden.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Nur eine kleine Ergänzung noch zur „welcher Vorname ist korrekt“ Debatte:
Booker White wollte bekanntlich nicht als „Bukka White“ benannt / bezeichnet werden. Dieser Fall wiegt meiner Ansicht nach noch schwerer, da „Bukka“ nicht einmal ein Spitzname ist, sondern gewissermaßen eine Verballhornung des eigentlichen Namens. Dennoch liest man zu 95% immer noch „Bukka“…
Dürfte ohnehin bekannt sein, dennoch: ziemlich problematisch.
Im Übrigen möchte ich noch einmal an alle Neulinge eine Empfehlung für Charles Mingus´ Blues & Roots aussprechen.
--
Bald in diesem Theater: - BtBs Top 100 Filme - Top 100 des BarockBlues to BechetIm Übrigen möchte ich noch einmal an alle Neulinge eine Empfehlung für Charles Mingus´ Blues & Roots aussprechen.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaTravis BickleIch persönlich bevorzuge die Classic 45 series (one-sided pressings), die aber inzwischen nur noch für Preise jenseits der 200 EUR-Marke zu bekommen sind, Pressung und Klang sind überragend.
Die ORG-Ausgabe ist klanglich nicht wesentlich schlechter als die Classic-Serie, läuft ebenfalls auf 45rpm, ist hervorragend verarbeitet und für den Preis ein absolutes Schnäppchen. Die Legacy-Ausgabe von 2008 ist klanglich ebenfalls sehr gut, allerdings hat ein Großteil der Auflage einige starke Verzerrungen, d.h. Du solltest auf jeden Fall probe hören falls Du Dich dafür interessierst. Die Music On Vinyl – Ausgabe ist interessant weil die originalen, uneditierten Aufnahmen enthalten sind, wodurch das Album knappe 12 Minuten länger ist als die anderen genannten Alben. Ich bevorzuge den ‚originalen‘, editierten Mix und empfehle daher die ORG-Ausgabe.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde schauen, was ich so finde. Teilweise schon sehr happige Preise.
Blues and Roots kannte ich bisher noch nicht. Wurde allerdings nachgeholt. Ist ebenfalls fantastisch. Ich habe viel vor mir glaube ich und es gibt ja nicht nur mingus…
--
Ich lese gerade erst die etwas kleinliche Debatte.
Ich habe in Hamburg eher durch Zufall günstig die vergriffene Antlantic Box bekommen bin schwer begeistert von der Musik. Gerade lief CD 2 sehr intressant wie Mingus bei dem Album Protestmusik und Avantgarde vereint, obwohl das Album der Clown etwas eigen ist. Mingus war sicherlich auch in Clown.
--
Hole das mal rasch aus dem Neuste-LP-Thread hier rein:
tejazzCharles Mingus – Charles Mingus in Amsterdam (3 LP-set, Ulysee/DIW Japan)
gypsy tail wind3 LP-Set? Ist das bei der DIW-Ausgabe so? Ich habe die Ulysse-Ausgaben, da ist Vol. 1 eine Doppel-LP und Vol. 2 eine einzelne (und das kurze Klaviersolo von Byard wird glaube ich wiederholt).
Ich hole mir ja nächstens die Mosaic-Box – keine Ahnung, ob die klanglich für dieses Konzert eine grosse Verbesserung bedeutet. Vielleicht hole ich die LPs mal noch hervor bis dahin.
tejazzIch denke, die MOSAIC-Box ist in Sachen Vollständigkeit (vielleicht nicht des Amsterdam-Konzertes sondern dieses Liveaufnahmen-Themas insgesamt) schon die bessere Wahl. Ein Kauf – und fertig. Die Qualität wird sicher nicht besser sein.
Diese DIW-Ausgabe (3 LPs in einer netten Box) ist für mich als Mingus-Neuling aber völlig in Ordnung. Ich denke, ich werde in den nächsten Jahren damit für diesen Zeitabschnitt einigermaßen auskommen. Es gibt genügend Platten von ihm, die ich mir noch zulegen kann & sollte, da muß ich mir nicht alle einigermaßen verfügbaren Liveplatten von 1964/65 sofort schnappen.
Der Preis von € 38 war/ist dafür völlig in Ordnung, die Überspielqualität bei DIW steht auch außer Frage. Es paßte gestern einfach im 2nd-hand-shop.gypsy tail windWas Amsterdam betrifft, sind die Ulysse-LPs soweit ich weiss komplett, das DIW-Reissue wohl auch. Falls das Aufnahmen von Sue Mingus bzw. Jazz Workshop sind (soweit ich weiss betrachtet Sue die Ulysse-LPs als Boots) habe ich durchaus Hoffnung auf einen etwas besseren Klang – aber wirklich gut wird das Material aus Europa 1964 wohl nie klingen.
tejazzSo schlecht ist der Klang ja nicht. Gute Mono-Qualität, keine größeren Schwankungen – man ist so leicht zufrieden zu
stellen.Witzig die Sache mit Sue Mingus – immerhin wird auf der Rückseite der Box geschrieben:
ORIGINALLY PRODUCED BY CHARLES MINGUS /PRODUCED FOR RECORDS BY ULYSEE MUSIQUE /with the kind permission of Jazz Workshop Inc. and Susan Graham Mingus.
gypsy tail windNunja, Sue gehört ja zu denen, die berüchtigt sind … sie scheint öfter mal Mingus-Bootlegs aus Plattenläden entwendet zu haben – hat ja keiner ein Recht, die Aufnahmen zu verkaufen – wo sie Recht hat … Wie es in diesem Fall genau von sich ging, weiss ich nicht, aber ich las irgendwo, dass es da anscheinend auch Unstimmigkeiten gab. Mal sehen, ob im Booklet der Mosaic-Box dazu etwas steht.
Und klar, der Klang ist völlig okay – ich bin ja einiges gewohnt, aber dennoch, eine wirklich feine Aufnahme der 1964er-Band wäre doch eine tolle Sache!
Übrigens, da Du Dich als Mingus-Neuling bezeichnest, ich würde eher mit weniger freien Sachen als der Band von 1964 einsteigen. Z.B. mit „East Coasting“, „Pithecantropus Erectus“, „Blues and Roots“, „Mingus Ah Um“ … und ich nehme mal an, dass Du „Money Jungle“ kennst, ja?
Hat and beardUm welche Mosaic-Mingus-Box geht es hier eigentlich?
gypsy tail windCD-only … es gibt nur eine, diese hier:
http://www.mosaicrecords.com/prodinfo.asp?number=253-MD-CDGrossartige Musik, ich habe einiges davon auf LP, weniges auf CD. Es gibt da aber auch ein paar unveröffentlichte Dinge (u.a. mehr vom Town Hall-Konzert 1964) und mit „My Favorite Quintet“ eine Aufnahme, die ansonsten kaum zu finden ist.
Hat and beardDanke!
gypsy tail windFür Vinylhörer müsste es ein paar Ausweichmöglichkeiten geben … es gibt ja noch das „Great Concert“ (America), die beiden Enjas (Wuppertal, grossartiges Konzert!) und wie tejas Post beweist, ist es möglich, an das Konzert aus Amsterdam zu kommen (kann sein, dass ich meine LPs weggeben werde, aber das muss ich mir noch in Ruhe überlegen, „Mingus in Monterey“ behalte ich auf jeden Fall).
Zur Europa-Tournee von 1964 findest Du hier einiges an Infos:
http://mingus.onttonen.info/1964.htmlViele der aufgeführten Releases sind natürlich Bootlegs (Moon, Unique Jazz, Ingo, Jazz Up, Ingo, Landscape …), aber die Musik ist klasse. Es gibt von einigen Konzerten zirkulierende Aufnahmen, teils auch bereinigt (was die Abspielgeschwindigkeit betrifft, auf sowas nimmt Herr Bootlegger ja selten Rücksicht, damit die Behauptung widerlegend, ihm gehe es *auch* um die Musik).
Hat and beard“Monterey“ habe ich, das „Great Concert“ auch, eine der beiden Enja-LPs auch (ja, großartig!), Concertgebouw ebenfalls.
gypsy tail windDann bist Du ja gut aufgestellt und kommst wohl auch ohne die CD-Box durchs Leben … für mich muss sie sein, allein wegen dem „Favorite Quintet“ – scheint ja nicht mal sonderlich gut zu sein, aber es ist eine meiner letzten Lücken im Werk Mingus‘.
tejazzBisher gekauft und gehört: JAZZ COMPOSERS WORKSHOP (Savoy), JAZZICAL MOODS (Period), EAST COASTING & A MODERN JAZZ SYMPOSIUM (Bethlehem), MONEY JUNGLE, JAZZ PORTRAIT & TOWN HALL CONCERT (UA) und TIJUANA MOODS (RCA).
Und die COMPLETE DEBUT-CD-Box, aus der aber nur sporadisch eine CD gefischt wird. Also noch nicht gehört.Ja, da gibt es schon Unterschiede zur AMSTERDAM-Aufnahme….
Aber es wird!
Komischerweise hakt hier weder meine Tastatur. Gröbere Rechtschreibfehler bitte ich wieder mal zu entschuldigen.
gypsy tail windOh, das ist ja schon einiges! Dann rate ich dringend zu den Atlantics und den beiden Columbias und danach zu den Candid-Alben (wenigstens „Mingus Presents Mingus“ und „Mingus“) sowie denjenigen von Impulse (wenigstens „Black Saint and the Sinner Lady“). Die sind für mich insgesamt wichtiger als all das, was Du schon hast, wobei ich „Jazz Portrait“ und „East Coasting“ enorm schätze und „Tijuana Moods“ und „Money Jungle“ natürlich in jede Sammlung gehören (dass ich die auch enorm schätze versteht sich von selbst).
Ach ja: „Pre-Bird“ oder „Mingus Revisited“ (Mercury/EmArcy/Limelight) nicht übersehen! Da taucht Yusef Lateef für einmal auf einem offiziellen Release auf und die Platte enthält einige ganz grossartige Dinge, so auch zum Abschluss das achtminütige „Half-Mast Inhibition“, in dem all die Versprechen, was Crossover mit klassischer Musik oder Third Stream oder wie immer man das nennen mag, die in den frühen Jahren gemacht wurden, endlich doch noch in zufriedenstellender Weise umgesetzt werden.
Die frühen Aufnahmen (Debut, Savoy, Period) sind ziemlich Hit and Miss … oder anders: interessant sind sie fast alle, gut sind sie längst nicht alle – aber sie zeigen den Weg auf, den Mingus ging, bis er um 1955/56 („Pithecantropus Erectus“, das erste auf Atlantic, halte ich für den künstlerischen Durchbruch) seine eigene Stimme fand. Es gibt allerdings ganz tolle Dinge bei Debut, etwa die Thad Jones-Aufnahmen (der spielt auch auf den Period Sessions grandios – ein äusserst unterschätzter Trompeter!)
Bei „Town Hall“ (wir reden von der United Artists, ja?) ist die CD unabdingbar, da sie das ganze erst ins richtige Licht rückt und nachvollziehbar macht, was da alles abging (und was nicht). So schlecht, wie das damals geredet wurde, sind die erhaltenen Aufnahmen gewiss nicht, aber unfertig sind sie schon.
Ich halte es mit Mingus so, dass ich von 1955-1965 („Music Written for Monterey Not Heard – Played in its Entirety at UCLA 1965“ – dankenswerterweise hat Sue Mingus davon vor einigen Jahren ein 2CD-Reissue eingerichtet, die Doppel-LP ist ja im Gegensatz zu „Mingus at Monterey“ ziemlich verdammt rar) alles für essentiell halte (klar, es gibt ein paar Ausnahmen, das „Modern Symposium“ etwa, die Zweitlinge bei Columbia und Impulse, das Town Hall-Konzert von 1962 … aber you get the idea). Davor höre ich stets mit grossem Interesse hin, bin aber längst nicht immer überzeugt, danach ist es ähnlich … ich mag Bobby Jones sehr gerne, daher mag ich die 1970er Band wohl etwas besser als andere, die grosse Faszination für „Changes“ (die vielen als die letzten wirklich grossen Mingus-Alben gelten) kann ich bisher nicht ganz nachvollziehen („Mingus Moves“ ist fast gleich gut, finde ich – alle drei sind gut aber für mich reicht einfach ncihts an den ganz grossen Mingus heran – und „At Carnegie Hall“ ist ziemlich chaotisch), „Let My Children Hear Music“ ist aber ein anderer Fall, das finde ich klasse. Die letzten Aufnahmen („Three or Four Shades of Blues“, „Cumbia Jazz Fusion“, „Me Myself an Eye“ – „Something Like a Bird“ kenne ich noch nicht) sind dann wieder sehr durchwachsen, wobei ich „Cumbia“ sehr gerne mag.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDanke für die Tips!
Ich werde mal demnächst an die ATLANTIC-Aufnahmen gehen. Gab es bei den CANDID-Sachen nicht auch MOSAIC-Sets?
Da käme ich etwas schneller ‚ran.--
Ja, das wäre wohl der perfekte Weg! Wenn Du da rankommst, zögere nicht! Ich bin zwar nicht ganz sicher, ob die Box komplett ist oder ob auf den einzelnen CD-Reissues (neben den beiden genannten gibt es noch „Re-Incarnation of a Love Bird“ und „Mysterious Blues“) noch ein oder zwei Stücke mehr hinzukamen … oder war das bei Cecil Taylors Candid-Aufnahmen? Egal, mit den Boxen hast Du gewiss alles, was man wirklich braucht (oder auch schon mehr als das).
Die Session mit Eldridge, Flanagan und Jo Jones ist übrigens grosse klasse!
Und ich bin mir da auch nicht sicher, wie es mit „Newport Rebels“ und „Candid Dolphy“ aussieht – also ob da noch ein paar Takes drauf sind, die nicht auf den vier Candid-CD-Reissues oder der Mosaic-Box sind („Newport Rebels“ hat man gewiss berücksichtigt und auch „The Jazz Life“, die gab es damals ja schon als LPs) … ich hatte das alles mal aussortiert, müsste aber ein wenig suchen … aber wichtig ist das nicht, wenn Du an die Mosaic-Box mit Mingus‘ Candid-Aufnahmen herankommst, greif zu!
Von den 1959er-Columbia-Aufnahmen gab es auch eins, aber da habe ich mich sehr an die Legacy-CDs gewöhnt, auf denen die Stücke ohne Edits zu hören sind (die waren nötig, um all die Stücke auf die Platte zu bringen, die mit 48 Minuten eh schon ziemlich lang war). Von „Ah Um“ habe ich mir aber alte CD mal wieder billig wiedergekauft, da ich doch die originalen Edits in irgendeiner Form gerne haben mochte. (Das war auch die Form, in der ich die Aufnahmen kennengelernt hatte.)
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIch habe Mingus erst dieses Jahr endeckt. Die Mosaic Box muss ich mir mal genauer anhören. Mingus wirkt da eher wie ein Professor, bevor er seine Musik spielen hält er ein Vortrag über das Stück. Bevor er richtig anfängt lässt er seinen Pianisten einen schönen Stride spielen, sehr ungewöhnlich für einen Avantgardekünstler.
--
Nö, das war einfach Jaki Byard … das passt schon, das ist ja die Art „Avantgarde“, die gar keine ist, weil sie eine Fortschreibung der grossen Traditionslinie ist. Mingus lässt ja seine Leute auch mal New Orleans-mässiges Zeug spielen („Jelly Roll“ ist das schönste Beispiel), Kollektivimpros waren ja vor ihrer Wiederentdeckung auch ein Element des frühen Jazz (und es gab sie hie und da natürlich auch anderswo, bei Tristano, bei Mulligan – Bopsieland).
Professoral wirkt Mingus nun auf mich gar nicht, ganz im Gegenteil. Dass der Mann ein grosses Mitteilungsbedürfnis hatte, ist klar, das hört man ja auch seiner Musik an, ich finde seine Ansagen jedenfalls sehr passend, hat mich nie etwas daran gestört.
Die Mosaic-Box habe ich mir übrigens gerade diesen Moment bestellt – ich kenne ja weite Teile der Musik schon, aber die kann ich mir nicht entgehen lassen!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSchön,dass du wieder Mingus wiederentdeckst.
Ja er hat die Tradition nie vergessen hat ja bei Louis Armstrong Bass gespielt.
--
-
Schlagwörter: Avantgarde, Beneath the Underdog, Charles Mingus, Free Jazz, Jazz
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.