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Wenn ich ein Album hauptsächlich unter dem literarischen Aspekt bewerte, dann kaufe ich mir lieber ein Buch. Bei mir steht in erster Linie die Musik im Vordergrund, und die ist meiner Meinung nach nicht meisterlich. Gesanglich gebe ich zu, hat er schon mal bedeutend schlechter gesungen. Bis auf das bereits von mir erwähnte „Black Rider“ welches gesanglich und musikalisch weit von meisterlich entfernt ist. Aber wie wir alle wissen, oder vielleicht auch nicht wahr haben wollen: Wenn nicht Dylan auf der Verpackung stehen würde, sondern irgendein anderer Künstler, dann fände das Album wahrscheinlich kaum Beachtung.
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WerbungMir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie man literarische Aspekte im Zusammenspiel mit der musikalischen Umsetzung außer Acht lassen kann. Das gehört für mich untrennbar zusammen und von daher bekommt auch ein spärliches Liedchen wie Black Rider absolut Sinn. Wie @bullschuetz schon schrieb, Dylan trifft hier jeden Ton, auch wenn es hier und da mal kratzt, aber Dylan beherrscht es, seine Stimme als Instrument einzusetzen und hier gelingt das in jeder Phase der Platte. Meisterlich oder nicht, egal, eine sehr, sehr gute LP hat er da veröffentlicht.
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Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.Ui, ich bin glücklich.
Tempest war schon ein Favorit von mir, aber der „neue“ Sound und das hervorragende Songwriting machen so viel aus. Zuweilen würde ich das sogar Slowcore nennen wollen. Und die Abtrennung von Murder Most Foul ergibt auch Sinn, ein Luftholen vor dem grandiosen Finale. Der Track verdient die Alleinstellung. Nimmt er auf der Vinylversion eine eigene Plattenseite ein? Würde Sinn ergeben.
Danke auch an alle, die sich hier so ausführlich zu Wort melden, lese ich gerne.--
Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Ich bin positiv überrascht von dem Album. Mit seinem oft sanften Flow und durch die Qualität/ Eingängigkeit der Songs erinnert es mich etwas an MODERN TIMES. Mich wundert sowieso,egal ab wann man jetzt vom Alterswerk spricht, dass MODERN TIMES hier doch recht wenig beachtet wird. Oder täusche ich mich?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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lysolIch bin positiv überrascht von dem Album. Mit seinem oft sanften Flow und durch die Qualität/ Eingängigkeit der Songs erinnert es mich etwas an MODERN TIMES. Mich wundert sowieso,egal ab wann man jetzt vom Alterswerk spricht, dass MODERN TIMES hier doch recht wenig beachtet wird. Oder täusche ich mich?
livin-thing68Wenn ich ein Album hauptsächlich unter dem literarischen Aspekt bewerte, dann kaufe ich mir lieber ein Buch. Bei mir steht in erster Linie die Musik im Vordergrund, und die ist meiner Meinung nach nicht meisterlich. Gesanglich gebe ich zu, hat er schon mal bedeutend schlechter gesungen. Bis auf das bereits von mir erwähnte „Black Rider“ welches gesanglich und musikalisch weit von meisterlich entfernt ist. Aber wie wir alle wissen, oder vielleicht auch nicht wahr haben wollen: Wenn nicht Dylan auf der Verpackung stehen würde, sondern irgendein anderer Künstler, dann fände das Album wahrscheinlich kaum Beachtung.
@lysol Von mir nicht
Ich habe ja hier vor ein paar Tagen geschrieben, dass „Modern Times“ für mich der späte Einstieg in Dylans Werk war, von Gelegenheitshörer zum Fan. Insofern spielt es für mich eine große Rolle und ich finde „Modern Times“ auch besser als „Tempest“ und „Together through Life“.
Du hast Recht. Wenn meine Mutter (gleicher Jahrgang wie Dylan) „Rough and Roudy Ways“ veröffentlicht hätte, würde kein Hahn danach krähen
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Im Ernst – ich höre ja selbst, wie viele hier, Musik aus allen möglichen Stilrichtungen und Epochen und Texte sind mir nicht immer wichtig, aber bei Dylan sind sie es eben schon (bei Arbouretum, einem anderen Favoriten aus dem ersten Halbjahr vielleicht weniger). Wenn jemand mit Worten nicht umgehen kann, stört mich das weniger (es sei denn er singt auf Deutsch). Aber bei „Rough and Rowdy Ways“ fallen so viele interessante Formulierungen beim Hören auf, so viele Anspielungen, teilweise auch witzige Formulierungen. Wie soll man das ignorieren? Abgesehen davon ist Dylan bekanntlich Nobelpreisträger für Literatur und dies ist das erste neue Werk seit der Verleihung 2016 (nebenbei bemerkt sind die Lyrics des Albums für mich auch ein ausgestreckter Mittelfinger an alle die, die den Nobelpreis für unangemessen gehalten haben oder Cohens Texte besser fanden. Die Texte können gut auch ohne Musik bestehen).
Gleichzeitig ist die Musik komplett zeitlos und bedient sich, wie schon auf den letzten Alben am Erbe der letzten 100 Jahre. Und sie ist ziemlich toll produziert. Glaubst Du, Jeff Lynne hätte Erfolg, wenn sein Name oder der Titel ELO nicht auf dem Cover stünde?
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zappa1
Kann nur sagen, seit „Time Out Of Mind“ hat mich kein Album mehr von ihm beim ersten Durchlauf so begeistert, fasziniert und berührt wie dieses!
Genau so! Ein Traum! Literatur in Songform!
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Radio StoneFMlysolIch bin positiv überrascht von dem Album. Mit seinem oft sanften Flow und durch die Qualität/ Eingängigkeit der Songs erinnert es mich etwas an MODERN TIMES. Mich wundert sowieso,egal ab wann man jetzt vom Alterswerk spricht, dass MODERN TIMES hier doch recht wenig beachtet wird. Oder täusche ich mich?
Ja. „Modern Times“ belegt bei mir Platz 6 im Dylan-Ranking, ansonsten Nr. 173!
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livin-thing68Aber wie wir alle wissen, oder vielleicht auch nicht wahr haben wollen: Wenn nicht Dylan auf der Verpackung stehen würde, sondern irgendein anderer Künstler, dann fände das Album wahrscheinlich kaum Beachtung.
Wahrscheinlich ist das sogar richtig, aber wie wir alle wissen oder vielleicht auch nicht wahrhaben wollen, sagt das mehr über den Zustand der Musikindustrie aus als über den Wert des Albums. Seien wir froh, das wenigstens ein überlebensgroßer Name heutzutage dieser anpassungsgestörten Art von Traditionspflege noch Aufmerksamkeit und „kommerzielles Potenzial“ sichert.
Der Repertoire-Fundus, aus dem er sich immer bedient und an dem er sich zeitlebens abgearbeitet hat, die Lieder seiner Helden und aus der Zeit von deren Helden, den hat er ja nicht aus Mangel an Inspiration einfach nur dreist geplündert, wie gerne behauptet wurde. Er hat damit im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Schellack bis Download eine Überlieferungstradition fortgesetzt und weiterentwickelt, die ansonsten mangels dafür empfänglichem Resonanzraum weitgehend ausgestorben ist.
Würden wir das Duncan & Brady-Zitat am Ende von Black Rider denn heute noch erkennen, wenn uns Dylan das Original nicht jahrelang auf den Bühnen der Welt (und irgendwann auch im Studio) so hartnäckig um die Ohren gehauen hätte? Und würde uns überhaupt etwas fehlen, wenn nicht? Ich finde: ja.
Womit wir beim Inhaltlichen wären:pheebeeMir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie man literarische Aspekte im Zusammenspiel mit der musikalischen Umsetzung außer Acht lassen kann. Das gehört für mich untrennbar zusammen
Absolut, aber in Frage gestellt wird das doch vor allem von der immer noch ziemlich verbreiteten (und durch den Nobelpreis leider zusätzlich legitimierten) Ansicht, Dylan könne ja musikalisch nicht viel, AAABER die Texte!
Da muss dann auch schon mal der andere Aspekt seiner Kunst etwas stärker in den Fokus genommen werden dürfen, um die Dinge in der angemessenen Balance zu halten.--
Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)Dass Dylan ein mäßiger oder gar schlechter Musiker/Komponist wäre, ist auch eine lange gestrickte Legende. Und wie viele instrumentale Virtuosen gibt es dagegen, die aber trotzdem keine guten Musiker sind? Für mich sind das Scheindiskussionen und -wie ich schrieb- die Kombination ist bei Dylan das entscheidende.
Und der fett gesetzte Satz da oben wird auch nicht richtiger oder logischer, wenn man ihn fett schreibt. Er bleibt falsch und eigentlich sogar völliger Unsinn, denn wenn nicht Bob Dylan drauf stünde, dann hätten wir ein ganz anderes Produkt. Pure Spekulation obendrein und da wird nur ein feucht geleckter Finger in den Wind gehalten.
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Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.pheebeevölliger Unsinn, denn wenn nicht Bob Dylan drauf stünde, dann hätten wir ein ganz anderes Produkt.
Na offenbar verkauft sich das Teil ja auch ganz ohne Namen auf dem Cover, aber mir fallen schon ein paar ein, die an der Sache nicht viel ändern würden: Lucky Wilbury, Jack Frost, Blind Boy Grunt…
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)Ein Album unter Jack Frost zu veröffentlichen, das wäre mal ein guter Testballon für diese These.
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Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.Hat jemand eine Sicherungskopie auszulagern? Vinyl gibt es erst am 17.7. …
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http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.Ich finde die Platte – ähm – nicht so überzeugend. Sicherlich ist das textlich – soweit ich zugehört habe – beschäftigungswürdig, musikalisch aber für mich langweilig. Die Band spielt zwar sehr pointiert und gut, aber belanglos. Dylan singt allerdings begnadet gut, da kann ich anderweitige Kritik nicht nachvollziehen. Unterm Strich sicherlich seine beste Veröffentlichung seit Time Out of mind, bei mir derzeit aber nur ***. Vielleicht wächst es ja noch…
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Käse ist gesund!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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pheebeeMir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie man literarische Aspekte im Zusammenspiel mit der musikalischen Umsetzung außer Acht lassen kann. Das gehört für mich untrennbar zusammen
Nicht nur für Dich. Ein Lied besteht nun mal aus Text und Melodie. Sich nur für das eine zu interessieren, ist, als ob jemand sich bei Filmen nur für die Montage und nicht für den Dialog interessiert und bei Gemälden nur für die Konturen, nicht für die Farben. Kann man machen, ist nicht verboten. Taugt aber nicht als Grundlage, um in einer Diskussion auch nur einigermaßen ernstzunehmende Aussagen über Filme, Gemaelde, Lieder im allgemeinen und Dylanlieder im besonderen zu treffen.
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bullschuetz Nicht nur für Dich. Ein Lied besteht nun mal aus Text und Melodie. Sich nur für das eine zu interessieren, ist, als ob jemand sich bei Filmen nur für die Montage und nicht für den Dialog interessiert und bei Gemälden nur für die Konturen, nicht für die Farben. Kann man machen, ist nicht verboten. Taugt aber nicht als Grundlage, um in einer Diskussion auch nur einigermaßen ernstzunehmende Aussagen über Filme, Gemaelde, Lieder im allgemeinen und Dylanlieder im besonderen zu treffen.
Wir leben in einer Zeit, in der der Großteil der Hörer*innen nicht mal weiß, was da gerade für Songs aus der Playlist gewürfelt werden.
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Hold on Magnolia to that great highway moon -
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