Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Bob Dylan – Rough and Rowdy Ways › Antwort auf: Bob Dylan – Rough and Rowdy Ways
livin-thing68Aber wie wir alle wissen, oder vielleicht auch nicht wahr haben wollen: Wenn nicht Dylan auf der Verpackung stehen würde, sondern irgendein anderer Künstler, dann fände das Album wahrscheinlich kaum Beachtung.
Wahrscheinlich ist das sogar richtig, aber wie wir alle wissen oder vielleicht auch nicht wahrhaben wollen, sagt das mehr über den Zustand der Musikindustrie aus als über den Wert des Albums. Seien wir froh, das wenigstens ein überlebensgroßer Name heutzutage dieser anpassungsgestörten Art von Traditionspflege noch Aufmerksamkeit und „kommerzielles Potenzial“ sichert.
Der Repertoire-Fundus, aus dem er sich immer bedient und an dem er sich zeitlebens abgearbeitet hat, die Lieder seiner Helden und aus der Zeit von deren Helden, den hat er ja nicht aus Mangel an Inspiration einfach nur dreist geplündert, wie gerne behauptet wurde. Er hat damit im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Schellack bis Download eine Überlieferungstradition fortgesetzt und weiterentwickelt, die ansonsten mangels dafür empfänglichem Resonanzraum weitgehend ausgestorben ist.
Würden wir das Duncan & Brady-Zitat am Ende von Black Rider denn heute noch erkennen, wenn uns Dylan das Original nicht jahrelang auf den Bühnen der Welt (und irgendwann auch im Studio) so hartnäckig um die Ohren gehauen hätte? Und würde uns überhaupt etwas fehlen, wenn nicht? Ich finde: ja.
Womit wir beim Inhaltlichen wären:
pheebeeMir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie man literarische Aspekte im Zusammenspiel mit der musikalischen Umsetzung außer Acht lassen kann. Das gehört für mich untrennbar zusammen
Absolut, aber in Frage gestellt wird das doch vor allem von der immer noch ziemlich verbreiteten (und durch den Nobelpreis leider zusätzlich legitimierten) Ansicht, Dylan könne ja musikalisch nicht viel, AAABER die Texte!
Da muss dann auch schon mal der andere Aspekt seiner Kunst etwas stärker in den Fokus genommen werden dürfen, um die Dinge in der angemessenen Balance zu halten.
--
Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)