Bill Haley

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  • #86945  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    Hier ist er nun endlich – ein Thread für den m. E. bedeutendsten der „weißen Väter“ des Rockl’n’Roll, Bill Haley!

    Bevor ich mal wieder versuche, mein unzureichendes Wissen über diesen Künstler zum besten zu geben (ich hoffe, dass jemand das mit fundierterem Wissen das nachholt!) und dann doch wieder diesen schon lange geplanten Thread verschiebe, eröffne ich ihn jetzt spontan.

    Dass Haley – im Gegensatz zu anderen bedeutenden Rock’n’Rollern – hier noch keinen eigenen Thread hat, wunderte (bzw. ärgerte) mich schon, als ich auf dieses Forum aufmerksam wurde. Mittlerweile weiß ich, dass er hier längst nicht von allen respektiert wird. Sogar den Ausdruck „Clownstruppe“ für Bill Haley & His Comets musste ich hier schon von zwei unterschiedlichen Forianern bei unterschiedlichen Gelegenheiten lesen. Das wird Haley und seinen Bands nicht gerecht! Man kann ihn nicht nur auf seine Versionen „Rock Around The Clock“, „Shake Rattle & Roll“ und evtl. noch „See You Later Alligator“ reduzieren! Das alles fiel ja auch nicht einfach aus dem Himmel in Haleys Schoß!

    Neben der großen Bedeutung, die Haley bzgl. Entwicklung und vor allem Verbreitung des Rock’n’Roll (objektiv) besitzt, hat er für mich auch ganz persönlich eine große Bedeutung: Ende der 70er wurde in einem TV-Mehrteiler immer wieder „Rock Around The Clock“ gespielt. Ich war wie elektrisiert, jedesmal, wenn der Track erklang! Als ich meine Eltern fragte, was für Musik das sei, antworteten sie – beide in den 20ern geboren – Rock’n’Roll der 50er (ich bezweifel, dass sie wußten, dass der Sänger Haley hieß).
    Als ich ungefähr zur gleichen Zeit erfuhr, dass „Long Tall Sally“ und „Rock & Roll Music“, meine Favoriten von der „Beatles Greatest“, die ich zusammen mit einem kleinen Plattenspieler einige Zeit vorher zur Erstkommunion bekam, im Original nicht von den Beatles waren, sondern von Rock’n’Roll-Künstler früherer Jahre, wollte ich unbedingt mehr von dieser Musikrichtung kennenlernen. Daher wünschte ich mir zum nächsten Geburtstag bzw. Weihnachten „Rock’n’Roll-LPs“. Heraus sprangen drei LPs (auf einer vierten waren hauptsächlich Hits der 60er), durch die ich einige der wichtigsten Hits der 50er kennenlernte. Besonders gut gefielen mir die Stücke von Haleys Kollegen Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, Little Richard, Fats Domino und Eddie Cochran. Alles Künstler, die auch heute noch zu meinen Favoriten zählen.

    Kurz: ohne Haley wäre ich damals nicht auf den Rock’n’Roll aufmerksam geworden! Zwar interessierte ich mich ab den frühen 80ern für aktuelle Popmusik, dann auch für spezielleres und in den 90ern habe ich mich sogar nicht längere Zeit nicht mehr viel für Musik interessiert. Wenn aber irgendwo Haleys „Rock Around The Clock“ oder auch „Shake Rattle & Roll“ (mit Joe Turner war Haley später gut befreundet und soll bei gemeinsamen Aufritten dessen Verdienste hoch gelobt haben) hörte, spitzte ich meine Ohren und bekam zuweilen feuchte Augen.

    Als ich mich zu Beginn dieses Jahrtausends wieder mehr mit Musik befasste und schnell auch wieder den Rock’n’Roll entdeckte, begann ich mich bald auch mehr für Haleys Schaffen zu interessieren. Mir wurde später auch klar, dass seine Hits 1954-56 nicht sein gesamtes Schaffen darstellen, sondern er schon lange Zeit an diesem Stil gefeilt hat…

    Ach ja: Haleys erster großer kommerzieller Erfolg war die Single Crazy Man Crazy / Whatcha Gonna Do, die im April 1953 erschien, sich (angeblich) in einigen Wochen 700.000x verkaufte und sein erster Hit in den landesweiten Pop-Charts war („Crazy Man Crazy“ gelang dort bis auf Platz 12). Somit ist es die früheste mir bekannte Rock’n’Roll-Single, die in die Pop-Charts gelangte (für Infos, falls es eine frühere gab, wäre ich sehr dankbar!). Haley soll auch der erste Rock’n’Roller gewesen sein, der außerhalb der USA Konzerte gab (Australien, dann Europa, wobei es bei seinen Deutschland-Auftritten 1958 teils zu schweren Ausschreitungen kam und ihn die deutsche Presse arg verunglimpfte).

    Haley war in den 40ern Country-Musiker und DJ bei einer Radio-Station in Chester, Pennsylvania. Er soll sich dabei immer auf dem Laufenden gehalten haben über neue Trends in der Country/Hillbilly-Musik der Südstaaten und gleichzeitig mit großem Interesse eine Sendung eines Kollegen verfolgt haben, der aktuellle R&B-Veröffentlchungen farbiger Musiker vorstellte. In dieser Zeit soll bei Haley die Idee aufgekommen sein, einen neuen Musikstil zu schaffen. Erste Versuche in den 40ern kamen nicht gut an. Als er seinen Traum schon fast begraben hatte, traten 1949/50 ein paar junge Musiker an den inzwischen lokal recht erfolgreichen Country-Star und Jodler heran und überredeten ihn, es doch noch mal mit ganz neuem zu probieren…. Aber ich sehe, ich versuche schon wieder viel zu viel zu schreiben, obwohl ich nicht kompetent genug bin. Bevor ich es erneut unterlasse, den Thread zu eröffnen, überlasse ich denen, die sich mit Haley besser auskennen weitere Ausführungen und eröffne endlich für ihn einen eigenen Thread! :-) (ich habe sowieso schon mehr geschrieben, als ich eben beabsichtigte)

    EDIT: was ich mich schon lange frage: wann überschreitet Haley die Grenze von Spielarten des Country (Country-Booogie oder so, kenn mich da nicht aus) zum Rock’n’Roll? Was ist mir „Real Rock Drive“ oder „Rock The Joint“ von 1952 (beides nur auf B-Sieten erschienen)? Ist das noch Contry oder schon Rock’n’Roll? Was meinen die Experten dazu?

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    #8829009  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    … Aber ich sehe, ich versuche schon wieder viel zu viel zu schreiben, obwohl ich nicht kompetent genug bin. Bevor ich es erneut unterlasse, den Thread zu eröffnen, überlasse ich denen, die sich mit Haley besser auskennen weitere Ausführungen und eröffne endlich für ihn einen eigenen Thread!

    Minos, das machst Du richtig gut…und wer außer Dir sollte denn kompetenter sein, mit Musik aus den 50ern?
    Klar hat Haley einen eigenen Thread verdient.

    --

    #8829011  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 91,851

    @minos:
    Ich besitze bisher eine Handvoll der frühen Singles Singles und die Compilation LP „Rock Around The Clock“. Kennst Du Haleys Alben und kannst eventuell das ein oder andere empfehlen? Taugen seine Aufnahmen aus den Sechzigern?

    --

    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #8829013  | PERMALINK

    percy-thrillington
    "If you don't feel it, don't play it"

    Registriert seit: 04.02.2008

    Beiträge: 2,048

    Meine Mutter dreht heute noch das Radio lauter und tanzt durch die Küche, wenn „Rock Around The Clock“ im Radio kommt ;-) – und ich habe ihre originale „See You Later, Alligator“-Single von 19xx stiebitzt! :-)

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    #8829015  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    pumafreddyMinos, das machst Du richtig gut…und wer außer Dir sollte denn kompetenter sein, mit Musik aus den 50ern?

    1. Mir platzte gestern einfach der Kragen, nachdem ich zwei Studen an etwas vorgefassem rumgefeilt habe und merkte, dass ich noch dies und das in Erfahrung bringen oder nachprüfen sollte. So gibt das doch nie was… ;-) Also habe ich kurzerhand einfach was ohne Konzept in den Editor eingetippt. Eigentlich sollten es nur 2-3 Sätze werden. Ich ärgere mich, dass es schon wieder viel mehr geworden ist, das nun wie Stückwerk aussieht.
    2. Danke für die Blumen, aber – nichts für ungut! – aber ich bin kein Experte für die 50er! Mir ist es daher auch peinlich, wenn ich hier als solchen bezeichnet werde! Es gibt doch nun wirklich einige Forianer, die in dem Bereich viel kompetenter sind als ich! Ich höre nur gerne die Musik aus der Zeit (zumindest einiges davon).

    Clau@Minos:
    Ich besitze bisher eine Handvoll der frühen Singles Singles und die Compilation LP „Rock Around The Clock“. Kennst Du Haleys Alben und kannst eventuell das ein oder andere empfehlen? Taugen seine Aufnahmen aus den Sechzigern?

    @clau: An die Alben der 60er habe ich mich noch gar nicht rangewagt. Aus den 50ern ist noch „Rock’n’Roll Stage Show“ erwähnenswert. Entgegen dem Titel kein Livealbum. Es enthält auch ein paar reine Instrumentaltracks. Manche bezeichnen es sogar als Konzeptalbum. Mir gefällt es im Großen und Ganzen. „Rockin‘ The Oldies“ ist mir bekannt, was danach kam nur teilweise. Auf den Alben werden meist bekannte Songs aus unterschiedlichen Bereichen interpretiert. Muss man nicht unbedingt haben.
    Problem ist, dass Haleys kreativste Phase (bis ca. 1956) vor der Zeit lag, als Alben immer mehr aufkamen. Danach war die Luft deutlich raus und er experimentierte auch ein bischen viel. In gewisser Weise ist das auch nachvollziehbar, war doch Haleys großer Traum, einen eigenen Musikstil zu schaffen und zum Durchbruch zu verhelfen, in Erfüllung gegangen.

    --

    #8829017  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    @minos:
    Schöner Eröffnungspost!
    Habe den Thread erst jetzt entdeckt, weil ich mich vordem nie groß mit Bill Haleys Musik befasst habe. Bis vor kurzem kannte ich tatsächlich lediglich ein paar Songs, eben die Hits, die sich mitunter auf Rock´n´Roll Samplern so finden, mitunter sogar in später aufgenommenen Versionen.

    Beim Stöbern entdeckte ich nun vor einigen Wochen diese Box

    In der Beschreibung werden ja die enthaltenen Alben genannt. aber es gibt auch noch jede Menge Bonusmaterial
    Aufnahmen von
    15 x Bill Haley & The Four Aces Of Western Swing (1948/1949)
    9 x Bill Haley His Saddle Men (1950-1954)
    sowie
    19x Singles etc.

    Meine Eindrücke:

    Die 10 CDs sind chronologisch geordnet, was die Reihenfolge der Alben angeht. Immer ein Album pro CD angereichert mit den Bonustracks. Die passen zwar nicht unbedingt zum Album, sind aber ebenfalls unter sich zeitlich geordnet. Einige Ausnahme, auf der 10. CD befinden sich zwei Alben.
    Einziger Begleittext ist der, hinten auf dem Boxdeckel. Ein Booklet ist nicht vorhanden.

    Trotzdem kann man anhand dieser Aufnahmen den musikalischen Werdegang Haleys bis 1962 gut nachvollziehen.

    Countrysongs und Hillibilly, dann straighter Rock´n´Roll mit der ersten Comets Besetzung, schon ein wenig marktgerechter mit der zweiten Besetzung, dann auch schon sehr den laufende Trends hinterherlaufend mit zweifelhaften LP Themen und z.Teil schon Rückbesinnung auf seine C & W Zeit.

    All das kriegt man ja auf irgendwelchen Best Of Kopplungen garnicht mit.

    Was mich erstaunte, war die Tatsache, dass er auch eine ganze stattliche Anzahl Aufnahmen zusammen mit seinen Bandkollegen geschrieben hat. Das hatte ich nicht erwartet.
    Abgesehen von den Liveaufnahmen der 11. LP (Twistin´Knights At TheRoundtable“ ) ist der Sound ok.

    --

    #8829019  | PERMALINK

    fotografgreg

    Registriert seit: 30.11.2008

    Beiträge: 194

    Ich habe, im Gegensatz zu anderen 50s R&R Helden, zu Haley nie einen echten Zugang gefunden. Klingt mir immer zu wenig Feurig. Allerdings kenne ich auch nur die absoluten Standards.

    Werde es aber jetzt mal mit der Box versuchen. Mit Porto 15,- bei Amazon ist ja eher günstig. Kann man hinsichtlich der Aufmachung etc. sicher nix erwarten aber egal. Mal sehen ob sich mein Eindruck ins positive wendet.

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    #8829021  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    fotografgreg

    Werde es aber jetzt mal mit der Box versuchen. Kann man hinsichtlich der Aufmachung etc. sicher nix erwarten aber egal. Mal sehen ob sich mein Eindruck ins positive wendet.

    Freut mich, wenn ich hier eine Anregung geben konnte. Laß mal später hören, ob sich da was bei dir getan hat!.

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