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AutorBeiträge
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danke für die tollen kommentare!
Friedrich
Wenn ich ganz frech drauf los geraten hätte, hätte ich vielleicht sogar drauf kommen können. Raymond Scott ist nämlich neben Duke Ellington Don Byrons zweiter Bezugspunkt auf dessen BUG MUSIC. Ich hatte das ja sogar so ungefähr in die richtige Periode eingeordnet und mein Verdacht, dass es sich um Filmmusik handelt, oder zumindest um Musik, die man gerne dafür verwendet hat, war auch nicht falsch. Ich habe BUG MUSIC gerade nicht zur Hand, meine mich aber zu erinnern, dass Byron in den liner notes auch davon spricht, dass Improvisation in der Musik von Scott nichts verloren hatte. Er schreibt ebenfalls, dass Soli auch beim frühen Ellington oft aufgeschrieben waren, lobt aber gleichzeitig die Frische und – was Raymond Scott betrifft – lustige Exotik dieser Musik. Recht hat er! Und RECKLESS NIGHTS AND TURKISH TWILIGHTS ist ein toller Titel!ja, und darauf gibt es noch stücke mit titeln wie „boy scout in switzerland“. eine merkwürdige mischung aus heiligem ernst und totalem quatsch. durch BUG MUSIC bin ich auf jeden fall auf raymond scott gekommen, don byron funktioniert sowieso für mich besser als geschichtsleherer als wynton m. und konsorten.
Friedrich
Ich kenne ja nur dieses einzige Stück von Pat Bowie und das auch nur aus einem ganz anderen Zusammenhang (eine [I]hippe Compilation, die ich mal in der Grabbelkiste gefunden habe). Das finde ich aber sehr schön und in sofern kann ich die Schmähungen nicht nachvollziehen. Mag sein, dass anderes nicht so gelungen ist, aber FEELIN‘ GOOD ist für mich eine runde Sache mit Hit-Potential. Leicht und elegant. MY CHERIE AMOUR? Warum eigentlich nicht? Vielleicht bewegte sich Pat Bowie irgendwo im Grenzbereich von Jazz und Pop, oder hätte es tun sollen. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden.absolut nicht. das mit dem hit stimmt auch. wie ist denn die compilation sonst so – sind da noch mehr hits drauf oder sparst du dir die für einen eigenen nächsten bft auf?
Friedrich
Das ließ sich sehr leicht googeln und leider zeichne ich weder für Karin Krogs Brille noch ihre Haartracht verantwortlich. Aber toll, oder? Auf jeden Fall ist KK sehr originell, kess und cool, und das schon fast etwas demonstrativ. Was hätte aus der werden können, wenn sie Amerikanerin wäre?nicht viel fürchte ich – dafür waren die 70er und 80er eine zu schlechte zeit für sängerinnen. da konnte karin schön in skandinavien hocken bleiben, und alle kamen zu ihr. andere gingen nach japan… aber auf jeden fall war krog kein mädchen, dass man mal zu quincy jones nach new york schickt – dafür hat sie immer zu sehr ihr eigenes ding gemacht und sich selbst produziert.
sehr gewagt ist ihr auftritt mit carla bley – da singst sie „ida lupino“ in den nichtstrukturierten raum. wenn man sich den schrecklichen naura am anfang klemmt, wird man belohnt… (und ich will unbedingt den pullover des keyboarders haben!)
FriedrichUnglaubliches Cover!
ja, das hat hand und fuß. ha. ha.
Friedrich Ich kenne Masabumi Kukuchi! Und – Du wirst mich kreuzigen! – ich hatte sogar mal eine Platte von ihm. Konnte mich aber nicht mehr daran erinnern. Ich glaube es war TETHERED MOON: FIRST MEETING. War wohl eine Phase, in der ich auf sehr sprödes und verschrobenes Zeug stand. Vermutlich hat dann aber die Übersättigung eingesetzt, das Pendel schwang in die andere Richtung und ich mochte die Platte nicht mehr hören. Schande über mich!
„Originell, verschroben, nicht zu fassen, irrlichternd“ – das kann man wohl kaum besser ausdrücken. Eine eigenartige abwechselnde Dehnung und Stauchung von Zeit. Sehr eigen, offenbar nur seinem eigenen Rhythmus folgend. Manchmal hört sich das so an, als würde er gleich einschlafen, aber im nächsten Moment scheint er über die eigenen Beine – bzw. Hände – zu stolpern. Klingt zwar einerseits obercool, man muss sich andererseits aber auch ein gutes Stück darauf einlassen. Vielleicht hatte ich damals dazu keine Lust mehr? Jetzt finde ich es wieder faszinierend.
Wundert mich, dass der seine Begleiter damit nicht in den Wahnsinn treibt.
ach unsinn, das sind new yorker! an anderer stelle dürfen sie ziemlich straight grooven. aber du wirst lachen – mir ging es sehr ähnlich. ich hab mir mal die edith-piaf-cd von tethered moon ausgeliehen, fand das interessant und habe sie dann aber schnell wieder zurückgebracht. erst mit der zeit merkte ich, wie sehr mit das im ohr geblieben war. ich muss unbedingt mal das letzte album (auf ECM) hören, das klingt sehr spannend. und ich würde kikuchi mal gerne live sehen – aber er ist wohl schwer krank, habe ich gehört.
FriedrichDas ist so ziemlich das Gegenteil von Masabumi Kikuchi: fett, feurig, und voll auf die Eins! Praktizierte extrovertierte Lebensfreude. Darf man wohl auch nicht unbedingt unter Jazz-Gesichtspunkten bewerten. Das macht mir Spaß, wenngleich ich es nicht sooo originell und herausragend finde. Für einen DJs ist es dabei sicher aber auch nicht zuletzt wichtig, dass das Stück ziemlich obskur und damit noch nicht abgedudelt ist. Nichts ist ja uncooler als eine Platte, die der andere DJ auch hat! Earth Wind & Fire kannste ja nicht auflegen, die waren ja schon damals uncool! Disco-Funk auf hohem Niveau, der auf der Tanzfläche aber sicher zündet. Und darauf kommt es an!
ja, des einen käse ist des anderen trüffel, oder so. aber man kann hier sagen, was man will – der bläsersatz ist schon der hammer! wenn man den zusammensetzt, kommt der hummelflug raus, glaube ich. und genauso schwindlig macht das.
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WerbungWas Krog betrifft: das sehe ich genauso. Amerika hätte ihr zehn, fünfzehn Jahre früher vielleicht geholfen, aber in den Sechzigern war das längst zu spät … wenn man achtet, was z.B. Betty Carter, Sheila Jordan oder Shirley Horn in der Dekade gemacht haben, bleibt wenig übrig (Jordan ging ja nach Europa). Ob Merrill schon damals in Japan war und davon leben konnte, weiss ich nicht … die anderen, O’Day und all die Bandsängerinnen, waren entweder verschwunden oder machten oft anbiederndes Zeug, nicht mal Nancy Wilson kam da unbeschadet durch, denke ich (ich habe mir gerade eine Best Of von ihr bestellt, drei CDs mit Capitol-Aufnahmen von 1960-76, erschienen 2007 und derzeit spottbillig zu haben … mal schauen, wie das ist, ich kenne von ihr nur ganz Weniges besser, eigentlich nur die Alben mit Cannonball und Shearing, erstes ist wundervoll, letzteres auch sehr gut).
Die ECM-CD von Kikuchi klingt in der Tat interessant, ich erwähnte ja bereits, dass ich sie auch auf der Einkaufsliste habe! Hier gibt es eine kleine Diskussion mit Empfehlungen:
http://www.organissimo.org/forum/index.php?/topic/33905-masabumi-kikuchi/--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadanke für die tollen kommentare!
Sehr gerne!
ja, und darauf gibt es noch stücke mit titeln wie „boy scout in switzerland“. eine merkwürdige mischung aus heiligem ernst und totalem quatsch. durch BUG MUSIC bin ich auf jeden fall auf raymond scott gekommen, don byron funktioniert sowieso für mich besser als geschichtsleherer als wynton m. und konsorten.
Wynton et al wollen wohl den offiziellen und sowieso schon gesellschaftsfähigen Teil der Geschichte erzählen (oder fordern gesellschaftliche Akzeptanz für das, was sie machen), Byron wohl auch den weniger gesellschaftsfähigen aber nicht minder wahren Teil. Dazu gehört auch solche Gebrauchsmusik wie Musik fürs Cabaret oder zu Trickfilmen – der man in ihrer Entstehungszeit vermutlich kaum Aufmerksamkeit geschenkt hat, da sie eigentlich nur eins musste: Funktionieren. Aber da war das Publikum dann auch unerbittlich und man konnte sich nicht mit einem wie auch immer gearteten Kunstanspruch rausreden.
Don Byrons Fachkollege John Zorn ist meines Wissens Fan von Scott Bradley, der viel Musik zu Trickfilmen von Tex Avery geschrieben hat. Da gibt es dann diese aberwitzigen Sprünge was Tempo, Instrumentierung und Stil betrifft und die Invasion von Geräuschen aus der Filmhandlung in die Musik. Außerhalb dieses Kontextes wäre das kaum möglich oder akzeptabel gewesen. Hier ist das aber nicht nur möglich sondern toll!
Aber das führt jetzt off topic … Miau-miau!
absolut nicht. das mit dem hit stimmt auch. wie ist denn die compilation sonst so – sind da noch mehr hits drauf oder sparst du dir die für einen eigenen nächsten bft auf?
Ein sehr mixed bag. Das mit dem bft überlege ich mir noch.
nicht viel fürchte ich – dafür waren die 70er und 80er eine zu schlechte zeit für sängerinnen. da konnte karin schön in skandinavien hocken bleiben, und alle kamen zu ihr. andere gingen nach japan… aber auf jeden fall war krog kein mädchen, dass man mal zu quincy jones nach new york schickt – dafür hat sie immer zu sehr ihr eigenes ding gemacht und sich selbst produziert.
Ja, da magst Du recht haben.
sehr gewagt ist ihr auftritt mit carla bley – da singst sie „ida lupino“ in den nichtstrukturierten raum. wenn man sich den schrecklichen naura am anfang klemmt, wird man belohnt… (und ich will unbedingt den pullover des keyboarders haben!)
Ich nehme den Pulli des Bassisten. Und die Haare von Carla Bley.
ja, des einen käse ist des anderen trüffel, oder so. aber man kann hier sagen, was man will – der bläsersatz ist schon der hammer! wenn man den zusammensetzt, kommt der hummelflug raus, glaube ich. und genauso schwindlig macht das.
Dynamit!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)ach unsinn, das sind new yorker!
Haha!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Es ist ein Trauerspiel…ich komme nach wie vor nicht zum ausführlichen Schreiben hier im Forum, aber ich werde mich baldmöglichst hierzu äußern. Auf jeden Fall hat das Hören Spaß gemacht und ich freue mich, dass bereits 10Seiten Diskussion entstanden sind.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIkatharsisEs ist ein Trauerspiel…ich komme nach wie vor nicht zum ausführlichen Schreiben hier im Forum, aber ich werde mich baldmöglichst hierzu äußern. Auf jeden Fall hat das Hören Spaß gemacht und ich freue mich, dass bereits 10Seiten Diskussion entstanden sind.
mach dir bitte keinen stress. aber wenn es passt, freue ich mich natürlich noch über deine kommentare!
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Schlagwörter: Blindfold Test
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