Berlinale 2014

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  • #9060061  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Nein, war mir bis dahin komplett unbekannt.

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    A Kiss in the Dreamhouse  
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    #9060063  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    „Zwischen Welten“ (Wettbewerb): „Okay, also Zehrfeld ist im Boot, das ist schon mal gut.“ – „Ja, auf jeden!“- „Der spielt jetzt jedenfalls unseren Soldaten in Afghanistan, mit dem toten Bruder, gefallen gleich um die Ecke.“ – „Ja, prima. Und auf der anderen Seite?“ – „Da haben wir diesen wirklich entzückenden afghanischen Dolmetscher mit dem toten Vater und der studierenden Schwester.“ – „Gut, haben wir also auch gleich die Emanzipation-vom-Kopftuch-Nummer mit drin.“ – „Der Soldat und der Dolmetscher, die werden dann halt Buddies, so mit den nötigen Abstrichen und zwischendurch Augen-geradeaus-Herr-Major-Dings und so.“ – „Aber es muss schon klar werden, dass der Einsatz…“ – „… ne ganz ambivalente Sache, klar. Aber eigentlich nur helfen und so, keine Frage.“ – „Und Krieg? Weil, ich meine, ist ja jetzt auch nicht…“ – „Klar, haben wir drin. Gibt auch heftig Verluste.“ – „Gut, und die beiden werden also Freunde, und dann?“ – „Wir dachten, man könnte ja noch zeigen, dass die Stammesfürsten vor Ort…“ – „Ja, sehr gut, ist ja alles doch unüberschaubar da unten.“ – „Genau, und da dachten wir, könnte man ja so ein gemeinsames Abendessen zeigen, im Camp, das schweißt dann ja auch…“ – „Ja, sehr schön. Und dann müsste noch ein Unglück, also irgendwas, was die Grenzen sprengt…“ – „Jaja, also, die Schwester des Dolmetschers wird vom Motorrad ihres Bruders geschossen. Und dann muss Zehrfeld irgendwie Regeln brechen und richtig was riskieren, um sie zu retten, und dann militärisch bestraft werden, aber menschlich aufrichtig bleiben und daran wachsen.“ – „Gefällt uns sehr gut, aber ich denke, wir sollten doch irgendwie kritischer enden.“ – „Kritischer? Ja, hmmm, was könnte man da…. Vielleicht könnte der Dolmetscher dann doch noch erschossen…“ – „Ach ja, das klingt doch ganz… Machen Sie mal!“

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    #9060065  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,679

    Ja, so wird’s gewesen sein.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #9060067  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Schwarze Kohle, dünnes Eis, ordentlicher Film.

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    #9060069  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    Meine Zwischenbilanz:

    „Hoje eu Quero Voltar Sozinho“ (Panorama) ****
    Der 15-jährige, blinde Leonardo ist ein ganz normaler Teenager aus São Paulo, der am liebsten mit seiner besten Freundin Giovana abhängt. Aus der Betüdelung seiner Eltern will er ausbrechen und an einem Schüleraustausch in die USA teilnehmen. Doch dann kommt Gabriel neu an die Schule, weckt unbekannte Gefühle in Leo – und bringt damit die enge Beziehung zu Giovana in Gefahr… Manch einer mag vielleicht den „Tiefgang“ vermissen oder den zu hohen Feel-Good-Faktor dieses mit leichter Hand inszenierten Films anmahnen. Ich habe mich über unaufgeregtes und zugleich zutiefst sinnliches Erzählkino gefreut, das ganz nah an seinen Figuren bleibt. Eine sensibel beobachtete Coming-of-Age-Geschichte mit hervorragendem jungen Ensemble (die sich übrigens auch sehr gut im Generation-Programm gemacht hätte!).

    „Güeros“ (Panorama) ****
    Der aufmüpfige Teenager Tomás wird zu seinem Bruder Fede abgeschoben, der in Mexiko City studiert. Während Fedes Kommilitonen die Universität bestreiken, bestreiken er und sein Mitbewohner Santos den Streik. Zurückgezogen in die klaustrophobische Enge seiner erbärmlichen Studentenbude, droht Fede langsam den Verstand zu verlieren. Als Tomás in der Zeitung liest, dass das Idol der Brüder, der Musiker Epigmenio Cruz, der angeblich sogar Bob Dylan zum Weinen gebracht hat, im Krankenhaus liegt, beschließt das Trio, ihn besuchen zu fahren. Dylan-Kennern sollte die Story bekannt vorkommen – Tomás trägt gar ein T-Shirt mit der Aufschrift „Don’t Look Back“. Zitiert wird in diesem in zeitlosem Schwarz-Weiß gedrehten Film eine ganze Menge, durch das 4:3-Format nicht zuletzt die Nouvelle Vague. Regisseur Alonso Ruizpalacios hat „Güeros“ ausschließlich mit Freunden gedreht. Entstanden ist ein Buddy-Movie, eine Art „Oh Boy“ auf Mexikanisch und ein Roadtrip durch Mexiko City, der für Fede eine Reise zurück ins Leben wird. Sympathisch!

    „Shemtkhveviti paemnebi“ (Forum) ***1/2
    Sandro lässt alles über sich ergehen: den Redeschwall seiner Eltern, der inzwischen über 40-jährige Sohn möge sich doch langsam mal eine Frau suchen, genauso wie die Blind Dates, die sein Freund Iva für ihn arrangiert. So stoisch wie sein Protagonist agiert, arrangiert auch Regisseur Levan Koguashvili diese melancholische Komödie. Das Erzähltempo bleibt gedämpft, obwohl die Ereignisse an Fahrt gewinnen, nachdem Sandro sich in die Friseurin Manana verliebt und deren Mann frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird. Nur scheinbar beiläufig schenkt Koguashvili dem Zuschauer dabei kunstvoll komponierte Bilder des heutigen Georgiens. Leider entfernt sich der Plot im Mittelteil etwas von seinem Hauptdarsteller, dessen Statistenrolle ein wenig überstrapaziert wird. Dennoch insgesamt eine sehenswerte Angelegenheit: lakonisch, poetisch, humorvoll.

    „Kumiko, the Treasure Hunter (Forum) ***1/2

    „God Help The Girl“ (Generation) ***

    „Mavi Dalga“ (Generation) **1/2
    Vier Freundinnen in einer türkischen Kleinstadt in ihrem letzten Schuljahr vor der Uni: Sie teilen ihre (Liebes-)Nöte, Elternkonflikte und Zukunftsängste. Typische, universelle Erfahrungen des Erwachsenwerdens werden hier also verhandelt. Beispielhaft präsentiert an der aus der Gruppe etwas herausgehobenen Deniz, die in ihren Lehrer verknallt ist und sich – reichlich milde – mit ihrer Mutter zofft. Insgesamt passiert nicht viel in „Mavi Dalga“. Der Film setzt voll auf die Ende-der-Jugend-Stimmungen und das natürliche Spiel seines Ensembles. Ein stärkerer Fokus auf seine Geschichte hätte ihm gut getan. Dafür ist der Soundtrack durchaus ansteckend.

    „Free Range – Ballaad maailma heakskiitmisest“ (Forum) *1/2
    Brechts „Ballade von der Billigung der Welt“ fungiert als Untertitel, die Hauptfigur Fred ist ein Baal-Charakter: junger Dichter, der sich als an der bürgerlichen Gesellschaft leidendes Genie versteht, dessen Freiheitsdrang nicht befriedigt werden kann, weil die Menschen alle so schreckliche, korrumpierte Lügner sind. Hat natürlich einen düsteren Roman über seine Weltsicht geschrieben, der jedoch vom missverstandenen Künstler ebenso selbstverständlich unveröffentlicht bleibt bzw. vernichtet wird. Seine öden Jobs schmeißt er, seine doofe Freundin schwängert er (das Kind will er natürlich nicht und auch ansonsten wird sie von ihm schlecht behandelt – wobei die auch echt nervt). Am liebsten säuft, singt, völlert und vögelt Fred bis zum Erbrechen (wörtlich zu nehmen). Das Ganze ist als Reigen von Anziehung (schöne Naturaufnahmen, Schnulz-Soundtrack von Vinyl mit Cat Stevens, Neil Diamond usw.) und Abstoßung (Langeweile, (Selbst-)Verletzungen) angelegt. Doch die Story ist einfach zu ausgelutscht. Die Freiheitssuche des Helden geht zudem die ganze Zeit auf Kosten der Anderen, auch ihm wohlgesinnten, was den Film zu einer recht pubertären, ärgerlichen Angelegenheit macht. Eigentlich schon am Rande der Lächerlichkeit, sollte der Regisseur das ernst gemeint haben. Der ist dann passenderweise zum Q&A hinterher nicht erschienen. Wie rebellisch!

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    #9060071  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    „Huba“ (Forum): Ein kranker alter Mann hat sein Leben lang in einer Fabrik gearbeitet. Er führt einen tristen Alltag, der aus kaum mehr besteht als mühevollem Aufstehen und Getreidebrei kochen. Auf einmal zieht eine Frau mit ihrem Säugling bei ihm ein. Ob sie seine Tochter ist, erfahren wir nicht. Was sie aber vereint, ist die Unerbittlichkeit, mit der dieser polnische Film sie als abstoßende Figuren kennzeichnet: der röchelnd siechende Alte, die übellaunig-aggressive Mutter. Und nicht einmal das Baby wird als liebenswert gezeigt: Wie ein Parasit saugt es gierig an der Brust der erschöpften Mutter. In Wilhelm und Anka Sasnals Film wird kaum ein Wort gesprochen – und doch ist, was man hört, die größte Attraktion dieses brutalen Meisterstücks: Das Schmatzen des Säugling, das Blubbern des Breis im Kochtopf, das in das Prasseln des Regens übergeht, das gellende Schreien des Babys, das dumpfe Schlagen der Mutter an die Zimmerwand – das ist wunderbar klar hervorgearbeitet, ineinander und mit den Bildern verwoben. Kein schöner Film, aber ein sehr guter.

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    #9060073  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Milde Enttäuschung: “Boyhood“ von Richard Linklater.

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    #9060075  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Meine letzte Langrezension in diesem Jahr: “Macondo“.

    Ein paar kurze folgen aber noch.

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    #9060077  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Der Teddy für „Hoje eu quero voltar sozinho“ geht schon in Ordnung. Ein sehr hübscher, gut gespielter brasilianischer Film über einen blinden Teenager, der dich in seinen Klassenkameraden verliebt. Der wichtigere und bessere Film kommt meiner Meinung nach aber aus Südkorea und heißt „Ya Gan Bi Haeng“. Auch hier verliebt sich ein Jugendlicher in einen Klassenkameraden – doch die Folgen sind weitaus heftiger als in dem vielleicht etwas zuckrigen Film aus Brasilien. Der Konkurrent aus Südkorea jedenfalls ist eine wuchtige Liebestragödie, die nebenbei noch beeindruckende Einblicke in ein von Drill und Gegeneinander geprägtes Schulsystem gibt.

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    #9060079  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,679

    Witek Dlugosz[…]

    Ein paar kurze folgen aber noch.

    Das ist gut und schon mal lotsa thanks für deine Berichterstattung. Ich kann eure Redaktionssterne/punkte unter den Beiträgen sehen – hast du mehr Filme angesehen als die hier erwähnten? Und wem würdest du – I, The Jury – den Bären geben?

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    #9060081  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Witek DlugoszMilde Enttäuschung: “Boyhood“ von Richard Linklater.

    Ich habe den Film nicht gesehen, aber ich stelle mal fest, dass dieser Film inzwischen überall über den grünen Klee gelobt wird. Und nicht nur in der deutschen Presse. Ein 100%-Rating bei Rotten Tomatoes sieht man auch nicht alle Tage.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #9060083  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Tja, was willst du von mir hören, nail? Dass ich mich da wohl vertan haben muss? Ich bin von der einhelligen Totalbegeisterung auch irritiert.

    @latho: Alle Filme im Wettbewerb habe ich nicht gesehen, aber doch sehr viele. Ich würde den Goldenen Bären an Grafs „Die gefährlichen Schwestern“ verleihen, den Großen Preis der Jury an „Chiisai Ouchi“ von Yoji Yamada, die Darstellerpreise an Lea van Ackeren („Kreuzweg“) und Wagner Moura („Praia do futuro“), den Regie-Preis an Dietrich Brüggemann („Kreuzweg“) und den für die beste künstlerische Einzelleistung an Wes Anderson.

    Aber er ich rechne fest damit, dass „Boyhood“ das Rennen machen wird. Nun denn. Sicher keine katastrophale Fehlentscheidung wie vor zwei Jahren. Und wenn Greta das so sieht, will ich eh nicht mehr widersprechen.

    --

    #9060085  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Ach so, und: ja, latho, ich habe erheblich mehr Filme gesehen als rezensiert. Unterm Strich werden es dieses Jahr mehr als 50 werden. Ich poste dann am Montag ein Ranking.

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    #9060087  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Witek DlugoszTja, was willst du von mir hören, nail? Dass ich mich da wohl vertan haben muss? Ich bin von der einhelligen Totalbegeisterung auch irritiert.

    Nein, es wäre ja auch nicht sinnvoll, aufgrund der Begeisterung anderer das eigene Urteil zu revidieren. Vielleicht aber aus anderen Gründen. Hast du nicht irgendwo geschrieben, dass du den Film am Tag danach besser fandest als ursprünglich? Wie man Filme oder Konzerte erlebt, hängt ja auch etwas an der eigenen Person und der Befindlichkeit an diesem Tag. Man versucht natürlich, das zurückzudrängen, aber das gelingt nicht immer.

    Aber um mich dazu sinnvoll zu äußern, muss ich den Film sehen.

    --

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    #9060089  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Ich würde den Goldenen Bären den Filmen von Graf oder Resnais wünschen.

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    A Kiss in the Dreamhouse  
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