Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Who’s Gladys Thompson, anyway? (Auf der Suche nach Chuck Thompson, Jazz-Drummer)
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Ich denke unter den erwähnten Black-Box-Umständen ist das Uptown-Booklet das verlässlichste, was wir kriegen können, ohne ein paar Tage Recherche zu machen und Geld in die Hand zu nehmen … natürlich passieren Fehler, aber ich denke nicht, dass wir da weiter kommen, und ich hab Dietmar ja auch so verstanden: das ist vermutlich das einzige verlässlich recherchierte/zugeordnete Bild, was überhaupt aufzutreiben ist.
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WerbungDas Abgleichen von Bilder kann aber schnell zur wissenschaftlichen Arbeit werden. Ein undatiertes Foto mit einem anderen Foto abgleichen, wo auch was unklar ist…da gerät man schnell auf dünnes Eis. Das sollte kein Vorwurf sein, wirklich nicht! Bin jetzt raus, sorry!
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Mir hat der Austausch zu Chuck Thompson und den Quellen bis dato wirklich getaugt …. lasst euch da nicht auseinander dividieren, jeder Beitrag ist wichtig …. soweit meine 5 cent …
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Es tut mir leid, dass ich nicht alle Standards Recherche betreffend erfüllen konnte.
Mir war dieser Anspruch bei Einstellung meiner Frage nicht bewusst.
Dennoch empfinde ich eine gewisse Freude, dass doch ein wenig mehr Licht ins Dunkle gekommen ist. Und vielleicht kommt noch ein bisschen mehr hinzu?--
ich find eigentlich wir sind auf Kurs und haben schon eine ganze Menge herausgefunden… viel geht wahrscheinlich nicht mehr, aber ich fuer meinen Teil bin noch dran… in Sachen wissenschaftlicher Anspruch: ich mache diese Recherchen eigentlich mit der gleichen Ernsthaftigkeit, mit der ich auch wissenschaftlich arbeite. Natuerlich bleibt immer eine gewisse Restunsicherheit, man kann sich nie sicher sein, dass nicht irgendwo etwas falsch ist, und natuerlich muss man zwischendurch Theorien aufstellen, um eine Ahnung zu kriegen, wo man nach weiteren Indizien suchen muss… und natuerlich muss man sich permanent fragen, wo die Theorien gerade am meisten wackeln… und fuer mich ist das momentan die Frage, ob der Schlagzeuger Chuck Thompson, der 1959 im Cellar in North Beach spielte, wirklich unser Mann ist, oder einfach jemand, der zufaellig genauso hiess. Letztlich kann hier nur ein Foto helfen, aber ich bin nicht gut mit Fotos… immerhin habe ich eines aufgetan, das mE zu ca 50% unseren Mann im Jahr 1959 zeigt, naemlich das hier, unter mehr dazu…
und fuer die naechsten Schritte koennte ich Hilfe von thelonica, einem Bildfachmann, eigentlich echt gut gebrauchen – und ich kann total gut verstehen, dass du dich ueber mangelhafte Hintergrundinformationen beschwerst ;) zumal ich auch noch dieses voellig falsche Foto von Miles Davis und Charlie Parker gepostet hatte… und leider die letzten Tage nicht wirklich nachlegen konnteAlso: Wo stehen wir, ich fasse mal zusammen, nichts neues… Wir haben Thompsons Lebensdaten, und die muessten passen: Charles Edmund Thompson und die Geburt am 4. Juni 1926 standen schon bei Wikipedia, ein Herr mit diesem Namen und Geburtsdatum ist am 7. Maerz 1982 in Los Angeles verstorben. Im California Death Index (zugaenglich via familysearch) steht auch noch ein Maedchenname der Mutter, Todd.
Was die spaetere Karriere betrifft, wissen wir zunaechst, dass er 1956 mit The Trio (Hampton Hawes, Red Mitchell, er) auf Tour durch Amerika war, und irgendwann in der Mitte der Tour, vielleicht im Juli, August oder September physisch so am Ende war, dass die anderen ihn in ein Krankenhaus eingewiesen haben. Ursache war sicherlich zumindest indirekt Heroin, Ort war vermutlich nicht weit von New York (jedenfalls kam Kenny Burrell mit dem Auto als Ersatz angefahren und die Tour ging durch Orte wie Rochester und Buffalo in Upstate New York). Es muss Fotos von dieser Tour / diesem Trio geben. Ich denke, ich hatte vorhin mal eins gefunden, aber das kommt dann endgueltig nicht mehr mit gescheiten Credits…
Das naechste Lebenszeichen ist dann diese Aufnahmesession mit Criss und Hawes, vermutlich im November 1957 – und ich zweifel eigentlich auch nicht an dem Datum. Bass spielt hier Buddy Woodson, der schon im Fruehjahr 1956 mit Criss und Thompson (aber ohne Hawes) aufgenommen hatte.
Und ab hier wird es duenn. Aus dem Buch von thelonica wissen wir, dass er wohl irgendwann 1959 mit Sonny Stitt spielte. Im Wikipedia Eintrag steht (ohne Quelle) etwas von einem Umzug nach Nordkalifornien. Der Bassist Max Hartstein erwaehnt in „The War on Drugs“, dass er in einem Trio mit (einem Drummer namens) Chuck Thompson und einem Pianisten namens „Bob“ (Name geandert) als Hausband in einem Club namens „The Jazz Underground“ (Name geaendert) in North Beach spielte. In The Jazz Review von Oktober 1959 (tolle Zeitschrift) steht, dass Art Pepper im „Cellar“ in North Beach mit Bill Weisjahn (p) und Chuck Thompson (dr) aufgetreten war. Wenn man hier eins und eins zusammenzaehlt, kommt man schnell zu dem Schluss, dass „Bob“ der Pianist mit Bill Weisjahn zusammenfaellt… der war jedenfalls Besitzer und Hauspianist im Cellar (aka Jazz Underground) und die Geschichte von Bobs Ueberdosis deckt sich halbwegs mit der, die hier steht. Wenn wie mal annehmen, dass der Chuck Thompson aus dieser Geschichte unser Mann ist, dann kann Sonny Stitt vielleicht auch im Cellar gespielt haben – oder die Zusammenarbeit war halt frueher im Jahr. Im Jazz Review steht, dass Pepper der erste (oder einer der ersten) groesseren Namen im Cellar war, davor hatte es eher lokale Bands gegeben. (Also, Weisjahn, Hartstein und verschiedene Drummer ohne Leute wie Pepper…)
Und damit ist Thompson jetzt tatsaechlich an einem kulturgeschichtlich vergleichsweise interessanten Ort wieder aufgetaucht… (vgl Moondog in der Fussgaengerzone in Recklinghausen…) den Cellar kennen bestimmt viele von uns aus Dharma Bums von Jack Kerouac (Beleg ;)), hier fanden wichtige Lyrik+Jazzabende in den spaeten 50ern statt, also, hier kam das wohl her, mit Dichtern wie Lawrence Ferlinghetti und Kenneth Rexroth… zu den Leitern des Klubs gehoerten unter anderem der Pianist Bill Weisjahn (oft Wiesjahn geschrieben) und der Schlagzeuger Sonny Wayne. Auf den Aufnahmen des Cellar Jazz Quintets von 1957 finden wir dann auch noch Wayne am Schlagzeug, dazu einen Jerry Goode am Bass… aber es scheint eine Tendenz zu professionelleren Bands gegeben zu haben (Spekulation)… Auf dem Foto oben sehen wir den Dichter Robert Briggs begleitet von einer Jazzband im Cellar, das Foto ist wohl von C.R. Snyder (Hintergrund).
Briggs hat sich ausgiebig an diese Jahre erinnert, etwa in seinem Buch „Ruined Time“, er erinnert sich zB an eine Band aus Weisjahn, Max Hartstein (b), Leo Wright (as) und Benny Barth (dr)… der Name Pony Poindexter fuer fiel fuer andere Abende auch, weiss grad nicht mehr wo… Benny Barth ist ein vergleichsweise erfolgreicher Drummer (Mastersounds, Vince Guaraldi, mutmasslich ist er Billie aus „The War on Drugs“) und sicherlich nicht der Drummer im Bild (er war weiss, genau wie Sonny Wayne). Mir scheint es momentan recht wahrscheinlich, dass das Foto aus der Phase ist, in der Thompson der Hausschlagzeuger war… Irgendwann in diesen Jahren brannte der Cellar ab, das mag auch noch beim datieren helfen…
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gleiche Buehne (Cellar), gleiches Schlagzeug, anderer Schlagzeuger, gleicher Bassist (Hartstein, denk ich), Frank Phipps an der Basstrompete (steht dort), Datierung ist ca 1959, wieder ein Foto von C.R. Snyderdieser Schlagzeuger koennte Barth sein,
eher nicht Sonny Wayne, den man hier ansehen kann--
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keine Ahnung, wo es herkommt, keine Ahnung, ob es ist, wofuer ich es halte, keine Ahnung, ob das der gleiche Schlagzeuger ist… (keine Ahnung, ob das Bild angezeigt wird)andere Frage: Wer war C.R. Snyder… kann eigentlich nicht so schwer sein, sie/er hat viele solche Bilder gemacht… Gary Snyder kenn ich, der war auch dort zu der Zeit, aber C.R. … ?
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LOS ANGELES – JUNE 05: Jazz musicians L-R Melba Liston, Charles Fox, Chuck Thompson, Ross Russell and Dexter Gordon joke around during a Dial Records recording session on June 5th, 1947 in Los Angeles, California. (Photo by Ray Whitten Photography/Michael Ochs Archives/Getty Images)--
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
@ „redbeansandrice“=jazz detective👍….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope@ „redbeansandrice“=jazz detective👍….
Volle Zustimmung! Tolle Recherche!@redbeansandrice,
glaubst du, dass der CT auf dem Bild (das Bild größten Schärfe) mit Liston und Gordon „unser“ CT ist? Glaubst du, er ist die selbe Person wie im Mingus Album? Ich meine eher Ähnlichkeiten mit dem Drummer auf dem Bild mit dem Dichter Robert Briggs festzustellen (rein subjektiv). Eine gewisse Ähnlichkeit scheint auch mit dem Mann rechts (ist das ein Drummer?) im Bild deines Posts von 23:54 Uhr vorzuliegen.--
Da fand ich auch ein Bild zur aktuellen Zeit (von hier):
Danke für die weitere Recherche @redbeansandrice! Ich kenne diese Szene praktisch gar nicht, aber es gibt da ja auch einen Soundtrack, v.a. die Box hier von Fantasy (die Weiss-Brüder sind auf den Eisenwill-Fotos ja auch zu sehen):
Das Booklet habe ich gerade studiert, aber Fotos mit Jazzmusikern sind da leider ziemliche Mangelware. Eines ist drin, mit Kenneth Rexroth und Brew Moore als den beiden auch in der Beschreibung identifizierten … das am Klavier dürfte auch Bill Weisjahn sein, der Bassist sieht nicht wie Hartstein aus würde ich sagen, bin da aber auch schlecht (andere Haarlinie)? Das Foto gemacht hat Harry Redl, ein Jahr steht nicht dabei (nur das (C)-Jahr der CD-Box), von Redl finden sich im Booklet und im Netz weitere Fotos:
(Hier ist es in besserer Qualität als mein Handy-Schnappschuss, aber die Seite ist ja eine echte Pest, die längst die Google-Bildsuche verseucht: https://www.pinterest.ca/pin/341007003009525300/)
Das Foto mit Melba Liston kenne ich … hab die CDs nicht greifbar, aber ev. von hier:
https://www.discogs.com/Dexter-Gordon-Dexter-Gordon-On-Dial-The-Complete-Sessions/release/10565199
Da würd ich aus dem Bauch mal davon ausgehen, dass die Leute korrekt identifiziert sind und dass das Foto wirklich bei der Session entstand.Dann noch aus „Coltrane Reference“, p. 120:
Ca. September 7-29, 1956 (several weeks, opening and closing dates not confirmed; Tuesdays off), Café Bohemia, New YOrk City (15 Barrow St., borough of Manhattan).
[…]
Bud Powell was scheduled to open August 24 for four weeks („BUd at Bohemia; Has Rift Healed?“ Down Beat, Sept. 5, 1956, p. 28). [… aber er hatte Probleme mit seiner Cabaret Card, das lass ich weg …]
Joe Segal was at the Café Bohemia around Friday, September 14, 1956, and lists „Miles Davis‘ crazy group“ and the Duke Jordan Trio („A Tale of Three Cities,“ by Joe Segal, Metronome, Nov. 1956, pp. 41, 55-58). Segal then saw the Bud Powell Trio at Pep’s in Philadelphia the following week (with Gene Ramey, bass and Chuck Thompson, drums, accompanying Powell), along with the Charlie Mingus Jazz Workshop and Lester YOung. The New Yorker listings include Powell at Café Bohemia until mid-September; Powell may have regained his cabaret card, either permanently or temporarily, and appearted as listed before moving to Pep’s in Philadelphia. If he didn’t regain his cabaret card, he could still have appeared at teh Café Bohemia on weekends only (as allowed by the peculiarities of the cabaret card restrictions). Or the New Yorker listings might be wrong, and Powell’s Café Bohemia stint may have been cancelled entirely. (The New Yorker frequently pointed out that last-minute changes were common at certain clubs, indlucing the Café Bohemia.)Der Auftritt in der Pep’s Lounge scheint also einigermassen gesichert – und das überhaupt die ersten Auftritte von Thompson, nachdem Hawes und Mitchell ihn zurückgelassen hatten?
Mehr gibt das Buch leider nicht her (auch zu Sonny Stitt in Kalifornien ca. 1959 nicht … der war allerdings öfter mal auf dem gleichen Turnus direkt hinter dem Davis Quintett/Sextett unterwegs, aber nicht bei Auftritten in Kalifornien). Es gibt aber – Nebengleis, das nichts zur Thompson-Sache tut – auf S. 111 einen Verweis auf einen Gig des Sonny Stitt-Serge Chaloff Quintet im Jazz City in Los Angeles, Anfang März 1956 (davor trat dort Davis’s Quintett auf, daher wird das in „Coltrane Reference“ überhaupt erwähnt).
Im Mosaic-Set mit Stitts Roost-Aufnahmen ist der fragliche Zeitraum abgedeckt, aber es gibt dort keinen Hinweis, dass Stitt Ende der Fünfziger länger in Kalfornien weilte. Die zwei Verve-Alben mit der West Coast-Band (Levy, Vinnegar, Lewis bzw. auf zwei Tracks des zweiten Levy, Morrow, McBrowne) werden aber erwähnt. Aber längere Gigs gab es damals wohl eher nicht, sonst würden sie vermutlich in den Liner Notes wenigstens kurz erwähnt.
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Coltrane Reference:
Chris De Vito, Yasuhiro Fujioka, Wolf Schmaler, David Wild: Coltrane Reference, hrsg. Lewis Porter, Routledge, New York/Abingdon, 2009
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaZu der Session mit Liston und Gordon gibt es einen Aufsatz von Maxine Gordon, die keine Zweifel an der Identitaet des Drummers zu haben scheint, das wuerde ich mal als gesichert ansehen.
was das Bild von 23:54 betrifft, bin ich mir sicher, dass es sich um Hawes und Red Mitchell handelt, zum Vergleich
(Dieses Bild hier kommt von James Harrods zuverlaessiger Seite aufgenommen at The Haig von Ray Avery / CTS Images, vermutlich in der zweiten Haelfte von 1955, also vor der grossen Tour des Trios.) Natuerlich koennen die auch mit einem anderen Drummer fotografiert worden sein – aber die meisten anderen Drummer, die in den 50ern in der Konstellation dokumentiert sind, sind wieder weiss (Shelly Manne, Mel Lewis).Das Bild in den Uptown Liner Notes sieht ein bisschen anders aus, aber ist auch eine andere Ansicht, seitlich, ohne den Schnurrbart und mit offenem Mund..
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.Super Fund gypsy, dann wissen wir jetzt also, dass Thompson im Herbst 1956 mit Bud Powell an der Ostkueste gespielt hat, ein erstes Lebenszeichen nach seinem einseitigen Tourabbruch!
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.Alles Gut! Super Arbeit. Tolle Zusammenfassung! (Ich lasse die Informationen jetzt einen Tag sacken und melde mich später zurück)
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Schlagwörter: Beatniks, Black California, Chuck Thompson, Dexter Gordon, Hampton Hawes, Jazz in San Francisco, Jazz-Drummer, Sonny Criss, West Coast Jazz
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