Afrika

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    sparch
    MaggotBrain

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    Dobet Gnahoré – Na Afriki (2007)

    „Mein Afrika“ heißt übersetzt das zweite Album dieser jungen Künstlerin aus Côte d’Ivoire, auf dem sie es nicht nur als Sängerin zu überzeugen versteht, sondern tief in die Seele des afrikanischen Kontinentes eintaucht. Dabei gelingt es ihr, die verschiedensten Stile von kongolesischer Rumba über Zulugesänge bis hin zur Polyphonie des Pygmäengesanges zu verschmelzen und ihrer Lieder in unterswchiedlichen Sprachen zu singen, wie z.B. Dida, ihrer Muttersprache, aber auch Wolof (Senegal), Mandinké (Mali), Lingala (Kongo) oder Xhosa (Südafrika).

    Aufgewachsen ist Dobet Gnahoré in Ki Yi Mbock, einem 1975 gegründeten Künstlerdorf mitten in Abidjan, der Hauptstadt Côte d’Ivoires. Obwohl ihr Vater Boni Gnahoré Mitbegünder dieser Kolinie war, war das Leben für die Kinder dort nicht einfach, denn die Gründer wollte keine Hippiekommune, sondern einen Ort schaffen für talentierte und hochbegabte Afrikaner die ein Interesse an der Kunst hatten. Und somit mussten auch die Kinder jeden Tag stundenlang proben um abends vor den Erwachsenen auftreten und dann auch schon mal harte Kritik einstecken. Da im Dorf nicht nur Ivorer sondern auch Ghanaer, Senegalesen und viele anderen Nationen zusammen lebten, sieht sich Dobet schon seit frühester Kindheit mehr als Panafrikanerin denn als Ivorin, was sich letztendlich auch in ihrer Musik wiederspiegelt.

    Und so ist Na Afriki ein wunderbares Konglomerat verschiedenster afrikanischer Stile geworden. Ein Album, das auf der einen Seite sehr rhythmisch ist, wozu auch Dobets Percussionspiel beiträgt, das aber andererseits auch sehr viel Wert auf Songwriting legt. So singt sie in dem bewegenden Khabon n’daw derart eindringlich über Kindesmisshandlung, dass man das Gefühl hat, sie leidet mit den Kindern. Djeguene dagegen ist ein Hohelied auf die Frauen und beweist mit seiner Eingängigkeit und unwiderstehlichen Melodie auch Popqualitäten. Dazwischen gibt es immer wieder wilde Trommelrhythmen und wunderbaren Chorgesang. Im wunderschönen Palea geht es um die Kraft der Liebe und in Pillage, dem Quasititelstück, fleht sie, dass „ihr“ Afrika doch endlich von Krieg, Korruption und Unterdrückung befreit werden möge. Eine ähnliche Botschaft vermittelt das eindeutig betitelte Massacre und das abschließende Moussou tilou richtet sich gegen die immer noch weit verbreitete Polygamie.

    Na Afriki reiht sich neben den aktuellen Album von Simphiwe Dana und Manou Gallo nahtlos ein und zeigt, dass 2007 vor allem auch Frauen musikalische Maßstäbe setzten. Ein erfreulicher Umstand, der sich 2008 gerne fortsetzen darf.

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    06.03.2008 Karlsruhe, Tollhaus

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    #4628625  | PERMALINK

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    MaggotBrain

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    Am 11.03.2008 erscheint auf Emarcy Records ein Livealbum von Richard Bona mit dem Titel Bona makes you sweat.

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    #4628627  | PERMALINK

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    MaggotBrain

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    Simphiwe Dana live in Heidelberg, 17.02.2008

    Ich gebe zu, auf der Fahrt nach Heidelberg war ich irgendwie aufgeregt. Nach zwei phantastischen Alben stellte sich mir vor allem die Frage, wie die musikalische Umsetzung auf der vergleichsweise kleinen Bühne im Heidelberger Karlstorbahnhof, auf der weder ein Orchester noch ein großer Chor Platz finden, aussehen könnte. Nach 15-minütiger Verspätung löste sich schließlich die Spannung, alles war kleiner und doch war die Bühne voller Musiker, so dass sich neben der Hauptakteurin 3 Chorsänger, 2 Keyboarder, 1 Bassist, 1 Gitarrist, ein Schlagzeuger und 1 Percussionist den kleinen Platz teilten. Am Anfag stand das Ende des aktuellen Albums, der 2. Teil des One love movement, bei dem zunächst der kleine Chor sein ganzes Können unter Beweis stellen durfte bevor schließlich die zauberhafte Simphiwe Dana im eleganten Kleid und der obligatorischen Kopfbedeckung auf die Bühne kam. Gespielt wurden in der Folge Songs von beiden Alben, die z.T. neu arrangiert wurden. So durften bei dem ins beinahe Unendliche gezogene Zandisile auch die 3 Chorsänger, bestehend aus 2 Männern und einer hochschwangeren Frau, den Leadgesang übernehmen. Wie schon auf dem letzten Album wurden die Songs auch live auschließlich in der Sprache Xhosa gesungen, wobei die typischen Klicklaute hier fast noch deutlicher zum Vorschein kamen. Es ist immer wieder faszinierend zuzuhören, auch wenn man kein Wort versteht und man selbst schon Schwierigkeiten hat, die Worte überhaupt zu lesen, geschweige denn auszusprechen. Zwischen den Songs gab es allerdings meist eine Erklärung auf Englisch wobei sich die Dana hier zu allem Überfluss auch noch als äußerst sympathische Erscheinung erwies. Schon während des Konzertes gab es immer wieder stehende Ovationen von einem Publikum, das überraschend wenig dem biederen Weltmusikhörer Klischee entsprach.
    Im Grunde war das Konzert eine Aneinandereihung von Höhepunkten, so dass es tatsächlich schwer fällt, einzelne Stücke hervorzuheben. Mit einer der bewegendsten Momente war sicher das live noch dramtaischer wirkende und der Liebe gewidmete Iliwa Lam oder das beschwingte Ihilihili, bei dem einer der beiden männlichen Chorsänger einen Tanz zum Besten geben durfte. Selbst die Vorstellung der Band geriet äußerst kurzweilig, weil Simphiwe Dana auch gleich noch verriet, wer von den männlichen Musikern noch „zu haben (available)“ war. Schließlich endete das Konzert mit einem endlos langen Ndiredi vom Debütalbum, bei dem der Chor noch einmal Akzente setzen und zeigen durfte, wie unverzichtbar er doch an diesem Abend war. Gerne hätte ich auch Vela oder Chula ukunyathela, eines der beiden A-Capella Stücke vom Debütalbum, gehört, ein Wunsch, der jedoch unerfüllt bleiben sollte.
    Als einzige Zugabe gab es noch Injongo, für all die, die am nächsten Tag bei eisiger Kälte früh aufstehen und zur Arbeit mussten. Zuvor bemerkte sie schon scherzhaft, dass in ihrer Heimat bei dieser Kälte keiner das Haus verlassen würde um auf ein Konzert zu gehen. Und so ging ein 2 Stunden langes Konzert nach gefühlten 15 Minuten zu Ende. Bleibt zu hoffen, dass die anderen Konzerte mit ähnlicher Begeisterung aufgenommen wurden, dann dürfte einer weiteren Tour nichts im Wege stehen.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #4628629  | PERMALINK

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    MaggotBrain

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    Am 04.04.08 erscheint auf Out|Here Records der Sampler Black Stars – Ghana’s Hiplife Generation. Darauf enthalten ist ein Überblick über die aktuelle Musikszene Ghanas. Cover und Plakat der CD-Release Party sehen schon mal großartig aus:

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    #4628631  | PERMALINK

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    Nachdem letzten Freitag das Nigeria Special veröffentlicht wurde (Besprechung demnächst an dieser Stelle), folgt nun voraussichtlich am 21.03.08 ebenfalls auf dem Soundway Label das Nigeria Disco Funk Special mit dem Untertitel The Sound of the Underground Lagos Dancefloor 1974-1979.

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    #4628633  | PERMALINK

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    MaggotBrain

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    Zum 10 Todestag ist letztes Jahr in Nigeria eine 40(!) CD Box mit dem Titel Complete Works Of Fela Anikulapo Kuti erschienen.

    Hier das Tracklisting:

    [1] Everyday I Got My Blues / Ololufe Mi / Fere / Yese / Omuti / Omo Ejo / Oloruka / Abiara / Ako / Home Cooking / Great Kids
    [2] Highlife Time / Ekuro La Labaku / Mi O Mo / Viva Nigeria / Lagos Baby / Alagbara / Opuro O Se O / Wayo (2nd Version) / Obe / Eko / Funky Horn
    [3] Oyejo / Onidodo / Se E Tun De / Araba’s Delight / Obinrin Le / Yabons Ke Lele / Waka Waka / Eke / My Baby Don’t Love Me / Orise / V.C.7 / I Know Your Feeling / This Is Sad
    [4] Fere / Bonfo / Wa Dele / Awo / Egbin / My Dog & Cat / Yabomisa / Ajo / Mo Ti Gboro Kan / Lai Se / Amaechi’s Blues
    Fela Anikulapo Kuti :
    [5] Jeun Ko Ku / Buy Africa / Fefe Naa Efe / Open & Close / Who Are You
    [6] Trouble Sleep Yanga Wake Am / Teacher Don’t Teach Me Nonsense
    [7] Yellow Fever / Water No Get Enemy / Army Arrangement
    [8] Unknown Soldier / Rofo Rofo Fight / Mistake – Live In Berlin
    [9] Colonial Mentality / Look And Laugh
    [10] Na Poi 1&2 / Vagabonds In Power
    [11] Coffin For Head Of Stage / You No Go Die / Noise For Vendor Mouth
    [12] Sorrow, Tears & Blood / Rere Run (Everything Scatter)/ Alagbon Close
    [13] Authority Stealing / Shakara / Stalemate
    [14] I.T.T. / Kalakuta Show 1
    [15] Na Poi ’75 / Just Like That / Black Man’s Cry
    [16] Why Black Man De Suffer / I No Get Eye For Back / Ikoyi Mentality versus Mushin Mentality
    [17] Overtake Don Overtake Overtake (Vocals) / No Agreement
    [18] No Bread / Na Fight O / I No Be Gentleman
    [19] Jehin Jehin / Jenwi Temi (Don’t Gag Me) / Fogo Fogo / Monkey Banana
    [20] Yeye De Smell / Question Jam Answer / Original Suffer Head
    [21] Confusion Break Bones(C.B.B.) / Government Chiken Boy
    [22] Equalization Of Trouser & Pant / J.J.D.
    [23] Te Je Je / Unnecessary Begging / Pansa Pansa
    [24] Go Slow / He No Possible / Beautiful Dancer
    [25] Opposite People / Egbe Mi O (Fela & Ginger Baker) / Shenshema
    [26] Sense Wiseness / Going In & Going Out / Excuse O / Instrumental
    [27] Upside Down / Mr. Follow Follow / Palmwine Sound
    [28] Beasts Of No Nation / Fight To Finish / Igbe / He Miss Road
    [29] Expensive Shit / Mr. Gramaticalogy – Lisationalism Is The Boss
    [30] Beggars‘ Song / Ariya / Eko Ile / Jeun Koku (Instrumental) / Gba Mi Leti Ki N’Dolowo
    [31] Monday Morning / Fear Not For Man / Confusion 1
    [32] I Go Shout Plenty / Dog Eat Dog / Alujonjon Ki Jon
    [33] Suegbe & Pako / Who No Know Go Know /Gbagada Gbogodo
    [34] Lady / Let’s Start / Underground System
    [35] Zombie / M.O.P. (1)
    [36] Africa Centre Of The World / Mattress / Don’t Worry About My Mouth
    [37] Power Show / Param Bulator /Custom Check Point
    [38] M.O.P. (2) / Ikoyi Blindness / Cross Examination
    [39] Suffering & Smiling / Give Me Shit, I Give You Shit
    [40] 2000 Blacks / Stranger (Alhaji Alhaji)

    Nach welchen Kritierien die Tracks kompiliert wurden ist mir allerdings schleierhaft. Zum Teil wurden hier bunt Africa 70 Stücke mit Egypt 80 Stücken vermischt. Es gibt allerdings auch einige bislang unveröffentlichte Stücke. Komplett dürfte die Box aber dennoch nicht sein. Wer sie haben will, muss vermutlich tief in die Tasche greifen, denn sie ist nur in Nigeria veröffentlicht worden und wohl auch nur von dort zu beziehen.

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    #4628635  | PERMALINK

    vega4

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    sparchWer sie haben will, muss vermutlich tief in die Tasche greifen, denn sie ist nur in Nigeria veröffentlicht worden und wohl auch nur von dort zu beziehen.

    Wird man wohl nicht so leicht bekommen. Schade… wäre ein gutes Geschenk für einen Freund gewesen. Der feiert bald seinen 40. Geburtstag und ist großer „Kuti-Fan“. Indem ja gut 10 Leute zusammen zahlen würden, wäre der Preis erschwindlich..

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    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #4628637  | PERMALINK

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    MaggotBrain

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    40 Fela CDs zum 40. Geburtstag, wäre natürlich ideal. Im Netz habe ich allerdings keinerlei Preisinformationen gefunden geschweige denn einen Händler, über den man die Box beziehen könnte. Wobei ich auch zugeben muss, dass das Teil auf dem Bild nicht besonders edel aussieht, die CDs scheinen nicht einmal einzeln verpackt zu sein.

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    #4628639  | PERMALINK

    vega4

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    Hast du vielleicht einen andere „Kuti-Tipp“ oder ähnliches? Soweit mir bekannt ist, hat er um die 20 Alben von ihm. Gibt es irgendwelche andere „edle“ Teile von Kuti? Oder zumindest artverwandte Musik die ihm als „Kuti-Fan“ gefallen könnte?
    Seine Ehefrau würde dann schon überprüfen, ob er die empfohlenen Werke schon besitzt….. :-)

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    #4628641  | PERMALINK

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    MaggotBrain

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    Kuti ist schwierig, da ich nicht weiß, was er schon hat. Aber wie wäre es mit Tony Allens Afro Disco Beat? Gibt es auch auf Vinyl. Oder der weiter oben erwähnte Nigeria Special Sampler von Soundway. Habe ich gestern zum ersten mal gehört, und es ist ein echtes Schatzkästchen. Gibt es auf Vinyl auch als 2 getrennt erhältliche Doppelalben.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #4628643  | PERMALINK

    vega4

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    Danke für die Tipps! Das Format ist eher unwichtig. Er hat sehr wohl einen Plattenspieler, aber er sieht bzw. hört das nicht so eng….

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    #4628645  | PERMALINK

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    Man weiß ja nie… Ich habe jeweils die CD Ausgabe und beide sind sehr schön und vorbildlich aufgemacht. Bei Nigeria Special überrascht zudem die über weite Strecken sehr gute Klangqualität, obwohl es sich hier um zumeist international eher unbekannte Künstler handelt. Ich kannte die meisten noch nicht einmal vom Namen her.

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    #4628647  | PERMALINK

    vega4

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    Wenn nicht einmal du die Künstler von „Nigeria special“ kennst, wird er sie erst recht nicht kennen (so ein Spezialist ist er auch wieder nicht). Die wird auf jedem Fall gekauft.

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    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #4628649  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

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    Also wenn er nicht gerade schon ein paar mal in Lagos war wird er vermutlich auch wenig bis nichts davon kennen.

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    Toumani Diabaté – The Mandé Variations (2008)

    Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wieviel Afrika und im speziellen Falle Mali in einem Album stecken kann, muss man sich nur dieses neue Werk von Toumani Diabaté anhören. Mehr geht nicht, und verrückterweise schafft er das mit einem einzigen Instrument, nämlich der Kora, dem sogenannten Königsinstrument in Westafrika. Nach diversen Zusammenarbeiten mit Musikern wie z.B. Roswell Rudd, Taj Mahal, Ali Farka Touré oder auch seinem Symmetric Orchestra ist dieses neue Album wieder ein Solowerk, sein zweites und ganz im Stil seines 1987 erschienen Debüts Kaira.

    Auch The Mandé Variations wurde quasi live im Studio eingespielt und nicht nachträglich mit Overdubs versehen. Nicht umsonst gilt Diabaté als weltbester Koraspieler und einmal mehr verzaubert er durch sein Spiel, bei dem man immer wieder überrascht feststellen muss, dass hier tatsächlich nur ein Musiker am Werk ist obwohl es nach zwei oder gar drei Koras klingt. Neben der klassischen Kora spielt Diabaté die Hälfte der Stücke mit der ägyptisch gestimmten „Machine Head“ Kora, die zusätzlich orientalisches Flair mit einbringt, was auch gleich beim ersten Stück Si Naani zu hören ist, welches dem früheren malischen Außenminister und Diabaté Fan Moctar Ouane gewidmet ist. Die Eigenkomposition basiert auf 2 unterschiedlichen Stücken aus unterschiedliche Regionen Malis. So ist der erste Teil eine Variation eines alten Liebesliedes der Griottradition aus dem Nordwesten Malis während der zweite Teil auf einem einem Griotstück der Fula aus Zentralmali basiert. Schon dieses eine Stück reicht völlig aus, um sich von Diabatés Koraspiel vereinnahmen zu lassen, das einmal mehr dahingehend beeindruckt, dass ein einziger Musiker hier Melodie, Begleitung und Bass gleichzeitig und mit nahezu selbstverständlicher Leichtigkeit spielt und für einen erdigen und natürlichen Klang sorgt. Eine weitere Eigenkomposition Elyne Road ist erstaunlicherweise von UB 40s Kingston Twon inspiriert, was man ohne den Hinweis im Booklet wohl nur schwer erkennen würde. Tatsächlich hat er dieses Stück erstmals in den späten 80ern in London gehört, wo es in an eine Bamana Redensart erinnerte. Das Stück ist nach der Straße in London benannt, in der er das Stück erstmals für Nick Golds Eltern spielte. Eine weitere Demonstration seiner unvergleichlichen Klasse ist Ali Farka Toure, ein musikalischer Nachruf an den vor zwei Jahren verstorbenen Freund und Unterstützer, das im Studio frei improvisiert wurde. Diese Art des Spiels findet sich auch bei El Nabiyouna, einem Stück, das die Grenzen Malis überschreitet und u.a. Flamenco Flair verbreitet. Kaounding Cissoko ist dagegen eine Variation von Alla L’a ke, einem Stück, das er bereits auf dem Debüt gespielt hatte, hier jedoch deutlich schneller und auf eine fast schon „rockende“ Art und Weise. Eine weitere Kaira Variation findets sich im abschließenden Cantelowes, eine Variation des Liebesliedes Jarabi und einmal mehr benannt nach einer Straße in London, wo er für einige Zeit lebte und Musiker wie Youssou N’Dour oder Baaba Maal kennenlernte.

    The Mandé Variations ist das erwartete sehr spezielle Album geworden, das natürlich auch den größtmöglichen Gegenpol zu Boulevard de l’Independence darstellt, das aber auch zeigt, was für ein vielfältiger Ausnahmemusiker Toumani Diabaté ist.

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