Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Toumani Diabaté – The Mandé Variations (2008)

Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wieviel Afrika und im speziellen Falle Mali in einem Album stecken kann, muss man sich nur dieses neue Werk von Toumani Diabaté anhören. Mehr geht nicht, und verrückterweise schafft er das mit einem einzigen Instrument, nämlich der Kora, dem sogenannten Königsinstrument in Westafrika. Nach diversen Zusammenarbeiten mit Musikern wie z.B. Roswell Rudd, Taj Mahal, Ali Farka Touré oder auch seinem Symmetric Orchestra ist dieses neue Album wieder ein Solowerk, sein zweites und ganz im Stil seines 1987 erschienen Debüts Kaira.

Auch The Mandé Variations wurde quasi live im Studio eingespielt und nicht nachträglich mit Overdubs versehen. Nicht umsonst gilt Diabaté als weltbester Koraspieler und einmal mehr verzaubert er durch sein Spiel, bei dem man immer wieder überrascht feststellen muss, dass hier tatsächlich nur ein Musiker am Werk ist obwohl es nach zwei oder gar drei Koras klingt. Neben der klassischen Kora spielt Diabaté die Hälfte der Stücke mit der ägyptisch gestimmten „Machine Head“ Kora, die zusätzlich orientalisches Flair mit einbringt, was auch gleich beim ersten Stück Si Naani zu hören ist, welches dem früheren malischen Außenminister und Diabaté Fan Moctar Ouane gewidmet ist. Die Eigenkomposition basiert auf 2 unterschiedlichen Stücken aus unterschiedliche Regionen Malis. So ist der erste Teil eine Variation eines alten Liebesliedes der Griottradition aus dem Nordwesten Malis während der zweite Teil auf einem einem Griotstück der Fula aus Zentralmali basiert. Schon dieses eine Stück reicht völlig aus, um sich von Diabatés Koraspiel vereinnahmen zu lassen, das einmal mehr dahingehend beeindruckt, dass ein einziger Musiker hier Melodie, Begleitung und Bass gleichzeitig und mit nahezu selbstverständlicher Leichtigkeit spielt und für einen erdigen und natürlichen Klang sorgt. Eine weitere Eigenkomposition Elyne Road ist erstaunlicherweise von UB 40s Kingston Twon inspiriert, was man ohne den Hinweis im Booklet wohl nur schwer erkennen würde. Tatsächlich hat er dieses Stück erstmals in den späten 80ern in London gehört, wo es in an eine Bamana Redensart erinnerte. Das Stück ist nach der Straße in London benannt, in der er das Stück erstmals für Nick Golds Eltern spielte. Eine weitere Demonstration seiner unvergleichlichen Klasse ist Ali Farka Toure, ein musikalischer Nachruf an den vor zwei Jahren verstorbenen Freund und Unterstützer, das im Studio frei improvisiert wurde. Diese Art des Spiels findet sich auch bei El Nabiyouna, einem Stück, das die Grenzen Malis überschreitet und u.a. Flamenco Flair verbreitet. Kaounding Cissoko ist dagegen eine Variation von Alla L’a ke, einem Stück, das er bereits auf dem Debüt gespielt hatte, hier jedoch deutlich schneller und auf eine fast schon „rockende“ Art und Weise. Eine weitere Kaira Variation findets sich im abschließenden Cantelowes, eine Variation des Liebesliedes Jarabi und einmal mehr benannt nach einer Straße in London, wo er für einige Zeit lebte und Musiker wie Youssou N’Dour oder Baaba Maal kennenlernte.

The Mandé Variations ist das erwartete sehr spezielle Album geworden, das natürlich auch den größtmöglichen Gegenpol zu Boulevard de l’Independence darstellt, das aber auch zeigt, was für ein vielfältiger Ausnahmemusiker Toumani Diabaté ist.

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