Antwort auf: Miles Davis

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vorgarten

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22. januar 1975. auftaktkonzert der japan-tour in tokio. zehn tage vor den aufnahmen aus osaka, aus denen macero dann AGHARTA und PANGAEA schneiderte. die berichte über davis‘ verfassung klingen gruselig – herausspringende hüften, blutende geschwüre, lungenentzündung, kehlkopftumore. die konsequenzen der schmerzmittel, drogen und alkoholika. das wahwah-pedal auf dem boden muss er teilweise mit der hand bedienen. man hört: spieltechnisch ist er nicht auf der höhe – aber, wie üblich: das timing sitzt.

und die band, hier ohne die effektabmischung der live-alben, in ziemlich transparenter mischpultaufzeichnung hörbar, ist fantastisch aufeinander eingespielt und greift nach den sternen. die grooves sind perfekt und laufen von selbst. sonny fortune hat tatsächlich ein konzept für seine soli gefunden, das als balance zwischen nachdenklichem hineinarbeiten, schönen verzierungen und großer klimax-show austariert ist. cosey bringt – oft im dialog mit der cluster-orgel von miles – aus dem handgelenk seine effektpalette zum einsatz, inklusive verzerrter daumenklaviere, geräuschwänden, hardrockgemäßen riffbegleitungen. er ist trocken im klangbild, nicht wie bei macero gleich in den weltraum gemischt. lucas hat in jedem moment das perfekte timing und den perfekten sound, das ist auf ganz zurückhaltende weise wirklich große gitarrenkunst. das programm ist viel farbiger geworden und nicht mehr nur funk – die leichtigkeit von „mayisha“, die geheimnisvolle atmosphäre von „ife“, die perkussive trance von „mtume“ wechseln sich kurzweilig und souverän ab, den schlusspunkt setzt jetzt das wunderbar sanft arrangierte „hip skip“.

das außerirdische, das immer übrig bleibt, wenn man nur mal zwischendurch AGHARTA anhört, wird so auf seine irdischen zutaten zurückführbar. es ist einfach eine großartige band, in der jeder weiß, was er macht.

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