Antwort auf: Miles Davis

#9949715  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,025

26. januar 1974, willimantic.

nach der ausufernden newport-in-europe-tournee (einen späten auftritt, aus paris, kann man als s/w-videoaufzeichnung mit schlechtem ton noch hier sehen) hat die band 2 monate pause, bevor sie erneut on the road ist, durch usa und kanada. ende märz entsteht bei dem in mehrerer hinsicht außergewöhnlichen carnegie-hall-konzert das material für DARK MAGUS (1977 nur in japan erschienen). den beginn macht aber dieser auftritt hier, in erträglicher tonqualität in umlauf gebracht.

vieles hat sich verfestigt, und obwohl es wieder fast unmöglich scheint, alles, was hier produziert wird, in einen vernünftigen mix zu bringen, könnte man vielleicht doch sagen, dass man die live-band hier vergleichsweise pur erleben kann (wohingegen teo macero für DARK MAGUS sehr deutlich in die ihm eigene trickkiste greifen wird). was eben auch heißt: coseys und liebmans auf lautstärke und powerplay gestimmtes spiel erscheint vergleichsweise unsubtil, die percussion-effekte verschmieren sich intransparent. es sind aber auch ein paar neue effekte zu hören, die man nicht recht zuordnen kann (videoaufzeichnungen gibt es aus dieser phase wohl nicht mehr). elektronisch verstärkte daumenklaviere dürften wohl auf die kappe von cosey gehen; rätselhaft ist aber ein eigenwillig kurz durchspielender drum computer, den man im netz in der regel mtume zuordnet. sowas gab es intrumententechnisch wohl schon seit 1967, waren aber erst ab den 80ern individuell programmierbar. trotzdem entsteht in dem miles-band-gefüge damit eine sehr schräge farbe, die fast schon richtung new wave hindeutet.davon profitieren natürlich die eher ruhigen geräuschpassagen auf „ife“ oder „mr foster“, in denen manchman auch ein manipuliertes verzerrtes rauschen zu hören ist (lucas?).

ansonsten folgt alles den dramaturgien der europa-tour – es gibt stop-and-go-momente, climax-spiel, liebman fährt dankenswerterweise die elektronische modulationen seines sax-spiels etwas zurück, cosey hängt aber immer noch in seinem verzerrrten blues-gegniedel. miles spielt nicht wirklich aufregend, aber effektiv, setzt die orgel frei und manipulativ ein, während die percussion ihre eingeübten funk-teppich-muster webt, die an sich (funk UND teppich) natürlich schon spektakulär sind.

--