Miles Davis

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  • #9935957  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgarten„don’t cry – it’s only the rhythm!“ (grace jones) ?

    Ich weiß nicht, wieviel Vertrauen man einer solchen Aussage schenken darf, wenn sie aus dem Mund dieser Frau stammt.

    Rated X kratzt, beißt und zieht an den Haaren und gehört hinter Gitter! ;-)

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #9936009  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgarten (…)
    für mich ist es nach wie vor ein rätsel, warum sie die finale schnittversion von „go ahead john“ nicht auch noch auf die box gepackt haben. also müssen wir sie woanders nachhören:

    BIG FUN kam 1974 heraus, mit stücken aus früheren sessions von ende 1969 und „ife“, das erst 1972 während der on-the-corner-sessions entstand. „go ahead john“ füllt mit fast 29 minuten die dritte seite der originalen doppel-lp. was macero aus dem session-material gemacht hat, führt hier zu etwas völlig neuem und ist sicherlich das abgefahrenste, was er jemals mit miles zusammengeschraubt hat. es sind nicht nur teile von allen fünf einzeltakes montiert worden, sondern er hat verschiedene soli von miles und mclaughlin auch noch geloopt und zusammengeführt, so dass die gleichen musiker quasi dialoge mit sich selbst führen. drittens lässt macero aufnahmen von dejohnette und mclaughlin zwischen den kanälen hin- und herswitchen, was ein völlig verrückter effekt ist und einem jegliche orientierung nimmt, weil sich nicht en bloc wandern, sondern einzelne schläge und akzente (von verschiedenen aufnahmen) – in mclaughlins solo wandern sogar einzelne töne in verschiedenen lautstärken, sie werden dabei komplett skelletiert. und letztens jagt macero das ganze noch mal durch einen artifiziellen raum und schafft echo- und hall-räume, die die musik subtil von hinten nach vorne und zurück bewegen lässt. ein postproduktions-exzess – und dass alles, obwohl die originale schon ziemlich gelungen waren und als solche sicherlich veröffentlichungswürdig. für mich ist diese version von „go ahead john“ einer der größten höhepunkte der miles-diskografie. (und es ist tatsächlich nur auf BIG FUN zu haben.)

    Die habe ich mir heute mal aufgelegt. Darauf ist ja auch Ife enthalten, das ich gestern von der On The Corner Box gehört habe. Ein dicker Brocken, ursprünglich als Doppel-LP mit nur vier Stücken veröffentlicht, von denen jedes locker die 20-Minutenmarke überspringt. Die CD-Re-Issue added 4 weitere Tracks. Allein die beiden Stücke Ife und das 28-minütige Go Ahead John lohnen den Kauf. Zu Ife äußerte ich mich bereits, Go Ahead John ist in der ersten Hälfte ein irre groovender Rocker mit einem toll fetzenden John McLaughlin. Auch Jack DeJohnette ist hier mitreißend! In der Mitte verwandelt sich das Stück, wird ruhiger und mäandriert etwas suchend herum bis es zum Ende hin wieder anzieht. Eigentlich zwei verschiedene Stücke, aber Teo hat das ja auch aus verschiedenen Aufnahmen zusammengeklebt.

    Klingt wie der Probelauf zu Jack Johnson, vielleicht noch nicht mit so viel Zug und nicht so prägnant. Hat man deshalb wohl auch vorerst zurückgehalten und erst Jahre später 1974 mit anderen Aufnahmen aus anderen Sessions veröffentlicht und es flog deshalb wohl fast unbemerkt unter dem Radar durch. Eigentlich ja auch outtakes, B-Ware, aber selbst die ist bei Miles in dieser Periode auf sehr hohem Niveau.

    Edit: Hier ist ein eigenartiges, nur gut 20-sekündiges Video, das versucht, diesen abgefahrenen Stereoeffekt, den Teo John McLaughlin auf Go Ahead John verpasst hat, zu visualisieren:

    zuletzt geändert von friedrich

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9937401  | PERMALINK

    vorgarten

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    Friedrich
    Klingt wie der Probelauf zu Jack Johnson, vielleicht noch nicht mit so viel Zug und nicht so prägnant. Hat man deshalb wohl auch vorerst zurückgehalten und erst Jahre später 1974 mit anderen Aufnahmen aus anderen Sessions veröffentlicht und es flog deshalb wohl fast unbemerkt unter dem Radar durch. Eigentlich ja auch outtakes, B-Ware, aber selbst die ist bei Miles in dieser Periode auf sehr hohem Niveau.
    Edit: Hier ist ein eigenartiges, nur gut 20-sekündiges Video, das versucht, diesen abgefahrenen Stereoeffekt, den Teo John McLaughlin auf Go Ahead John verpasst hat, zu visualisieren:
    <iframe src=“https://www.youtube.com/embed/L5QaOWIu7-w?feature=oembed“ allowfullscreen=““ frameborder=“0″ height=“375″ width=“500″></iframe>

    schön, dass du auch irgendwie „dran“ bist. und das video ist toll, auch, wenn es ja nur einen teil der effekte visualisiert (neben den loops, den dynamikwechseln usw.).

    einigen deiner einschätzungen würde ich aber widersprechen – sowohl aus der perspektive der veröffentlichungszeit heraus (JACK JOHNSON wurde damals auch kaum wahrgenommen), als auch aus heutiger: wenn man das ganze zeug zur verfügung hat, was da zwischen 69 und 74 entstanden ist, hat für mich jedes stück auf BIG FUN oder GET UP WITH IT, zum teil sogar die unveröffentlichten sachen, genauso großen wert wie JACK JOHNSON, das ja eher in der zwischenzeit als meisterwerk rezipiert wurde (als was deutlich anderes als BITCHES BREW und ON THE CORNER, aber davon gibt es halt sehr viel mehr, jede session hat ja neue aspekte bearbeitet). vielleicht hätte cbs damals die sachen etwas mehr bündeln können, die weltmusik-stücke z.b. oder die cellar-door-aufnahmen (wo sie dann aber die pascoal-sachen drauf gepackt haben), auf GET UP WITH IT nur die trippigen sachen ohne den „red china blues“ usw. aber „outtakes“, „b-ware“ usw. finde ich das alles nicht.

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    #9937729  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgartenschön, dass du auch irgendwie „dran“ bist. und das video ist toll, auch, wenn es ja nur einen teil der effekte visualisiert (neben den loops, den dynamikwechseln usw.).
    einigen deiner einschätzungen würde ich aber widersprechen – sowohl aus der perspektive der veröffentlichungszeit heraus (JACK JOHNSON wurde damals auch kaum wahrgenommen), als auch aus heutiger: wenn man das ganze zeug zur verfügung hat, was da zwischen 69 und 74 entstanden ist, hat für mich jedes stück auf BIG FUN oder GET UP WITH IT, zum teil sogar die unveröffentlichten sachen, genauso großen wert wie JACK JOHNSON, das ja eher in der zwischenzeit als meisterwerk rezipiert wurde (als was deutlich anderes als BITCHES BREW und ON THE CORNER, aber davon gibt es halt sehr viel mehr, jede session hat ja neue aspekte bearbeitet). vielleicht hätte cbs damals die sachen etwas mehr bündeln können, die weltmusik-stücke z.b. oder die cellar-door-aufnahmen (wo sie dann aber die pascoal-sachen drauf gepackt haben), auf GET UP WITH IT nur die trippigen sachen ohne den „red china blues“ usw. aber „outtakes“, „b-ware“ usw. finde ich das alles nicht.

    Ich musste vorhin kurz darüber nachdenken, wann man überhaupt dazu kommt, sowas wie Big Fun mit minimal 20-minütigen Stücken zu hören: Beim Autofahren? Ungünstig, wenn man – so wie ich – kein Auto hat. Abends im Musikzimmer im Ohrensessel? An einem Wochenende ohne Verabredungen und Termine und wenn man so wie ich parallel Farbe beim Trocknen zusehen kann? Ich hatte tagelang Ife und Go Ahead gehört um da überhaupt einigermaßen reinzukommen und glaube immer noch, dass die Hälfte an mir vorbeigegangen ist.

    Ob Big Fun zweite Wahl ist oder nicht, ist ein sehr subjektives Urteil von mir. Ich finde mindestens die beiden genannten Stücke ja auch sehr toll. Sie haben jedoch in meinen Ohren nicht ganz die Prägnanz und Schärfe von z.B. Jack Johnson oder On The Corner. Das sagt nicht unbedingt was über deren Niveau oder Originalität, aber etwas über deren Hit-Qualitäten – falls man im Zusammenhang von 20-Minütern überhaupt von Hits sprechen kann. Ist aber eine spitzfindige und müßige Diskussion.

    Was jedoch auch und gerade Ife und Go Ahead zeigen, ist, dass diese Methode, Musik zu machen, ein Experiment mit offenem Ausgang war. Teo Macero destillierte aus diesem blubbernden Gebräu etwas heraus und goss es in eine feste Form. Er hätte es auch in eine andere Form gießen können. Oder es sein lassen können. Bei Jack Johnson und OTC ist in meinen Ohren die endgültige Form halt etwas scharfkantiger.

    Genug schwadroniert: Zurück zur Musik!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9944445  | PERMALINK

    vorgarten

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    26. juli 1973. „big fun“, „holly-wuud“, „peace“. mit der working band: miles, liebman, cosey, lucas, henderson, mtume, foster.

    „big fun“ und „holly-wuud“ sind quasi aus dem gleichen jam-material. zwei takes findet man davon auf den COMPLETE ON THE CORNER SESSIONS. henderson stützt einen dreckigen, aber relativ geraden foster-beat auf einem ton ab, beide funk-gitarristen füllen mit miles‘ orgel zusammen den raum.

    auf dem ersten take soliert liebman, klischeefrei, langsam intensität aufbauend, ins material rein, dann wieder drüber hinweg. miles‘ akkorde machen das ganze spannend, sind aber undominant im mix eingebunden. nach vier einhalb minuten dann das trompeten-solo, einzeltöne und verschmierte läufe, klug in den groove gesetzt. cosey wird aktiver, um die verstummte orgel zu kompensieren. aber einen höhepunkt vermag miles nicht mehr zu setzen.

    der zweite take beginnt mit einem miles-solo, der beat ist etwas verschleppter, cosey und henderson fügen sexy fills ein, später verdichtet lucas seine akkordarbeit. nach 4 minuten übernimmt liebman mit schönen, gesanglichen linien, miles setzt nur sparsame orgelakzente, und – ein wunder – foster schließt seine hi-hat. um die 6-minuten.marke darf dann noch cosey solieren – ziemlich gitarristentypisch jaulend in die hohen lagen und skalenweise auf und ab. miles‘ orgel setzt das finale und die band endet auf der 1.

    merkwürdigerweise wurde davon eine single produziert, die eigentlich nur das miles-solo aus dem zweiten take auf zwei seiten beinhaltet (die eben „big fun“ und „holly-wuud“ heißen). macero hat ein bisschen von lucas‘ begleitung als intro zusammengeschnitten, miles ein bisschen psychedelisch nach hinten gemischt und dafür mtume etwas präsenter nach vorne.

    „peace“ ist ein ruhiges stück auf einem wahwah-bass-riff, in das schimmernd die orgel hindurchtaucht. liebman ist erstmals mit einem introvertierten flöten-solo zu hören, das gleichzeitig mit dem bassriff als auch mit miles‘ unvorhersehbaren orgelakkorden spielt. foster geht viel freier mit dem beat um, stille und pausen werden wichtig (lucas setzt ganz aus). die band hält aber die ganzen sieben minuten hindurch die spannung. sie ist schon richtung „he loved him madly“ unterwegs. miles soliert nicht, dafür am ende kurz cosey, ohne dass ihm was gutes einfiele. (meine cosey-begeisterung hält sich noch in grenzen.)

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    #9944501  | PERMALINK

    vorgarten

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    17. september 1973. „calypso frelimo“, „mr. foster“, mit der workingband plus john stubblefield (ss).

    eineinhalb monate später geht die band wieder ins studio. diesmal ist noch john stubblefield dabei, noch keine 20 jahre alt, interessanterweise hat er vorher mit braxton aufgenommen (sein eigenes debüt folgt erst 1976).

    „calypso frelimo“ ist eine nicht mehr entwirrbare montage aus mindestens 6 takes plus overdubbtem trompetensolo unbekannter herkunft, insgesamt 30 minuten lang und auf GET UP WITH IT zu finden. grundlage ist ein ziemlich verschütteter latin-beat und ein fröhliches orgelmotiv, das aber von miles unvorhersehbar eingestreut wird, wann immer es ihm gerade passt. foster wechselt permanent zwischen gerade und synkopierten variationen des beats, henderson ist eigentlich wieder nur auf einen ton festgelegt, er reagiert aber auf die merkswürdigen plateau-momente, in denen miles einen orgelakkord gedrückt hält, sehr flexibel. die bläser wechseln sich konstant ab, miles mit seinem dreckigen wahwah-sound, liebman mit unkonventionellen linien auf der flöte, stubblefield mit einem formelhaften, klimaxsüchtigen sopransax. beide gitarren drehen hier ziemlich auf, spielen konstant durch, über alle rumpeligen rhythmusverschiebungen hinweg. nach 10 minuten dann full stop, ein neues bassriff, schräge orgelakkorde, minimalbegleitung, geisterstunde. irgendjemand pfeift. das orgelthema kommt ansatzweise wieder, in halb so schnellem tempo. lucas klingt mit seinen esoterischen akkorden plötzlich ein bisschen wie rypdal. dann hört er auf, während zwei shaker frage & antwort spielen. ein komplett freier jam, super von macero zusammengeklebt. in dieser ruhigen passage liefern sich miles und liebman plötzlich einen wettkampf zum thema verlorenheit, während foster langsam wieder anzieht und mtume ein festes percussion-pattern findet. jetzt wird es echt trippig, wechselt aber im letzten drittel doch noch mal in den schnellen anfangsgroove, und nach einem cut in ein splitterndes cosey-solo, dem miles sehr schnell den spot wegnimmt. cosey greift das leicht idiotische orgelthema auf und übersetzt es in ironische gitarrenakkorde. miles on fire, am ende noch zu einem schrägen versöhnlchen abschluss mit cosey findend.

    warum das wunderbare „mr. foster“ seinerzeit nicht veröffentlicht wurde, ist mir ein großes rätsel. es hat ein melancholisches thema (von liebman auf dem tenor vorgestellt), das in den orgelakkorden und der bassbegleitung in immer neuem licht erscheint. foster und cosey spielen dazu patterns in double-time. die sounds sind toll hier, der knarzende tenorsax-ton, die orgel, das wahwah-einzelnotenspiel von cosey, der minimalistische bass, fosters hi-hat. liebmans kurzes solo ist fantastisch, ausdrucksstark, ungehetzt, total inspiriert, wird aber von miles‘ knisternd moduliertem schluchzen danach in den schatten gestellt. sehr interessant, wie gut das alles funktioniert, obwohl (weil?) viel mehr festgelegt ist. ein kleines epos in 15 minuten.

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    #9944559  | PERMALINK

    vorgarten

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    ein paar tage, bevor es mit der newport-in-europe-tour wieder über den atlantik geht, ist die band noch für ein paar abende in boston zu gast. dieses set hier ist vergleichsweise ruhig, verschleppt funky, fast ein bisschen müde. gespielt werden „ife“, das „agharta prelude“ und „zimbabwe“, auf durchgehaltenen grooves, mit viel solo-raum für miles, liebman und cosey. die farbgkeit der letzten studio-jams ist wieder etwas auf monochrom gesetzt, verleidet wird man das außerdem durch liebmans elektronisch verstärktes sopran und coseys nur leicht angeschrägter blues-gitarre. aber wie gesagt: es ist nur ein einzelnes set aus vielen. wahrscheinlich ein spätes und etwas erschöpftes.

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    #9944621  | PERMALINK

    vorgarten

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    27. oktober 1973. newport jazzfestival in europe.

    europatour mit 13 stationen. stockholm ist die zweite. und der auftritt ist eine qual. miles hat einen wackelkontakt an seinem equipment, der sich offensichtlich nicht fixen lässt. was da noch herauskommt, klingt erbärmlich. dafür legt liebman noch 10 effekte bei sich drauf (was es auch schon wieder spannender macht, weil es oft überhaupt nicht mehr nach einem blasinstrument klingt). die fernsehkamera ist überfordert, weil sie außerhalb der soli nie weiß, auf wen sie draufhalten soll. henderson und lucas bewegen ja allerhöchstens die letzten glieder ihrer finger (unfassbar, wie die da stehen, verschüchtert schief henderson und lucas wieder mit super outfit & tollem swag). cosey sizt wie ein hingeplumpster bär und dudelt an seinen geräten, als ob er figuren eines brettspiels bewegt. er ist hier auf der grenze zu seinem bluesspiel angelangt, ab und zu driftet er ins geräuschhafte, was jedesmal ziemlich toll ist, aber er wirkt trotz allem seltsam unbeteiligt und draußen. fosters coolness ist schwer zu lesen. bleibt mtume, dessen athletische feinnervigkeit großartig aussieht – in jedem finger einen sound, hellwach auf miles ausgerichtet, er kriegt wirklich jedes signal sofort mit.

    das material ist noch im experimentierstadium. die jüngsten sessionergebnisse, „claypso frelimo“ und „mr foster“ sind schon dabei, aber noch nicht wirklich in den fingern. oft gibt es momente, wo sich alle zu fragen scheinen: was nun?

    auch miles. er sieht ziemlich abgekämpft aus. sichtbar gealtert, riesige augen, die verpeilt um sich schauen, der kampf mit der technik, aber orgel spielt er auch kaum. er hält die band an und lässt sie wieder los. immer wieder. dann eine halbe stunde nicht mehr. am ende wieder permanent.

    und trotz allem ergeben sich fantastische momente. vor allem miles‘ paradesolo über „mr foster“, für das er ein letztes mal versucht, etwas aus seinen geräten herauszuholen und dafür die band zur stille anhält. was da passiert, ist dann doch sehr berührend.

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    #9947023  | PERMALINK

    vorgarten

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    1. november 1973, berlin, philharmonie.

    formvollendet von ronnie scott angekündigt, bricht die hölle los. der auf-die-glocke-einstieg „turnaroundphrase“ mit der nicht ernstzunehmenden kinderliedmelodie fließt völlig verzerrt ins mischpult, cosey und henderson scheinen komplett falsch eingestellt zu sein, mtume dagegen überhaupt nicht zu hören. miles‘ effektanlage funktioniert diesmal reibungslos. und spätestens aber dem zweiten stück (?) ergibt das alles einen sinn. das effektgewirr ordnet sich, wird zu gut formuliertem krawall. dann federt die band leicht aus, cosey spielt ein paar blues-linien (von ashley kahn fälschlicherwiese lucas zugeordnet), kurze orientierungslosigkeit, nur mtume hat sich gefangen. ein orgelakkord deutet „ife“ an, das geister-haus-mittel. liebmans verschattete flöte übernimmt, die rhythm section fällt in den sexy verschleppten funk, miles baut langsam und ungehetzt sein solo auf. wenn’s lauter wird, sind die verzerrungen im mix wieder unüberhörbar und unüberhörbar nicht beabsichtigt. während cosey’s solo (wieder eine spur abstrakter geworden) dirigiert miles wieder den stop-and-go-wechsel. liebman spielt dann noch ein unerwartes lyrisches sopransaxsolo, das zwar nur dezent mit der angeschlossenen elektronik umgeht, im mix trotzdem verzerrt ist. es nervt, weil man gerade bei dieser band einen transparenten klang braucht, um die feinheiten hinter der großen geste mitzubekommen.
    nach einer schönen coda kommt das thema eines immer wieder in die live-sets eingebauten stücks, das niemals einen anderen titel als „untitled original 730424c“ bekommen hat (die diskografen haben in dieser phase sowieso die größten schwierigkeiten, nachzuvollziehen, in welchem komponierten material die band gerade unterwegs ist, die frei grooves mit themenkürzeln durcheinanderwirft). jetzt ist die band im fluss, soli, breaks, kollektiver ausbruch und aufmerksamkeitsverlagerungen gehen organisch zusammen. miles spielt ziemlich viel, hat offensichtlich spaß. am ende bekommt mtume immer mehr solo-raum, hat sogar das letzte wort. in der abmoderation wirkt ronnie scott etwas erschüttert. vereinzelte buh-rufe.

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    #9947069  | PERMALINK

    vorgarten

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    3. november 1973, drei tage später, wien.

    großaufnahme: kabelsalat. die band baut auf. one, two, test. gutes öffentlichrechtliches fernsehen, dass prozesse abfilmt, bevor überhaupt etwas gespielt wird. rückkopplungen, alle verkabeln sich, foster schraubt in aller seelenruhe seine trommeln auf. das publikum pfeift, ungeduldig. der hallensprecher bittet um verständnis: „es sind sehr komplizierte instrumente…“ fotografierverbot (hält sich 1973 natürlich keiner dran.) zartes anzählen, der beat von „turnaroundphrase“. mtume ist zu laut. reggie lucas lächelt durch eine zahnlücke, mit geschlossenen augen. heilloses chaos im mix. egal. liebman entspannt die muskeln und sieht aus, als würde er jetzt die steuererklärung in angriff nehmen. bei wievielen tontechnikern diese einstiege wohl zu vorübergehender taubheit geführt haben?

    miles trägt blaue seide, weißen schal und plateau-clogs. auch sonst hat der auftritt mehr glanz. irgendwie sind alle viel experimenteller unterwegs – cosey und liebman wechseln sich übergangslos in ihren soli ab, cosey wechselt auf eine art elektronische mandoline (doppelsaitig), die er in einer unkonventionellen stimmung spielt, fordert miles durch eine noise-hafte begleitung heraus, die dieser mit großer lust aufgreift. sein tolles abstraktes blues-solo über „right off“ geht unglaublich cool in einen langsameren funk über, den er genauso im griff hat. und immer wieder mtume-time, der manchmal so sehr in szene gesetzt wird, als sei das stop-and-go-ding nur für ihn erfunden worden. am ende „calypso frelimo“ in einer tolleren version als auf dem album, beendet von unbegleiteten congas. toller auftritt, toll anzusehen.

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    #9947219  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

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    Beiträge: 91,466

    Soeben ist beim französischen Label SAM Records ein hervorragendes, dem Original nachempfundenes 10″-Reissue von „Ascenseur Pour L’Échafaud“ erschienen:
    http://www.samrecords.fr/product/miles-davis-ascenseur-pour-lechafaud-ost-1958

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    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #9949715  | PERMALINK

    vorgarten

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    26. januar 1974, willimantic.

    nach der ausufernden newport-in-europe-tournee (einen späten auftritt, aus paris, kann man als s/w-videoaufzeichnung mit schlechtem ton noch hier sehen) hat die band 2 monate pause, bevor sie erneut on the road ist, durch usa und kanada. ende märz entsteht bei dem in mehrerer hinsicht außergewöhnlichen carnegie-hall-konzert das material für DARK MAGUS (1977 nur in japan erschienen). den beginn macht aber dieser auftritt hier, in erträglicher tonqualität in umlauf gebracht.

    vieles hat sich verfestigt, und obwohl es wieder fast unmöglich scheint, alles, was hier produziert wird, in einen vernünftigen mix zu bringen, könnte man vielleicht doch sagen, dass man die live-band hier vergleichsweise pur erleben kann (wohingegen teo macero für DARK MAGUS sehr deutlich in die ihm eigene trickkiste greifen wird). was eben auch heißt: coseys und liebmans auf lautstärke und powerplay gestimmtes spiel erscheint vergleichsweise unsubtil, die percussion-effekte verschmieren sich intransparent. es sind aber auch ein paar neue effekte zu hören, die man nicht recht zuordnen kann (videoaufzeichnungen gibt es aus dieser phase wohl nicht mehr). elektronisch verstärkte daumenklaviere dürften wohl auf die kappe von cosey gehen; rätselhaft ist aber ein eigenwillig kurz durchspielender drum computer, den man im netz in der regel mtume zuordnet. sowas gab es intrumententechnisch wohl schon seit 1967, waren aber erst ab den 80ern individuell programmierbar. trotzdem entsteht in dem miles-band-gefüge damit eine sehr schräge farbe, die fast schon richtung new wave hindeutet.davon profitieren natürlich die eher ruhigen geräuschpassagen auf „ife“ oder „mr foster“, in denen manchman auch ein manipuliertes verzerrtes rauschen zu hören ist (lucas?).

    ansonsten folgt alles den dramaturgien der europa-tour – es gibt stop-and-go-momente, climax-spiel, liebman fährt dankenswerterweise die elektronische modulationen seines sax-spiels etwas zurück, cosey hängt aber immer noch in seinem verzerrrten blues-gegniedel. miles spielt nicht wirklich aufregend, aber effektiv, setzt die orgel frei und manipulativ ein, während die percussion ihre eingeübten funk-teppich-muster webt, die an sich (funk UND teppich) natürlich schon spektakulär sind.

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    #9949853  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    30. märz 1974. das new york konzert in der carnegie hall wird von columbia mitgeschnitten, aber nicht direkt veröffentlicht. nachdem AGHARTA und PANGAEA kommerziell hinter den erwartungen zurückblieben, sah man von weiteren live-aufnahmen aus dieser phase erstmal ab. schließlich kam DARK MAGUS 1977 bei cbs-japan heraus, in der rückzugsphase von miles.

    für die herausbringung wurde das live-material in mehrfacher hinsicht überarbeitet. aus den üblichen themen und kompositionen („turnaroundphrase“, „tune in 5“, „mr foster“, „ife“, „calypso frelimo“ usw.) wurde eine suite in vier teilen, in swahili „moja“, „wili“, „tatu“ und „nne“ genannt. abgebildet wurden dafür zwei (nicht vollständige) sets. viel interessanter als diese umbenennungen ist aber, wie macero die band abgemischt und das material anschließend bearbeitet hat. de facto baut er einen völlig eigenen artifiziellen raum aus den spuren und nimmt sich darüber hinaus freiheiten in ihrer bearbeitung. hier wird ein trip gebaut, und es ist nicht 1:1 der trip, den die band auf der bühne eingeworfen hat.

    grundbaustein, fast wie eine insel, ist michael hendersons minimalistischer bass. al fosters drums sind dahinter und sie schießen von dort aus frontal ins geschehen. eng damit verzahnt ist reggie lucas, bei dem man so zum ersten mal hören kann, wie perfekt er mit dem rhythmus verzahnt ist (in seinem funk-begleitungs-modus; sein zweiter modus sind die ambivalenten harmonischen begleitakkorde, die nach dem modell von miles‘ synthesizer-spiel druck aus der musik nehmen und sie auf ein nebengleis führen). mtumes congas sind stereophonisch verteilt und fungieren wie ein ganzkörperliches rhythmus-bett, quasi flankierende triebwerke, lauter als die drums, die viel eher punktieren als dominieren.

    in diesem raum dann die drei solisten – miles ist völlig individuell im mix behandelt, als wandernde stimme im raum, mal vorne mit wahwah den groove kommentierend, mal über allem, effektlos, als himmelwärts gerichteter aufschrei, mal verloren, auratisch, verhallt, hinter der band. wenn liebman ins geschehen eingreift, ist er kaum elektrifiziert, aber sehr laut und mit auratischem hall – endlich wird wieder seine individuelle stimme betont, die im durchwühlen des materials ans tageslicht aufsteigt. ganz anders dagegen pete cosey: dessen verzerrte blues-gitarre wird diversen echo- und hallbearbeitungen ausgesetzt, so dass teilweise kaum mehr zu hören ist, was genau er spielt, sondern er als eketrostatische wellenbewegung in die musik ein- und wieder ausfließt.

    fast möchte man sagen: so wird aus dieser band ein schuh. war bisher kein live-mix der welt mit ihr klargekommen, versschafft ihr macero im nachinein den adäquaten klangraum. aber spätestens ab minute 16 in „moja“ passiert noch etwas anderes. nach einem noise-haften cosey-solo werden plötzlich einzelne percussionakzente geloopt. mtumes rhythm machine kommt zum einsatz, aber auch sie wird als space-effekt über die live-musik gelegt. das passiert daraufhin immer wieder – die ohnehin kaum im raum zu verortende percussion von mtume und cosey, verstärkerrauschen (?), manchmal auch stimmen ergeben geloopt eine neue, zusätzliche, außerirdische rhythmische struktur. und die ohnehin angelegten funk- und dub-elemente werden um breakbeats und primitive synth-konserven angereichert.

    part2, „wili“ beginnt mit einem unfassbar schweren funk, der so klingt, als sei er bereits von bill laswell geremixed worden. in dessen zweitem teil, die band spielt eigentlich „mr foster“, verdichten sich die verminderten akkorde mit miles‘ tieftrauriger trompete zu einem garagen-sound, der sich fast in sich selbst zurückzieht. und das set, das mit dem vollkraf-funk von „turnaroundphrase“ anfing, immer tänzerischer wurde, schließlich ins weltall abhob, schließt mit glöckchen, rauschen und einem ausvibrierenden bass-ton, ganz tief im keller.

    dave liebman hat erzählt, wie sehr diese band von internen spannungen gelebt habe. kaum einer war mit den anderen längere zeit als nötig zusammen. miles hätte mtume bevorzugt, der hätte wiederum nur mit reggie lucas zusammen gehangen. pete cosey war komplett für sich, henderson auch. liebman, mit dem kaum jemand außer miles gesprochen habe, fühlte sich isoliert. al foster kam mit der ganzen zusätzlichen percussion nicht klar. miles hätte das alles sehr bewusst so arrangiert, meint liebman, damit die auftritte niemals vorhersehbar und langweilig würden. aber am 30. märz 1974 hat er noch eine weitere idee: beim zweiten set sind plötzlich ein zusätzlicher saxofonist (azar lawrence, vorher bei mccoy tyner) und noch ein weiterer gitarrist (dominique gaumont, den die band in paris kennengelernt hat und der sich, sobald er in new york ankam, bei foster meldete) dabei, die zusammen das konzert der band besuchten und nun ohne probe und absprache plötzlich auf der bühne ins spotlight geraten.

    „tatu“ beginnt mit einem von miles auf der orgel angespielten funk-riff. henderson, foster und cosey (auf einem doppelgong) steigen ein – und lucas macht ein bisschen mit. dann gibt es eine pause und gaumont setzt ein – kreissägen-sound, kompressor, ekstase, irgendjemand schreit, miles haut einen orgelakkord rein. die band zwischen orientierungslosigkeit und bereitschaft, jetzt alles loszulassen. eine zweite gitarre kommt dazu (lucas? coseys doppelgong ist noch zu hören), ein erstes duell, macero lässt die sounds zwischen den kanälen wandern. was ist da los? overdubs? was gaumont da anbietet, ist super, unfassbar selbstbewusst, dekonstruktivistisch, flucht nach vorne. miles‘ orgel bietet ihm einen dialog an. dann full stop der band, gaumont darf in die lücke; kreischende sounds, mühsam herausgepresst – und dann kommt lawrence. knarzender tenor-ton, von henderson vor sich her geschubst. das stop and go ist auch für ihn – allerdings steigt liebman mit ein, das nächste duell. die intensität steigert sich sportlich, obwohl nur die halbe band mitmacht – lucas und mtume machen pause.
    nach einem unbegleiteten moment von lawrence beruhigt sich alles und mtume und lucas steigen wieder ein, cosey ist wieder geräuschhaft an der gitarre zu hören. lawrence macht weiter mit seinem exstentialistischen solo (ziemlich toll). dann neuorientierung der band, aus pausen, auf zehenspitzen. miles führt in den funk zurück und leitet auf der orgel in den „calypso-frelimo“-teil über. dichte, verzerrte sounds, dann, auf halber geschwindigkeit, ein daumenklavier-solo (!) von cosey, schließlich faded die band in einer art blues aus.

    part 4, „nne“, beginnt direkt im weltall. es gibt einen sich verlangsamenden groove, dazu geloopte percussion, die durch die kanäle wandert. cosey oder gaumont solieren dazu, aber dann bleiben die artifiziellen jungle-beats über, in denen das „ife“-thema angespielt wird. auch das liebman-solo wird immer wieder davon überlagert, abgelöst von trippigen orgelakzenten von miles, dann wieder einem gaumont-solo, während die soudlandschaft immer unübersichtlicher wird. was passiert da auf der bühne? egal, gaumont spielt einfach immer weiter. irgendwann ganz viel ruhe, ein miles-solo, ganz bei sich. lawrence übernimmt – und die band prescht plötzlich wieder mit „turnaroundphrase“ los. ausfasern, ein duo mit cosey?, liebman steigt auch ein, gaumont auch, freier jam, ohrenbetäubend. der abend endet mit dem fragezeichen des conga-teppichs von mtume, in den die band noch ein paar mal einsteigt, aber er bleibt am ende übrig, vom applaus umrauscht.

    nach diesem konzert bleibt gaumont dabei und die band hat nun drei gitarristen. für azar lawrence war es ein einmaliges gastspiel. und jungle kam dann eigentlich erst in den 80ern.

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    #9949875  | PERMALINK

    vorgarten

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    kurz hinterhergeschoben einer der auftritte der kurzen südamerika-tour, 28. mai 1974, sao paulo.
    viel ist dazu nicht zu sagen, die tonqualität lässt nicht wirklich eine beurteilung zu, wie sich die drei gitarristen aufeinander eingespielt haben. zumal cosey und gaumont mit vergleichbarem ton und vergleichbaren effekten operieren.
    ein fester bestandteil der konzerte scheint jedenfalls das daumenklaviersolo von cosey geworden zu sein. von den abgefahrenen percussionloops ist nichts mehr zu hören, was für mich umso mehr darauf hindeutet, dass sie im wesentlichen eine erfindung von teo macero waren.

    dominique gaumont, den ich, vor allem auf der grundlage seines einzigen leader-albums ENERGY, für einen ziemlich tollen und eigenwilligen gitarristen halte, verstarb aufgrund von drogengeschichten schon mit 30 jahren. seine frau hat auf bandcamp das besagte album zur verfügung gestellt.

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    #9949877  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten<iframe src=“https://www.youtube.com/embed/wOA9_TdRFt4?feature=oembed“ width=“500″ height=“375″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“></iframe> 3. november 1973, drei tage später, wien. großaufnahme: kabelsalat. die band baut auf. one, two, test. gutes öffentlichrechtliches fernsehen, dass prozesse abfilmt, bevor überhaupt etwas gespielt wird. rückkopplungen, alle verkabeln sich, foster schraubt in aller seelenruhe seine trommeln auf. das publikum pfeift, ungeduldig. der hallensprecher bittet um verständnis: „es sind sehr komplizierte instrumente…“ fotografierverbot (hält sich 1973 natürlich keiner dran.) zartes anzählen, der beat von „turnaroundphrase“. mtume ist zu laut. reggie lucas lächelt durch eine zahnlücke, mit geschlossenen augen. heilloses chaos im mix. egal. liebman entspannt die muskeln und sieht aus, als würde er jetzt die steuererklärung in angriff nehmen. bei wievielen tontechnikern diese einstiege wohl zu vorübergehender taubheit geführt haben? miles trägt blaue seide, weißen schal und plateau-clogs. auch sonst hat der auftritt mehr glanz. irgendwie sind alle viel experimenteller unterwegs – cosey und liebman wechseln sich übergangslos in ihren soli ab, cosey wechselt auf eine art elektronische mandoline (doppelsaitig), die er in einer unkonventionellen stimmung spielt, fordert miles durch eine noise-hafte begleitung heraus, die dieser mit großer lust aufgreift. sein tolles abstraktes blues-solo über „right off“ geht unglaublich cool in einen langsameren funk über, den er genauso im griff hat. und immer wieder mtume-time, der manchmal so sehr in szene gesetzt wird, als sei das stop-and-go-ding nur für ihn erfunden worden. am ende „calypso frelimo“ in einer tolleren version als auf dem album, beendet von unbegleiteten congas. toller auftritt, toll anzusehen.

    Da beschreibst Du Deine Eindrücke des Wiener 73er Auftrittes trefflich …. bravo !!!!

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