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26. juli 1973. „big fun“, „holly-wuud“, „peace“. mit der working band: miles, liebman, cosey, lucas, henderson, mtume, foster.
„big fun“ und „holly-wuud“ sind quasi aus dem gleichen jam-material. zwei takes findet man davon auf den COMPLETE ON THE CORNER SESSIONS. henderson stützt einen dreckigen, aber relativ geraden foster-beat auf einem ton ab, beide funk-gitarristen füllen mit miles‘ orgel zusammen den raum.
auf dem ersten take soliert liebman, klischeefrei, langsam intensität aufbauend, ins material rein, dann wieder drüber hinweg. miles‘ akkorde machen das ganze spannend, sind aber undominant im mix eingebunden. nach vier einhalb minuten dann das trompeten-solo, einzeltöne und verschmierte läufe, klug in den groove gesetzt. cosey wird aktiver, um die verstummte orgel zu kompensieren. aber einen höhepunkt vermag miles nicht mehr zu setzen.
der zweite take beginnt mit einem miles-solo, der beat ist etwas verschleppter, cosey und henderson fügen sexy fills ein, später verdichtet lucas seine akkordarbeit. nach 4 minuten übernimmt liebman mit schönen, gesanglichen linien, miles setzt nur sparsame orgelakzente, und – ein wunder – foster schließt seine hi-hat. um die 6-minuten.marke darf dann noch cosey solieren – ziemlich gitarristentypisch jaulend in die hohen lagen und skalenweise auf und ab. miles‘ orgel setzt das finale und die band endet auf der 1.
merkwürdigerweise wurde davon eine single produziert, die eigentlich nur das miles-solo aus dem zweiten take auf zwei seiten beinhaltet (die eben „big fun“ und „holly-wuud“ heißen). macero hat ein bisschen von lucas‘ begleitung als intro zusammengeschnitten, miles ein bisschen psychedelisch nach hinten gemischt und dafür mtume etwas präsenter nach vorne.
„peace“ ist ein ruhiges stück auf einem wahwah-bass-riff, in das schimmernd die orgel hindurchtaucht. liebman ist erstmals mit einem introvertierten flöten-solo zu hören, das gleichzeitig mit dem bassriff als auch mit miles‘ unvorhersehbaren orgelakkorden spielt. foster geht viel freier mit dem beat um, stille und pausen werden wichtig (lucas setzt ganz aus). die band hält aber die ganzen sieben minuten hindurch die spannung. sie ist schon richtung „he loved him madly“ unterwegs. miles soliert nicht, dafür am ende kurz cosey, ohne dass ihm was gutes einfiele. (meine cosey-begeisterung hält sich noch in grenzen.)
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