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vorgartenschön, dass du auch irgendwie „dran“ bist. und das video ist toll, auch, wenn es ja nur einen teil der effekte visualisiert (neben den loops, den dynamikwechseln usw.).
einigen deiner einschätzungen würde ich aber widersprechen – sowohl aus der perspektive der veröffentlichungszeit heraus (JACK JOHNSON wurde damals auch kaum wahrgenommen), als auch aus heutiger: wenn man das ganze zeug zur verfügung hat, was da zwischen 69 und 74 entstanden ist, hat für mich jedes stück auf BIG FUN oder GET UP WITH IT, zum teil sogar die unveröffentlichten sachen, genauso großen wert wie JACK JOHNSON, das ja eher in der zwischenzeit als meisterwerk rezipiert wurde (als was deutlich anderes als BITCHES BREW und ON THE CORNER, aber davon gibt es halt sehr viel mehr, jede session hat ja neue aspekte bearbeitet). vielleicht hätte cbs damals die sachen etwas mehr bündeln können, die weltmusik-stücke z.b. oder die cellar-door-aufnahmen (wo sie dann aber die pascoal-sachen drauf gepackt haben), auf GET UP WITH IT nur die trippigen sachen ohne den „red china blues“ usw. aber „outtakes“, „b-ware“ usw. finde ich das alles nicht.
Ich musste vorhin kurz darüber nachdenken, wann man überhaupt dazu kommt, sowas wie Big Fun mit minimal 20-minütigen Stücken zu hören: Beim Autofahren? Ungünstig, wenn man – so wie ich – kein Auto hat. Abends im Musikzimmer im Ohrensessel? An einem Wochenende ohne Verabredungen und Termine und wenn man so wie ich parallel Farbe beim Trocknen zusehen kann? Ich hatte tagelang Ife und Go Ahead gehört um da überhaupt einigermaßen reinzukommen und glaube immer noch, dass die Hälfte an mir vorbeigegangen ist.
Ob Big Fun zweite Wahl ist oder nicht, ist ein sehr subjektives Urteil von mir. Ich finde mindestens die beiden genannten Stücke ja auch sehr toll. Sie haben jedoch in meinen Ohren nicht ganz die Prägnanz und Schärfe von z.B. Jack Johnson oder On The Corner. Das sagt nicht unbedingt was über deren Niveau oder Originalität, aber etwas über deren Hit-Qualitäten – falls man im Zusammenhang von 20-Minütern überhaupt von Hits sprechen kann. Ist aber eine spitzfindige und müßige Diskussion.
Was jedoch auch und gerade Ife und Go Ahead zeigen, ist, dass diese Methode, Musik zu machen, ein Experiment mit offenem Ausgang war. Teo Macero destillierte aus diesem blubbernden Gebräu etwas heraus und goss es in eine feste Form. Er hätte es auch in eine andere Form gießen können. Oder es sein lassen können. Bei Jack Johnson und OTC ist in meinen Ohren die endgültige Form halt etwas scharfkantiger.
Genug schwadroniert: Zurück zur Musik!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)