Re: Das 21. Jahrhundert: Die 30 besten Alben (von neuen Künstlern)

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stefane
Silver Stallion

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Beiträge: 7,211

pipe-bowl@Mista & Stefane: ist es Zufall oder beschränkt ihr euch auch bewusst auf ein Album pro Interpret? Letzteres würde das Endergebnis zu dem abgefragten Thema doch verfälschen, oder?

Ein bißchen was von beidem.
Auf den ersten 20 Plätzen sollte meine Liste einigermaßen belastbar sein, spätestens ab Platz 25 kommt dann mehr oder weniger ohnehin ein Element der Beliebigkeit hinzu. Und dann habe ich mich im Zweifelsfall tatsächlich eher für „Diversität“ und gegen die Nennung einer zweiten Platte eines vorher schon genannten Künstlers entschieden.
Aber im einzelnen:
„Felice Brothers – Felice Brothers“ ist so ein Fall: könnte auch irgendwo in den hinteren Zwanzigern stehen, habe ich dann aber doch draußen gelassen. „Yonder Is the Clock“, „Favorite Waitress“ und insbesondere „Celebration, Florida“ sehe ich dann schon deutlich schwächer. „Through these Reigns and Gone“ und „Adventures of The Felice Brothers Vol. I“ kenne ich noch nicht.
Liz Greens „Haul Away!“ ist eine schöne Platte, hat aber nichts von dieser Unmittelbarkeit, dieser gespenstischen, unheimlichen Stimmung und diesem grandiosen Retro-Sound von „O, Devotion!“.
Eilen Jewell ist so eine biographische Sache: ich habe zuerst „Letters of Sinners and Strangers“ und „Queen of the Minor Key“ kennengelernt, „Sea of Tears“ kam bei mir deutlich später, weshalb sie mir noch nicht so präsent ist; in zwei Jahren könnte das eventuell anders aussehen.
„Escondida“ von Jolie Holland hat für mich diese bezwingende Old Time-Qualität, die „Springtime Can Kill You“ und erst recht die anderen Platten von ihr nicht haben. „Catalpa“ allerdings kenne ich noch nicht.
„Farewell Sorrow“ steht für mich in seiner Eindringlichkeit und seiner reduzierten Schmucklosigkeit recht klar über allen anderen mir bekannten Alasdair Roberts-Platten.
„All Kinds of You“ von Ryley Walker ist ein tolle Platte, aber diese Wucht und dieses Trancehafte von „Primrose Green“ hat sie nicht.
Bei Blanche muß ich zu meiner Schande gestehen, daß ich ihre erste Platte „If We Can’t Trust the Doctors…“ nicht kenne.
Ryan Adams ist wiederum stark biographisch geprägt: „Gold“ habe ich als erste seiner Platten kennengelernt und sie hat mich so gepackt, daß ich über eine längere Zeit hinweg nicht viel anderes gehört habe; inzwischen ist die Liebe – aber nur etwas – abgekühlt. „Heartbreaker“, das ich erst deutlich nach „Gold“ wahrgenommen habe, wiederum ist so ein Fall für die hinteren Zwanziger-Ränge, das ich dann draußen gelassen habe. Zu den hier so geschätzten „Love Is Hell“ und – für mich überraschend – „Cold Roses“ habe ich nie eine so innige Beziehung wie zu „Gold“ entwickelt.
Von Laura Marling schätze ich außer „I Speak Because I Can“ auch alle anderen Platten: „Alas I Cannot Swim“, „A Creature I Don’t Know“ und „Once I Was an Eagle“ wären dann aber doch irgendwo zwischen Platz 40 und 60.
Bei Emily Jane White steht „Dark Undercoat“ für mich mit seiner reduzierten Gothic-Stimmung und den durchgängig tollen Songs dann doch deutlich vor „Victorian America“ und „Ode to Sentience“.
Bei Scout Nibletts „It’s Up to Emma“ begeistert mich dieses Live- und Probenraum-Feeling, das keine andere Platte von ihr hat.
„Kurt Vile – Wakin on a Pretty Daze“ ist ein schwieriger Fall: die neue Platte „B’lieve I’m Goin Down…“ ist ein absoluter Grower, der für mich mit jedem Hören ein bißchen besser wird, den ich aber momentan noch nicht in den TOP 30 sehen würde.
„Smoke Fairies – Through Low Light and Trees“ wiederum ist einfach: diese Weitläufigkeit, diese offenen, stehen gelassenen Akkorde hat so keine andere Smoke Fairies-Platte.
Schwierig ist Marissa Nadler, ihre Platten höre ich alle auf einem ähnlichen Niveau. Habe mich für „July“ entschieden, obwohl „Marissa Nadler“ sicherlich auch in den hinteren Zwanzigern hätte landen können. Das hier von vielen so überaus geschätzte Debüt „Ballads of Living and Dying“ habe ich leider noch nicht.

Generell würde ich aber die Liste ohnehin als Momentaufnahme betrachten. So habe ich z.B. Ryley Walkers „Primrose Green“ auf Platz 7 gelistet: die Platte hat mich dieses Jahr absolut begeistert; wie sie sich entwickeln wird, ob sie mir in zwei, drei Jahren immer noch so wichtig sein und da oben (oder vielleicht sogar noch höher) stehen wird, oder ob sie für mich vielleicht an Bedeutung verlieren wird? Only time will tell!

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"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)