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Jeder soll so besternen wie er will. Dass sich Jeff Linn (er schreibt sich sogar noch falsch) selbst nur einen Stern geben will, ist typisch und spricht für seine Bescheidenheit :lol:
Klar sind da sowohl lyrisch als auch musikalisch Referenzen noch und nöcher an alte Schaffensphasen zu finden, aber das ist ja irgendwie Teil einer Art biographischen Komponente des Albums. Jeff gibt uns hier eine Zusammenfassung seines musikalischen und privaten Lebens, und es ist auch kein Zufall oder Unvermögen, dass da allerlei Titel und Textzeilen von alten ELO-Alben auftauchen, er spielt ganz bewusst damit.
Mal abgesehen davon, dass man andere traditionsreiche Projekte hier ja auch nicht gerade dafür abfeiert, dass sie sich komplett neu erfinden, finde ich nicht, dass sich Lynne bloß kopiert, denn in der Kombination der Zutaten gab es „Alone In The Universe“ als Album von ELO so noch nicht. Bsp: Die Kombination von 80ies-Keyboards und den trockenen, close-up vocals der „Armchair Theatre“-Ära ist ein neuer Ansatz. Es gibt für Leute, die das mit Kopfhörer gehört haben, keine Chance zu überhören, dass einige Keyboard-Texturen sehr interessant sind und nicht bloß Wiederholungen der alten Muster. Ein weiterer Schwerpunkt war wohl die Konzentration auf variantenreiche Gitarrensoli. Dann war ein Hauptthema das Suchen nach für Popsongs ungewöhnlichen Akkorden. Klar gab’s das bei ELO früher auch immer mal wieder, aber erst durch „Long Wave“ hat Lynne das zu einem Ausgangspunkt und Hauptthema eines ELO-Albums erkoren. Die Produktionsweise selbst ist übrigens völlig anders als anno dazumals (Lynne betont „auf dem neuesten Stand“) und kombiniert das Beste von Analoger Aufnahmetechnik mit dem wirklich neuesten Digitalen Equipment. Er hat zu Hause absolut professionelles digitale Equipment auf dem aktuellsten Stand. Als er die alten Hits neu einspielte, war mit ein Grund, dass er durch die nun unbegrenzten Spuren und das Alleine einspielen nun bei der Abmischung absolute Bewegungsfreiheit hatte. ELO-Hits filtered through Chrystal lauteten einige Kritiken, alles ließ sich genau durchverfolgen. Einige bemängeln hier zwar wieder breiigen Sound, aber so ganz stimmt das nicht, denn mit Kopfhörer erkenne ich jede Menge Details. (Andererseits lag früher durchaus bei ELO-Songs ein Reiz darin, dass man eben nicht alles zuordnen konnte)
Meiner Ansicht nach macht Lynne mit ELO nun genau das, was er als Produzent mit Roy Orbison und einigen anderen probiert hat. Durch einige kleine Kniffe in der Produktionsweise und modern touches schafft er es, seinen classic ELO Sound (ich weiss, schon das eine vereinfachte Sichtweise) in die Gegenwart zu transportieren.
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