Re: Jazz Domino

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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gypsy tail wind

Das Album, das Baker mit Pieranunzi gemacht hat – beide als Sidemen von Charlie Haden, wenn man es genau nimmt, und mit Billy Higgins als viertem Mann – überzeugt mich bisher nicht so richtig. Aber allein die Tatsache, dass man hier Chet mit Hadens unvergesslichem Titelstück hören kann, fasziniert mich! Neben abgedroschenem („My Funny Valentine“ zum dreihuntersiebenundzwanzigsten) gibt es auch ein paar Bebop-Klassiker, was wiederum eine schöne Überraschung ist: zum Auftakt „Visa“ von Charlie Parker, und zum Abschluss dann „Conception“ von George Shearing. Anknüpfungspunkte galore ;-)

Kenne ich zugegeben nicht.

Aber … auch wenn Chet Baker zum dreihundertsiebenundeinundzwanzigsten mal My Funny Valentine spielt oder singt ist das unübertrefflich. Bei der Suche nach einer Aufnahme davon bin ich im Netz über Chet Bakers Album CHET gestolpert, dass ich ganz übrigens noch als Vinyl im Schrank zu stehen, aber auch sehr lange nicht mehr gehört habe. Eine sehr nebelverhangene und melancholische Sache. Erinnert mich spontan auch an L’Ascenseur Pour L’Echaffaud, sogar etwas an Birth Of The Cool, wenn auch viel lockerer gestrickt. Durch die Instrumentierung (Chet Baker – trumpet, Herbie Mann – alto flute, Pepper Adams – baritone saxophone, Bill Evans – piano, Kenny Burrell – guitar, Paul Chambers – bass, Connie Kay – drums) ist das sogar noch nebelverhangener und melancholischer. Auch das Cover ist toll.

Ich habe übrigens diese Musik in ihrem understatement früher überhaupt nicht verstanden. Wenn ich sie jetzt höre, bin ich aber beeindruckt. Ein Platte, die überhaupt nicht in diese Jahreszeit passt. Aber toll.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)