Re: Konsensspiel 2013 – Runde 1: Reformer

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jan-lustiger

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RosebloodDu argumentierst mit der Top 500 des US-Stone um meine These, auf Big Star stößt man nur, wenn man sich intensiver mit Musik auseinandersetzt, zu kontern? Aber damit gibst du mir eigentlich indirekt Recht, sonst würdest du nicht eine MUSIKzeitschrift erwähnen.

Ich wollte diese These gar nicht kontern. Sie stimmt. Aber obskur sind Big Star halt auch nicht mehr. Es ist aber auch nicht so, dass das ein Beweis für deine These wäre, denn in der Stone-Top-500 stehen auch die Beatles.

RosebloodIch verstehe, dass du so reagierst, da dir die Ramones sehr gefallen, aber wenn ich Lust auf Punk und somit auch auf abgefucktere Musik habe, greife ich lieber zu Wire oder Misfits oder eben dann zu Minor Thread oder The Exploited. Und mit „Schönwetter-Punk“ meine ich eben genau das.

Die Misfits würden übrigens auch sehr gut in die Bravo passen. Heute zumindest. Die Ramones passen da auch nur heute, 35 Jahre nach Punk rein. Aber darum geht es doch auch gar nicht. Minor Threat wollte ich lustigerweise als nächstes setzen, Wire spielen in einer ganz anderen Liga und Exploited halte ich für ’ne Lachnummer.

RosebloodWarum haben die Ramones so viele Anhänger und Hörer? Nicht nur, weil sie auf einer Art Pioniere waren, sondern, weil die Lieder leicht ins Ohr gehen und easy listening sind. Die Ramones sind weder giftig noch aggressiv, warum sollte ich sie dann nicht als leichten Punk bezeichnen dürfen?

Weil sie giftig und aggressiv waren. Von den oben aufgezählten Bands hat übrigens außer den Misfits kaum eine so „abgefuckte“ Texte wie die Ramones geschrieben. Und am allerwenigsten die vernunftbedachten Minor Threat, die musikalisch härteste unter ihnen.

By the way: Pop ≠ Easy Listening

RosebloodMan sollte nie vergessen, dass man Musik hört und fühlt. Und ich bin froh, dass ich keiner von denen bin, die meinen, 20 verschiedene Synonyme für ein und dasselbe Empfinden anwenden zu müssen. Wenn ich etwas „cool“ und „geil“ und „toll“ finde, dann ist das für mich ehrlicher, als wenn ich jetzt krampfhaft nach irgendwelchen Fachbegriffen suche, nur um dann mit diesem Wort kultivierter zu wirken. Das wäre „uncool“!

Ach Martin, du nimmst das viel zu ernst. Natürlich kann man „cool“ auch einfach mal als Synonym für „gut“ verwenden. Ich lese das nur immer so oft von dir, dass ich mir dachte, in diesem unpassenden Fall sag ich mal was. Alles halb so wild. Darum lese ich mal über deinen sehr uncoolen ( ;-) ) Vorwurf, ich würde hier nur mitdiskutieren, um mich als kultiviert profilieren zu können, hinweg, und sage dir einfach: Du kannst mir sehr gerne glauben, dass ich Musik in erster Linie fühle. Und zwar so sehr, dass es mir – ganz persönlich – irgendwann nicht mehr genügt, sie einfach nur als „cool“ zu beschreiben.

Now, are we cool again?

Monroe StahrDie Ramones hatten 15 Jahre lang Charterfolge.

Das ist schlichtweg falsch. Die UK-Top-40 haben nur Sheena Is a Punk Rocker (1977) und Baby, I Love You (1980) geknackt. In den US-Top-40 waren sie nie. Auch bei den Alben nicht. Höchstplatzierte LP (End of the Century) #44, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. In den 90ern gab’s dann ein paar Gold-Platten in Südamerika. Das ist natürlich immer noch mehr als bei Big Star, deren Originalbesetzung kaum zwei handvoll Gigs gespielt hat. Dennoch: Die Ramones haben in ihrer aktiven Zeit nie viele Platten verkauft, sich aber durch Tourneen und Merchandise finanziell bestens über Wasser gehalten.

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