Re: Das Baritonsaxophon im Jazz

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katharsis

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illinVillainZu Pepper Adams:

Ich kenne nur ein Album mit ihm, und zwar Lee Morgan’s „The Cooker“ von 1957.
Dort ist mir (als Laie) sein Baritonspiel eher negativ aufgefallen, da seine Solos oft sehr hektisch rüberkommen und so den schönen Groove der Stücke etwas stören.

Das finde ich interessant und ich kann nachvollziehen, dass Du das so hörst. Zuerst sollte ich vielleicht sagen, dass ich „The Cooker“ für ein durchschnittliches (Lee Morgan) Album halte. Dann habe ich Pepper Adams dort als sehr ‚würzigen‘ Kontrapunkt gesehen, der die Musik unheimlich auflockert und ihr in einigen Stücken genau das richtige Maß an Schärfe verleiht, da die Musik ansonsten sehr zahm erscheinen würde. Das trifft insbesondere auf „Lover Man“ zu, das Adams geschickter gestaltet, als es der erste Teil mit Morgans Solo vermuten lässt. Ich denke aber eher, dass Du Dich auf ein Stück wie „Just one of those things“ beziehst, bei dem Adams sehr abgehackt spielt. Nicht dass mir das Stück besonders gefällt, aber ich finde, dass sein Spiel da schon etwas fast avantgardistisches vorweg nimmt. Im übrigen finde ich auch, dass Morgan bei diesem Stück extreme Probleme hat, sich in den Groove einzufinden, möglicherweise durchaus bedingt durch Adams‘ vorausgehendem Solo.
Nichtsdestotrotz ist „The Cooker“ wahrscheinlich die falsche Platte, um Adams vorzustellen.
Einen ähnlich scharfen Ton höre ich auf Adams Album „10 to 4 at the Five Spot“, nur dass die Band mit Doug Watkins, Elvin Jones und Donald Byrd besser zu passen scheint. Bobby Timmons ist da auch wieder dabei. Für einen etwas weicheren Ton würde ich „Mean what you say“ zusammen mit Thad Jones empfehlen, oder auch „The Adams Effect“, sein letztes Album vor seinem Tod.
Adams zeigt da zwar überall seinen typisch-schneidenden Ton (das ist mir dank gypsy erst so richtig aufgefallen), der gerade im Kontrast mit einem weicheren Instrument (dem Tenor von Frank Foster bspw.) so richtig auffällt, aber er breitet diesen mehr aus und schmeichelt daher etwas mehr.
Allerdings muss ja auch gesagt werden, dass es etliche andere Barisaxer gibt, die Du vielleicht eher antesten magst, so wie den von gypsy vorgeschlagenen Chaloff.

gypsy tail wind
Adams war ja ein Meister darin, seine Kollegen (also andere Barisaxer) zu beschimpfen… irgendwie stört’s mich bei ihm wenig, da ich ihn für einen der allertollsten Barisaxer halte und über seine allfälligen charakterlichen Mängel recht locker hinwegsehen kann – aber dass er Chaloff disst find ich ein hartes Stück!

Das wusste ich mal wieder gar nicht. In welchem Rahmen hat er das denn gerne getan und aus welchem Motiv heraus? Narzissmus, oder eher gekränkte Eifersucht, wie bspw. bei Poppa Lou?

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III