Re: Paul Weller – Wake up the nation

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niclas

Registriert seit: 08.09.2005

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Ich tue mich schwer nachzuvollziehen, was die Ablehnungsgründe einiger sind, letztlich bleibt für mich nur die enttäuschte Erwartungshaltung, dass Weller nicht „Heavy Wood Road Now!“ (HWRN) vorgelegt hat.

Auch unter Betrachtung seiner gesamten Karriere kann ich nur sagen „Gott sei Dank“ hat er dem widerstanden, der Marsch in die künstlerische Bedeutungslosigkeit wäre ihm sicher gewesen, da wo schon Ocean Colour Scene auf ewig verweilen: Dadrock forever (ich habe den Terminus immer als Bezeichnug für Wellerschen Bluesrock verstanden)! Sicher mit einer festen und relativ großen Fanbasis verbunden, die Top 10 Alben garantiert hätte, aber letztlich Schmorren im eigenen kreativen Saft, ohne frische Blutzufuhr, heavy Gitarrengewichse (um an diese Diskussion zu erinnern), wo Craddock irgendwann selbst „Come on / Let’s go“ live auf 8 Minuten Länge ausgedehnt hätte.
Es gäbe viele neue Songs nach bekanntem Strickmuster und bekanter Instrumentalisierung: Intro – Vers – Refrain – middle eight (so, glaube ich der Name?) – Vers – Refrain – Outro und bei Konzerten könnte man bereits vorab 80% der Setlist voraussagen. Alles bekannt, wohl vertraut und wärmend, eben wie Platten und Konzerte von OCS, aber the total creative tilt.
Ich will das nicht so schlecht reden, da ich ja auch Fan der HWRN-Phase bin, aber es war wahrlich genug und mit As is now ist ein krönender Abschluss gelungen.

Es war wirklich hohe Zeit, künstlerisch weiterzugehen (wie schon früher in Wellers Karriere), daher ergibt auch der fast Komplettaustausch der Band (wobei ich mir wünschen würde, dass es auch mal gut sein wird für Craddock. Gem Archer vielleicht oder gar Little Barrie könnte sehr spannend sein!) einfach logischen und konsequenten Sinn.

Und das bisherige Resultat ist imho wirklich beeindruckend. Sich, wie bei 22 Dreams, dem positiven Wahnsinn hizugeben, einfach mal ca. 20 verschiedene Musikstile auf ein Album zu bringen, das nenne ich Chuzpe!

Und bei WUTN das sogar noch auf die Spitze zu treiben, mit bis zu fünf verschiedenen Stilrichtungen pro Song (Trees) oder gar Stilrichtungen zu kombinieren, die sich eigentlich ausschließen, wie Country und Kinksesker 60’s Beat (Grasp & still connect), als ob es das natürlichste der Welt wäre. Kurzum, alle Hörgewohnheiten nd Erwartungshaltungen der ‚Altfans‘ komplett vor den Kopf zu stoßen und zu überfordern – Chapeau!

Und das verbunden (gut, es wurde produktionstechnisch nachgeholfen – na und?) mit einem dermaßen frischen Sound, der dir so was von ordentlich in den Hintern tritt und dir die Ohren durchpustet (beispielhaft gennant: Up the dosage), ein Effekt wie die Entrümpelung und Durchlüftung eines alten, verlassenen Hauses.

Weller und Dine hatten einen Plan für dieses Album und haben diesem alles strikt untergeordnet, notfalls sogar die Stimme (dass diese dennoch – nach wie vor – voll da ist, hört man bspw. bei „No tears to cry“). Und das Egebnis ist einfach nur konsequent und authentisch – Punktlandung!

Mein Fazit: alles richtig gemacht, zur richtigen Zeit! Dafür bin ich Weller dankbar und freue mich auf die nächste Wundertüte aka neues Album.

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