Re: Androgynität und Homosexualität im Pop der 80s und heute

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herr-rossi
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Some Velvet MorningIch habe hier mehrere Themenblöcke sozusagen in die Runde geworfen. Mir geht es vornehmlich um den Gesangsstil und die Art von Pop der 80er. (…)
Was pseudo androgyne „Indie“ Kids anbelangt- darum geht es mir nicht. Bleiben wir meinetwegen beim Thema Homosexualität, aber es geht mir auch um Eure Gedanken zum Thema.

Du verknüpfst hier ja einige Dinge, die man erstmal für sich diskutieren müsste. Homosexualität und Androgynität waren wichtige Leitmotive der Popmusik der 80er, das ist klar. Dass kommerziell erfolgreiche Künstler wie Marc Almond, Jimmy Sommerville usw. ihr Schwulsein offensiv thematisierten (und auch die diskriminierende Gesetzgebung in England), war sicher ein neues Phänomen. Aber das waren letztlich nur einige der Künstler. Vielleicht noch wichtiger war, dass Pop in jener Zeit, mir fällt kein besserer Begriff ein: metrosexuell war. Bands wie ABC, Human League, Duran Duran, Culture Club, Depeche Mode (Frühphase!), Associates usw. identifiziert man nicht so wie Soft Cell oder Frankie Goes To Hollywood als schwule Bands, aber die machten weder „Jungsmusik“ noch sahen sie sonderlich „straight“ aus. Auch ein Prince war bei allen Macho-Posen nicht so eindeutig viril-hetero wie etwa ein James Brown, er wirkte zugleich feminin. Oder Dexys Midnight Runners: Musikalisch hatten sie wenig gemeinsam mit den New Romantics, Synth-Poppern usw., aber optisch passten sie ins Gesamtbild. Kevin Rowland war eben nicht „Van The Man“.

Eine ganz andere Frage ist, ob es solchen Pop heute nicht mehr gibt. Dieses „heute gibt es nur noch DSDS“ kann ich nicht nachvollziehen. Gerade in den letzten Jahren gab und gibt es doch erfolgreiche Bands und Künstler wie Black Kids, MGMT, Santogold, La Roux, Gossip, Hurts, Girls usw., die gender-crossing und queerness auch wieder charts-tauglich machen. Du hörst vielleicht nur die falsche „Indie“-Musik.;-)

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