Re: U2 – No Line On The Horizon

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mikko
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Ein Redakteur von Radio Bremen schreibt einen Leserbrief

von Jens Balzer

Liebe Leser. Hören Sie manchmal öffentlich-rechtliches Radio? Ja? Nein? Radio Eins? Na gut. Aber haben Sie schon mal versucht, außerhalb Berlins einen öffentlich-rechtlichen Radiosender zu finden, der irgendetwas anderes in den Äther versendet außer vergorener Klangmolke? Waren Sie zum Beispiel schon mal in Bremen? Ja? Und haben Sie sich da nicht auch gefragt: Was sind das eigentlich für Leute, die dieses Programm zu verantworten haben? Sind das nicht vielleicht in Wahrheit doch ganz pfiffige und humorvolle Typen, die das im Dienst bloß nicht so rauslassen dürfen? Weil ihre Chefs das nicht wollen? Nun. Ein in dieser Hinsicht aufschlussreiches Schreiben erreichte uns in der vergangenen Woche von unserem Leser Burghard Rausch, der sich im Adresskopf als Mitglied der Redaktion „Radio Bremen / Nordwestradio / Musik“ vorstellte.

„Lieber Jens Balzer, liebe Feuilleton-Leute, Kollegen-Schelte ist nicht so ganz meine Sache und ich tue mich auch sehr oft sehr schwer dabei/damit. Aber die U2-Kritik zum neuen Album vom 27.2.09 hat mich dann doch schwer genervt! Natürlich ist so eine Rezension reine Geschmackssache, natürlich wird bei ,No Line On The Horizon‘ viel Rauch um nicht so viel gemacht und natürlich erwartet man nach all den Jahren nicht mehr umwerfendes Neues von U2 – aber rocken können sie noch immer. Wenn man U2 in die Ecke der ,nordatlantischen Kuschelrocker‘ stellt, wird man ihnen nicht gerecht – was auch immer damit gemeint ist. Zumal Chris Rea und James Blunt so weit von U2 entfernt sind, wie James Last von Metallica – oder so. Den Gitarren-Sound von ,Moment Of Surrender‘ in die Nähe von Ricky King zu stellen, zeugt außerdem davon, daß der aseptische King-Sound nicht mehr im Ohr sein kann. Das alles ist vielleicht Geschmackssache, aber richtig heftig wird es, wenn behauptet wird, ,Stiefel sind ein wiederkehrendes Thema‘?????????. Beispiel 1: ,Get On Your Boots‘ bedeutet (frei) ,Komm in die Gänge/Puschen‘. Von einer erotisch anziehenden Frau kann ich im Text nicht allzu viel erkennen. Beispiel 2 (und richtig ärgerlich) ist das Text-Zitat ,Re-Boot Yourself‘ aus ,Unknown Caller‘, daß nun so gar nichts mit Stiefeln zu tun hat, sonder eher mit dem am häufigsten benutzten Microsoft-Befehl. Komplett heißt diese Text-Zeile nämlich ,Re-Start and re-boot yourself‘ – ein Begriff, der jedem leidenden Computer-Benutzer geläufig sein sollte. Englische Übersetzungen sind doch keine Glücksache!!!!! Über Geschmack kann man nicht streiten, aber über journalistische??? Fehlgriffe schon. Schade – hatte ich doch als alter West-Berliner und ehemaliger Rias-Mitarbeiter die Berliner Zeitung in alter Heimat-Verbundenheit gekauft – und hatte sie sehr viel besser in Erinnerung. Und dann so etwas!!!!! LG Burghard Rausch“.

Lieber Herr Rausch, vielen Dank für Ihre Zuschrift. Sowohl der Klang der Gitarre von Ricky King als auch die deutsche Bedeutung des englischen Begriffs „Re-boot“ sind mir bekannt. Bei den von Ihnen beanstandeten Formulierungen handelte es sich jeweils um einen Witz.

Liebe Leser. Der Popredakteur muss sich von Stumpfsinn und Humorlosigkeit unter den Menschen erholen und zieht sich daher auf eine einsame Nordseeinsel zurück. Ab nächster Woche betreut Sie an dieser Stelle wieder mein sympathischer und kompetenter Kollege, Herr Markus Schneider. Seien Sie nett zu ihm und lassen Sie ihm auch mal einen Scherz durchgehen.

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