Re: BOB DYLAN Bootleg Series 5 !!!

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b-b-grunt

Registriert seit: 08.07.2002

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Der Einschätzungen zweiter Teil:

It´s All Over Now, Baby Blue
Eine solide Version, die nichts unerwartetes bringt und einen sehr guten Song in seiner ursprünglichen Schönheit wiedergibt. Kann mit der 66er Version aber nicht mithalten. Daher nur ***

Love Minus Zero / No Limit
Hier gefällt mir der Gesang wieder ausgezeichnet. Der Song wirkt zarter als auf der „halbelektrischen“ Studio-Version und Dylan trägt ihn wirklich sehr schön vor. Es beschleicht mich beim Hören das Gefühl, dass der Mann im Zimmer steht, so nahe klingt der nach vorne gemischte Stimme. ****

Tangled Up In Blue
Leider eine Standard Performance, die keine neuen Zugänge zum Song erschließt. Daher nur ***
The Water Is Wide
Ich mag Folk Songs. Ihre bestechende Einfachheit und das altmodische an den Gefühlen die sie beschwören. Mind Out Of Time kann man es vielleicht nennen. Und Dylan und Baez harmonieren hier schon ausgezeichnet. Ich meine, die ganze Show war Theater und das war eben der Folk Auftritt. Irland der 20er, 30er Jahre fällt mir da spontan dazu ein, und dazu passen auch die Manierismen in Baez Stimme, die vielleicht eher zu den Bemühungen einer Sängerin aus einem verrauchten Pub passen, als in eine Rock-Arena. ****

It Takes A Lot To Lough, It Takes A Train To Cry.
Kraftvolle Aufführung dieses Songs. Ist live sicher sehr gut gekommen und verführt mich auch von CD zum Tanzen. Als Live-Stück sicher hoch einzuordnen, für eine fünf Stern Aufnahme ist mir einfach der Song zu schwach. Daher nur ****

Oh, Sister!
Im Publikum fortert jemand „a protest song!“ und Dylan antwortet: „Here is one for you …“ –die Musik setzt ein und Dylan singt Oh Sister. Zu Scarlett Riveras wunderbarer Geige entfaltet seine Stimme dann tatsächlich einen Protestsong, der aber eher die Enttäuschung Dylans wiederspiegelt als seine Hoffnung. Gegen was hier protestiert wird? Keine Ahnung, aber ich vermut einmal (mit Paul Williams) gegen das komplizierte Männer-Frauen Verhältnis. Die Version auf Hard Rain ist kräftiger und schreit die Verzweiflung mehr heraus, aber die Nacktheit dieser Aufnahme kann es damit leicht aufnehmen. *****

Hurricane
Auch hier steht die Geige im Vordergrund. Die eigentlich sehr lineare Geschichte erfährt durch sie die nötigen Schattierungen die auch vom äußerst guten Gesang unterstützt werden, der aber trotzdem hier im wahrsten Sinne des Wortes nur die zweite Geige spielt. ****

One More Cup Of Coffee
Ein Haufen Desire Songs, wenn man bedenkt dass die Platte zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch nicht veröffentlicht war. Aber das ist gerade auch das spannende an diesen Liedern. Man spürt ihre Frische und die offensichtliche Experimentierfreude mit der die Band an die Sachen herangeht. Die Percussion und das Geigensolo zu Begin dieser Nummer etwa schaffen eine ganz eigene Atmosphäre in der sich der Song dann gut ausbreiten kann. Eine meiner Lieblingsnummern von Dylan auch wenn die Aufnahme nicht ganz mit der offiziellen Desire Version mithalten kann. Mir fehlt da ein bisschen die Fülligkeit oder man kann auch sagen die starken Gitarren die den Gesang vorantreiben könnten. Dennoch ****

Sara
Ich wird mit dem Song einfach nicht warm. Hier ist alles zu offensichtlich- oder auch nicht, aber dann ist es eine zu offensichtlich falsche Spur. Ich komm mir jedenfalls immer vor, als ob ich fremde Briefe lese, wenn ich das Lied höre. Trotzdem eine solide Aufführung. ***

Just Like A Woman
Gut gesungene, hymnische Version dieses Klassikers. Vor allem der Refrain wirkt angenehm neu. Die Tiefe der Gefühle geht dabei allenfalls ein bisschen verloren oder sie werden zumindest verschoben. Nicht mehr die Verzweiflung über diese Frau steht im Vordergrund sondern der Triumph über sie (denn man weiß schließlich wie sie sich aufführt und kann sich mit Freunden über sie lustig machen) ****

Knockin´On Heavens´s Door
Aufstellen zum Familienfoto. Man feiert sich selbst am besten mit einem Song der ebenso gut zu einer Hochzeit wie zu einer Beerdigung passt. Veränderter Text der doch ein bisschen Aufschluss gibt über das Selbstverständnis dieser Tour (“I need someone to talk to and I know a hiding place“ “I can hear the Thunders roll“). Das Versteck im Rampenlicht wird hier offiziell enthüllt und das ganze gerät natürlich theatralisch. Fehlt nur mehr der (tatsächliche) Abschluss so eines Konzertes: This land is your Land, this land is my land. ***

Fazit folgt bald

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If you dance, you might understand the words better. David Byrne