Re: TZ Grooves – Travis Bickle

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flatted-fifth
Moderator

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Spät, aber doch. Hier sind nun endlich meine Kommentare:

01 Jimmy Castor Bunch – It’s just begun
„Watch me now, feel the groove!“ Passender Opener mit einer kraftvollen Horn-Section und wunderbarem Wah Wah-Gewirbel. Ich mag aus diesem Track zunächst gar nicht aussteigen, aber machen wir weiter:

02 Beastie Boys – Pow
Man möchte eigentlich gar nicht glauben, dass die Beastie Boys hier am Werk waren, eher vermutet man einen DJ Shadow. Tolle groovende Orgeln!

03 Sly & the Family Stone – Spaced Cowboy
Wie soll man das nennen? Country-Funk mit Jodelgroove? Ich weiß noch nicht recht, ob ich das gut finden soll. Interessant ist es aber allemal.

04 Mandrill – Fat City Strut
DAS hier finde ich nun aber definitv gut. Die Latin-Bridge ist wunderbar (erinnert mich an Señor Coconut) und die Bassline zeigt uns, wo der Groovehammer hängt.

05 Prince – Girls & Boys

Anders als Mandrill vorhin, groovt Prince hier nun staubtrocken, ohne aber dabei an Drive zu verlieren. Schon alleine das Bariton-Saxophon (es ist doch eins, oder?) hat den Track für diese TZ-Reihe qualifiziert. Absolut großartig! Kennst du eigentlich das Dynamics-Cover von diesem Song? (Erschienen auf dem Prince-Tribute „Controversy“ aus diesem Jahr)

06 Lonnie Liston Smith – Expansions
Da bringt jemand Blaxploitation und Fusion-Jazz zusammen. Shaft cruised zu Chick Corea oder so. Cruisen ist auch das richtige Stichwort, diese Musik bringt genau den richtigen Groove für unterwegs und lässt uns mit lässig langsamer Geschwindigkeit durch Umweltzonen dahingleiten.

07 Alphonze Mouzon – The Beggar
Welch ein erdiger Track. Erinnert mich zu gleichen Teilen an Stevie Wonder, Herbie Hancock und an Roy Ayers. Alle drei sind toll, ergo ist dieser Track ebenfalls toll. So einfach ist das.

08 D’Angelo – Devil’s pie
D’Angelo ist bei mir ein zweischneidiges Schwert. Kein anderer Künstler schafft es, den Rhythmus so gut zu verschleppen wie er (außer vielleicht noch Lauryn Hill). Und doch langweilt mich D’Angelo genau damit immer wieder. Es ist dann aber schlussendlich sein unüberhörbarer Prince-Einfluss, der mich mit ihm Frieden schließen lässt. Guter Mann.

09 Erykah Badu – On and on
Was soll man zu dieser charismatischen Stimme noch großartig sagen? Geht eigentlich auch gar nicht, sie verschlägt einem nämlich die Selbige…

10 Tricky – Overcome
Groovetheorie mit Banana Joe; da habe ich ja mit meiner „Groove ist positiv“-These ein Fass aufgemacht. Sicher bildet sich durch das Wiederholungsmuster hier natürlich so etwas wie ein „Groove“, aber es fühlt sich eher an wie eine im Erkalten begriffene Lavamasse: Heißer, brodelnder Ursprung, nun aber zäh und immer langsamer werdend. Erkaltete Beats würde ich es daher vielleicht nennen. Und wenn wir schon von positiv reden, Tricky ist natürlich alles andere als das. Wer das aktuelle Interview mit ihm in der Spex gelesen hat, versteht vielleicht was ich meine. Aber nun mal alle gedanklichen Anstrengungen beiseite, dieser Track ist trotzdem ziemlich gut. Von der Stimmung her ähnlich Massive Attacks Marvellets-Cover „The Hunter Gets Captured By The Game“, nur noch eine Spur düsterer.

11 Tom Tom Club – Wordy Rappinghood

Den Talking Heads-Spin Off hatte ich zunächst auch auf meiner Rechnung, es war sogar ein Track vom gleichen Album (der Track „Genius Of Love“). Ich glaube mittlerweile, Uffie hat sich ihren Raprhythmus von Tina Weymouth abgeschaut, diese Feststellung ist aber auch schon das Interessanteste an dem Track. Sicher, „Wordy Rappinghood“ hat einen gewissen Charme und man kann diesem Track auch irgendwie nicht böse sein. Aber er ist sehr dünn produziert, das vorhandene Groovepotenzial wird so nicht vollständig ausgespielt. Charme alleine reicht da leider nicht.

12 War – Lowrider
Yeah, Cheech & Chong’s „Up in smoke“. Cooler Kiffergroove.

13 Fu Manchu – Mongoose
12 DJ-Punkte an Dich für das Transferieren der Kuhglocke von War zu Fu Manchu. Groove ist hier durchaus vorhanden, aber Männer mit dicken Gitarren sind nicht meins. Und hier haben wir noch eine Wortmeldung:

tina toledoUrrgs, der Hardrock-typische Beckeneinsatz und die American College-Rock-Gitarren gehen gar nicht!

;-)

14 Eagles of Death Metal – Addicted to love
Das hier hat dagegen wieder Charme. Ich spüre in diesem bluesig-rootsigem Gitarrenriff durchaus Groove. Mehr zumindest als beim Original.

15 Betty Davis – He was a big freak
Irgendwoher kenne ich den Track, mir fällt nur gerade nicht ein woher. Egal, durch die übereinander gelegten Gitarrenspuren entsteht hier ein mehrdimensionaler Groove, der durch den engagierten Gesang von Betty Davis perfekt ergänzt wird.

16 Fred Wesley – House Party

Kontrolliert routinierter Funk. Live stelle ich mir das auch sehr spannend vor, in der Studioversion kickt mich dieser Track nicht so sehr. Kommt vielleicht auch daher, dass ich mal eine Überdosis Nils Landgren genommen hatte und seitdem der Posaune im Funk kritisch gegenüberstehe…

17 Black Sheep – For doz that slept
Erinnert mich vom Sample-Style ein wenig an die Jungle Brothers. Turntabelism und Groove ist so eine Sache bei mir. Ich habe selbst auch lange mit dem Gedanken gespielt, einen solchen Act zu bringen, bin aber dann zu dem Schluss gekommen, dass durch die Cut-Techniken ein sauber fließender Groove verhindert wird und damit das (für mich) wichtige Repetive eines Grooves fehlt.

Was für ein klasse TZ-Beitag, Travis! Deine George Clinton und Prince-Vorlieben kommen ganz klar durch und ziehen sich wie ein roter Faden durch die Compilation. Einziger Schwachpunkt war für mich nur Fu Manchu, dafür kann aber der Track nichts – eher zielte er an meinem Geschmack vorbei. Ansonsten kann ich nur sagen, das Gehörte war alles andere als langweilig, sondern bereitete mir viel Freude beim Hören und Schreiben. Würde mich freuen, wenn wir uns in einem anderen TZ wieder begegnen!

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You can't fool the flat man!