Re: Muetis Review-Ecke

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mueti

Registriert seit: 09.11.2007

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Durch unbekannte Alben naturgemäß mit relativer Nicht-Beachtung gestraft, war mein Thread mittlerweile auf Seite 6 abgerutscht. Und obwohl ich mir bei der Besprechung eines weiteren, ebenso wenig bekannten Albums keine extensivereren Reaktionen erhoffen kann als bisher, möchte ich sie denjenigen, die interessiert sind, nicht vorenthalten.


The Goslings – Grandeur of Hair
(Archive archive23, Juli 2006, Audio CD)

1. Own a Car (7:47)
2. Croatan (5:26)
3. Golden Stair (6:44)
4. Overnight (10:47)
5. Sanibel (9:47)
6. Windowpane (3:18)
7. Haruspex (13:21)
8. Dinah (4:50)

Auf 1000 Exemplare limitiert erschien 2006 fast unbeachtet auf Archive ein kleines und außergewöhnliches Meisterwerk. Ein Stück Musik welches brennende Brutalität auf naürliche Weise mit atemberaubender Schönheit vereinte. Erst vor wenigen Wochen hatte ich das Glück zu einem relativ günstigen Preis ein Original zu ergattern.
Nicht von so offensichtlich tragisch-verschütteter Schönheit wie My Bloody Valentine, nicht so aggressiv und fast schmerzhaft energetisch wie Prurient, sondern ziemlich genau in der Mitte angesiedelt findet man Grandeur of Hair. Shoegaze bis zu seinem (un-)logischen Extrem geführt; wunderschöne Melodien und Stimmen, verzerrt fast bis zur Unkenntlichkeit. Vielleicht braucht man eine Affinität zu beiden Seiten: zu auf den ersten Blick nur brutalen Geräuschen einerseits und zu verträumten und samtigen Melodien andererseits. In jedem Fall ist eine perfektere Fusion der beiden als auf Grandeur of Hair schwer vorstellbar. Mit scheuernd rauen Gitarren- und Basssounds spielen die Amerikaner hier mit zierlichen Melodien, die so für den ein oder anderen nur noch schwer herauszuhören sein werden. Fast als würden sie ihr brillantes Songwriting einer breiten Masse unzugänglich machen wollen, steht überall saftiges Dronen, Lärmen und und Dröhnen im Vordergrund. Genau diese Kombination ist es aber. Nicht tiefe Traurigkeit, sondern tiefe Hoffnung. Keine konkrete Hoffnung, sondern ein tiefes Vertrauen darauf, dass etwas Gutes passieren wird. Und in diesem Moment ist man sich sicher, dass es genau so kommt. Doch nur wenn man genau hinhört. Denn es ist gut versteckt hinter Getöse und Lärm. Wunderbarem Getöse und Lärm. Wahrscheinlich muss man beides mögen um das Wunderbare des Albums zu entdecken. Entzweit und doch immer eins, aber nie wirklich. Immer nach Gutem strebend, immer versagend, immer verzweifelnd, nie ohne Hoffnung. Bis zuletzt, wenn die Schönheit, wie sie begann, in dröhnendem Lärm versiegt.
Wunderbar, unbeschreiblich wunderbar.

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