Re: George Harrison

#6500787  | PERMALINK

tolomoquinkolom

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joachim50Gut, daß Du George Martin und vor allem Brian Epstein in dieses „inner sanktum“ einbezogen hast:
John war als erstem klar, daß es mit den Beatles in der gehabten Form vorbei war, als Brian Epstein starb und er sagte: „We’re fucked up now“.Von da an (Spätsommer 1967) setzte der Zerfall durch Betonung der Egoismen/Individuismen allmählich ein.

Richtig. Ohne Epstein und Martin wäre die Angelegenheit – trotz aller vorhandener Talente – ziemlich schnell wieder auseinandergeflogen. Nach eigener Aussage erkennt George Martin rückblickend auch seine Gemeinsamkeiten mit Brian Epstein, die es wiederum ermöglichten in diesem sensiblen Kreativkomplex namens Beatles zusammen (aber mit unterschiedlichen Aufgaben) mitzutun. In seiner Bescheidenheit weist Martin explizit auf die große Bedeutung Epsteins für die Beatles hin, ohne dabei seine eigene, ebenfalls ganz entscheidende Bedeutung im kreativen Umfeld der vier Liverpooler zu erwähnen. Auch auf das sensible Gleichgewicht der Gruppe geht Martin ein und weist im Zusammenhang mit dem Zusammenhalt der Band auf die wichtigen Rollen von Harrison und Starr hin.

Kreative Dynamik entsteht nur bei richtiger Mischung. Neben einem Hauptkreativzentrum (Lennon/McCartney) gibt es externe Impulsgeber (Epstein/Martin) und Stabilisatoren (Harrison/Starr), wobei es gar nicht auf Gleichgewichtung der Ideenanlieferung ankommt, sondern auf das richtige Austarieren dieses psychologischen Mobiles. Enorme kollektive Kreativität entsteht gerade bei beachtlichen Gegensätzen der beteiligten Akteure. Was die Beatles für Wissenschaftler daher so interessant macht, ist, dass diese Band auf natürliche Weise einen nahezu optimalen Synergiezustand erreicht hat und auch im Stande war, diesen über einen relativ langen Zeitraum aufrecht zu erhalten. Die Beatles sind also nicht nur in musikalischer Hinsicht sehr bemerkenswert.

Daraus ergibt sich, daß es eine Frage des Blickwinkels ist.

Ja, das stimmt wohl. Mir ist inzwischen klargeworden, dass sich dieser Dissens nicht auflösen lässt. Es bleiben demnach zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen (Entstehung bzw. Veröffentlichung eines Albums) nebeneinander bestehen.

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