Re: alt. country oder wie man es auch nennen mag …

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sonic-juice
Moderator

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Antares …jemand der nicht wirklich Countrymusik war (so wie z.B. Hank Williams, Merle Haggard, George Jones, Johnny Cash usw.).
Jemand der sich um seine Werbespots und seine Verkaufszahlen mehr gekümmert hat als um seine Musik?
Ich denke dass das Gründe sind warum Garth Brooks bei vielen Countrymusik Anhängern nicht geachtet wird …

Dass Garth Brooks bei „real country“-Anhängern umstritten ist, mag vielleicht auch an seiner Kommerzialität liegen. So wie ich das verstanden habe von Leuten, die sich etwas intensiver mit den US-Country-Charts beschäftigen, war er aber vor allem aus Gründen umstritten, die ihn eigentlich für „uns Rocker“ interessanter machen müssten: weil er nämlich die strikten Formvorgaben für die Country-Charts (Gesang, Gitarre, Steel, Fiddle, Drums) nicht einhalten wollte, sondern auch Stilelemente aus anderen Gattungen einfließen ließ (E-Gitarren, Bluesharmonien, Gospelgesänge,. ..) und auch seine Konzerte eher als Rockkonzert inszeniert wurden und nicht als „grand ole opry on the road“. AMG schreibt zu seinem Album „The Chase“:
„Naturally, a backlash began to develop in the fall of 1992, beginning with the release of „We Shall Be Free,“ the first single from his fourth album. Featuring a strong gospel underpinning, the single stalled at number 12 and many radio stations refused to play it (!). It was indicative of the eclectic nature of his forthcoming album, The Chase, which pushed the boundaries of contemporary country.“
Nach diesen Experimenten, die ihm viele Feinde einbrachten, ist er dann zwischenzeitlich auch wieder traditioneller geworden. Wobei die letzte Scheibe
„Scarecrow“ wieder sehr crossover ist und meines Erachten durchaus schönen Pop mit Countryelementen (oder andersherum) bietet.
Die Anfeindungen gegen ihn muss man sich wohl insbesondere durch das Chartsystem in den USA erklären, wo normalerweise eine Single nur in Pop, Country, oder was auch immer gelistet wird, und dann gefälligst auch so zu klingen hat. Und mit diesem Kleingeist hatten halt auch schon Johnny Cash oder die Outlaws der 70er ihre Probleme (auch wenn ich die altern Recken musikalisch natürlich Brooks bei weitem vorziehe!).
Also, meiner Ansicht nach hat Garth Brooks jedenfalls gerade wegen dieser vermeintlichen Kommerzialität, die seine Songs für den Popmarkt geöffnet hat, von uns, die wir ja eher von der bösen Rock/Popseite kommen, durchaus Anerkennung verdient. Ob er das alles nur gemacht hat, um mehr Platten zu verkaufen, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber wer kann das schon? Jedenfalls hat es ihm einen kommerziellen Einbruch beschert.
Die Leute, die auf den „wahren sauberen guten“ Country pochen und jegliche schwarzen oder sonstigen Einflüsse fürchten, scheinen mir eher suspekt. Dass tatsächlich viele Country-Radiostationen eine Single wegen ihrer Gospelelemente boykottieren, sagt eigentlich alles. Und auch wenn Brooks wohl nicht gerade ein linker Revoluzzer ist, dürfte er in der stockkonservativen redneck/hillybilly-Gemeinde doch noch eher einen liberalen Geist verströmen als die meisten anderen „new country“-Stars, die den Bibelgürtel mit Munition versorgen….
Also, vielleicht einfach mal reinhören, die Musik ist schließlich das wichtigste, und vielleicht gefällt´s ja -egal was es ist und was sich der Musiker dabei gedacht hat.

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